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Als ob Australien nicht genügend attraktiver Sehenswürdigkeiten vorzuweisen hätte! Dennoch ist man als deutscher Tourist versucht, den Ort Hahndorf in den Adelaide Hills in die Reiseroute aufzunehmen. Weil hier vieles so schön deutsch ist, weil man nach mehr oder weniger langem Downunder-Aufenthalt mal wieder nach deutscher Wurst und deutschen Backwaren lechzt, weil Hahndorf als Touristenattraktion gepriesen wird, oder vielleicht weil man insgeheim bedauert, dass es nicht die eigenen Vorfahren waren, die sich in dieser herrlichen Landschaft niedergelassen haben. Welche Beweggründe den Reisenden auch immer in das herausgeputzte Stückchen Deutschland im Süden Australiens führen – Hahndorf ist zumindest einen kurzen Stopp oder Ausflug wert. Mit den vielen restaurierten Gebäuden, zum Teil in traditionellem Fachwerk errichtet, den deutschen Spezialitäten wie Mettwurst, Bienenstich oder Schweinshaxe, und nicht zuletzt mit dem jährlich im Januar stattfindenden Schützenfest – angeblich dem größten außerhalb Deutschlands – kommt einem Hahndorf wie das wohl deutscheste Städtchen außerhalb von Deutschland vor. Hier werden deutsche Tugenden und Traditionen gepflegt, auch wenn längst nicht mehr nur die Nachkommen der ersten deutschen Siedler hier leben. Die Deutschtümelei verkauft sich schließlich sehr gut, insbesondere bei Touristen aus Asien, aber eben auch bei vielen Deutschen. GeschichteFür viele Lutheraner war das Leben in Deutschland 1838 unter Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. nicht einfach, wurden sie doch wegen ihres Glaubens verfolgt. Eine Gruppe um den Lutheraner-Pastor August Ludwig Christian Kavel war bereit, in eine neue Welt aufzubrechen. Kavel hatte zuvor in London George Fife Angas getroffen, der im Auftrag der South Australian Company neue Kolonialisten für den Süden Australiens gewinnen sollte. Das passte. Insgesamt 197 Männer, Frauen und Kinder stachen am 12. August 1838 von Hamburg-Altona aus zu ihrer langen und beschwerlichen Seereise ans andere Ende der Welt. »Nur« elf Passagiere starben unterwegs – eine für diese Zeit bemerkenswert geringen Zahl, wie es in Internetquellen heißt.
Ein Kapitän und sein »Zebra«Das Schiff mit Namen »Zebra« war ein 1818 gebauter 350-Tonnen-Dreimaster. Neben den Passagieren mit ihren Habseligkeiten und den 16 Crewmitgliedern befanden sich unter anderem 100 Barrel Schwein, 100 Barrel Mehl, 65 Barrel Frischwasser, 14 Barrel Heringe sowie 40.924 Ziegelsteine. Für Passagiere und Fracht trug der dänische Kapitän Dirk Meinhertz Hahn die Verantwortung. Die »Zebra« erreichte am 28. Dezember 1838 mit 188 deutschen Immigranten an Bord Port Adelaide, das zu jener Zeit indes noch den wenig vertrauenswürdigen Namen Port Misery trug.Wegen des niedrigen Wasserstandes mussten die Deutschen noch bis zum 2. Januar 1839 an Bord bleiben. Zunächst waren die Einwanderer in Zelten in Port Adelaide untergebracht, doch mit Hilfe von Kapitän Hahn gelang es den Lutheranern wenig später, 150 Acres Land in den Adelaide Hills zu erhalten, die unter den 38 Familien aufgeteilt wurden.
Hahndorf wächstDie deutschen Siedler waren von dem Land, auf dem sie sich niederließen und das sie fortan bewirtschafteten, mehr als angetan. Sie arbeiteten hart auf den Feldern und beim Bau ihrer Häuser. Es war in den ersten Jahren sicher nicht leicht, sich ein neues Leben aufzubauen. Doch schon bald konnten sie kleine Überschüsse produzieren, die von den Frauen zu Fuß zum Markt nach Adelaide und dort verkauft wurden. Innerhalb von fünf Jahren hatten sich die Deutschen, die ihre neue Heimat aus Dankbarkeit nach ihrem Kapitän Hahndorf benannt haben, etabliert und den Respekt der meisten ihrer Nachbarn erworben. Die Einwohnerzahl Hahndorfs war auf mehr als 250 angestiegen und auch gab es inzwischen eine Kirche, eine Mühle, einen General Store, einen Pub, einen Schmied, sowie Tischler, Zimmerleute, Schuster und andere Handwerker. |
Hahndorf heuteDem Hahndorf-Besucher bietet sich heute ein gepflegtes, auf Tourismus eingestelltes Städtchen mit rund 1800 Einwohnern, in dem das Erbe seiner Gründerfamilien wach gehalten wird. In den Pioneer Gardens, einer Grünfläche an der Main Street, erinnert ein Denkmal an sie und auch dem dänischen Kapitän, dem zu Ehren der Ort Hahndorf genannt wurde, wird mit einem Monument gedacht.Entlang der von großen Bäumen beschatteten Hauptstraße stehen noch etliche Gebäude aus der Gründerzeit des Ortes – sorgsam hergerichtet und restauriert, viele aus Stein, andere in Fachwerkbauweise errichtet. Wer noch recht früh am Vormittag nach Hahndorf kommt, hat den dann noch beschaulichen Ort fast für sich alleine. Erst gegen Mittag wird es geschäftig. Dann fallen zahlreiche Touristen mit Bussen oder Mietwagen in Hahndorf ein und bevölkern die Souvenirshops, Cafés und Galerien. Dann herrscht zum Beispiel im German Arms Hotel reger Betrieb. Das 1861 von Robert Hunt errichtete Gebäude beherbergt ein nobles Restaurant, das mit einem gemütlich-gepflegten Ambiente und stolzen Preisen lockt und seine Gäste darüber aufklärt, dass der Schnaps nach dem Essen deutsche Tradition sei. Wenige Schritte weiter geht es zünftiger zu: hier wird zu Haxe und Sauerkraut deutsches Bier und »Humptata-Musik« geboten. Auch beim deutschen Metzger und in den deutschen Bäckereien klingeln die Kassen, wenn Mettwurst, Fleischkäs, Schwarzbrot oder Apfelstrudel über die Ladentheke gehen.
Niedersachsenross und »vegetarische Kühe«Beim Bummel durch den Ort wird auch das braune Schild mit dem Niedersachsenross und der Aufschrift » Hahndorf: Unser Dorf soll schöner werden« entdecken. Eher typisch australisch hingegen ist der Hinweis des Leder-Geschäftes in der Main Street, das damit wirbt, es werde ausschließlich Leder von vegetarischen Kühen verkauft.
Hahndorf AcademyIns Auge fällt an der Main Street auch das stattliche Steingebäude, das als Hahndorf Academy bekannt ist. In dem 1839 errichteten Bau hat T.W. Böhm 1857 eine private Grundschule betrieben, die 1871 um eine »Secondary School« ergänzt wurde. 1960 wurde das Gebäude restauriert und als Kunstgalerie wieder eröffnet. Heute ist sie die größte regionale Kunstgalerie in Südaustralien. Besucher können hier nicht nur Bilder bewundern, sondern verschiedenen Künstlern bei der Arbeit über die Schulter schauen. In einigen Räumen im Erdgeschoss befindet sich ein kleines Heimatmuseum, in dem allerlei Exponate und Fotos aus den Anfangsjahren Hahndorfs zu sehen sind.
SchützenfestDie alten Fotos, die in der Hahndorf Academy ausgestellt sind, beweisen es: Hier wird die Tradition des Schützenfestes gepflegt. Jedes Jahr im Januar strömen viele hundert Besucher nach Hahndorf, um dem Spektakel beizuwohnen. Nicht nur im 28 Kilometer entfernten Adelaide wird schon Tage vor dem Termin auf Plakaten für das Schützenfest geworben. Es sind übrigens sehr viele Australier, die die Veranstaltung in Hahndorf besuchen. Angeblich ist das Hahndorfer Schützenfest das größte außerhalb von Deutschland.
Informationen:Weitere Tipps für den Bummel in Hahndorf gibt das örtliche Visitors Information Centre in der 41 Main Street. Informationen zu den Sehenswürdigkeiten gibt es auch im Internet zum Beispiel unter folgender Adresse:Adelaide Hills Visitors Information Centre zur Globetrotter-Seiten-Linkliste Australien |
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