Tasmaniens historisches Erbe

Kolonialbauten und Sträflingssiedlungen

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Zumeist winken die Australier beschwichtigend ab, wenn sie Europäern von ihrer Geschichte berichten sollen. »Wir haben hier ja für europäische Verhältnisse nur eine recht junge Geschichte«, hört man dann oft. Doch tatsächlich hat Australien und insbesondere auch Tasmanien allerhand geschichtliches Erbe zu bieten.

Port Arthur

Blick auf den ehemaligen Gefängnis-Trakt von Port Arthur

















1803 wurde das damalige Van Diemens Land und heutige Tasmanien erstmals mit einer Strafkolonie besiedelt. Mauern mit Geschichte: Port ArthurUnd überall auf der Insel spiegelt sich heute die Geschichte der Sträflinge und der ersten Siedler in liebevoll restaurierten viktorianischen und georgianischen Gebäuden wider. Zu den meist besuchtesten historischen Stätten Tasmaniens zählt die ehemalige Sträflingssiedlung Port Arthur auf der Tasman-Halbinsel im Südosten.

Von 1830 bis 1877 wurden die meisten der nach Australien verschifften Gefangenen, rund 12.700, nach Port Arthur deportiert und dort eingekerkert. Den landschaftlich herrlichen Ort an den Ufern einer reizvollen Bucht konnten sie sicher nicht genießen. Die Tasman-Halbinsel eignete sich ideal, denn nur durch einen schmalen Landstreifen ist sie mit dem Rest der Insel verbunden. Jene Stelle, das Eaglehawk Neck, wurde von bissigen Hunden und Wachleuten gesichert.

Während der fast 50 Jahre, die das Gefängnis in Betrieb war, saßen hier fast 12.700 Verurteilte ein, mussten hart arbeiten und sich strenger Disziplin unterwerfen. Auspeitschungen und schmiedeeiserne Beinfesseln waren an der Tagesordnung. Kirche im ModellgefängnisUnver-
besserliche wurden in das seinerzeit »neuzeit-
liche« Modellge-
fängnis, das Separate Prison, gesteckt, wo in Einzelhaft und völliger Isolation ihr Wille »gebrochen« werden sollte. Selbst beim Gottesdienst in der Kapelle des Separate Prison war jeder Gefangene in einem eigenen kleinen Holzverschlag eingesperrt, der einzig den Blick zum Pfarrer freigab.

Salon im Commandants Cottage

Jeder siebte Gefan-
gene starb in Port Arthur.
Auf der vor-
gelagerten Toteninsel Isle of the Dead befindet sich der Friedhof für die Sträflinge, die zumeist anonym in Massengräbern bestattet wurden. Lediglich die freien Siedler erhielten Einzelgräber mit Grabstein. Im Rahmen einer Bootstour kann man gegen extra Salär die Insel betreten.

Stück für Stück haben Archäologen und Historiker die Geschichte des Gefängnisses zusammengetragen. Veranschaulicht wird dieses düstere Kapitel anhand von sehenswerten Exponaten im Besucherzentrum. Hier bekommt der Besucher eine Spielkarte, anhand derer er in die Vergangenheit eintauchen und »sein« Schicksal nachvollziehen kann. Das von John Johnson zum Beispiel. Der gelernte Bäcker wurde im Alter von 21 Jahren von Irland nach Port Arthur deportiert.

Auf dem 125 Hektar großen Gelände stehen noch viele der alten Sandsteingebäude, von vielen sind allerdings nur noch Ruinen erhalten geblieben. Um eine Vorstellung zu bekommen, wie das Leben der Sträflinge, Soldaten und Zivilbevölkerung im 19. Jahrhundert gewesen sein mag, kann man an einer Führung teilnehmen oder aber auf eigene Faust durch die Anlage schlendern. Überall geben Hinweistafeln Auskunft darüber, wie die einzelnen Gebäude genutzt wurden.

Cottage auf dem Gelände von Port Arthur

Mar-
kan-
teste Ruine und wohl meist fotografiertes Objekt in Port Arthur ist das Peniteniary. In diesem Gefängnistrakt, von dem nur noch die Grundmauern stehen, waren 136 Sträflinge in den ersten zwei Stockwerken in separaten Zellen und 348 weitere in Mehrbett-Zellen im 4. Stock untergebracht. Linker Hand am Hügel ist der Guard Tower (Wachturm und Munitionslager) sowie die ehemaligen Offiziersquariere zu sehen. Daneben, auf eigenem eingezäunten Grundstück, hatten die Kommandanten sowie deren Angehörige ihre Residenz. In den Räumen sind allerlei original Möbelstücke ausgestellt, die einen Einblick in das Leben im 19. Jahrhundert geben.

Weiter oben auf dem Hügel, der sich über die Mason Bucht erhebt, befinden sich das Hospital, in dem sowohl Sträflinge als auch Soldaten und freie Siedler in getrennten Trakten behandelt wurden, das Smith o'Brien's Cottage, in dem der irische politische Gefangene O'Brien untergebracht war, die Wäscherei, die Paupers' Mess, ein Gebäude in dem jene Ex-Gefangenen unterkamen, die zu alt oder zu schwach zum arbeiten waren, und schließlich das berüchtigte Separate Prison, das 1849 erstmals belegt wurde.

Kirchenruine auf dem Gelände von Port Arthur

















Wendet man sich dann wieder in Richtung Besucherzentrum, so kommt man an mehreren hübsch hergerichteten Cottages (hier lebten Magistrat, Doktor, Buchhalter, Postbeamter und Kaplan) vorbei zur stattlichen Kirchenruine und den Überresten des Government Cottage mit der herrlich angelegten Gartenanlage.

Weitere Informationen über Port Arthur gibt es auf folgenden Internet-Seiten:

www.portarthur.org.au
www.portarthur-region.com.au

Sarah Island

Eine weitere Sträflingssiedlung, die im Rahmen einer Bootstour auf dem Macquarie Harbour im Westen Tasmaniens zu besichtigen ist, befand sich auf Sarah Island. Hier sind nur noch Ruinen erhalten geblieben. Von 1821 bis 1834 lebten bis zu 380 Gefangene auf Sarah Island. Die Gefangenen mussten die reichen Holzvorkommen des Umlandes ausbeuten und für den Schiffsbau nutzen.

Ruine auf der ehemaligen Sträflingsinsel Sarah Island Über die Sträflinge, die auf Sarah Island inhaftiert waren, ist viel bekannt. Eine handliche Broschüre erzählt deren Geschichte und Anekdoten aus dem Gefängnisalltag. Der Gärtner William Sylvester ging beispielsweise als Flitzer von Sarah Island in die Annalen ein. Er wurde von den Dienern des Kommandanten bestochen, um nackt um dessen Haus zu laufen und dessen Frau ein bißchen zu schockieren. Das Resultat seines skandalösen Tuns war, dass er zu den Holzarbeitern und später zu einer der Bootsbau-Crews strafversetzt wurde.

Taroona

Shottower in Taroona Wenige Kilometer südlich von Hobart liegt an der schmalen Küstenstraße das Örtchen Taroona. Es wäre schwierig, den historischen Shot Tower zu übersehen. 58 Meter hoch ragt der aus mehr als 8000 gehauenen Sandsteinblöcken errichtete Turm in den Himmel und gewährt jenen, die die vielen Stufen hinaufsteigen, einen tollen Ausblick auf die Mündung des Derwent River und die Storm Bay.

Es heißt, bei dem 1870 errichteten Turm handle es sich um den einzigen verbliebenen runden Sandsteinturm der Welt. Gebaut wurde er, um Kanonenkugeln herzustellen. Ein Besuch des Shot Towers und seines kleinen Museums, in dem unter anderem erklärt wird, wie die Kugeln hergestellt wurden, lohnt allemal, ebenso des kleinen, gemütlichen Tower-Tearooms im Untergeschoss.

Richmond

Cottage in Richmond Aus hellem Sand-
stein er-
baute georgianische Cottages aus den
20-er und 30-er Jahren des 19. Jahrhun-
derts, inmitten ihrer liebevoll gepflegten Gärten, verleihen dem hübschen alten Städtchen Richmond etwa 30 km nordöstlich von Hobart ein besonderes Flair.

Richmond ist quasi ein Freilichtmuseum aus der Kolonialzeit. Vieles ist erhalten geblieben. So auch das anno 1825 errichtete Gefängnis der Kolonialzeit. Heute ist es ein Museum und erzählt die traurige, düstere Vergangenheit hinter den dicken Mauern.

Die älteste Brücke Australiens steht in Richmond

















Bekannt ist Richmond aber hauptsächlich wegen der stattlichen Sandsteinbrücke über den Coal River. Sie gilt als älteste Brücke Australiens. In den Jahren 1823-25 ist sie von Sträflingen errichtet worden. Noch heute rollt der Verkehr über sie hinweg.

Heritage Highway

Die Route der modernen »Kulturerbe-Straße« (Heritage Highway) folgt der Strecke, die anno 1807 von den Pionieren benutzt wurde. Acht Tage brauchten diese Pfadfinder damals zur Überquerung der Insel, allerdings schafften Pferdekutschen die Reise bald darauf in 15 Stunden.

Im Heimatmuseum in Oatlands In den Mid-
lands entstanden denn auch die ersten Siedlungen im Hinter-
land, und die meisten Dörfer erhielten Namen aus der alten Heimat. Die meisten Orte entlang des Heritage Highway (Midland Highway) sind als »historische Stätten« klassifiziert und beeindrucken durch hübsch hergerichtete alte Kolonialhäuser.

Im Örtchen Ross zum Beispiel gibt es eine gut erhaltene und von Sträflingen erbaute Steinbrücke (fertiggestellt 1836) über den Macquarie River. Sie ist Australiens drittälteste Brücke. Aber auch die vielen alten Steinhäuser des Ortes laden zum Betrachten ein. Steincottage im Örtchen RossRoss ist zudem Sitz des 1988 gegrün-
deten Tasmanian Wool Centre. Aus dem Distrikt um Ross stammt feinste Merinowolle, deren Verarbeitung und Produkte im Museum und Ausstellung besichtigt werden können.

Weitere historische Orte mit überwiegend gut erhaltenen Sandsteinhäusern und Kirchen in den Midlands sind Oatlands, Campbell Town oder Cleveland. Man muss in wenigstens einem dieser netten kleinen Landstädtchen eine Pause einlegen und durch die Straßen bummeln. Hektik ist hier ein Fremdwort, denn hier gehen die Uhren alle etwas langsamer. Zudem bekommt man in den Galerien und Geschäften allerlei hübsche Mitbringsel und Kunsthandwerkliches.

Battery Point / Hobart

Hobart, Hauptstadt Tasmaniens, liegt am südöstlichen Fuß des Mount Wellington und in der Nähe der Flussmündung des Derwent Rivers. Dort befinden sich auch die historische Bucht Sullivans Cove, die Viertel Salamanca und Battery Point, ebenso wie die anglikanische Kathedrale St. David's und ihr römisch-katholisches Gegenstück St Mary's, das Parlamentsgebäude und der Sitz der Regierung.

In der gut erhaltenen Altstadt Hobarts rund um den Sullivans Cove, findet man zahlreiche alte Gebäude aus dem frühen und mittleren 19. Jahrhundert – jener Zeit, als Walfänger, Soldaten, kleine Beamte und geschäftshungrige Händler in den Speichergebäuden am Hafen für reges Treiben sorgten.

Sullivans Cove
Einige der ältesten Gebäude von Hobart ballen sich an der Sullivans Cove, wo Fischerboote im malerischen Hafen dümpeln und fangfrischer Fisch direkt vom Kahn zum Kauf geboten wird. umgeben ist die Bucht von einer schmucken kolonialen Architektur – der Sandstein strahlt in der Sonne.

Salamanca Place
Salamanca Market in Hobart Alte Spei-
cher-
gebäude am Salamanca Place, um 1830 gebaut, prägen Hobarts historisches Hafenviertel. Die langen schmucken, sandsteinernen Lagerhäuser aus der georgianischen Ära beherbergen heute Boutiquen, Buchläden, Restaurants, Straßencafés, Künstlerateliers, Kunstgewerbegalerien und Juwelierwerkstätten. Jeden Samstag findet dort der berühmte Salamanca-Markt statt. Vom Salamanca Place aus empfiehlt es sich, die Kelly Steps hinauf in den Stadtteil Battery Point zu gehen.

Battery Point
Gepflegt: Vorgärtchen eines Cottages im Stadtteil Battery Point 1804 wurde der Stadtteil Battery Point auf dem Hügel oberhalb des Salamanca Place erstmals besiedelt. Der Ort entwickelte sich prächtig, Matrosen, Fischer, Bootsbauer und reiche Kaufleute lebten hier. Aus dieser Zeit sind prächtige Villen und unzählige einfache Cottages erhalten. Beim Bummel durch die Gassen fallen auch die gepflegten kleinen Vorgärten ins Auge.

Arthurs Circus
Unbedingt anschauen sollte man sich den Arthurs Circus. Rund um den ehemaligen Dorfplatz der einstigen Arbeitersiedlung stehen 16 gut erhaltene, etwa 140 Jahre alte Häuschen. Wenn einmal eines der hübschen Cottages zum Verkauf steht, geben sich die Interessenten die Klinke in die Hand, denn Battery Point gilt heute als gute Adresse. Einige der alten Gebäude beherbergen Restaurants, Antiquitätenläden oder werden als Bed&Breakfast-Unterkünfte vermietet. Arthurs Circus in Battery Point

















Informationen:

Weitergehende Informationen gibt es im Internet unter anderem auf folgenden Seiten:

Tourism Tasmania
Port Arthur Historic Site
Port Arthur Region

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