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Zumeist winken die Australier beschwichtigend ab, wenn sie Europäern von ihrer Geschichte berichten sollen. »Wir haben hier ja für europäische Verhältnisse nur eine recht junge Geschichte«, hört man dann oft. Doch tatsächlich hat Australien und insbesondere auch Tasmanien allerhand geschichtliches Erbe zu bieten.
Port Arthur
Von 1830 bis 1877 wurden die meisten der nach Australien verschifften Gefangenen, rund 12.700, nach Port Arthur deportiert und dort eingekerkert. Den landschaftlich herrlichen Ort an den Ufern einer reizvollen Bucht konnten sie sicher nicht genießen. Die Tasman-Halbinsel eignete sich ideal, denn nur durch einen schmalen Landstreifen ist sie mit dem Rest der Insel verbunden. Jene Stelle, das Eaglehawk Neck, wurde von bissigen Hunden und Wachleuten gesichert.
Während der fast 50 Jahre, die das Gefängnis in Betrieb war, saßen hier fast 12.700 Verurteilte ein, mussten hart arbeiten und sich strenger Disziplin unterwerfen. Auspeitschungen und schmiedeeiserne Beinfesseln waren an der Tagesordnung. Unver-
Jeder siebte Gefan- Stück für Stück haben Archäologen und Historiker die Geschichte des Gefängnisses zusammengetragen. Veranschaulicht wird dieses düstere Kapitel anhand von sehenswerten Exponaten im Besucherzentrum. Hier bekommt der Besucher eine Spielkarte, anhand derer er in die Vergangenheit eintauchen und »sein« Schicksal nachvollziehen kann. Das von John Johnson zum Beispiel. Der gelernte Bäcker wurde im Alter von 21 Jahren von Irland nach Port Arthur deportiert. Auf dem 125 Hektar großen Gelände stehen noch viele der alten Sandsteingebäude, von vielen sind allerdings nur noch Ruinen erhalten geblieben. Um eine Vorstellung zu bekommen, wie das Leben der Sträflinge, Soldaten und Zivilbevölkerung im 19. Jahrhundert gewesen sein mag, kann man an einer Führung teilnehmen oder aber auf eigene Faust durch die Anlage schlendern. Überall geben Hinweistafeln Auskunft darüber, wie die einzelnen Gebäude genutzt wurden.
Mar- Weiter oben auf dem Hügel, der sich über die Mason Bucht erhebt, befinden sich das Hospital, in dem sowohl Sträflinge als auch Soldaten und freie Siedler in getrennten Trakten behandelt wurden, das Smith o'Brien's Cottage, in dem der irische politische Gefangene O'Brien untergebracht war, die Wäscherei, die Paupers' Mess, ein Gebäude in dem jene Ex-Gefangenen unterkamen, die zu alt oder zu schwach zum arbeiten waren, und schließlich das berüchtigte Separate Prison, das 1849 erstmals belegt wurde.
Weitere Informationen über Port Arthur gibt es auf folgenden Internet-Seiten: Sarah IslandEine weitere Sträflingssiedlung, die im Rahmen einer Bootstour auf dem Macquarie Harbour im Westen Tasmaniens zu besichtigen ist, befand sich auf Sarah Island. Hier sind nur noch Ruinen erhalten geblieben. Von 1821 bis 1834 lebten bis zu 380 Gefangene auf Sarah Island. Die Gefangenen mussten die reichen Holzvorkommen des Umlandes ausbeuten und für den Schiffsbau nutzen. Über die Sträflinge, die auf Sarah Island inhaftiert waren, ist viel bekannt. Eine handliche Broschüre erzählt deren Geschichte und Anekdoten aus dem Gefängnisalltag. Der Gärtner William Sylvester ging beispielsweise als Flitzer von Sarah Island in die Annalen ein. Er wurde von den Dienern des Kommandanten bestochen, um nackt um dessen Haus zu laufen und dessen Frau ein bißchen zu schockieren. Das Resultat seines skandalösen Tuns war, dass er zu den Holzarbeitern und später zu einer der Bootsbau-Crews strafversetzt wurde. |
TaroonaWenige Kilometer südlich von Hobart liegt an der schmalen Küstenstraße das Örtchen Taroona. Es wäre schwierig, den historischen Shot Tower zu übersehen. 58 Meter hoch ragt der aus mehr als 8000 gehauenen Sandsteinblöcken errichtete Turm in den Himmel und gewährt jenen, die die vielen Stufen hinaufsteigen, einen tollen Ausblick auf die Mündung des Derwent River und die Storm Bay. Es heißt, bei dem 1870 errichteten Turm handle es sich um den einzigen verbliebenen runden Sandsteinturm der Welt. Gebaut wurde er, um Kanonenkugeln herzustellen. Ein Besuch des Shot Towers und seines kleinen Museums, in dem unter anderem erklärt wird, wie die Kugeln hergestellt wurden, lohnt allemal, ebenso des kleinen, gemütlichen Tower-Tearooms im Untergeschoss.
Richmond
Aus hellem Sand- Richmond ist quasi ein Freilichtmuseum aus der Kolonialzeit. Vieles ist erhalten geblieben. So auch das anno 1825 errichtete Gefängnis der Kolonialzeit. Heute ist es ein Museum und erzählt die traurige, düstere Vergangenheit hinter den dicken Mauern.
Heritage HighwayDie Route der modernen »Kulturerbe-Straße« (Heritage Highway) folgt der Strecke, die anno 1807 von den Pionieren benutzt wurde. Acht Tage brauchten diese Pfadfinder damals zur Überquerung der Insel, allerdings schafften Pferdekutschen die Reise bald darauf in 15 Stunden.
In den Mid-
Im Örtchen Ross zum Beispiel gibt es eine gut erhaltene und von Sträflingen erbaute Steinbrücke (fertiggestellt 1836) über den Macquarie River. Sie ist Australiens drittälteste Brücke. Aber auch die vielen alten Steinhäuser des Ortes laden zum Betrachten ein. Ross ist zudem Sitz des 1988 gegrün- Weitere historische Orte mit überwiegend gut erhaltenen Sandsteinhäusern und Kirchen in den Midlands sind Oatlands, Campbell Town oder Cleveland. Man muss in wenigstens einem dieser netten kleinen Landstädtchen eine Pause einlegen und durch die Straßen bummeln. Hektik ist hier ein Fremdwort, denn hier gehen die Uhren alle etwas langsamer. Zudem bekommt man in den Galerien und Geschäften allerlei hübsche Mitbringsel und Kunsthandwerkliches.
Battery Point / HobartHobart, Hauptstadt Tasmaniens, liegt am südöstlichen Fuß des Mount Wellington und in der Nähe der Flussmündung des Derwent Rivers. Dort befinden sich auch die historische Bucht Sullivans Cove, die Viertel Salamanca und Battery Point, ebenso wie die anglikanische Kathedrale St. David's und ihr römisch-katholisches Gegenstück St Mary's, das Parlamentsgebäude und der Sitz der Regierung. In der gut erhaltenen Altstadt Hobarts rund um den Sullivans Cove, findet man zahlreiche alte Gebäude aus dem frühen und mittleren 19. Jahrhundert – jener Zeit, als Walfänger, Soldaten, kleine Beamte und geschäftshungrige Händler in den Speichergebäuden am Hafen für reges Treiben sorgten.
Sullivans Cove
Salamanca Place
Battery Point
Arthurs Circus
Informationen:Weitergehende Informationen gibt es im Internet unter anderem auf folgenden Seiten:Tourism Tasmania Port Arthur Historic Site Port Arthur Region
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