Limone sul Garda: Ein Name, der in die Irre führt

1000 Einwohner und mehr als 10.000 Touristen / Zitronen, Olivenöl und eine Mission

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Am beschaulichsten wirkt das nur knapp 1000 Einwohner zählende Städtchen Limone sul Garda am nördlichen Westufer des Gardasees in der Nebensaison. Bereits im März rücken die ersten Touristenscharen an, und bis in den November hinein bevölkern mehr als 10.000 Besucher den Ort. Neben einem angenehmen mediterranen Klima lockt vor allem seine attraktive Lage: die Altstadt direkt am Seeufer, umgeben von schroffen Felshängen und dichten Olivenhainen. Besonders markant sind die Überreste der terrassenförmigen Zitronengärten.

Blick über die Dächer von Limone auf den Gardasee














Zitronen

Seit dem 18. Jahrhundert werden in Limone Zitronen angebaut. Limone galt als nördlichstes Zitronenanbaugebiet der Welt – ein Erwerbszweig, der die Menschen zwei Jahrhunderte lang ernährte. In den Wintermonaten wurden die empfindlichen Zitrusfrüchte vor Wind und Kälte durch Glas- und Brettervorrichtungen geschützt. Heute stehen nur noch einige Pfeiler als Überreste dieser Gewächshäuser, und auch hat ist der Tourismus längst lukrativer als der Anbau und Verkauf von Zitronen. Da aber nach wie vor noch viele Limonen-Bäume das Landschaftsbild prägen, lässt man Einer der alten Zitronengärten Limonessich beim Ortsnamen leicht in die Irre führen.

Limone hat nämlich nichts mit Zitronen zu tun, sondern das Wort entstammt dem lateinischen »limes«, was soviel wie Grenze bedeutet. Und genau an einer solchen hat der Ort mehrfach gelegen: Ab dem 10. Jahrhundert verlief dort die Grenze zwischen Limone und Riva, dann zwischen dem lombardisch-venezianischen Reich und dem italienischen Königreich, später, bis zum Ende des Ersten Weltkrieges lag Limone an der italienischen Grenze zu Österreich, und heute grenzt Limone als nördlichster Ort der Provinz Brescia an die Provinz Trentino.

Olivenöl

Umgeben ist Limone sul Garda von jahrhundertealten Olivenhainen. Noch heute wird hier Olivenöl »Extra vergine« wie vor 200 Jahren hergestellt. In den ersten Novembertagen beginnt die Ernte. Auf Sprossenleitern, die aus einem einzigen Baumstamm gefertigt sind und mit einem Seil am OlivenbaumBaum befestigt werden, klettern die Pflücker hinauf und streifen die Oliven von Hand in den »grumiàl«, einen Behälter aus Eselshaus, der am Gürtel befestigt ist. Die Früchte werden dann in der Ölmühle auf dem Holzboden getrocknet, bevor sie gemahlen werden. Dies geschieht mit Hilfe zweier Mühlsteine, die durch das Wasser des San Giovanni-Baches angetrieben werden. Dann kommt das Fruchtfleisch wiederum in die Presse und wird zerkleinert. In einer Zentrifuge wird die Masse dann in Öl und Wasser getrennt. Schließlich läuft das kalt gepresste Öl durch einen Baumwollfilter und wird abgefüllt.

Die örtlichen Olivenbauern sind in der Cooperativa Agricola Possidenti Olivetti organisiert. In der Ölmühle am oberen Ende der Via Benedetto Croce wird ausschließlich die Ernte der Mitglieder verarbeitet. Interessierte Touristen können sich von Juli bis September jeweils von 16.30 bis 18.30 Uhr die Ölfabrik ansehen und im angeschlossenen Laden das fertige Produkt erwerben. Neben dem Öl seien an dieser Stelle auch die verschiedenen Oliven-Pasten empfohlen, die sich etwa als sehr schmackhafter Brotaufstrich eignen.

Aussichten und Strand

Überwiegend Hotels, Appartementanlagen und Ferienwohnungen, aber auch einige repräsentative Villen, verteilen sich links und rechts des San Giovanni-Taleinschnittes. Während die höher gelegenen Unterkünfte nahezu allesamt einen phantastischen Blick auf den See haben und mehr oder weniger nah am Waldrand und den Olivenhainen liegen, verbuchen die unterhalb der Hauptverkehrsstraße gelegenen Anlagen zumeist die Nähe zum Strand und zu verschiedenen Sporteinrichtungen als Plus für sich. Limone hat sich im Laufe der Jahre nicht nur die Hänge hinauf, sondern auch nach Süden hin immer weiter ausgebreitet. Insbesondere die hoch oben gelegenen Sträßchen bieten sich für kleinere Spaziergänge an. Bei der Orientierung hilft ein Reliefplan, den es in der Tourist-Info am zentralen Busbahnhof gibt.

Wandern

Im weiteren Umland Limones lassen sich darüber hinaus etliche anspruchsvollere Wanderungen oder Mountainbike-Touren unternehmen. Eine herrliche Aussicht auf den See bietet etwa der »Sentiero del sole« (Sonnepfad). Wer nicht alleine dem gut ausgeschilderten Pfad Nr. 101 folgen möchte, kann sich einer Gruppe von Gebirgskämpfern (Alpini) anschließen, die im Juli und August jeweils donnerstags eine geführte Tour anbieten. Von Juni bis September führen die Alpini sonntags interessierte Wanderer hinauf zur 1215 Meter hoch gelegenen Berghütte »Segala Bonaventura«.

Hoch oben: Gärten des Missionszentrums Comboni














Missionszentrum Comboni

Ein unbedingt lohnenswertes Ziel ist das Missionszentrum Comboni, das hoch oben auf einem Bergrücken throhnt. Zu erreichen ist das stattliche Bauwerk, das an ein Kloster erinnert, am besten über die Via Campaldo von der Ölmühle aus. Schon von weitem sind die Terrassengärten mit den typischen Mauern und Säulen zu sehen. Kirche und Gärten des Missionszentrums können besichtigt werden. Eingang zum Missionszentrum ComboniEine Gedenktafel erinnert an Daniele Comboni, der hier am 15. März 1831 geboren wurde und sich später als Missionsbruder vor allem für Schwarzafrika stark gemacht hat. »Afrika muss durch Afrika gerettet werden«, so seine Auffassung, die für die damalige Zeit durchaus revolutionär war. Eine kleine Ausstellung im Innern des Hauptgebäudes berichtet über das Wirken des 1996 von Papst Johannes Paul II. selig und im Oktober 2003 heilig gesprochenen Missionars. Heute ist das Geburtshaus Combonis ein Ort der Einkehr und der Wallfahrt. Die Combonianer-Brüder nehmen Priester, Ordensmänner und -frauen, Missionsgruppen sowie Laien auf.

San Pietro

Wer sich von der Mission aus auf der Via Tovo talwärts hält wird die kleine Kirche San Pietro in einem Olivenhain entdecken. Sie gilt als eine der ältesten Kultstätten am Gardasee. Bereits 1186 wird sie in einer Schrift des Papstes Urban III. erwähnt. In dem aus einem einzigen Kirchenschiff bestehenden Gebäude sind wertvolle Fresken aus dem 13. und 14. Jahrhundert zu sehen.

Gassen und Altstadt

In der Altstadt: Kirche San Rocco Die Altstadt von Limone schmiegt sich unterhalb der stark befahrenen Via IV. Novembre, einem Teil der berühmten Gardesana Occidentale (mehr dazu im Globetrotter-Kapitel: Gardasee-Infos), an die fast bis ans Seeufer reichenden Felsen des Dosso dei Roveri an. Je weiter oben gelegen, um so ruhiger geht es in den engen Gassen zu. Zum See hin jedoch drängen sich in der Hochsaison Tausende Menschen durch die »Hauptgasse« mit unzähligen Souveniergeschäften, Boutiquen und Restaurants. Im Norden der Altstadt, unweit des Limones alter HafenPassagierfähranlegers liegt die 1436 anlässlich der Pest erbaute Kirche San Rocco, die erst unlängst restauriert wurde. Die Fassade zur Seeseite ziert eine Sonnenuhr mit lateinischer Inschrift und einem Datum aus dem Jahre 1707. Wenige Schritte südlich dümpeln malerisch einige Fischerboote im kleinen, gut geschützten alten Hafen (Ponte Vecchio) vor sich hin. Weiter südwärts liegt die kleine Piazza Garibaldi.

San Benedetto-Pfarrkirche

Nur einen Häuserblock weiter beginnt eine breite Seepromenade, die weiter im Süden in einen größeren Parkplatz am Autofähranleger mündet. Oberhalb des Hotels Bellavista ragt der Turm der San Benedetto-Pfarrkirche über die Dächer der Altstadt hinauf. Altstadtgasse in LimoneDas Gotteshaus wurde 1691 an Stelle einer kleineren, vermutlich aus dem 11. Jahrhundert stammenden Kirche, erbaut. Im Innern der Pfarrkirche sind einige Kunstwerke zu bewundern, etwa den kostbaren barocken Kreuzaltar aus gelbem Veroneser Marmor, den meisterlich geschnitzten Schrank in der Sakristei oder die Bilder des Malers Andrea Celesti zu beiden Seiten des Hauptaltars. Von der Terrasse vor der Kirche bietet sich ein schöner Blick über die Altstadt hinweg auf den See.

Informationen:

Nähere Informationen über Limone sul Garda gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:

Homepage von Limone sul Garda (eher dürftige Infos)
Gardasee-Magazin (recht ausführliche Ortsinfos und mehr)
Garda.com (u.a. Orts-Infos, chaotische Übersetzung ins Deutsche)

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