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Die Stadt Koblenz gilt als eine der ältesten Städte Deutschlands mit einer mehr als 2000-jährigen Geschichte. Ihren Namen erhielt die Stadt vermutlich im ersten nachchristlichen Jahrhundert: »Confluentes« ist die römische Bezeichnung für jenen Ort am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Dem Besucher hat die Stadt am »Deutschen Eck« viel zu bieten: eine schöne Altstadt mit allerlei Sehenswürdigkeiten und geschichtsträchtigen Orten, aber auch ein attraktives Umland – beispielsweise mit der hoch über dem Rhein gelegenen Festung Ehrenbreitstein, das hübsche Schloss Stolzenfels südlich der Stadt oder die Landschaftsbilder-Bibel beim Kloster Arenberg.
Zunächst stellt die Redaktion der Globetrotter-Seiten einen Altstadt-Rundgang vor, der mit Abstechern die wichtigsten Sehenswürdigkeiten beinhaltet. Im Anschluss gibt es Vorschläge zu Ausflügen, die sich von Koblenz aus leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln organisieren lassen: Ehrenbreitstein, Arenberg und Stolzenfels. Zum Abschluss eines ausgiebigen Besichtigungstages empfiehlt sich übrigens der Bummel durch die Koblenzer Lokale – schnell wird man von der rheinischen Gastlichkeit begeistert sein, ob in einer urigen Weinstube, im In-Lokal oder im »Alten Brauhaus«.
Koblenz: Allgemeine Infos
Koblenz liegt am Zusammenfluss von Rhein und Mosel und ist umgeben von vier Mittelgebirgslandschaften: Rheinisches Schiefergebirge, Eifel, Hunsrück und Taunus. Die Stadt mit ihren 106.623 (Stand Juli 2006) Einwohnern ist das nördliche Tor zum Unesco-Welterbe »Oberes Mittelrheintal«. Ab dem 5. Jahrhundert stand Koblenz unter fränkischer Herrschaft, bis 1018 war die Stadt »reichsunmittelbar«, dann bis 1794 gehörte sie zum Trierer Kurstaat. Von 1794 bis 1814 war Koblenz Hauptstadt eines französischen Departements und ab 1815 Hauptstadt der preußischen Rheinprovinz. von 1947 bis 1950 war die Stadt Sitz der rheinland-pfälzischen Landesregierung.
Stadttheater, Obelisk und Schloss
Ausgagspunkt für den folgenden Rundgang ist der Zentralplatz am Rand der Altstadt. Er ist gut vom Hauptbahnhof aus mit dem Linienbus oder aber in rund 20 Minuten zu Fuß zu erreichen. An der Clemensstraße entlang geht es zunächst bis zum Clemensplatz, an dem sich das Koblenzer Stadttheater befindet. Kurfürst Clemens Wenzelslaus ließ den Theaterbau mit seiner klassizistischen Fassade 1786/87 durch Hofrat F.-J. Schmitz erbauen. Auf dem Vorplatz erinnert ein neun Meter hoher Obelisk an die Einweihung des Clemensbrunnens durch Wenzelslaus. Das Koblenzer Stadttheater ist übrigens das einzige erhaltene klassizistische Theater am Mittelrhein.
Schon vom Clemensplatz aus hat man das Kurfürstliche Schloss im Blick, das als größtes klassizistisches Bauwerk am Rhein gilt. Wiederum war es Wenzelslaus, der letzte Kurfürst, der 1776 den Bau des 170 Meter langen Schlosses in Auftrag gab. 1786 wurde der Bau vollendet. Von 1850 bis 1857 war der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I., Prinz Wilhelm, hier amtierender preußischer Militärgouverneur, und auch die spätere Kaiserin Augusta hat hier viele Jahre gelebt. Der Bau, der zu Repräsentationszwecken und als Behördensitz genutzt wird und nicht besichtigt werden kann, besitzt an der Vorderfront einen Portikus mit acht ionischen Säulen sowie ein Pendant dazu auf der Rheinseite mit sechs Säulen. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Kurfürstliche Schloss wieder aufgebaut.
Abstecher: Weindorf
In südlicher Richtung am Schloss vorbei und über die Hauptverkehrsstraße an der Pfaffendorfer Brücke hinweg kommt man zur Rhein-Mosel-Halle. Unterhalb der Veranstaltungshalle liegt direkt am Rheinufer das Weindorf. 1925 wurde es anlässlich der »Reichsausstellung Deutscher Wein« als typisches Winzerdorf errichtet. In den einzelnen Fachwerkhäusern wurden die Sonnenseiten des Winzerstandes präsentiert. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Weindorf zerstört und nach 1950 wieder aufgebaut und durch einen kleinen Rebgarten mit 2000 Weinstöcken ergänzt. Heute ist das Weindorf ein Gastronomiebetrieb, der wie damals Weine aus den deutschen Anbaugebieten serviert und bei Touristen auch als Fotomotiv beliebt ist.
Unter der Rheinbrücke hindurch rheinabwärts erstrecken sich die Kaiserin-Augusta-Anlagen, einer Günanlage die zum Flanieren einlädt. Die preußische Königin und spätere Kaiserin Augusta ließ dort von Fürst Pückler-Muskau und dem Landschaftsgärtner Peter Josef Lenné Mitte des 19. Jahrhunderts die Rheinanlagen anlegen. Sie zählen zu den schönsten zwischen Basel und Rotterdam. Nördlich der Rheinbrücke steht das Görres-Denkmal, das einem der bedeutendsten Söhne der Stadt, dem Publizist und Gelehrte Joseph Görres (1776-1848), gewidmet ist. Die Jünglingsfigur mit einem Adler zu Füßen und in den Himmel gestrecktem rechten Arm ist 5,23 Meter hoch. Weitere Denkmale in den Anlagen sind: eine Gedenktafel für Hans-Wilhelm Mutzbauer, das Vater Rhein und Mutter Mosel-Denkmal, eine Skulptur von Lucien Wercollier und das Max-von-Schenkendorf-Denkmal.
Konrad-Adenauer-Ufer
Vom Clemensplatz geht es nun hinunter zum Rhein. Rechter Hand sieht man die rötliche Fassade und links die Türmchen und Erker ehemaliger Regierungsgebäude. Der langgestreckte braune Bau mit den Türmchen ist Teil eines Bauensembles, das ab 1903 geplant wurde. Es handelt sich um eines der Hauptbeispiele der Neoromanik. An das ehemalige preußische Regierungsgebäude schließt sich ein eindrucksvoller, einst als Luxushotel und heute als Verwaltungszentrum genutzter Bau an. Ab der Einmündung der Stresemannstraße flussabwärts heißt die Uferpromenade Konrad-Adenauer-Ufer. Von hier starten die verschiedenen Ausflugsschiffe, die Touren auf Rhein und Mosel anbieten.
Hier steht auch das Pegelhaus mit dem ehemaligen Rheinkran. Das achteckige einstige Kran- und spätere Pegelhaus wurde zwischen 1609 und 1611 gebaut. An der Eingangstür und an den Seitenwänden finden sich diverse Pegelmarkierungen, die die Hochwasserstände vergangener Jahre markieren. Das Gebäude wird heute als Gastronomiebetrieb genutzt. Wenige Meter neben dem Pegelhaus ist die Anlegestelle der Personenfähre hinüber in den Koblenzer Ortsteil Ehrenbreitstein. Unweit des Pegelhauses erinnert eine Kupfertafel an die Schiffbrücke, die von 1819 bis 1945 Koblenz mit Ehrenbreitstein verbunden hat. Sie überspannte, so verrät es die Inschrift, auf 36 hölzernen, später eisernen Pontons den 325 Meter breiten Rhein. Wenn ein Schiff passieren wollte, wurden zwei oder drei Pontons ausgefahren. 1945 wurde sie zerstört.
Deutsches Eck
Bummelt man weiter am Konrad-Adenauer-Ufer in nördlicher Richtung – die eindrucksvolle Festung Ehrenbreitstein am gegenüber liegenden Rheinufer stets im Blick – ist schon bald die Landzunge an der Mosel-Mündung erreicht, die gemeinhin als Deutsches Eck bezeichnet wird. Korrekt ist das nicht, denn das eigentliche Deutsche Eck befindet sich in der nahegelegenen Straße Freiheit, wo moselseitige und rheinseitige Mauern des Blumenhofes aufeinander treffen. Hier hatten sich im 13. Jahrhundert die »Deutsch-Ordenstitter« angesiedelt.
Hingucker auf der Landzunge, die zumeist von Touristen-Scharen dicht bevölkert ist, ist das monströse Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I., das 1897 auf den gewaltigen Sockel gehoben wurde. 350 Zentner wog das Denkmal. 1945 wurde der Kaiser von amerikanischen Soldaten beschossen und zerstört. Von 1953 an wehte schlicht eine deutsche Fahne an seiner Stelle am Deutschen Eck bis schließlich 1993 eine Nachbildung Wilhelms mit seinem Schlachtross errichtet wurde – was, wie es heißt, nicht unumstritten war, denn Kaiser Wilhelm hatte mit nationaler Überheblichkeit und Großmannssucht Deutschland Unglück gebracht. Die Touristen lieben den Koloss als Fotomotiv und Aussichtspunkt, ungeachtet dessen, für das er in den Geschichtsbüchern steht. Empfohlen sei übrigens auch der genauere Blick auf die großen halbrunden Poller an den Flussufern. Ihre Ringe haben etwas von einem überdimensionalen Türklopfer.
Ludwig Museum und Blumenhof
Weiter geht es nun zum Sitz des einstigen Deutschen Ordens und heutigen Ludwig Museum, das weithin sichtbar hinter den alten Steinmauern aufragt. Das recht schlicht wirkende weiße Gebäude mit den roten Fenstereinfassungen wurde 1250 erbaut und beherbergt heute die Kunstsammlung des Mäzens der Stadt Koblenz, Kunsthistoriker und Schokoladenlieferanten Peter Ludwig. Vor dem Deutschherrenhaus mit dem Ludwig Museum fällt ein überdimensionaler Daumen auf, eine Skulptur des Bildhauers César.
Direkt an den Hof des Ludwig Museums grenzt der Blumenhof an, eine stille Gartenidylle in unmittelbarer Nähe zum Touristen-Trubel am Deutschen Eck. Die Anlage ist umgeben von hohen Steinmauern und auch Reste eines alten Gemäuers finden sich hier. Blumenbeete mit zwölf kleinen Springbrunnen verteilen sich um das große Rasenrechteck in der Mitte des Blumenhofes. Wer hier ein wenig umherstreift, wird viele interessante Fotomotive entdecken, etwa efeuumrankte Bogendurchgänge mit verschnörkelten Eisentoren, Fragmente von Marmorsäulen oder alte Grabsteine und Gedenktafeln. Der moderne Glasbau gegenüber dem Deutschherrenhaus wurde an Stelle einer romantischen Ruine errichtet und schützt auf moderne Art und Weise das historische Bruchsteingemäuer.
Basilika St. Kastor
Südlich an den Blumenhof grenzt die Basilika St. Kastor an, deren Außenanlage vom Blumenhof aus zu erreichen ist. Im rückwärtigen Bereich des Basilika-Gartens befinden sich eine interessante Astro-Uhr und weitere Grabplatten. Das Gotteshaus wurde auf den Fundamenten des usprünglichen Baus von 836. Damals lag die dreischiffige, flach gedeckte Pfeilerbasilika noch außerhalb der Stadt. Von ihr sind heute nur noch einige Kapitelle und ein Teil des Querschiffes erhalten. Die beiden Westtürme wurden im 11. Jahrhundert errichtet, der Chorbau mit seinen Flankentürmen und zweigeschossigen Schatzkammern entstand in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Die romanische Kirche wurde 836 gegründet, 1208 zum zweiten Mal geweiht und 1991 von Papst Johannes Paul II. zur »basilika minor«, also in den Rang einer Basilika, erhoben. Es handelt sich um einen geschichtsträchtigen Ort, denn 842 haben hier Verhandlungen der Söhne Ludwigs des Frommen bzw. der drei Enkel Karls des Großen stattgefunden, die zum Vertrag von Verdun und damit zur Teilung des Karolingerreiches führten. Für die Stadtgeschichte war St. Kastor bedeutend, weil mit Gründung des gleichnamigen Stiftes diese sich erstmals über ihre einstigen Grenzen hinaus in Richtung Moselmündung vergrößerte.
Das Innere der Basilika beeindruckt. Das hohe Kreuzgewölbe wird mit dezenten Farbverzierungen unaufdringlich betont und ein schönes Fresko ziert die Kuppelwölbung über dem Altar. Und auch die sakralen Kostbarkeiten von St. Kastor sind eindrucksvoll. Auf der linken Chorseite etwa befindet sich das Grabmal des Trierer Erzbischofs Kuno von Falkenstein mit einer liegenden Steinplastik. Die Darstellung der Zwölf Apostel zieren die Südwand des Querschiffes – auf Holz gemalte Bilder mit altem romanischen Steinrahmen, die um 1500 entstanden sind. Ein reich gegliedertes und mit Heiligenbildern, Medaillons und Putten geschmücktes Grabmal befindet sich im nördlichen Seitenschiff. Es ist ein Stätrenaissance-Epithaph des Dechanten Maternus Gillenfeldt. Sehr schön ist schließlich auch der Holzschrein mit vergoldetem Schnitzwerk, gemalten Einlagen und den Löwenfüßchen.
Peter-Altmeier-Ufer
Auf dem Platz vor der Basilika St. Kastor befindet sich der Napoleon-Brunnen. Der französische Präfekt ließ diesen zur Erinnerung an Napoleons siegreichen Russlandfeldzug errichten. Allerdings handelte er damit etwas voreilig, denn bekanntermaßen endete dieser mit einer Niederlage Napoleons. Der spätere russische Stadtkommandant ließ 1814 in französischer Sprache unter die Lobpreisung des Feldherrn die Worte »gesehen und genehmigt« einmeißeln.
Nun geht es zurück zum Wasser, zur Mosel, an der es nun links das Peter-Altmeier-Ufer entlang geht. Hier fällt ein Denkmal aus vier großen Sandsteinblöcken ins Auge: Das Peter-Altmeier-Denkmal erinnert seit 1981 an den langjährigen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz. Am gegenüber liegenen Moselufer liegt ein Campingplatz, zu dem eine Personenfähre hinüber fährt, und ein kleiner Hafen.
Deutscher Kaiser und Alte Waage
An der Einmündung der Kornpfortstraße steht ein wohnturmartiges Haus, das zum Zeitpunkt der Recherche im Mai 2006 leider eingerüstet war. Es handelt sich um das Haus Deutscher Kaiser, das vom Koblenzer Schöffen und erzbischöflichen Münzmeister Konrad von Lengenfeld erbaut wurde. Unter dem Traufsims sieht man normalerweise ein umlaufendes Mauerfries und einen krönenden Zinnenkranz. Es ist das einzige Gebäude in der Altstadt, das von Kriegszerstörungen verschont blieb. Im Parterre befindet sich ein spätgotisches Gewölbe.
In dem roten Gebäude an der Ecke Kornpfortstraße und der Straße Auf der Danne, dem alten Krämerzunfthaus, befand sich früher die städtische Mehlwaage. Der älteste Bau an dieser Stelle stammt von 1582, das jetzige Haus wurde 1709 erbaut. Gegenüber, das Eckgebäude mit dem gelben Putz, ist das Dreikönigenhaus. 1701 vom Ratsherrn von Hauschild erbaut, war es 1707 Geburtshaus des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim. Heute befindet sich in dem 1977 wieder hergestellten Gebäude die Stadtbibliothek.
Auf der Danne und
Florianspfaffengasse
In der Straße Auf der Danne, die Ende des 17. Jahrhunderts als Verbindung vom Floriansmarkt zur Kornpforte angelegt und nach dem einstigen Gasthaus »Zur Tanne« benannt wurde, liegt ein Gebäudekomplex, der einst Pfarrhaus der Liebfrauen war. Von 1018 war hier erzbischöfliche Residenz und später der Sitz des Hofgerichts. Laut Tafel am Eingang zum Vorhof in der Florianspfaffengasse befindet sich hier heute unter anderem die erzbischöfliche Pressestelle. Ein paar Meter die Florianspfaffengasse hinauf liegt linker Hand das Peter-Friedhofen-Haus mit der kleinen gleichnamigen Kapelle im Hinterhof. Der ehemalige Schornsteinfeger Peter Friedhofen gründete hier das erste Mutterhaus der Ordensgemeinschaft der Bamherzigen Brüder von Maria Hilf, um der Not leidenden Bevölkerung zu helfen. Friedhofen starb 1860 im Alter von nur 41 Jahren in Koblenz und wurde 1985 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Eine Gedenktafel am Haus erinnert an ihn.
Mehlgasse
Von der Florianspfaffengasse gibt es einen Durchgang zur parallel verlaufenden Mehlgasse. Dabei passiert man mehrere freigelegte und restaurierte alte Brunnen in einem grünen Innenhof, der umgeben ist von schön hergerichteter Altbausubstanz und gut an die Umgebung angepassten Neubauten. Hier ist einer der lauschigsten Plätzchen in der Altstadt. Über das schmiedeeiserne Tor hinweg sieht man die Türme der Liebfrauenkirche. Auch die Mehlgasse ist geprägt von schmuck herausgeputzten Wohn- und Geschäftshäusern mit kleinen Läden und Lokalen.
Abstecher: Liebfrauenkirche
Folgt man der Mehlgasse in südlicher Richtung, gelangt man zur Liebfrauenkirche im Herzen der Altstadt. Die fünfachsige Pfeilerbasilika wurde 1180 bis etwa 1250 erbaut. Mit dem Bau des gotischen Chors wurde 1404 begonnen, die barocken Zwiebeltürme stammen aus dem Jahr 1693. An Stelle der heutigen Kirche befand sich bereits zu Zeiten Kaisers Valerians (346-375) eine antike Halle, die im 5. und 6. Jahrhundert von Christen als Kirche genutzt wurde. Die Liebfrauenkirche brannte im Zweiten Weltkrieg nieder und wurde kurz darauf wieder aufgebaut und mit den welschen Hauben 1950 vervollständigt.
Sehenswert in ihrem Innern ist etwa eine wertvolle steinerne Muttergottesfigur auf einer Weltkugel in einer Nische im zweiten Stockwerk, die weiße Marmorbüste auf dem Grabmal des kaiserlichen Gesandten im Haag, Johannes Kramprich von Kronefeld, oder aber das gotische Glasgemälde »Christus am Kreuz mit Maria und Johannes« im nördlichen Seitenchor. Wer das Altarbild des Nikolausaltars genauer betrachtet, kann auf dem von einem Engel gehaltenen Pergament eine alte Stadtansicht von Koblenz entdecken, die der Künstler hier geschickt eingefügt hat. Ein virtueller Rundgang durch die Liebfrauenkirche ist auf der Website der Kirchengemeinde möglich.
Floriansmarkt
Die Mehlgasse oder die dazu parallel verlaufende Gemüsegasse münden in nördlicher Richtung am Floriansmarkt. Nach Belagerungen der Stadt im Dreißigjährigen Krieg und mehreren Jahren, in denen die Pest wütete, hatte das städtische Leben seinen Schwerpunkt an den Floriansmarkt verschoben. Der Floriansmarkt hieß früher »Fruchtmaat«, weil hier der Frucht- und Getreidemarkt war. Der Platz war seinerzeit noch kleiner als heute und verfügte über eine Blutlinde und ein Marktkreuz. Der westliche Teil des Floriansmarktes wird als Parkplatz genutzt, während sich die Sehenswürdigkeiten am östlichen Ende des Platzes befinden.
Florianskirche und -garten
Dominiert wird der Floriansmarkt von der evangelischen Pfarrkirche St. Florian mit ihren hohen Spitztürmen. Die dreischiffige Pfeilerbasilika aus dem 12. Jahrhundert steht auf den Resten eines römischen Stadtmauerturms. Wertvoll sind die farbigen Glasfenster aus dem 14. Jahrhundert im südlichen Seitenschiff und in der Taufkapelle sowie die Fresken von Januarius Zick in den Chornischen. Der Namenspatron wacht als Skulptur am Portal.
Geht man den schmalen Durchgang links an der Kirche vorbei, gelangt man in den Pfarrgarten – ein friedliches, lauschiges Plätzchen. Hier lassen sich einige alte Schätze entdecken, etwa ein gotischer Gewölbedurchgang unter dem einstigen Kapitelhaus des Stiftes St. Florian sowie Steinreliefs.
Altes Kauf- und Danzhaus
mit Augenroller
Zurück auf dem Floriansmarkt fällt der Blick in nördlicher Richtung auf das alte gotische Kauf- und Danzhaus. Dieses wurde Anfang des 15. Jahrhunderts als Stapel- und Warenhaus erbaut. 1675 verlegte die Stadt ihre Verwaltung in das repräsentative Gebäude, in dessen Sälen einst Gerichtssitzungen und Festlichkeiten abgehalten wurden. Heute ist hier das Mittelrhein-Museum untergebracht, das eine der bedeutendsten Sammlungen rheinromantischer Gemälde und Exponate der Frühzeit bis zum 20. Jahrhundert beherbergt. Das Kauf- und Danzhaus bildet zusammen mit dem angebauten Schöffenhaus von 1528 eines der schönsten Gebäudeensembles der Stadt.
Hingucker und eine der Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt ist jedoch am mit Zwiebelhaube gekrönten Uhrenturm des Kauf- und Danzhauses der »Augenroller«. Um die Fratze mit den sich im Sekundentakt bewegenden Augen ranken sich allerlei Varianten ein und derselben Legende. Der Raubritter Johann Lutter von Kobern soll über viele Jahre im Rheinland sein Unwesen getrieben haben. Schließlich wurde er gefasst, doch soll er selbst unter Folter seine Untaten nicht zugegeben haben. 1536 wurde er zum Tode verurteilt und öffentlich auf dem Plan mit einem Schwert enthauptet.
Auf dem Weg zu seiner Hinrichtung soll er den Koblenzern zugerufen haben: »Errichtet mir ein Denkmal, es wird euch Glück bringen.« Er soll zudem auf dem Schafott mit den Augen gerollt und den Zuschauern die Zunge herausgestreckt haben – selbst, als sein Kopf bereits abgeschlagen war. Die Bürger folgten seinem Wunsch und errichteten ihm ein Denkmal mit riesigen Augen und großem Mund. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Heute rollt der Raubritter unter der Uhr am Mittelrhein-Museum mit den Augen und streckt sehr zum Vergnügen der Touristen zur vollen und zur halben Stunde die Zunge heraus.
Unterm Stern
Links vom alten Kauf- und Danzhaus befindet sich der Bürresheimer Hof, den die jüdische Gemeinde Anfang des 19. Jahrhunderts kaufte und von 1851 an bis zur Reichskristallnacht am 9. November 1938 als Synagoge nutzte. Nun geht es rechts vom Schöffenhaus in die Gasse Unterm Stern. An der Wand des Eckgebäudes zur Kornpfortstraße befindet sich eine Nachbildung der »Schürger Madonna«. 1532 sollen die Schürger (Hafenarbeiter) das Madonnenbild aus der Mosel gelänet haben. 1961 hatte es der damalige Hausbesitzer nach dem Verkauf des Hauses mitgenommen. Die Nachbildung wurde 1998 errichtet.
Alte Burg und Balduinbrücke
Moselaufwärts liegt am Peter-Altmeier-Ufer die Alte Burg unmittelbarer an der Balduinbrücke, der ältesten erhaltenen Moselbrücke der Stadt. 1332 ließ sie Kurfürst und Erzbischof Balduin erbauen. Ursprünglich zählte sie mindestens 20, heute noch 11 Bögen. Eine Steinfigur in der Mitte der Steinbrücke erinnert an Balduin. 50 Meter stromabwärts fand man zwischen 1860 und 1867 Reste einer Pfahlbrücke aus römischer Zeit.
Heinrich von Finstingen, Kurfürst von Trier, ließ die Alte Burg im 13. Jahrhundert als »Trutzburg« gegen die nach Selbstständigkeit strebenden Koblenzer Bürger errichten. Einst war sie Sitz der Ministerialenfamilie von der Arken. In dem eindrucksvollen Bau mit kunstvollem, aus rotem Sandstein eingefassten Portal und Zwiebeltürmen sind heute das Stadtarchiv und Teile der Stadtbibliothek untergebracht.
Münzplatz
Durch die Gasse Paradies gelangt man nun durch einen Torbogen mit Mosaik zum Münzplatz, dessen Name an die ehemalige kurfürstliche Münze erinnert. Diese befand sich ab 1667 in einem großen Komplex. Das einstige Münzmeisterhaus von 1763 wurde nach 1938 umfangreich renoviert und diente zunächst als Polizeidienststelle und später als Altenbegegnungsstätte des Deutschen Roten Kreuzes. Am westlichen Ende des Platzes, auf dem übrigens Teile eines römischen Erdkastells entdeckt wurden, befindet sich das Geburtshaus des Fürsten Metternich. 1773 erblickte er hier das Licht der Welt, später wurde er Außenminister und Staatskanzler des österreichischen Kaiserreiches.
Ein Denkmal an der südöstlichen Ecke des Münzplatzes verdient Beachtung. Es zeigt einen gar verschmitzt dreinblickenden Polizisten und eine Marktfrau. Wenige Meter weiter steht in der Marktstraße ein weiteres Denkmal, das einen Trommler mit putzigem Bierbäuchlein darstellt.
Vier Türme
Die Kreuzung Marktstraße, Altengraben und Löhrstraße nennt sich Vier Türme. Zwischen 1689 und 1693 wurden die vier Eckhäuser mit ihren kunstvollen Erkertürmchen erbaut. Nach dem Krieg wurden sie nach historischem Vorbild wiedererrichtet. An den Häusern sind hübsche Schmuck-Details zu entdecken. Eines der Eckhäuser trägt, so verkünden ein Schriftzug und eine Bronze-Tafel an der Fassade, den Namen Eierstockhaus. Hier befand sich bis 1848 der Sitz der Hauptwache. 1954 gründete Armin Eierstock in diesem Gebäude das Teppichhaus Eierstock.
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Abstecher: Löhrstraße / -Center
Wem zwischen all dem Sightseeing nach Shopping gelüstet, der folgt von den Vier Türmen die Löhrstraße immer geradeaus. Sie ist die Einkaufsstraße schlechthin, in der sich allerlei Geschäfte und Kaufhäuser befinden. Auch in den abzweigenden Seitensträßchen und Gassen lässt es sich nach Herzenslust stöbern. Und wer dann immer noch nicht genug hat, der besucht das Löhr-Center an der parallel verlaufenden Hohenfelder Straße, wo sich im Übrigen auch der Busbahnhof befindet. Der riesige Konsum-Tempel wurde 1984 eröffnet und beherbergt auf mehreren Etagen mehr als 140 Geschäfte und diverse Gastronomiebetriebe.
Am Plan
Von den Vier Türmen sind es nur ein paar Schritte in östlicher Richtung zum Platz Am Plan, der als Markt-, Turnier-, Veranstaltungs- und als Hinrichtungsplatz genutzt wurde. Heute ist er Treffpunkt für Einheimische und Tourisen gleichermaßen. Einige Geschäfte und Gaststätten gruppieren sich um den rechteckig angelegten Platz. Hier befindet sich die alte Feuerwache von 1719, das Drouvensche Haus von 1779 und der Clemens-Wenzelslaus-Brunnen. Letzterer erinnert an den Bau der ersten Wasserleitung der Stadt.
Folgt man der Gasse namens Entenpfuhl stolpert man nach wenigen Metern fast über einen hübschen Brunnen in der Straßenmitte. Ein Bronze-Mädchen lupft keck ihr Röckchen und scheucht die Enten aus dem Wasser. Zur Einkehr sei das »Alte Brauhaus« in der nahegelegenen Braugasse unterhalb der Liebfrauenkirche empfohlen. Seit 1689 gilt es als Stammhaus der Königsbacher Brauerei. 2002 eröffnete die Traditionsgaststätte an historischer Stätte inmitten der Altstadt unter neuer Leitung und bietet neben Bier und deftigen Gerichten auch das Erlebnis Koblenzer Geselligkeit.
Jesuitenplatz, Rathaus
und Schängelbrunnen
Rechts ab vom Entenpfuhl durch die Jesuitengasse sind es nur ein paar Schritte bis zum Jesuitenplatz im Herzen der Altstadt. In der Mitte des von schön hergerichteten Bürgerhäusern umgebenen Platzes steht das Denkmal von Johannes Müller, einen in Koblenz geborenen Anatomen und Physiologen. Seinen Namen erhielt der Platz von der gleichnamigen Ordensgemeinschaft, die von 1580 bis 1773 den zuvor (1250 bis 1580) als Zisterzienser-Nonnenkloster genutzten Gebäudekomplex bewohnten. Später war hier ein Gymnasium untergebracht. Heute befindet sich in dem einstigen Kloster das Rathaus und eine Tourist-Information. Die unterschiedliche Fassadengestaltung des Rathauses stammt aus der Spätrenaissance und aus dem Frühbarock.
In der südöstlichen Ecke des Jesuitenplatzes steht die Jesuitenkirche, die die ursprüngliche Bernharduskirche ersetzte. Von ihr sind lediglich der fünfeckige Chorabschluss und zwei Joche erhalten. Die gotische Fassade der Jesuitenkirche wurde mit einem Portal und Heiligenfiguren ausgeschmückt. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirche wurde neu aufgebaut und das Westportal mit großem Rosettenfenster und zwei schlanken Säulen verblendet.
Durch den Torbogen des Rathauses hindurch kommt man auf den Rathausvorplatz in der Gymnasialstraße. In dem einstigen Kloster hatten die Jesuiten 1583 mit dem Jesuitenkolleg die erste Schule der Stadt eröffnet. Es lohnt nicht nur der alte Portikus an einem Durchgang zum Innenhof eines Blickes. Auch der Schängelbrunnen verdient Beachtung und wird bei keiner Stadtführung ausgelassen. Der typische Koblenzer Lausbub, der Schängel, spuckt als Brunnenfigur alle paar Minuten eine ordentliche Wasserfontäne auf seine Bewunderer. Der Begriff Schängel bedeutet »der kleine Schang« und leitet sich aus dem französischen Vornamen Jean ab. Als die Stadt 1794 bis 1814 unter französischer Herrschaft stand und manches Kind so genannt wurde, bereitete die Aussprache den Koblenzern Probleme. Das mundartliche Schang wurde zunächst als Schimpfwort benutzt und entwickelte sich im Laufe der Jahre zum Spitznamen Schängel.
Josef-Görres-Platz
mit Historiensäule
Vom Jesuitenplatz aus geht es nun die Firmungstraße entlang. An Hausnummer 11 blickt die griechische Göttin der Gesundheit, Hygiea, auf die Passanten herab. Die jugendstil-verschnörkelte Hygiea im Giebel des Gründerzeithauses erinnert daran, dass hier einst ein Drogist seine Waren feilbot. Kurz drauf liegt der Josef-Görres-Platz, der von einem ungewöhnlichen Brunnen geschmückt wird. Knapp 13 Meter hoch ragt die Historiensäule auf, die die mehr als 2000-jährige Geschichte der Siedlung Koblenz in zehn Etagen darstellt – von der Römerzeit über die Kreuzzüge, den Zehnjährigen Krieg, die Französische und die Preußische Zeit und die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bis zur zukunftsorientierten Stadt heute. Gefertigt wurde die Säule nach Entwürfen des Braunschweiger Künstlers Prof. Jürgen Weber von der Kunstgießerei Herbich. Das Land Rheinland-Pfalz schenkte das stattliche Geschichtsdenkmal der Stadt anlässlich ihres 2000-jährigen Jubiläums 1992. Fertiggestellt wurde die Historiensäule indes erst im Jahr 2000. Vom Josef-Görres-Platz gelangt man via Poststraße und Clemensstraße wieder zurück zum Ausgangspunkt des Rundgangs, dem Zentralplatz.
Ehrenbreitstein: Der Ort
Es bedarf keines Autos, um zum rechtsrheinischen Stadtteil Ehrenbreitstein zu gelangen. Am Konrad-Adenauer-Ufer nahe des Pegelhauses legt eine Personenfähre hinüber in die einst selbstständige kurfürstliche Residenz mit einer Handvoll von Bauwerken aus glanzvollen Tagen ab. Vom Anleger geht es zunächst durch eine Unterführung unter der Bundesstraße hindurch. Ein paar Schritte nach rechts, und schon steht man vor der Kapuziner-Kirche des Kapuziner-Klosters. 1628 wurde der Grundstein für die ursprüngliche Kirche gelegt. Durch den kleinen Ortskern mit einigen restaurierten Fachwerk- und Barock-Gebäuden und einer Reihe verlassener Häuser sind es nur ein paar Schritte zum Mutter-Beethoven-Haus in der Wambachstraße. Hier wurde 1746, glaubt man der Gedenktafel an dem restaurierten Gebäude, Maria Magdalena Keverich, Mutter des berühmten Komponisten, geboren. Seit 1975 ist das Haus Beethoven-Gedenkstätte und Museum, in dem unter anderem die weltweit größte Beethoven-Sammlung in Privatbesitz gezeigt wird.
Nahe des großen Parkplatzes an der Charlottenstraße ist das Rheinmuseum untergebracht. Es informiert unter anderem über die Rheinschifffahrt. Passiert man den Parkplatz in nördlicher Richtung fällt das herausgeputzte Dikasterialgebäude mit Nebengebäuden ins Auge. Betrachtet man den Komplex vom gegenüber liegenden Deutschen Eck, könnte man meinen, es handle sich um ein prunkvolles Schloss. Doch die zwischen 1629 und 1632 an dieser Stelle befindliche Residenz des Trierer Erzbischofs Philipp Christoph von Soctern und Mitte des 18 Jahrhunderts zum barocken Schloss umgebaute Anlage wurde 1801 von den Franzosen gesprengt. Im 18. Jahrhundert waren hier bedeutende Baumeister am Werk, darunter auch Balthasar Neumann. Erhalten geblieben sind indes nur das Dikasterialgebäude, welches Sitz des kurfürstlichen Gerichtes war, die linker Hand gelegene Pagerie, ein schmuckes Fachwerkhaus von 1692 am Hang unterhalb der Festung, das sich heute in Privatbesitz befindet, und der Krumm- und Marstall. An der Fassade des Dikasterialgebäudes ist das kurfürstliche Wappen zu sehen, am Marstall ein sich aufbäumendes Pferd aus Sandstein.
Vom Parkplatz aus führt ein Fußweg durch einen Tunnel zur Station des Sesselliftes an der Straße Obertal, mit der Fußfaule für das entsprechende (nach Auffassung der Redaktion überteuerte) Entgelt hinauf zur Festung schweben können. Ferner gibt es zwei Fußwege hinauf zur Festung. Nicht täuschen lassen sollte man sich vom Faltplan der Koblenz Touristik, denn den dort eingezeichneten Weg direkt vom Parkplatz an der Charlottenstraße gibt es so nicht. Und so geht es entweder auf einem asphaltierten breiten Weg von der Bundesstraße nördlich der Pagerie hinauf, oder aber etwa zwei Kilometer vom Sessellift talaufwärts über eine schönen Fußweg durch den Wald.
Ehrenbreitstein: Die Festung
Sie ist nicht nur von allen Schlössern und Burgen entlang des Mittelrheins die imposanteste sondern gilt als größte erhaltene Festung Europas: Die Festung Ehrenbreitstein, 118 Meter hoch über dem Rhein gelegen. Wegen dieser exponierten Lage auf dem rechtsrheinischen Felssporn, der steil zum Rhein und zum Tal Ehrenbreitstein abfällt, und wegen ihres ausgeklügelten Befestigungssystems aus preußischer Zeit galt sie bei ihrer Fertigstellung 1828 als uneinnehmbar. Darüber hinaus ist die Festung Ehrenbreitstein Teil der preußischen Gesamtbefestigung von Koblenz, zu der auch Niederehrenbreitstein und Fort Asterstein auf der rechten sowie die Stadtbefestigung Koblenz, das Fort Großfürst Konstantin (beide linksrheinisch und südlich der Mosel) sowie die Feste Kaiser Franz und die Neuendorfer Flesche im Stadtgebiet nördlich der Moselmündung zählen.
Die Anlage
Die von 1817 bis 1828 an Stelle der 1801 von den Franzosen gesprengten kurtrierischen Festung erbaute Festung wurde gegen alle damals bekannten Waffen- und Angriffsarten sowie nach neuesten Erkenntnissen der militärischen Verteidigungstechnik im Auftrag von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen errichtet. Im Kriegsfalle sollten hier 1500 Soldaten mit 80 Geschützen den Ehrenbreitstein verteidigen. Mit den gelagerten Vorräten an Verpflegung und Munition hätten sie eine halbjährige Belagerung ausgehalten. Die Anlage besitzt zum Beispiel neun Trinkwasserzisternen mit einem Fassungsvermögen von rund 1,5 Millionen Litern. Achtmal wurde die Festung Ehrenbreitstein seit ihrer Fertigstellung armiert, also verteidigungbereit gemacht, doch angegriffen wurde sie nie. Wegen ihrer historischen Bedeutung konnte die laut Versailler Vertrag von 1919 nach dem Ersten Weltkrieg vorgesehene Sprengung der Festung verhindert werden, und auch den Zweiten Weltkrieg samt anschließender Einnahme durch die Amerikaner überstand die eindrucksvolle Anlage nahezu unbeschadet.
Obwohl die Festung Ehrenbreitstein mit ihrem System aus dicken Mauern, Toren, Graben, Geschützscharten, Tunneln und Bastionen nach außen trutzig, bedrohlich und ihrem Zweck entsprechend wirkt, wurde bei ihrer Planung auch auf eine ansprechende Gestaltung im Innern geachtet. Immerhin repräsentierte die Festung Ehrenbreitstein den peußischen Staat. Zum einen sollten mit der Heeresreform von 1808 und der Einführung der Wehrpflicht 1814 die Soldaten fortan menschlicher behandelt werden und komfortabler als bislang leben. Zum anderen erwecken die Fassaden am Oberen Schlosshof, der früher als Exerzier- und Appellplatz diente, den Eindruck eines herrschaftlichen Schlosses. Einzelne rot hervorgehobene Schmuckelemente heben sich von den damals wie heute gelb gestrichenen Fassaden hervor. Über dem Tor der mit Geschütz- und Gewehrscharten versehenen Kurtine prangt der peußische Adler mit den Initialen Friedrichs des Großen.
Führungen, Museum und Ehrenmal
Bezeichnungen für Teile der Festungsanlage, wie Kurtine oder Ravelin gehen übrigens auf französische und italienische Ingenieure zurück, die seit dem 16. Jahrhundert in der europäischen Festungsbaukunst führend waren. Der Besucher erfährt die Bedeutungen dieser Fachvokabeln in einem Faltplan, anhand dessen er sich in der Festung Ehrenbreitstein orientieren kann, so er nicht an einer der regelmäßigen Führungen teilnimmt, die von April bis November täglich angeboten werden. Darüber hinaus gibt es nach Voranmeldung zu festen Terminen Spezialführungen zu besonderen Aspekten der Festung und ihrer Geschichte. Die Festung beherbergt heute das Landesmuseum Koblenz mit einer Sammlung technischer Altertümer, das Amt Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz, eine Ausstellung über den preußischen Soldatenalltag, eine Dauerausstellung »Archäologie am Mittelrhein« eine Jugendherberge, das Ehrenmal des Heeres und Gastronomie.
Festungs-Rundgang
Wer durch den Wald hinauf zur Festung kommt oder mit dem Auto hochfährt, betritt die Anlage durch das Feldtor, dort, wo einst am ehesten Angriffe zu erwarten waren. Gleich links im halbrunden Turm Ungenannt, dessen Name wahrscheinlich vom Vorläufer der preußischen Anlage stammt, befindet sich ein Informationszentrum zur Geschichte der Festung sowie ein Museums-Shop. Der langgestreckte zweigeschossige Kasemattenbau gegenüber dem Feldtor heißt Lange Linie und beherbergte einst die Geschütze. Durch das Grabentor, das wie jedes weitere Festungstor einen eigenen Namen trägt und früher über eine Zugbrücke verfügte, gelangt man vorbei an den Wachen und jenem Festungsteil, in dem sich Arrestzellen befanden, zum Hauptgraben. Dieser war in Verbindung mit den Geschützstellungen im dahinter liegenden Hauptwall das wichtigste Verteidigungswerk der Festung. Rechter Hand, vor dem Ravelin, einem fünfeckigen und von Graben umbegenen Bauwerk in der Mitte des Hauptwalls, befindet sich das Ehrenmal des Heeres.
Ravelin und die beiden Contregarden bilden zusammen den gemauerten Hauptwall, den der Besucher nun passiert. In ihrem Innern waren Geschütz- und Wohnkasematten sowie Pulvermagazine untergebracht. Zusammen bilden sie die Außenwände des Retirierten Grabens. Er lag als zurückgezogener (=retirierter) Graben als letztes Hindernis für potenzielle Angreifer vor dem Inneren der Anlage. In der linken Contregarde ist eine Ausstellung zum Soldatenalltag zu sehen, die rechte Contregarde beherbergt die Ausstellungen »Pulverdampf und Spatenstich« sowie »Geborgene Schätze«.
Gegenüber von den Contregarden befinden sich in zwei langgestreckten Komplexen die Landbastion und die Rheinbastion. Sie bilden den inneren Verteidigungsgürtel und schließen den Schlossplatz nach Norden hin ab. Verbunden sind sie durch die Kurtine mit Geschütz- und Gewehrscharten. Durch bereits erwähntes Tor kommt man nun auf den Oberen Schlosshof, das Herzstück der Festungsanlage. Wurde hier früher exerziert, so führt der Weg der meisten Touristen direkt zur Mauer an Rheinseite, denn von hier bietet sich ein postkartenreifer Ausblick hinab auf Koblenz, Rhein und Mosel sowie das Deutsche Eck. Hat man sich an der Aussicht sattgesehen, wird man südwärts eine längliche Gebäudefront sehen. Hinter dem vorspringenden Wachportikus in der Hohen Ostfront lagen früher die Dienstzimmer des Festungskommandanten. Heute zeigt das Landesmuseum Koblenz hier Ausstellungen. Rechts daneben liegt die Festungskirche, die nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann.
Im südlich des Oberen Schlosshofes gelegenen Teil der Festungsanlage befinden sich die Große Traverse, der Niedere Schlosshof, die Niedere Ostfront sowie die Südliche Traverse. Sie sind heute Teil der Jugendherberge. Das kleinere, am Abhang stehende Gebäude am nördlichen Ende des Oberen Schlosshofes ist die Obere Terrassenbatterie, in der einst die Geschütze gegen feindlichen Beschuss gedeckt und konnten aus sicherer Position nach Norden Feuern. Heute ist hier ein Restaurant mit Biergarten untergebracht. Verlassen kann man die Festung durch die Felsentorwache südöstlich der Kurtine. Der Felsenweg ist ein durch insgesamt fünf Tore geschützter Verbindungsweg hinunter zum Rhein. Auf ihm passiert man zunächst den Südlichen Abschnitt, der mit einer Zugbrücke versehen war, sowie die Geschützstellung Fort Helfenstein.
Arenberg: Die Landschaftsbilder-Bibel
Ein kurzer aber überaus lohnender Ausflug von Koblenz aus sei an dieser Stelle empfohlen. Ziel ist eine ungewöhnliche wie relativ unbekannte Sehenswürdigkeit im Stadtteil Arenberg, der von Koblenz aus problemlos mit dem Linienbus oder in wenigen Minuten mit dem Auto erreicht ist. Die Landschaftsbilder-Bibel von Arenberg verdient tatsächlich das Prädikat einzigartig. Ab 1845 hat hier Pfarrer Johann Baptist Kraus eine »Bibel im grünen Tempel der Natur« als Pilgerziel und Glaubenszeugnis seiner Zeit angelegt – 60 Kapellen, Grotten, Bildstöcke und biblische Figurengruppen bilden zusammen mit der ebenso sehenswerten Wallfahrtskirche St. Nikolaus die »Heiligen Orte von Arenberg«. Eingebettet sind diese in eine waldartige Parklandschaft mit seltenen Gehölzen und Pflanzen.
Auf einem gut 30-minütigen Rundweg durch den fast schon verwunschenen, geheimnisvollen Park lassen sich die verschiedenen Stationen der Landschaftsbilder-Bibel des Pfarrer Kraus erkunden. Der Förderkreis Pfarrer-Kraus-Anlagen bietet in der Saison (Karfreitag bis Allerheiligen) Führungen an. Während am Deutschen Eck oder auf der Festung Ehrenbreitstein zumeist dichtes Gedränge von Touristen herrscht, kann man mit Glück in Arenberg die Stille und ganz besondere Atmosphäre der Anlagen genießen. Der 1,2 Kilometer lange Rundweg startet vor der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Nikolaus und ist gut markiert. Ein Faltblatt, das die einzelnen Stationen beschreibt, ist unter anderem in den Koblenzer Tourist-Infos auf Anfrage erhältlich.
Der Pfad beginnt mit »Ölberg und Leidensstationen Christi«, führt weiter in den »Mariengarten«, zeigt sodann den »Leidensweg der Gottesmutter« und den »Kreuzweg Jesu Christi«. Vorbei am Mutterhaus der Arenberger Kominikanerinnen führt der Pfad nun in den »Antoniusgarten«, in dem die Grotte von Lourdes und die Einsiedelei des Heiligen Franz von Assisi mit den seiner Predigt lauschenden Tieren nachgebildet sind. Nach der Straßenunterführung geht es in den »Erlösergarten« mit dem Herzstück der Anlage, der Marienkapelle mit dem Bild der »Schmerzensmutter«. Den Rest des Rundgangs bildet die Fortsetzung des Stationenweges, der an der Pfarrkirche St. Nikolaus endet.
Zum Abschluss des Rundgangs sollte man nicht versäumen, auch ins Innere der Wallfahrtskirche St. Nikolaus zu gehen. Das Gotteshaus wurde zwischen 1860 und 1868 nach Plänen des Koblenzer Stadtbaumeisters Nebel errichtet. Einzigartig sind die ursprünglich nur mit Kalkputz überzogenen Wände. Pfarrer Kraus hat sie nach und nach mit Muscheln, verschiedenen Steinen und Schneckenhäusern aus aller Welt gestaltet. Vulkanisches Gestein wird man hier ebenso entdecken wie diverse Marmorarten, Achate, Bergkristalle, Alabaster oder Tuffstein. Die Kirche beherbergt außerdem einen kostbaren Reliquienschrein, ein Gemälde des Koblenzer Malers Januarius Zick und einen Kreuzweg von Peter Molitor.
Stolzenfels: Das Schloss
Nur fünf Kilometer südlich des Koblenzer Stadtzentrums liegt der kleine Ort Stolzenfels, über dem das gleichnamige Schloss thront. Schloss Stolzenfels gilt heute als »Kronjuwel der Rheinromantik«. Die ursprüngliche Burganlage wurde im Auftrag des Trierer Erzbischofs Arnold von Isenburg in den Jahren 1242 bis 1259 erbaut. Sie sollte zusammen mit der Burg Lahnstein am gegenüberliegenden Rheinufer die kurtrierische Territorialgrenze sichern. Vom 14. Jahrhundert bis 1412 war sie Zollburg. Die Palasbauten der Anlage entstanden von 1388 bis 1418. 1688/1689 wurde die Burg im Pfälzischen Erbfolgekrieg von den Franzosen niedergebrannt und fortan als Steinbruch genutzt. 1802 ging Stolzenfels in den Besitz der Stadt Koblenz über, die die Ruine 1823 dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. schenkte.
In seinem Auftrag wurde die alte Burg von 1836 an als neugotische Sommerresidenz nach Plänen des Berliner Baumeisters Karl Friedrich Schinkel wieder aufgebaut. Die alten Gemäuer wurden dabei in den Neubau integriert. Schinkel wandelte die mittelalterliche asymmetrische Anlage zu einer axial geordneten Anlage um. Der gotische Turm wurde aus- und das Torgebäude aufgebaut, anschließend wurden die Keller des Palasbaus zu einem sich öffnenden Gartensaal umgewandelt. Direkt davor entstand ein wunderschön angelegter Pergolagarten. Nach Schinkels Tod wurde dem wieder aufgebauten Osttrakt ein Westtrakt gegenüber gestellt. Die Arbeiten waren 1842 fertiggestellt, so dass der Preußenkönig feierlich einziehen konnte. Bis 1861 war Schloss Stolzenfels bewohnt.
Heute gilt das Schloss als eines der wenigen Denkmäler der Wohnkultur des 19. Jahrhunderts. Die königlichen Wohnräume sind so erhalten, wie Friedrich Wilhelm sie einrichten ließ. Der Besucher kann im Rahmen von Führungen kostbare Möbel und eine Sammlung von Rüstungen und Waffen bewundern – vorausgesetzt man lässt sich nicht von den Filzpantoffeln zu Rutschpartien auf dem edlen Parkett verleiten. Die Wandmalereien in der Schlosskapelle und im Kleinen Rittersaal zählen zu den bedeutendsten Werken der rheinischen Hochromantik. Und schließlich ist nicht nur das ockergelb gestrichene Schloss und der italienisch anmutende Garten mit Springbrunnen sehenswert, sondern auch die tolle Aussicht auf das Rheintal.
Informationen:
Nähere Informationen über Koblenz, die Festung Ehrenbreitstein, das Schloss Stolzenfels und die Landschaftsbilder-Bibel Arenberg gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:
Website der Stadt Koblenz (Infos über die Stadt, Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen etc.)
Burgen-Schlösser-Altertümer (Infos über Burgen, Schlösser und Altertümer in der Region Koblenz)
Website des Fördervereins Festung Ehrenbreitstein (Infos über die Festung, Veranstaltungen etc.)
Historical Highlights of Germany (Marketinggemeinschaft von 13 historischen Städten Deutschlands, darunter auch Koblenz)
Mosel-Reiseführer (Internet-Reiseführer über die Mosel, u.a. mit Infos über Koblenz)
Website des rheinischen Sagenweges (Infos u.a. über den Koblenzer Augenroller und den Schängel)
Arenberg-Info (Infos über die Landschaftsbilder-Bibel in Arenberg)
Pfarrer-Kraus-Anlagen (Infos über die Landschaftsbilder-Bibel Arenberg/Pfarrer-Kraus-Anlagen)
Website des Landesmuseums Koblenz (Infos über das Landesmuseum)
Website des Mittelrhein-Museums Koblenz (Infos über das Mittelrheinmuseum)
Burgen Rheinland-Pfalz (Infos über die Burgen in Rheinland-Pfalz)
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