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Nicht umsonst wirbt Wernigerode mit dem Slogan »die bunte Stadt am Harz«. Bummelt man durch die Altstadt, fallen die vielen bunten Fachwerkhäuser ins Auge. Mit viel Aufwand ist die alte Bausubstanz nicht nur erhalten, sondern schmuck herausgeputzt worden. Dort, wo der Zahn der Zeit genagt oder sich gar Gleichgültigkeit während der sozialistischen Vergangenheit breit gemacht hat, wurde Baufälliges passend zum historischen Umfeld durch Neues ersetzt. Über all der Pracht thront das Schloss – ein Schmuckstück. Der Ausdruck »bunte Stadt am Harz« stammt übrigens von dem Heidedichter Hermann Löns.
GeschichteIm Jahr 2004 feiert Wernigerode 775 Jahre Stadtrecht. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Wernigerode 1121. Zu dieser Zeit ließ sich Graf Adalbert »Comes de Wernigerothe« auf dem Agnesberg eine Burg bauen. Aus der Rodungssiedlung am Fuße der Burg entstand schnell ein regional bedeutender Marktflecken, so dass 1129 mit dem Stadtrecht nach Goslarschem Vorbild die Bürger unter anderem das Recht erhielten, Markt abzuhalten, Grundbesitz zu erwerben und sich innerhalb der Stadtgrenzen frei zu bewegen. Die Stadt entwickelte sich zu einer wohlhabenden Handelsstadt, verkam dann aber in der Not des 30-jährigen Krieges zu einer Stadt der Handwerker und Ackerbürger. 1806 fiel Wernigerode an das neu gegründeten Königreich Westfalen von Napoleons Gnaden. Kaum etwas liest man in den bunten Touristenbroschüren über die DDR-Zeit. Nur soviel: »Eine neue Blüte erlebt die Stadt seit der gesellschaftlichen Wende.«SchlossBurg und Güter des Grafengeschlechtes »Comes de Wernigerothe« gingen, nachdem es keine Nachfahren der Familie mehr gab, zu Beginn des 15. Jahrhundert in den Besitz der Stolberger über. Die Allianz der Grafen zu Stolberg-Wernigerode wurde besiegelt und schon bald ließ man die Wehranlagen der Burg ausbauen. Zum repräsentativen Barock-Schloss wurde der Sitz der Stolberg-Wernigeröder in den Jahren 1674 bis 1676 umgebaut. In dieser Zeit entstanden beispielsweise die Fachwerkbauten im Innenhof sowie der barocke Flügel. Weitere Umbauten in den Jahren 1861 bis 1883 gaben dem Schloss sein heutiges Aussehen. Das prunkvolle Bauwerk erinnert seither wieder an die einstige mittelalterliche Burg. Nach Enteignung der fürstlichen Familie 1945 wurden von den Verantwortlichen der damaligen DDR etliche Bausünden begangen. Seit der Wiedervereinigung werden diese nach und nach wieder rückgängig gemacht.Sehenswert ist auch das Innere des Schlosses. Zwei Rundgänge vermitteln dem Besucher Einblicke in das fürstliche Leben. Zu sehen sind zum Beispiel die Schlosskirche, die verschiedenen Gemächer des Fürstenpaares Otto und Anna mit Originalmobiliar, der prunkvolle mit riesigen Wandgemälden verzierte Festsaal, Kassetten- und Stuckdecken sowie Leder- und Jaquardtapeten. Mindestens eine Stunde sollte man sich für die Rundgänge Zeit nehmen. Wer mag, bekommt im Rahmen einer Führung die Möglichkeit in die Katakomben sowie auf den Turm des Schlosses zu steigen. Geöffnet ist das Schloss-Museum von Mai bis Oktober täglich, im November samstags und sonntags sowie von Dezember bis April dienstags bis sonntags, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Zum Schloss gelangt man entweder zu Fuß in einem rund 20-minütigen Anstieg von der Stadt aus, oder aber per Bimmelbahn sowie mit der Pferdekutsche, die hinter dem Rathaus in der Marktstraße abfahren.
Kleinstes HausAm südlichen Rand der Altstadt, wo Kochstraße und Marktstraße aufeinander treffen, befindet sich Wernigerodes kleinstes Haus. Nur wenige Meter breit wurde es um 1800 in der Lücke der benachbarten Gebäude errichtet. Bis 1976 war das Haus mit einem Flur und einem Abstellraum im Erdgeschoss, einer Stube im Ober- sowie einer Schlafkammer im Dachgeschoss noch bewohnt. 1992 erfolgte die Restaurierung des heute als Minim-Museum genutzten Gebäudes.
Schiefes HausIn der Marktstraße, Ecke Klintgasse, leuchten die roten Gefache und grauen Balken des schiefen Hauses. Das Wasser des einst an dieser Stelle entlang führenden Mühlgrabens umspülte stetig die Grundmauern des 1680 errichteten Gebäudes. Die Folge: die Ostfassade des Hauses sackte ab, bis sie von festem Gestein gestützt wurde.
OberpfarrkirchhofRund um die Sylvestri-Kirche verläuft der Oberpfarrkirchhof sowie der Klint. Hier ist der älteste Teil Wernigerodes. Hübsche Fachwerkhäuser reihen sich aneinander und geben zusammen mit dem Grün an der Kirche ein idyllisches Bild ab. Interessant sind die vielen verschiedenen Fachwerktechniken. Vor allem die unterschiedlichen Details lässt man sich am besten im Rahmen einer Stadtführung erläutern. Ein markantes Bauwerk ist auch das Gadenstedtsche Haus, das auf der Südseite der Sylvestri-Kirche steht. Errichtet wurde das Gebäude mit dem weit aus der Fassade vorragenden Erker 1582. Die zumeist Schiebefenster sind mit Butzenglas verziert. Der eigentliche Fachwerkbau erhebt sich – und das entspricht dem ältesten Bautyp Wernigerodes – über einem massiven, hohen Kellergeschoss. |
RathausDas Rathaus mit seinen beiden spitzen, aus Erkern emporstrebenden Türmchen und dem spitzen grauen Dach ist Mittelpunkt der historischen Altstadt Wernigerodes, direkt am Marktplatz gelegen und gar nicht zu verfehlen. Wo sich heute der stattliche Gebäudekomplex befindet, stand einst ein Spielhaus. Im Saal über dem Erdgeschoss führten fahrende Spielleute ihre Künste und Gauklereien auf. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde das Spielhaus abgerissen und auf einem als Weinkeller dienenden Gewölbe ein zweigeschossiges Gebäude aus Bruchsteinmauerwerk errichtet. Zwischen 1494 und 1498 erfolgte ein Umbau, bei dem auf den massiven Unterbau ein Fachwerkgeschoss aufgesetzt wurde. Es lohnt sich, die Rathausfassade genauer anzuschauen. Insgesamt 33 Holzfiguren an den Seiten und der Front stellen Heilige, Jungfrauen aber auch Knappen und Narren dar. Auch die im Nebentrackt befindliche Kreissparkasse verfügt über beachtenswerte Figuren und ein stattliches Portal mit Schnitzereien.Der imposante Brunnen im neogotischen Stil wurde 1848 zu Ehren der Wohltäter der Stadt errichtet. Am oberen Becken sind die Wappen der adligen Gönner, am mittleren Becken der Bürger zu sehen. Der so genannte Wohltäterbrunnen zählt zu den beliebtesten Fotomotiven in der Altstadt. Ein Gutes Beispiel dafür, wie in Wernigerode neue Bausubstanz in das historische Umfeld integriert wurden, ist das Hotel »Gothisches Haus« an der Westseite des Marktplatzes. Das Skelett des an dieser Stelle stehenden denkmalgeschützten Gebäudes blieb beim Neubau des Hotels stehen.
Breite StraßeDie Fußgängerzone Wernigerodes, die links und rechts des Marktplatzes mit Namen Breite Straß verläft bietet sich zum gem&uum;tlichen Bummeln geradezu an. Viele kleine Geschäfte, darunter etliche asiatische Shops sowie Restaurants und Cafés befinden sich hier. Sehenswert ist vor allem die Fassade des »Café Wien«, vom Marktplatz aus rechts. Am Obergeschoss kann man das Baujahr nachlesen: 1583. Seit 1897 ist hier ein Kaffeehaus im klassischen Stil untergebracht. Ein Stück weiter die Breite Straße nach Osten, vorbei am Nikolausplatz (an dem sich die Tourist-Information befindet), ist das Gebäude mit der Hausnummer 72 beachtenswert. Die Front des 1674 erbauten Krummelschen Hauses ist lückenlos mit einer geschnitzten Holzfassade verziert. Einige Meter weiter befindet sich auf der linken Seite ein technisches Denkmal. Das Haus von 1678 wurde noch nicht restauriert. Dennoch ist die Krellsche Schmiede eindeutig am Pferdekopf an der Fassade zu erkennen. Das westliche Ende der Fußgängerzone markiert der 38 Meter hohe Westerntorturm – einst Zoll- und Eingangstor zur Stadt von Westen her.
HinterstraßeWunderschöne kleine, alte Fachwerkhäuser reihen sich zu einem geschlossenen Ensemble in der Hinterstraße sowie in der Mittelstraße aneinander. Dort, wo beide Straßen aufeinander treffen, steht das älteste Haus Wernigerodes. Das ockergelbe Gebäude mit der Hausnummer 48 wurde um 1400 gebaut und hat als eines der wenigen Häuser hier den großen Stadtbrand von 1847 ohne größere Schäden überstanden.
Brockenbahn und BaumkuchenWer sich etwas Zeit für die liebenswerte Stadt Wernigerode nimmt, für den gibt es noch allerlei mehr zu entdecken – ein nettes kleines Feuerwehrmuseum zum Beispiel, den Lustgarten mit ehemaliger Orangerie oder den Rosenwinkel. Keinesfalls versäumen sollte man indes, sich die Harzquer- und Brockenbahn (Foto: ttk) zumindest anzugucken. Mehrmals täglich zuckeln die mit Dampf betriebene Gebirgsbahn fahrplanmäßig vom Bahnhof Wernigerode bis hinauf auf den höchsten Berg des Harzes, den Brocken, oder aber ins 60 Kilometer entfernte Nordhausen. Fans alter Dampfloks und Eisenbahnwagen sei zudem der Besuch des Ausbesserungswerkes am Bahnhof Westerntor empfohlen. Nur ein paar Schritte vom Bahnhof Westerntor sind es hinüber zur Fabrikationsstätte für Harzer Baumkuchen. Gelegentlich findet Schaubacken statt. Den köstlichen Baumkuchen kann man entweder im angeschlossenen Café gleich verzehren oder aber zum mitnehmen erwerben. Die Herstellung von Baumkuchenbacken hat im Harz und speziell in Wernigerode lange Tradition. Schon vor 1928 gab es hier drei Betriebe, die Baumkuchen herstellten und sogar in ferne Länder versandten.
Informationen:Nähere Informationen über Wernigerode gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:Harzer Verkehrsverband Wernigerode-Tourismus Schloss Wernigerode (Museum) Krellsche Schmiede (Museum) Harzer Schmalspurbahnen (Brockenbahn) Harzer Baumkuchen Friedrich |
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