Kassandra: Die Touristische

Erkundungstour auf dem westlichsten der Chalkidiki-»Finger«

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Kassandra, der westlichste der drei »Finger« der Chalkidiki-Halbinsel, gilt als der touristischste und stellt vor allem für Reisende aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden oder Großbritannien ein beliebtes Urlaubsziel dar. Nahezu alle großen Reiseveranstalter bieten Pauschalen mit Zielflughafen Thessaloniki an. Aber auch die Griechen selbst zieht es auf die Kassandra. Etwa seit den 70-er Jahren wird die touristische Infrastruktur kontinuierlich ausgebaut: Hotelanlagen entstanden entlang der attraktiven, rund 230 Kilometer langen Küstenlinie, in den Ferienorten säumen Souvenirshops, Tavernen und Bars die Straßen, Uferpromenaden und sogar Fußgängerzonen wurden angelegt, und auch auf Mietwagen, Internet-Cafés oder sportliche Angebote muss der Feriengast nicht verzichten. Zudem gibt es eine stattliche Zahl an Campingplätzen an landschaftlich reizvollen Plätzen.

Fischerboot am Naturhafen von Paliouri
















Der zunehmende Tourismus hat jedoch auf der Kassandra-Halbinsel auch seine Spuren hinterlassen. Viele Küstenabschnitte werden inzwischen von Hotel- und vor allem großen Appartementanlagen »verziert«. Offenbar hat man aber von offizieller Seite den Tourismus-Boom dann doch etwas überschätzt, denn allerorten fallen einem Rohbauten ins Auge, die längst vom Unkraut umwuchert werden, und Blick über die Dächer der Appartementanlagen von Kriopigimanche Appartementsiedlung wirkt unbewohnt. Nichts desto trotz lohnt eine Erkundungstour, denn es gibt entlang der Rundroute und abseits des Weges einiges zu sehen. Landschaftlich ist die Kassandra geprägt von hügeligem Gelände, Pinien- und Kiefernwäldern, landwirtschaftlich genutzten Flächen und natürlich von etlichen Buchten mit kieseligen und sandigen Stränden sowie einem kristallklaren, türkis und blau schimmernden Meer. Sogar eine kleine, attraktive »Steilküste« gibt es – südwestlich von Nea Potidea. Wie mit einem überdimensionalen Messer abgeschnitten wirken die im Abendlicht rot schimmernden Erd- und Steinwände.

Mietwagen, Linienbus, Wandern, Radeln

Wer mit dem Mietwagen zu einer Erkundungstour startet, ist flexibler als mit Linienbussen. Diese fahren nämlich nicht die Runde, sondern erschließen die Ostküste und den Westen Kassandras auf verschiedenen Linien. Etwa einen Tag sollte für die Erkundungstour auf Kassandra eingeplant werden. Mietwagen gibt es in allen Ferienorten für etwa 30 bis 45 Euro pro Tag in der kleinsten Fahrzeugkategorie. Eine einfache Busfahrt beispielsweise von Kallithea nach Kriopigi (ca. 5 km) kostet 90 Cent (Stand Oktober 2004). Eine weitere Alternative, die Landschaft zu erkunden, ist das Wandern. In den vergangenen Jahren wurden einige Routen markiert – etwa von Kriopigi hinauf in den Bergort Kassandrino. Per Fahrrad bietet sich schließlich die etwa ab Kriopigi bis kurz vor Paliouri parallel zur Hauptstraße verlaufende Nebenstrecke (stellenweise nicht asphaltiert) an. Folgende Beschreibungen beruhen auf einer Erkundungstour mit dem Auto.

Nea Potidea

Angler am Kanal von Nea Potidea
















Die Kassandra ist durch eine schmale Landzunge mit dem »Festland« der Chalkidiki-Halbinsel verbunden. Im Westen liegt der Golf von Thermaikos, im Osten der Golf von Toroneos. Die Kassandra liegt rund 85 Kilometer südlich von Thessaloniki, Giechenlands zweitgrößter Stadt. Quasi das »Tor zur Kassandra« ist der Ort Nea Potidea, der wie viele andere Dörfer Chalkidikis den Zusatz »Nea« im Namen trägt und erst Anfang des 20. Jahrhunderts (wieder) besiedelt wurde. Ein Kanal erspart Fischerbooten und Privatbooten die Umrundung der Halbinsel. Überspannt wird der Kanal von einer mächtigen Betonbrücke. Unmittelbar nach der zweispurig befahrbaren Brücke von Norden her, befindet sich eine Abzweigung, über die man in den Ort und zum westlich gelegenen kleinen Fischerhafen gelangt. Der ist mit seiner Lage direkt am Kanal durchaus einen Abstecher wert. Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang lässt sich das Ein- und Auslaufen der Fischerboote und -kutter von der hergerichteten »Flanier-Mole« aus beobachten. Nach dem Tagwerk hocken die Fischer auf dem Mäuerchen beim Plausch beisammen und freuen sich, wenn Sonnenuntergang in Nea Potideasich Urlauber nach dem Fang erkundigen.

Direkt vor der Küste ragen Ruinen der einstigen Befestigung der einstigen Stadt Kassandra – 316 v. Chr. vom Mazedonischen König Kassandros erbaut – aus dem Meer. Weitere Mauerreste der früheren Burganlage sind an der kleinen Straße entlang des Kanals zu sehen. Weite Teile sind von Gestrüpp überwuchert, doch auf der Ostseite wurde damit begonnen, die historischen Zeugen freizulegen. Immerhin hat die Kassandra sonst kaum viel mehr frühgeschichtliche Sehenswürdigkeiten zu bieten.

Nea Fokea

Blick über den Hafen von Nea Fokea zum Turm des Agios Pavlos
















Zu den wenigen Altertümern auf dem Kassandra-»Finger« zählt der weithin sichtbare byzantinische Turm von Nea Fokea. Dieser Turm des Agios Pavlos (Apostel Paulus) stammt aus dem 14. Jahrhundert und diente einst dem Schutz der früheren Athos-Klostergüter. 1821 soll hier Emmanouil Papas, der Revolutionsführer von Chalkidiki, sein Hauptquartier gehabt haben. Das Dorf Nea Fokea selbst wurde 1922 von griechischen Flüchtlingen aus Kleinasien gegründet. Etwa 1500 Menschen leben hier, doch während der Sommermonate geht es wegen der vielen Touristen recht lebhaft zu. Wer auf der Hauptstraße von Norden her über einen Hügel hinab in den Ort hinein fährt, ist auch schon fast wieder hinaus. Das Ortszentrum ist überschaubar. Ein kurzer Stopp lohnt aber allemal, denn rund um den kleinen, malerischen Hafen unterhalb des markanten Steinturms gibt es einige Tavernen und Fischrestaurants. Zudem geben die bunten Fischerboote mit dem Turm im Hintergrund gerade in den späten Nachmittagsstunden ein lohnendes Fotomotiv ab.

Erwähnenswert ist in Nea Fokea noch die Kapelle des Agios Pavlos, nur wenige Meter von der Hauptstraße am Dorfrand gelegen. Dabei soll es sich um ein in den Fels gehauenes mazedonisches Grab handeln. Es heißt, der Apostel Paulus habe in der Felshöhle Zuflucht vor seinen Verfolgern gefunden. Schmale Sandstrände und kristallklares Wasser locken entlang der »Steilküste« südlich des Turms von Nea Fokea.

Afitos

Die Hauptstraße führt etwa fünf Kilometer an der Küste entlang und streift die Ortschaft Afitos. Die Gegend war, so heißt es in der Literatur, schon in prähistorischer Zeit besiedelt – mindestens seit 3000 v. Chr.. Der einstige Ort wurde mehrfach zerstört, so 348 v. Chr. durch Philipp II. und 1821 während der Freiheitskämpfe von den Türken. 1827 wurde Afitos wieder aufgebaut und bietet demjenigen, der von der Hauptstraße abbiegt, einen hübschen alten Ortskern mit sehenswerten alten Steinhäusern mit Namensinschriften und Reliefs. Ab 19 Uhr wird der Verkehr ausgesperrt, so dass Urlauber wie Einheimische ungestört durch die Gassen flanieren, in einer der Tavernen einkehren oder in den kleinen Läden shoppen können. Der Ort thront hoch über dem Meer und dem attraktiven Sandstrand, der über ein steiles Verbindungssträßchen erreicht wird. Bei klarer Sicht ist vom »Dorfbalkon« aus, der Straße direkt oberhalb der Steilküste, der Toroneos Golf und die gegenüber liegende Sithonia zu sehen.

Auf dem Hauptplatz von Afitos befindet sich die 1859 erbaute Basilika Agios Dimitrios, die einzige Kuppelbasilika der Chalkidiki-Halbinsel. Der dreischiffige Kirchenbau mit Kuppel und Holzdach beherbergt alte Ikonen und Steinreliefs an der südlichen Außenwand. Ebenfalls am Hauptplatz gibt es ein Volkskunstmuseum.

Kallithea

Inmitten von Shops und Tavernen: Altes Wohnhaus in KallitheaVierter Ort an der Ostküste der Kassandra ist Kallithea, ein vom Tourismus stark geprägter recht neuer Ort mit etwa 5000 Einwohnern und etwa gleich vielen Gästebetten. In den vergangenen Jahren wurde die Infrastruktur Kallitheas voll und ganz auf Feriengäste eingerichtet. So säumen etliche Souvenirläden und Restaurants die verkehrsreiche Hauptstraße und die Seitenstraßen wurden zur Fußgängerzone erklärt. Bank, Apotheke, Supermärkte, Internet-Cafés und Discotheken sowie Kartbahn und Bowling-Center sind ebenfalls auf fast alle Urlauberbedürfnisse eingerichtet. Selbst auf den gewohnten Discounter (Lidl) müssen Selbstversorger nicht verzichten.

Manchem Reisenden werden jene jungen, dunkelhaarigen Männer in den teuren Karossen auffallen, die abends durch die Straßen fahren und sich, begleitet von dekorativen Mädels, rund um die Bushaltestelle treffen und sich gegenseitig betont cool und lässig begrüßen. »They are no greek people,« raunt ein Grieche der Autorin zu. Es handle sich um Russen, die seit ein paar Jahren in Griechenland ihren undurchsichtigen Geschäften nachgehen, erzählt er mit verschwörerischem Unterton. Wer weiß – vorstellbar wäre die Geschichte durchaus.

Direkt an der Hauptstraße Kallitheas, das seit 1946 selbständige Gemeinde ist, liegt ein kleiner Park, von dem aus sich ein schöner Blick hinunter auf das Meer und den schmalen Sandstrand bietet. Am Rande des Parks befindet sich eine kleine Kapelle mit interessanten Fresken. Pfadfinder-Kenntnisse benötigt der Urlauber, will er die beiden Hauptsehenswürdigkeiten Kallitheas besichtigen: die Überreste des Ammon Zeus-Tempels aus dem 4. Jahrhundert sowie des Tempels der Nymphen und des Dionysos. Zwar weist an der Hauptstraße ein Schild hinunter Richtung Strand, doch schon an der nächsten Weggabelung gleicht die Suche einem Lotteriespiel, denn weitere Schilder gibt es nicht. Ähnliche Erfahrungen mit der dürftigen Ausschilderung von Neue Kirche in KallitheaSehenswürdigkeiten wird der Reisende auf der Chalkidiki-Halbinsel immer wieder machen... Aber immerhin lernt man auf diese Weise Gassen, Hinterhöfe, Feldwege und Wohngebiete kennen, die man sonst nicht suchen und finden würde.

Auch wer dem Hinweisschild am südlichen Ortsausgang (nahe der Kart-Bahn) auf dem unbefestigten Weg auf der Suche nach der frühbyzantinischen Kapelle folgt, wird enttäuscht. Der Weg führt an einem Gehöft mit Pferdekoppeln vorbei hinunter zum Meer. Auf dem offenen Gelände tummelt sich eine Rotte Schweine. Rechts fällt ein großer Hotelbau ins Auge und links ist lediglich nach ein paar Metern Kletterei durchs Gebüsch eine Höhle im Sandstein zu finden, in der ein ausrangiertes Sofa und Müll herumliegt. Weitere Hinweistafeln auf die Sehenswürdigkeit Fehlanzeige. Mehrere größere Hotelanlagen liegen an der Küste zwischen Kallithea und Kriopigi. Darüber hinaus fallen vor allem in und um Kriopigi etliche Appartementblocks auf – viele davon allerdings noch im Rohbau oder unbewohnt.

Kriopigi

Absteits der Hauptstraße: Gasse mit Blick auf die Kirche von Kriopigi
















Kriopigi liegt etwa 25 Kilometer südlich von Nea Potidea und rund einen Kilometer oberhalb der Küste am Berghang. Der schmale Sand- und Kiesstrand, an den Kiefer- und Pinienwälder heranreichen, ist über zwei schmale, steile Zufahrtsstraßen erreichbar. In der Saison pendelt stündlich eine Bimmelbahn zwischen Ort und Strand. Mehrere Appartement- und Ferienanlagen liegen am Hang zwischen Meer und Ortskern und bieten Urlaubern – auch vielen Griechen – ein Feriendomizil. Am Strand gibt es eine Bar, wenige Meter entfernt befindet sich der Campingplatz.

Entlang der Hauptstraße befinden sich einige Tavernen und Souvenirshops, zudem gibt es eine Tankstelle, eine Apotheke, drei Supermärkte und eine Travel-Agentur, die als Tourist-Info fungiert. In der ausklingenden Saison (Oktober) macht der Ort einen beschaulichen Eindruck, hat aber auch kaum nennenswertes Flair. Hier sind es mehr die kleinen alltäglichen Dinge, die den Reiz ausmachen. So entdeckt man beim Bummel in den Gassen oberhalb der Hauptstraße schöne alte Häuser mit Wein-berankten Höfen oder kleinen Hausgärten, in denen Tomaten, Spitzpaprika oder Kürbisse wachsen. Auch wird von einigen Privatleuten köstlicher Kassandra-Honig verkauft. Mittendrin steht die recht neue Kirche mit ihrem Steinturm. Ein Stückchen oberhalb des dicht bewachsenen und mit Müll bereicherten Taleinschnittes befindet sich ein kleines Open-Air-Theater sowie jene Quelle, von der der Ort seinen Namen hat: krio=kalt, pigi=Quelle/Brunnen. Von hier aus führt ein etwa vier Kilometer langer Wanderweg zum Bergdorf Kassandrino. Eine Tafel mit der Route steht an dem kleinen Platz mit Sitzbänken an der Hauptstraße, unmittelbar an der Abzweigung in Richtung Strand und Campingplatz.

Polichrono

Kurz nach dem Ortsausgang von Kriopigi zweigt links eine kleine Nebenstrecke ab, die parallel zur Hauptstraße an der Küste entlang bis Chaniotis führt und sich auch für Radfahrer eignet. Nach etwa fünft Kilometern ist Polichrono erreicht, ein auf Touristen eingestellter, recht lebhafter Badeort. Der Sand-Kiesstrand ist hier recht ausgedehnt, bietet aber keinen natürlichen Schatten. Fotos zufolge ist es vor allem in der Hauptsaison hier recht voll. Zudem führt die Uferpromenade direkt am Strand entlang. Hier reihen sich Tavernen an Shops und Unterkünften aller Art. Laut des von den Kassandra-Gemeinden herausgegebenen Reiseführers »Kassandra ‘96« stellen der alte Friedhof und die alten Häuser die Verbindung zur altgriechischen Kultur dar. In der Ortsbeschreibung über Polihrono heißt es außerdem, die alte Steinkirche von Agios Athanasios mit ihrem hohen Glockenturm gebe das »tiefe und lebendige religiöse Gefühl der Dorfbewohner« wider.

Abseits der Hauptstraße liegt die kleine sehenswerte Kapelle Panagouda. Ein Hinweisschild etwa auf halbem Weg zwischen Polichrono und Chaniotis markiert Kapelle Panagouda: Hierhin verirren sich nur wenige Touristendie Abzweigung und führt erstaunlicherweise zum Ziel. Still und malerisch liegt das weiß getünchte Kirchlein und seine Nebengebäude von Wald, Olivenbäumen und Bienenstöcken umgeben da. Im Innern können einige Ikonen bewundert werden.

Chaniotis und Pefkochori

Aus dem 1936 entstandenen Dorf Chaniotis hat sich ein wichtiges Touristenzentrum der Kassandra entwickelt. Entsprechend ausgebaut ist die Infrastruktur und entsprechend viel Trubel herrscht hier während der Saison. Das »Leben« spielt sich rund um den Hauptplatz im Zentrum ab. Direkt am Ortseingang von Pefkochori, dem nächsten Ferienort an der Ostküste, weist ein Hinweisschild auf das etwa drei Kilometer im Landesinnern gelegene Kloster Osiou Ioannou Rossou. Erstaunlicherweise wird der OrtsunkundigeKloster Osiou Ioannou Rossour von weiteren Schildern durch die Gassen des alten Teil des Ortes geleitet und kommt über eine schmale, asphaltierte Straße hinauf zum Kloster am Waldrand. An den Kirchenbau schließt sich ein flacher, schlichter Wohntrakt mit Veranden an. Von hier lässt es sich gut hinab aufs Meer blicken. Kurios: Am Glockenturm hängt eine auch alte Lkw-Felge. Das Kloster ist Johannes dem Täufer geweiht.

Die Spitze der Kassandra

Zurück auf der Hauptstraße, die durch das ebenfalls touristisch geprägte aber mit vielen Jasminbüschen, Rosensträuchern und Zitronenbäumchen geschmückte Pefkochori führt, besteht die Möglichkeit, direkt in Richtung Agia Paraskevi abzubiegen. Doch dann versäumt man eine der landschaftlich schönsten Ecken der Kassandra – die Spitze der Kassandra bei Kanistro und den wunderschönen Einsam: Strand beim Naturhafen von PaliouriNaturhafen von Paliouri. Wenige Kilometer nach Pefkochori liegt linker Hand die große Lagune. Einige Boote dümpeln in dem blauen Wasser des Naturhafens. Eine Schotterpiste führt zur schmalen sandigen und mit Kiefern und Pinien bewachsenen Landzunge, die die Lagune vom schönen, einsamen Sand-Kies-Strand und dem kristallklaren Meer trennt. Gelegentlich bauen Wildcamper im Schatten der Kiefern ihre Zelte auf.

Die Hauptstraße wendet sich nach ein paar weiteren Kilometern ins Landesinnere dem Ort Paliouri zu. Ein Streifzug durch den Ortskern mit Dorfplatz und Kirche und die schmalen Gassen mit vielen alten Steinhäusern lohnt, will der Urlauber zur Abwechslung einmal charakteristisches griechisches Dorfleben sehen. Hier sitzen noch die alten Männer vor den Häusern und streift die Katze durch die Hausgärten, hier wird Obst noch direkt vom Lkw gekauft und hält der Dorfpope einen Plausch mit Passanten.

Kanistro

Unzulänglich ausgeschildert ist die Zufahrtsstraße zum Kap Paliouri und Kapelle Agios Nicolaos bei Kanistroder Bucht von Kanistro. Vor der großen Tankstelle am Ortseingang von Paliouri geht es links ab und auf zunächst noch asphaltierter, später geschotterter Piste durch hügeliges Gelände vorbei an Plantagen mit Olivenbäumen. Nach etwa sechs Kilometern ist, hat man sich an der Abzweigung auf der Kuppe wiederum links gehalten (rechts geht es zum Leuchtturm am Kap), die kleine Siedlung Kanistro erreicht. Nur eine Handvoll Menschen lebt hier an diesem recht einsamen Zipfel. Einige Fischerboote sind hier festgemacht, Algen bedecken Ikonen im Innern der Kapelle Agios Nicolaos bei Kanistroden Strand der Bucht, und auf der Landzunge hebt sich malerisch die kleine, weiß-blau getünchte Kapelle Agios Nicolaos vom Blau des Meeres und des Himmels ab. Blau angestrichen ist auch die kleine Glocke an der Ecke des Kirchenbaus. Im Innern befinden sich schöne Ikonen.

Agia Paraskevi und Loutra

Zurück auf der Hauptstraße geht es von Paliouri durch hügeliges und nur wenig bewaldetes Gelände nach Agia Paraskevi. Es lohnt sich, in den etwa 300 Meter hoch Beschaulich: Am Dorfplatz von Agia Paraskevigelegenen Bergort hinein zu fahren. Kaum ein Tourist verirrt sich in die engen Gassen aus alten, traditionellen Steinhäusern. Agia Paraskevi wirkt ein wenig verschlafen und beschaulich. Ein zerzauselter Dorfköter begrüßt freudig mit dem Schwanz wedelnd den Besucher am Hauptplatz. Dort sitzen Männer unter dem Schatten spendenden Baum oder vor dem Kafenion und beobachten das gemächliche »Treiben«. Die Mehrheit der Dorfbewohner verdient ihr Geld als Bauern oder Bienenzüchter. Auf einem Hügel am Ortseingang steht die Kirche des Dorfes.

Kurvig und steil windet sich die Hauptstraße die Hügel hinunter und trifft bei Loutra auf die Südwestküste der Kassandra. Loutra ist bekannt für ihre schwefelhaltige Heilquelle. Die Küste in diesem Bereich ist felsig und bietet nur schwierig Zugang zu den kleinen Kies-Buchten.

Die Südwestküste

Nun folgt die Hauptstraße der Küstenlinie, bewaldete Hänge und Taleinschnitte reichen bis an das Asphaltband heran. Etwa vier Kilometer nach Loutra lohnt ein kurzer Stopp an der direkt am Meer gelegenen Panagia Paneromeni. Die kleine Kapelle beherbergt sehenswerte Fresken aus dem 16. Jahrhundert sowie einige schöne Ikonen und kunstvoll geschnitzte Betstühle. Der von Bäumen beschattete Hof ist liebevoll mit Blumenkübeln und Sitzgelegenheiten geschmückt, ein niedriges Mäuerchen mit kleinen Laternen begrenzt ihn zum Meer hin. Die Kapelle wurde dem Patriarchat des Klosters von Flamourion-Thessalien überlassen. Am 23. August eines jeden Jahres wird hier der Jahrestag gefeiert.

In der Kapelle Panagia Paneromeni bei Nea Sikoni sind Fresken aus dem 16. Jahrhundert zu sehen
















Nea Sikoni

Zwei Kilometer weiter liegt Nea Sikoni mit dem größten Fischerhafen der Kassandra. Der Tourismus hat den beschaulichen Fischerort noch nicht restlos vereinnahmt und zu einem gesichtslosen, austauschbaren Ort gemacht. Südöstlich an den lebhaften Hafen schließt sich ein breiter, weitläufiger Sandstrand an, der allerdings keinerlei natürlichen Schatten bietet. In nordwestlicher Richtung lockt eine recht neu angelegte Uferpromenade zum Spaziergang. Angenehm ist schließlich ein Bummel durch die Gassen des Ortes, in denen sich etliche Fischrestaurants und gemütliche Tavernen finden.

Hafen von Nea Sikoni













Kassandra Kap

Weiter geht es mit der Rundfahrt an der Küste entlang, vorbei an einigen neueren Appartementsiedlungen, Feldern und Olivenhainen via Anemi und Mola Kaliva bis Kalandra. Hier zweigt eine Stichstraße zum Kassandra Kap und dem kleinen Ferienort Posidi ab. Laut Straßenkarte und Hinweisschild soll hier der »Poseidon Tempel« zu sehen sein. Bucht bei Posidi am Kassandra KapAber wieder einmal landet der Ortsunkundige im »Nirwana« oder aber vor dem Tor des Campingplatzes am Kap. Einschlägige Reiseführer erwähnen den Poseidon-Tempel erst gar nicht, und auch die Formulierung in »Kassandra ‘96« hilft vor Ort nicht wirklich weiter: »Neben dem Tempel liegt der Leuchtturm der im Jahre 1864 gebaut wurde«. Die Landzunge, die das Kassandra Kap bildet, ist an beiden Seiten von Sandstränden flankiert, wobei sich an jenen im Norden ein neueres Feriengebiet mit Appartementblöcken und einer großen Hotelanlage entwickelt.

Im Innern des Kassandra-Fingers

Wenige Kilometer auf der Hauptstraße von Kalandra geht es an einer Ampel-Kreuzung links nach Skala Fourkas, geradeaus nach Siviri sowie rechts nach Fourka. Das Dorf Fourka ist umgeben von Fresken in der Friedhofskapelle von FourkaOlivenhainen, Feldern und Wald. Sehenswert ist unter anderem der jenseits des im Sommer zumeist ausgetrockneten Baches gelegene Friedhof mit dazugehöriger Kapelle. Unter dem von alten Holzbalken getragenen Dach befinden sich schöne Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert. Auch die Wände des Vorraums sind mit Fresken verziert. Am Ortsausgang von Fourka gabelt sich die reizvolle Nebenstrecke: rechts gelangt man nach vier Kilometer in das Bergdorf Kassandrino, Friedhofskapelle von Fourkalinks schlängelt sich das Sträßchen durch Pinienwälder nach Kassandria.

Kassandrino ist ein beschaulicher Bergort mit hübschen kleinen Steinhäusern. An der Mauer hinter der Kirche plätschert Wasser aus einem Brunnen, Wein beschattet die mit Blumen verzierten Innenhöfe und Hektik scheint für die Einwohner ein Fremdwort. Für eine Rast bieten sich zwei Tavernen im Ort an. Wer sich hierher »verirrt«, wird herzlich begrüßt und gerne bewirtet.

Idylle im Bergdorf: Wohnhaus in Kassandrino
















Sehr viel mehr Geschäftigkeit herrscht dagegen in Kassandria, ist die Stadt doch Handelszentrum des Kassandra-Fingers. Immer dienstags kommen Einwohner und Besucher der gesamten Kassandra hierher zum großen Markt in den engen Sträßchen und in der Fußgängerzone der Stadt, auf dem frische Markt in KassandriaProdukte wie etwa Obst, Gemüse oder Fisch, aber auch Haushaltswaren und Bekleidung feilgeboten werden. Wer vom Shoppen müde ist, findet in den Straßencafés Kassandrias sicher ein Plätzchen, um das Markttreiben in Ruhe zu beobachten. Kassandria zählt heute etwa 3500 Einwohner und gilt als älteste Gemeinde des Bezirks. Der Ort wird erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt. Ihren Namen bekam die Stadt vom mazedonischen König Kassandros und von der gleichnamigen Stadt der Antike, die am Kassandra-Isthmus lag. Schon früh spielte Kassandria eine wichtige Rolle: als Sitz der Diözese und der Vizekonsulate von Frankreich und Holland, so heißt es in »Kassandra ‘96«. Sehenswert ist neben den Gassen des alten Ortskerns die alte metropolitische Kirche mit einem umbauten Türsturz aus dem 6. Jahrhundert.

Sani

Eine landschaftlich reizvolle Nebenstrecke (die Abzweigung an der Hauptstraße ist nur unzureichend beschildert) Baumwollfeld auf der Strecke nach Saniverbindet Kassandria mit dem Badeort Sani. Es geht vorbei an stattlichen Baumwollfeldern und durch herrlichen Pinienwald, in dem hunderte bunter Bienenstöcke stehen. Und auch die Bäume liefern wertvollen »Rohstoff«: ihr Harz, das in Plastikbeuteln aufgefangen wird, gibt dem berühmten griechischen Retsina-Wein seinen typisch »harzigen« Geschmack. Rund um Sani beginnt ein Gewirr von Straßenzügen durch den Kiefern- und Pinienwald, in dem man sich leicht verfransen kann. Doch keine Bange – am Ende gelangt man durch die noblen Ferienhaus-Siedlungen Das Harz der Pinien wird als Zutat für den Retsina-Wein geerntetzum neu angelegten Jachthafen, über dem die Ruine eines alte Turms wacht. Sani ist bekannt für seine schönen Strände mit prima Bademöglichkeiten. Durch weite Felder in einer hier überwiegend ebenen Landschaft führt eine asphaltierte Verbindung quer über den Kassandra-Finger zurück zur der Ostküste. Nahe Fea Fokea ist wieder die Hauptstraße erreicht und damit die Rundfahrt über den westlichsten Chalkidiki-Finger beendet.

Bunte Bienenstöcke in den Wäldern der Kassandra
















Informationen:

Nähere Informationen über Chalkidiki und die Kassandra gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:

Homepage der Griechischen Tourismus Organisation
Informative Homepage über Griechenland
Deutschsprachiges Reiseportal über Chalkidiki

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