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Sind die Azoren ein Reiseziel für Individualisten und Entdecker, so ist die Azoren-Insel Flores unter den neun Eilanden im Atlantik jene, auf der Naturliebhaber und Ruhesuchende auf ihre Kosten kommen. Hektik ist hier ein Fremdwort – selbst dann, wenn etwa viermal am Tag eine Maschine der SATA auf dem Flughafen von Santa Cruz das Flores landet, und sich der "halbe Ort" zum Airport begibt, um jemanden abzuholen oder zu verabschieden. Und das ist nicht einmal mit Aufwand verbunden, denn Landebahn und Terminal liegen quasi unmittelbar in der Stadtmitte. Doch nicht der beschauliche Flughafen, sondern vielmehr die landschaftlichen Reize und die üppige Vegetation machen Flores aus.
Blick auf Santa Cruz das Flores – im Vordergrund die Landebahn des Insel-Flughafens
(Foto: Eichner-Ramm).
Wandern auf der einen und Ausspannen auf der anderen Seite – das sind die Hauptaktivitäten, denen Urlauber auf Flores am meisten frönen. Und damit ein solcher gemächliche Ferientag nicht langweilig wird, besteht die Möglicheit, in ein Naturschwimmbecken oder in den beiden größeren Orten, Santa Cruz das Flores und Lajes das Flores, ins Alltagsleben und die Vergangenheit einzutauchen. Wer Flores »auf die japanische Art« besucht, hat zwar innerhalb eines Tages »alles« gesehen, aber ohne die Reize der Insel tatsächlich genossen zu haben.
Typische Landschaft auf Flores: Hortensienhecken und Steinmauern
(Foto: Eichner-Ramm).
Egal wo auf der Insel man Quartier bezieht, ob in einem einsamen, urigen Ferienhäuschen, in einer netten kleinen Residencial oder in einem der wenigen Hotels, empfohlen sei in jedem Falle ein eigenes Fahrzeug, um flexibel und vor allem mobil zu sein. Die wenigen öffentlichen Verkehrsmittel auf Flores sind eher auf den Tagesrhythmus der Einheimischen als auf den der Touristen abgestimmt. Die Entfernungen von Nord nach Süd und von Ost nach West sind nicht riesig und lassen sich auf den Hauptrouten recht zügig zurücklegen – wenn man das denn will, denn für Flores die Globetrotter-Weisheit: »der Weg ist das Ziel«. Unbedingt sollte man sich auch auf die Nebenstrecken begeben und die Seen im Inselinnern sowie die einsamen Ortschaften an der West- und Nordostküste zu erkunden.Und: Wer in der Dämmerung quer über die Insel unterwegs ist, dem werden zahlreiche Wildkaninchen auffallen, die sich dann an den Straßenrand wagen und am saftigen Gras gütlich tun.
Santa Cruz das Flores
Guter Ausgangspunkt für Inselerkundungen ist der Hauptort der Insel: Santa Cruz das Flores. Doch obwohl sich hier der Insel-Flughafen befindet, darf man keine Großstadt erwarten. Vielmehr ist Santa Cruz das Flores sehr überschaubar. Ein Stadtplan ist quasi überflüssig, denn nach maximal einer Stunde Spaziergang kennt man sich gut aus. Im Westen wird der Ort begrenzt durch das Flughafengelände und die Landebahn, in deren Verlängerung sowohl im Norden als auch im Süden nach wenigen Metern das Meer beginnt. Der Ort teilt sich in einen nördlichen Part – mit Gewerbebetrieben und einigen moderneren Zweckbauten – und einen südlichen Teil – die Altstadt –. Beide Ortsteile liegen östlich der Landebahn auf einer Landzunge. Im Westen ragt der Hausberg von Santa Cruz das Flores auf: der Monte das Cruzes.
Häfen und Walfabrik
Porto Velho: Fischerhafen mit Gebäude des Hafenmeisters
(Foto: Eichner-Ramm).
Es gibt drei Häfen in Santa Cruz das Flores: den Porto do Boqueirão, ehemaliger Walfängerhafen am nördlichen Ortsrand, den Porto Velho, alter Fischerhafen am Ende der Rua Senador André de Fretias, und den Porto das Poças, neuer Fischerhafen im Süden an der Rua Dr. Amas da Silveira, von dem zudem meist die Fähren nach Corvo ablegen.
Im Porto Boqueirão steht die verwaiste Halle mit hohem Schornstein, in der von 1944 bis 1981 Wale verarbeitet wurden. 1981 wurde die Fabrik geschlossen. Der komerzielle Fischfang in Santa Cruz das Flores begann mit Gründung der Fischereigesellschaft Empresa de Pesca Baleia Esperanca. 1937 wurden 47 Wale gefangen, im Rekordjahr 1963 waren es 103 der stattlichen Meeressäuger, die in der Fabrik verarbeitet wurden. Der letzte Wal soll im November 1981 gefangen wordne sein.
Der alte Fischerhafen Porto Velho mit seinem kleinen Leuchtturm auf der Mole wird nur noch von wenigen einheimischen Fischern genutzt. Und auch der Fracht- und Passagierhafen Porto das Pocas, an dem etwa die Passagierboote nach Corvo anlegen, hat an Bedeutung verloren, seit in Lajes das Flores der Hafen ausgebaut wurde. Im August 2006 jedoch waren am Porto das Poca Bautätigkeiten im Gange – vielleicht, um die kniffelige Einfahrt um die Felsen herum zu entschärfen…
Naturschwimmbad
Naturschwimmbecken von Santa Cruz das Flores
(Foto: Eichner-Ramm).
Im nördlichen Ortsteil liegen einige Gewerbebetriebe, ein Sportplatz, einige Restaurants sowie ein Hotel, eine Handvoll kleinerer Läden, ein Wohnviertel und ein kleiner Friedhof. Unmittelbar gegenüber des Flughafengebäudes finden sich eine Tankstelle sowie eine Autovermietung. Am Ende der Rua da Anunciação führen Stufen die Felsküste hinab zu einem schönen Naturschwimmbad mit Einstiegshilfen und betonierten Liegeflächen. Die Rua da Esperança verbindet den Nordteil mit der Altstadt im Süden.
Dorfplatz von Santa Cruz das Flores
(Foto: Eichner-Ramm).
Die Altstadt
Das Zentrum des alten Santa Cruz das Flores liegt am westlichen, der Landebahn zugewandten Seite. Von einem Kreisverkehr rund um den Praça Marquês de Pombal erschließt sich die Altstadt am einfachsten. Angrenzend an den Kreisverkehr liegt der gleichnamige Dorfplatz mit großen alten Bäumen, Bänken für den Plausch, einer Bar sowie einem Büro der portugiesischen Nationalgarde. An genau diesem Gebäude befindet sich ein schöner alter Brunnen, verziert mit schwarzem Gestein auf weiß getünchtem Mauerwerk.
Folgt man der Rua Senador André de Freitas, so fällt nach wenigen Schritten auf der rechten Seite eine rot lackierte Holztür auf. Dahinter verbirgt sich das einstöckige Haus des Pimentel de Mersquita, einem der Inselregenten, die hier lebten. Es soll eines der ältesten Gebäude der Stadt sein.
Rua Senador André de Freitas
Nur wenige Schritte sind es in die Rua Senador André de Freitas – die Haupteinkaufsstraße von Santa Cruz das Flores. Das SATA-Büro, eine Tankstelle, die Post, das Rathaus, die Seepolizei sowie eine Reihe von Geschäften finden sich in dieser Straße. An der Bäckerei, aus der einem köstlicher Duft in die Nase steigt, mag man garnicht vorbei gehen. Ins Auge fällt das stattliche, mehrstöckige Eckgebäude, dessen Fassade mit blau-weißem, allerding in die Jahre gekommenem Kachelschmuck behangen ist. Es handelt sich um das Kaufhaus der Stadt. Hier gibt es alles, was der Insulaner benötigt – von Lebensmitteln über Haushaltswaren, Gartengeräte und Werkzeuge bis hin zum Möbelstück oder Bekleidung. Bei letzterer sollte man indes Abstriche an den aktuellen Chic machen.
Von der Avenida Diogo de Teive: Blick auf die Mole am Porto Velho
(Foto: Eichner-Ramm).
Igreja Matriz de
Nossa Senhora da Conceição
Am Ende der Haupteinkaufsstraße liegt der Porto Velho mit kleiner Mole, Leuchtturm und Gebäude des Hafenmeisters. Ein Stückchen südwärts das Sträßchen hoch gelangt man auf der Avenida Diogo de Teive an der Felsküste entlang zum Porto das Poças, dem zweiten Hafen in der Altstadt. Wendet man sich nun nach rechts in die Rua de Conceição, kommt man zum größten Gebäude der Stadt: der Igreja Matriz de Nossa Senhora da Conceição.
Pfarrkirche von Santa Cruz das Flores: Igreja Matriz de Nossa Senhora da Conceição
(Foto: Eichner-Ramm).
Mit dem Bau der Pfarrkirche von Santa Cruz das Flores wurde 1859 begonnen. Ihre imposante Fassade wird flankiert von zwei Glockentürmen und ist klar strukturiert. Über dem Mittelschiff findet sie einen schön geschwungenen Abschluss. Zum Zeitpunkt der Recherche Ende August 2006 befand sich lediglich im rechten Turm eine Glocke. Durch die mittlere der grün gestrichenen Türen gelangt man ins Innere der Igreja Matriz de Nossa Senhora da Conceição. Über dem Mittelschiff befindet sich ein mit Fresken verziertes Tonnengewölbe. Während der prachtvolle Altar in gutem Zustand ist, sieht man an den Wänden der Kirche und vor allem in den Nischen deutliche Feuchtigkeitsschäden und bröckelnden Putz. Offenbar fehlen die Mittel für eine Generalsanierung des Gotteshauses. Links vom Eingang befindet sich eine schöne Nische mit grün-beigefarbenen Kacheln an den Wänden, einem schön geschmiedeten Ziergitter sowie einem Taufbecken.
Museu das Flores mit
»Convento de São Boaventura«
Museu das Flores im ehemaligen Franziskanerkloster
(Foto: Eichner-Ramm).
Am Platz namens Largo 25 de Abril – wenige Schritte vom Büro der Tourist-Information entfernt – befindet sich das Museu das Flores. Untergebracht ist es im barocken Gebäude eines ehemaligen Franziskanerklosters. Mit dem Bau des »Convento de São Boaventura« wurde 1641 begonnen. Erst 1750 war das Kloster fertiggestellt. 1834 wurden die Mönche vertrieben, ihr Gebäude wurde 1878 als erstes Insel-Krankenhaus genutzt.Heute liegt das Hospital nebenan. Bis 1990 war das Convento Schule, seither ist es Museum. Der Zugang vom Kreuzgang zum Innenhof ist mit Glaswänden abgetrennt.
Das Museo das Flores wurde auf Initiative von Joao Antonio Gomes eingerichtet und bietet einen Überblick über das Leben auf der Insel. Fischerei und Walfang nimmt dabei einen breiten Raum ein. Im Erdgeschoss sind viele entsprechende Exponate zu sehen: von Netzen, Bojen und Positionsleuchten über einfache Holzboote bis hin zu Utensilien von Schiffswracks. Die Ausstellung im Obergeschoss widmet sich überwiegend der Landwirtschaft und dem Leben der Inselbevölkerung. Hier sind landwirtschaftliche und hauswirtschaftliche Gerätschaften, Handwerkszeug, Keramiken und Hilfsmittel unter anderem zur Leinen- und Wollverarbeitung zu sehen. Darüber hinaus werden religiöse Figuren und andere kirchliche Exponate gezeigt.
Der Zugang zur Kirche des »Convento de São Boaventura« erfolgt vom Kreuzgang aus. Zwar ist der Innenraum fast nicht mehr möbliert, doch die mit bunten Farben bemalte Zedernholzdecke mit religiösen und pflanzlichen Darstellungen sowie der schön geschnitzte Altar lohnen der genaueren Betrachtung. Pater Inacio Coelho errichtete die Igreja de São Boaventura« 1641 in barocker Bauweise. Sie war Teil des Klosters und weist wertvolle Steinreliefs sowie im Chorraum südamerikanisch-mexikanische Einflüsse auf. Auch gibt es eine Tafelbild mit Mariä Verkündigung aus dem 16. Jahrhundert, das einem Maler der portugisieschen Schule zugerechnet wird. Über dem Portal der Kirche befindet sich in einer Nische der Schutzheilige der Kirche.
Bemalte Holzdecke in der Kapelle des ehemaligen Franziskanerkloster
(Foto: Eichner-Ramm).
Miradouro das Cruzes
Sowohl im Süden als auch im Norden führt eine Straße um das Flughafengelände herum zur »Inselhauptstraße«. Fährt man zunächst ein Stückchen in Richtung Lajes das Flores, weist ein Schild rechts ab zum Miradouro das Cruzes am gleichnamigen, etwas über 200 Meter hohen Hausberg der Stadt. Von bietet sich ein schöner Blick hinunter auf Santa Cruz das Flores, die Landebahn und den Küstenstrich.
Casa de Jose Vieira da Silva
Verlässt man Santa Cruz das Flores auf der Hauptroute nach Süden, fällt nahe der Abzweigung zum Miradouro das Cruzes in einer Kurve ein halb verfallenes altes Steinhaus auf. Es war zum Zeitpunkt der Recherche nur notdürftig vor dem restlosen Verfall gesichert. Eine verwitterte Tafel klärt den neugierigen Reisenden jedoch auf, dass es sich um das Casa de Jose Vieira da Silvahandelt. Neben den Jahreszahlen 1837 - 1941 und dem Vermerk »por volta de 1936« ist dort einiges über die Familie zu erfahren, die hier gelebt hat – allerdings auf portugiesisch.
Blick auf die Küste nördlich von Caveira
(Foto: Eichner-Ramm).
Caveira
Weiter südwärts, kurz hinter der Abzweigung der Hauptroute zur Westküste, liegt ein Aussichtspunkt, von dem aus sich die Küste nördlich von Caveira überblicken lässt. Die Straße schlängelt sich durch bewaldetes Gelände, passiert einen Steinbruch und das Tal des Ribeira da Cruz bevor der Ort Caveira erreicht wird. Caveira zählt zirka 100 Einwohner und liegt hoch über dem Meer auf einer Landzunge. Wer nicht nur auf der Hauptstraße durch den Ort hindurchfährt, sondern in die engen Sträßchen einbiegt, wird von den Einheimischen erstaunte Blicke ernten, denn etwas Besonderen hat der Ort nicht zu bieten. Doch die Aussicht von der Landspitze ist toll, und wer mag, kann zur südlich gelegenen verlassenen Fajã Pedro Vieira hinunterwandern. An der Bergseite des Ortes liegt an exponierter Stelle die 1867 erbaute Kirche und ein Friedhof.
Die größte Höhle der Insel, die Gruta dos Enxareus, liegt an der Küste zwischen Santa Cruz das Flores und Caveira. Sie ist etwa 50 Meter lang, 25 Meter breit und nur vom Meer aus per Bootsausflug zu erreichen.
Kirche und Palme überragen das Örtchen Lomba
(Foto: Eichner-Ramm).
Lomba
Zwischen Caveira und dem Örtchen Lomba lockt ein Hinweisschild zum Rocha do Touro, doch den Abstecher auf der Feldwegpiste in Richtung eines Sendemastens auf dem gleichnamigen 332 Meter hohen Berg kann man sich sparen, denn Hecken und Büsche verdecken jegliche Aussicht und das Gelände rund um den Masten ist eingezäunt. Ebenfalls vor Lomba zweigt rechts eine schmale Straße ab, die durch Wiesen und Hortensienhecken hinauf zur Caldeira da Lomba auf der Hochebene führt. Lomba selbst ist ein kleiner Ort, der von Wald und Bächern umgeben ist und dessen Einwohner überwiegend von der Landwirtschaft leben. Die Kirche des Ortes, neben der eine schlanke hohe Palme wächst, wurde 1698 gebaut, 1753 bis 1759 umgebaut und 1873 bis 1888 restauriert.
In Lomba führt ein Weg hinunter zum Hafen, in dessen Nähe die Quelle Fonte da Saude liegt. Fährt man auf der Hauptroute weiter nach Süden, so lohnt im nächsten Taleinschnitt ein kurzer Stopp. Am Ufer des Ribeira da Funda bietet die Wassermühle Moinho do Rei ein schönes Fotomotiv. Die zwei kleinen Steinhäuschen mit ihren roten Türen und Fensterchen sind von der Straße aus zu sehen. Wenige Meter von der Kurve entfernt weist am Straßenrand in Kachel-Optik eine Tafel auf die Infrastruktur in Fazenda das Lajes hin.
Fazenda das Lajes
Igreja Paroquial do Senhor Santo Cristo in Fazenda das Lajes: links der Altar, rechts die gekachelte Fassade (Foto: Eichner-Ramm).
In Fazenda das Lajes fällt die Igreja Paroquial do Senhor Santo Cristo auf – die 1896 bis 1901 erbaute Kirche mit ihrer blau-weiß gekachelten Fassade. Sie gilt als eine der schönsten auf Flores und als beispielhaft für die Kirchenarchitektur der Azoren. Im Innern entdeckt man schönes Schnitzwerk und einen barocken Altar. Vor der Kirche ist kein länglicher Platz, an dessen Stirnseite ein mächtiger Nadelbaum steht. Ein Pavillon lädt zur geruhsamen Pause ein, bei der man das Dorftreiben auf sich wirken lassen kann. In der Nähe gibt es ein Kunsthandwerkszentrum (Casa do Artesanato).
Lajes das Flores
Blick auf Lajes (Foto: Eichner-Ramm).
Auf sanften Hügeln, umgeben von Feldern liegt Lajes das Flores im Südosten der Insel. Glaubt man einigen historischen Aufzeichnungen ist Lajes die erste Siedlung auf Flores, die zur Stadt erklärt wurde. Schon um 1510 soll es hier einen Ort gegeben haben, was sicher auch mit der Lage an einem Naturhafen zusammenhängt. Der einstige Fischerhafen ist ausgebaut und mit einer langen Kaimauer ausgestattet worden, die auch größeren Schiffen einen Liegeplatz bietet. Wird der Flugverkehr der Insel über Santa Cruz das Flores abgewickelt, so ist Lajes das Flores Zentrum des Schiffsverkehrs. Bis 1981 wurden auch hier noch Wale gefangen und in einer Fabrik am Hafen weiterverarbeitet. Inzwischen legen jedoch statt der Walfänger die Trawler an, die im Sommer auf Tunfischfang gehen.
Imposantestes Bauwerk der Kreisstadt ist die Igreja Matriz Nossa Senhora do Rosario, die von 1763 bis 1783 erbaut und im 19. Jahrhundert restauriert wurde. Ihre Frontfassade wurde mit weißen Kacheln verkleidet. zwischen den beiden Kuppeltürmen ziert ein Muttergottesbild aus blauen Kacheln den Giebel. Wie auch bei der Igreja Matriz de Nossa Senhora da Conceição in Santa Cruz das Flores befindet sich auch hier nur in einem der beiden Kirchtürme eine Glocke. Die Heiligenfigur der Nossa Senhora do Rosario gilt als eine der schönsten Kunstarbeiten der Insel. Schnitzwerk und ein von Papst Pius X. gestifteter Kronleuchter sind außerdem im Kircheninnern zu sehen.
Schon von weitem sieht man den Leuchtturm von Lajes das Flores, dessen Licht 26 Seemeilen weit reicht und nach wie vor als Navigationshilfe dient. Darüber hinaus lieferte etwa 40 Jahre lang – bis 1993 – der Radiosender der benachbarten Estacao Radio Naval Schiffen aktuelle Wetterinformationen. Die Siedlung beim Leuchtturm war früher von der portugiesischen Marine bewohnt. 19 der kleinen Bungalows werden heute von der Stadtverwaltung an Touristen vermietet. Das Zentrum der Stadt erstreckt sich entlang der Hauptstraße. Dort befinden sich Läden, Bank, Post, Polizei und Tankstelle.
Fajã de Lopo Vaz
Steilküste bei Lajes: Startpunkt eines schmalen Pfades zur Fajã de Lopo Vaz
(Foto: Eichner-Ramm).
Auch wer nicht zum Wandern auf der Insel ist, sollte einen Abstecher zum Picknickplatz an der Steilküste westlich von Lajes das Flores machen. In der Nähe des Sportplatzes weist ein Hinweisschild den Weg in Richtung Ponta und Fajã de Lopo Vaz. Vorbei an Feldern führt ein schmales Sträßchen bis zu einem Picknickplatz hoch über dem Meer. Von hier bietet sich eine großartige Aussicht auf die Steilküste und die Möglichkeit, eine Rast einzulegen. Tische, Feuerstellen und sogar ein Klohäuschen sind vorhanden. Ein steinernes Kreuz steht am Zugang zu einem schmalen Pfad, der hinunter in die Fajã de Lopo Vaz führt. Als Fajã werden durch Hangrutsche entstandene flache Küstenzonen bezeichnet, die oft fruchtbar sind und zum Teil noch heute bewirtschaftet werden. So auch die Fajã de Lopo Vaz, in der dank des besonderen Mikroklimas Bananen, Feigen, Trauben und andere Früchte gedeihen. Den Fußweg hinunter sollte indes nur gehen, wer trittsicher und schwindelfrei ist. Nach wenigen Schritten steht ein Kreuz und eine geschmückte Madonnenfigur in einer Felsniesche.
Lajedo, Costa und Mosteiro
Sattes Grün unten, Nebel oben: Landschaft bei Costa (Foto: Eichner-Ramm).
Folgt man der Inselhauptroute von Lajes das Flores westwärts, so geht es zunächst einmal durch waldreiches Gelände fernab der Küste und ohne jegliche nennenswerte Ansiedlung. Nach einigen wenigen Kilometern kommt eine Abzweigung, die hinunter zur Ponta dos Ilhéus führt. Nach steiler Fahrt auf schmalem Sträßchen kommt man zunächst auf einem Kamm an eine weitere Abzweigung. Rechts geht es nach Lajedo, links in den Weiler Costa, in dem sich quasi Fuchs und Hase »Gutenacht« sagen. Steinmauern begrenzen die Felder und Weiden, und abgesehen von ein paar Ziegen und Hunden ist kaum ein Lebewesen zu sehen – ein schönes Fleckchen für herrlich einsame Spaziergänge. Wer Trittsicher ist und an wundersames Wasser glaubt, der kann von Costa zum Beispiel zu einer am Meer gelegenen heißen Quelle gehen. Die Aguas Quentes soll Heilwirkung bei Rheuma haben.
Lajedo: Beschauliches Dorf mit traditionellen Steinhäusern (Foto: Eichner-Ramm).
Das Dorf Lajedo, das man auf einer schmalen Nebenstrecke von Costa aus erreichen kann, zählt zu den ältesten Orten auf Flores. Bereits 1781 wurde mit einer kleinen Kapelle die Kirchengemeinde gegründet. Hier gibt es noch eine Reihe traditioneller Steinhäuser, die ohne Lehm erbaut wurden. Viele Menschen leben auch hier nicht, haben doch viele Einwohner im 18. und 19. Jahrhundert das Dorf verlassen, um nach Brasilien, später nach Amerika und Kanada auszuwandern. Die, die geblieben sind, leben vor allem von Viehzucht und Landwirtschaft und versorgen sich in einem kleinen Laden mit dem Notwendigsten. Nur wenige Touristen »verirren« sich hierher – und schon garnicht in der Nebensaison. Nebel und feuchte Luft sorgen in Kombination mit dem menschenleeren Ort für ein beinahe gespenstisches aber durchaus reizvolles Ambiente. Übrigens gibt es in Lajedo erst seit Anfang 1978 Strom.
Dorfidyll: Katze auf dem Dach (Foto: Eichner-Ramm).
Über ein Nebensträßchen gelangt man nordwärts über mehrere Hügel hinweg nach Mosteiro, ohne erst wieder hinauf zur Hauptstraße zu müssen. Auch Mosteiro macht einen eher »verschlafenen« Eindruck, was nicht verwundert, denn gerade einmal 50 Leute leben hier und viele Häuser stehen leer. Seinen Namen hat das Dorf Pater Caetano Tomas zu verdanken, der sich von einem kirchturmähnlichen Felsen inspirieren ließ. Der Felsen wurde später abgetragen, als man Steine für den Hausbau benötigte. Die erste Besiedelung Mosteiros reicht bis ins Jahr 1676 zurück. Die Igreja da Santissima Trindade, fertiggestellt im Jahr 1846, beherbergt eine Heiligenfigur der Heiligen Filomena.
Wiederum auf der Nebenstrecke nordwärts geht es durch eine reizvolle, von Landwirtschaft geprägte, hügelige Landschaft. Das Dorf Caldeira mit seinen verstreuten alten Steinhäusern ist heute verlassen. Ringsum sieht man saftig grüne Wiesen und Felder, von Steinmauern und Hecken eingefasst.
Fajãzinha
Blick vom Aussichtspunkt Craveiro Lopes: Fajãzinha liegt auf einem Plateau an der Westküste (Foto: Eichner-Ramm).
Vorzeigedorf im Westen von Flores ist Fajãzinha. Von der Hauptroute aus ist es in einem kurzen Abstecher zu erreichen, und seine Lage auf einem Plateau ist durchaus fotogen, vor allem von dem Aussichtspunkt an der Zufahrtsstraße aus. Malerisch heben sich die weiß getünchten Häuser vom Grün der fruchtbaren Ebene ab, Steilhänge mit unzähligen Wasserfällen bilden einen eindrucksvollen Rahmen. Der 100-Einwohner-Ort präsentiert sich aber auch bei genauerer Betrachtungsweise herausgeputzt und in sehr gepflegtem Zustand. Im Zentrum des Dorfes liegt der dreieckige, von Platanen beschattete Platz Rossio, Treffpunkt und dörfliche Nachrichtenbörse in einem. Die zwei Bars in der Ortsmitte sind zugleich Laden.
Am Dorfplatz Rossio von Fajãzinha (Foto: Eichner-Ramm).
Bei einem flachen, langgestreckten Bau am Dorfplatz fällt ein wappenähnlicher Wandschmuck ins Auge: eine Krone, eine Taube, zwei Blumentöpfe mit Ranken und roten Blüten sowie der Jahreszahl 1864. Vermutlich handelt es sich um den im genannten Jahr erbauten Imperio do Divino Espírito Santo do Rossi. Überhaupt fallen an verschiedenen Häusern des Ortes Jahreszahlen ins Auge.
Dreieckiger Dorfplatz Rossio von Fajãzinha
(Foto: Eichner-Ramm).
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Etwas oberhalb des Dorpflatzes befindet sich die dreischiffige Igreja Nossa Senhora dos Remedios. Die Kirche wurde in den Jahren 1776 bis 1783 erbaut. Sie verfügt über einen schönen Hochaltar, Schnitzereien und Gemälde. Die Säulen im Innern sind bemalt und wirken wie bläulicher Marmor. Einen Ehrenplatz hat die Heiligenfigur, die zu manchen Festlichkeiten durchs Dorf getragen wird.
Rocha dos Bordões
Geologische Besonderheit: Rocha dos Bordões (Foto: Direcção Regional de Turismo dos Açores)
Wer von Lajedo aus auf der Hauptroute in Richtung Fajãzinha fährt und im Gegensatz zur Redaktion der Globetrotter-Seiten gute Sicht hat, sollte etwa bei Mosteiro an der Hangseite an einem eine markante geologische Formation entdecken. Bei Rocha dos Bordões handelt es sich um einen große Felsenase, die, so scheint es, von Orgelpfeifen aus Basaltgestein gestützt wird. Durch rasches Abkühlen hat die Lava hier eckige Säulen im Gestein geschaffen, die durch Erosion freigelegt wurden. Diese geologische Besonderheit soll, so lassen Fotos (kleines Bild: Direcção Regional de Turismo dos Açores) erahnen, wirkt vor allem in der Abenddämmerung besonders schön.
Wassermühle
Eine der letzten aktiven Wassermühlen bei Fajãzinha
(Foto: Eichner-Ramm).
An der Zufahrt nach Fajã Grande liegt in einer Kurve an einem der zahlreichen Bäche eine alte Wassermühle. Hier ist einer der letzten Müller aktiv, und über Besuch freut sich der alte Mann ebenso wie seine Katze. Im Innern des niedrigen kleinen Häuschens kann man die einfache aber effektive Technik betrachten. Zwischen Mühle und Straße plätschert das Bachwasser in einem Kanal, der inmitten üppigen Grüns kaum zu sehen ist.
»Poço da Alagorinha«
Lagoa dos Patos
Überwältigende Naturlandschaft: Von der üppig bewachsenen Steilwand ergießen sich mehrere Wasserfälle hinab in den Lagoa dos Patos (Foto: Direcção Regional de Turismo dos Açores)
Kurz nach der Wassermühle und vor der Brücke über den Ribeira do Ferreiro weist ein Schild zu einem Pfad hinein ins üppige Grün der Umgebung. »Poço da Alagorinha« und 800 Meter steht darauf – das macht selbst diejenigen Flores-Urlauber, die nicht explizit zum Wandern hier sind, neugierig. Auf einem steinigen Pfad geht es konstant aufwärts, hinein in den Wald, in dem stattliche Farne wachsen und Feuchtigkeit in der Luft liegt. Und unversehens steht man nach etwa 20 Minuten am Ufer eines Sees mit Namen Lagoa dos Patos, hinter dem sich eine grüne Steilwand erhebt. Duzende Wasserfälle ergießen sich darüber. Das satte Grün wird am Ufer durchbrochen vom Gelb der Girlandenblumen, die am Fuß der Steilwand zuhauf wachsen.
Lagoa dos Patos bei den Wasserfällen an der Steilküste (Foto: Eichner-Ramm)
Größter Fluss und Wasserfall der Insel Flores ist der Ribeira Grande, der sich bei Fajãzinha in Kaskaden mehrere Hundert Meter ins Tal stürzt. Nach Regenfällen ist er von Wanderern nicht abseits der Straßenbrücke zu überwinden. Eine alte Steinbrücke zwischen Fajãzinha und Fajã Grande wurde bei einem schweren Unwetter 1964 zerstört. Im Gebiet zwischen Fajãzinha und Ponta da Fajã ergießen sich nicht weniger als 20 Wasserfälle die Steilwand hinunter.
Aldeia da Cuada
Als stilvolle Ferienhäuser hergerichtet: das einst verlassene Dorf Cuada (Foto: Eichner-Ramm)
Eine kleine Stichstraße führt zwischen Ribeira Grande und Fajã Grande in das verlassene Dorf Cuada auf einem Plateau über dem Meer. Die Natursteinhäuser wurden vor kurzem originalgetreu aufgebaut und zu ansprechenden Ferienwohnungen hergerichtet. Das Auto der Gäste von Aldeia da Cuada bleibt beim Parkplatz stehen, denn im Dorf bewegt man sich zu Fuß auf den mit groben Steinen gepflasterten Wegen. Zwischen den Häusern liegen Felder, die von Steinmauern und Hortensienhecken begrenzt werden.
Fajã Grande
Kirche und Brunnen in Fajã Grande (Foto: Eichner-Ramm)
Europas westlichstes Dorf ist Fajã Grande. Und vor der großen Emigrationswelle war der Ort sogar zweitgrößter und auch wohlhabendster der Insel. Heute herrscht nur noch in den Sommermonaten annähernd Trubel in dem Ort – wenn die meisten Touristen da sind. Dennoch, überlaufen ist es selbst dann nicht. Fajã Grande liegt direkt am Atlantik, die mehrere Kilometer lange Steilwand mit den vielen Wasserfällen und dem dichten Grün der Vegetation bildet zum Inselinnern hin einen spektakulären Rahmen. Vor dem Ortseingang endet die ausgebaute Zufahrtsstraße, weiter geht es auf der alten gepflasterten Dorfhauptstraße an einigen schönen alten Herrenhäusern vorbei hinunter bis zum Hafen.
Hauptstraße in Fajã Grande (Foto: Eichner-Ramm)
In der Ortsmitte, leicht zurückversetzt von der Hauptstraße, steht die fast unscheinbare Kirche namens Matriz de Sao Jose. Die Jahreszahl an der Fassade verrät, dass das kleine Gotteshaus 1868 errichtet wurde. Dafür, dass hier, ganz im Westen von Europa, die Sonne allabendlich im Atlantik versinkt, ist es zumindet zum Saisonende ziemlich verschlafen in Fajã Grande. Zum &raqauo;Sundowner« sitzt man an dem kleinen Garagen-Imbiss unweit des Hafens ganz nett. Während die letzten Badenden dem Meer aus den Naturbecken umgeben von schwarzem Lavagestein entsteigen, gesellen sich nach und nach ein paar Einheimische junge Leute um den Imbiss. Wenige Schritte weiter zur Bootsrampe hin steht das Hafenleuchtfeuer. Gegenüber dem Parkplatz ist ein größerer Neubau, in dem sich ein Restaurant und dahinter ein Campingplatz befindet. An die Bootsrampe schließt sich ein grobkieseliger Strand an.
Ponta da Fajã
Gefährliche Lage an der Steilwand: Ponta da Fajã (Foto: Eichner-Ramm)
Am Ende der langgezogenen Fajã, sieht man den Weiler Ponta da Fajã. Die weißen Häuser samt Kirche scheinen direkt an der steilen Felswand zu kleben. Von hier aus geht es nur noch zu Fuß weiter. Noch Ende der 80er Jahre hatten die Bewohner ihre Häuser verlassen müssen, weil am 19. Dezember 1987 eine Gerölllawine einige Häuser und die Ermida unter sich begrub. Verletzt wurde damals glücklicherweise niemand – und inzwischen sind die rund 50 Einwohner wieder zurückgekehrt und die Igreja Nossa Senhora do Carmo wurde wieder aufgebaut.
Einige der alten Steinhäuser, die in Ponta da Fajã zu sehen sind, werden indes als Unterstand für Vieh genutzt. Die Flächen um den Weiler werden landwirtschaftlich genutzt. Auf dem Weg nach Ponta da Fajã weist ein Schild den Weg zum Poco do Bacalhau, einem Badesee am Wasserfall des Ribeira das Casas. Vor der unwegsamen und steilen Nordwestküste von Flores liegen die unbewohnten Inselchen da Gadelha und de Monchique sowie der Felsen Baixa Rasa. Die Ilhéu de Monchique ist offiziell der westlichste Punkt Europas.
Lagoas da Lomba, Rasa und Funda
Lagoa da Lomba (Foto: Eichner-Ramm)
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Um die Kraterseen (Caldeiras) im Inselinnern von Flores zu sehen – und das zählt zu den wirklich faszinierendsten Landschaftserlebnissen auf Flores –, muss man die Hauptstrecken verlassen. Bei Lomba zweigt zum Beispiel eine kleine, schmale und asphaltierte Straße ab und führt vorbei an Feldern und Weiden, Steinmauern und Hortensienhecken steil hinauf in die Berge. Irgendwann weist ein Schild nach links zum Lagoa da Lomba. Er ist recht klein und seine Ufer eher morastig. Dennoch handelt es sich um ein landschaftlich sehr schönes Plätzchen, an dem äußerst wenig Betrieb herrscht und an dem man die Natur und die Stille genießen kann.
Blick auf die Lagoas Rasa (rechts) und Funda (Foto: Eichner-Ramm)
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Hält man sich von hier aus in südwestlicher Richtung und folgt möglichen Hinweisschildern mit der Aufschrift »Vista Pedrinha Miradouro Lagoas Funda e Rasa« fährt man einige wenige Kilometer durch dieses einsame faszinierende Berggebiet auf der südlichen Hälfte von Flores. Ein bisschen Orientierungssinn ist dabei gefragt, denn das erhältliche Kartenmaterial von der Insel ist in dieser Gegend recht unpräziese und zum Teil sind ehemalige Schotterwege nunmehr asphaltiert. Zwei markante Erhebungen sind hier der 769 Meter hohe Pedrinha und der 773 Meter hohe Marcela.
Mit etwas Pfadfinderqualitäten wird man zu einem Aussichtspunkt gelangen, von dem aus sowohl der grünlich schimmernde Lagoa Funda als auch der etwas kleinere und etwa 100 Meter höher gelegene Lagoa Rasa mit seinem sattblauen Wasser zu sehen sind. Der Lagoa Funda gilt mit seinen sandigen Ufern und dem üppigen Pflanzenwuchs als der schönste der sieben Seen von Flores. Ebenfalls von hier bietet sich ein herrlicher Blick in die bergige Umgebung – eine Landschaft und eine Vegetation von ganz besonderem Reiz. Nordwärts kommt man nach einigen wenigen Kilometern auf die Hauptverbindungsstraße von Ost nach West.
Von Ost nach West
durchs Inselinnere
Sattgrüne Aussicht: Ostflanke von Flores (Foto: Eichner-Ramm)
Fährt man von Santa Cruz das Flores kommend durch das Inselinnere gen Westen lohnt zunächst am Miradouro Pico da Casinha ein kurzer Stop, um über die Ostflanke der Insel mit tiefen Taleinschnitten, sattgrünen Wiesen und üppigen Hortensienhecken, Felsnasen, die empor ragen und Steinmauern, die wie Linien die Landschaft durchziehen, hinweg zu blicken. Wenige Kilometer später senkt sich die Straße leicht auf eine Hochebene hinab und eine Kapelle kommt ins Blickfeld. Es ist einsam hier oben am Morro dos Frades, sieht man einmal von dem Gehöft am rechten Straßenrand und der kleinen, weiß getünchten Kapelle ab. Kurz nach der Kapelle zweigt ein Sträßchen links ab. Es führt zwischen dem 671 Meter hohen Pico do Touro (rechter Hand) und dem Lomba da Vaca mit 657 Metern (linker Hand) vorbei zum Lagoa da Lomba und weiter zur Ostküste bei Lomba.
Morro dos Frades (Foto: Eichner-Ramm)
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Die folgenden beiden Abzweigungen nach rechts führen beide auf Schotterpisten zu den Seen nördlich der Ost-West-Hauptverbindungsstrecke. Es ist sehr morastig und sumpfig abseits der Pisten und markierten Wanderpfade, die hier durch das Inselinnere verlaufen. Die Vegetation ähnelt der von Heide- und Moorlandschaften, Flechten und Moose wechseln sich mit Sträuchern und genügsamen Gräsern ab – und dazwischen gedeihen immer wieder gelb leuchtende Girlandenblumen.
Urwüchsige Natur im einsamen Inselinnern
(Foto: Eichner-Ramm)
Lagoas Seca und Branca
Die Hauptpiste führt vorbei an einem kleinen, nur aus der Nähe oder von einem erhöhten Standort aus zu sehenden Lagoa Seca rechts des Weges. Dort, wo die Schotterstraße eine deutliche Rechtskurve beschreibt und in Richtung Morro Alto ansteigt, liegt der nördlichste der Seen, der Lagoa Branca. Die Caldeira, also der Kessel, in dem der See liegt, ist deutlich gößer als das Gewässer selbst. Möglicherweise verlandet der Lagoa Branca mehr und mehr. Gelbe Flechten und braune Algen(?)-Ablagerungen säumen seine Ufer. Am gegenüberliegenden Hang ist die Zufahrtspiste zum Morro Alto zu sehen.
Lagoa Branca (Foto: Eichner-Ramm)
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Abstecher: Nach Norden durch den
»Reserva Florestal Natural Parcial
do Morro Alte e Pico da Se«
Folgt man der Schotterstraße vom Lagoa Branca aus nordwärts, kommt man mitten durch das »Reserva Florestal Natural Parcial do Morro Alte e Pico da Se« . Ein großes Naturschutzgebiet, in dem die drei höchsten Berge der Insel liegen: der Morro Alto (914 Meter), der Pico dos Sete Pés (849 Meter) und der Testa da Igreja (811 Meter). Die Vegetation ist noch urwüchsiger und erstaunlich üppig. Gelegentlich öffnen sich Blicke in tiefe Taleinschnitte oder auf kleinere Wasserfälle. Einige Kilometer später stößt die recht breite Schotterstraße nördlich von Cedros auf die Hautstraße an der Ostküste.
Lagoas Comprida und Funda
Lagoas Funda (links) und Comprida
(Foto: Eichner-Ramm) – für vergrößerte Ansicht bitte ins Bild klicken.
Lagoa Funda (Foto: Eichner-Ramm)
– für vergrößerte Ansicht bitte ins Bild klicken.
Kurz nach der ersten Abzweigung von der Ost-West-Hauptroute zu den Seen führt ein weiteres Sträßchen rechts ab zu einem Aussichtspunkt, von dem aus der Lagoa Comprida und der Lagoa Funda zu sehen sind. Beide werden durch einen schmalen Felsgrat getrennt. Steigt man ein Stückchen den Hügel hinauf, bietet sich eine tolle Rundumsicht. Links liegt der annähernd runde und von steilen, dicht bewachsenen Kraterfelswänden umgebene Lagoa Funda. Sein Wasser schimmert je nach Sonneneinstrahlung in Türkis- und Grüntönen oder wirkt fast schwarz, weshalb er gelegentlich auch als Lagoa Negra bezeichnet wird. Mit mehr als 100 Metern ist er der tiefste der Kraterseen auf Flores. Sattes Dunkelblau weist dagegen die Oberfläche des Lagoa Comprida auf, der sich in länglicher Form zwischen die ihn umgebenden Hänge schmiegt. Auf den Lagoa Comprida hat man übrigens auch von Nordseite her einen schönen Blick – vorausgesetzt, man läuft ein paar Meter von der breiten Stelle der Schotterstraße auf dem markierten Pfad nach Süden.
Miradouro Craveiro Lopes
Wahnsinns-Aussicht: Miradouro Craveiro Lopes (Foto: Eichner-Ramm)
Auf der Ost-West-Hauptroute weiter in Richtung Fajã Grande sollte man unbedingt einen Stopp am Miradouro Craveiro Lopes einlegen. Wer sein Fahrzeug am Straßenrand abgestellt und die paar Schritte dem Wegeweiser zum Aussichtspunkt folgt, wird mit einem spektakulären Blick auf die Westküste samt Steilwand mit Wasserfällen, auf Fajãzinha und Fajã Grande sowie auf den Atlantik belohnt. Zuvor überquert die Straße nach einer Linkskurve den größten Fluss der Insel, den Ribeira Grande. Während er hier an der Brücke indes noch recht beschaulich dahinplätschert, als könne er sozusagen kein Wässerchen trüben, so fällt er wenige Meter weiter als höchster Wasserfall die Steilwand hinab.
Nach Norden:
Fazendas de Santa Cruz
Auf der erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebauten Verbindungsstraße gelangt man von Santa Cruz das Flores nach Ponta Delgada im Norden der Insel. Doch wie so oft, ist auch hier der nur etwa 15 Kilometer lange Weg das Ziel. Die Straße führt zunächst direkt an der Küste und ihren vielen kleinen Felsinselschen entlang, bevor sie in einer Linkskurve eine der Bergnasen umrundet und auf einen Taleinschnitt zuführt. Nicht das Tal sondern die imposante Igreja Nossa Senhora de Lurdes mit ihren zwei Kirchtürmen fällt zuerst ins Auge. Das Gotteshaus des Straßendorfes Fazendas de Santa Cruz wurde von 1897 bis 1909 erbaut. Hier, wo die Flüsse Ribeira da Fazenda und Ribeira d’Alem da Fazenda vereinigt dem Meer zuströmen, finden sich viele Mühlen.
Blick auf Fazendas de Santa Cruz
(Foto: Eichner-Ramm)
Im Tal – ein Hinweisschild weist am Ortseingang von Fazendas de Santa Cruz den Weg – liegt ein kleiner botanischer Garten sowie ein 1967 angelegtes Staubecken für das talwärts an der Küste gelegene Wasserkraftwerk. Auch ein Picknickgelände befindet sich hier im tiefen Tal von Fazenda de Santa Cruz: Der gleichnamige Waldpark beherbergt eine Auswahl Insel-heimischer Pflanzen, ein Rotwildgehege und Volieren sowie einige Spazierwege.
Blick auf die Küste bei Fazendas de Santa Cruz mit Corvo am Horizont (Foto: Eichner-Ramm)
Alagoa-Bucht an der Costa Nordeste
Küste bei Alagoa mit Corvo am Horizont
(Foto: Eichner-Ramm)
Wenige Kilometer nordwärts, dort wo sich der Straßenverlauf erneut von der Küste ab- und einem Tal im Inselinnern zuwendet, zweigt rechts ein Sträßchen ab. Es führt durch bewaldetes Gelände hinunter zu einem einsamen Gehöft oberhalb der Alagoa-Bucht. Hier sind einige Felder terrassiert. So ist etwa ein Maisfeld zu sehen. Der größte Teil des Tals ist jedoch überwiegend mit natürlicher (?) Vegetation bewachsen. Der Küstenstrich zwischen Fazendas de Santa Cruz und Ponta Delgada, die Costa Nordeste, ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Steinstrand in der Alagoa-Bucht
(Foto: Eichner-Ramm)
Am Ende des Sträßchens führt ein Pfad zunächst über das Bachbett hinweg und dann leicht abschüssig an diesem entlang in Richtung Meer. Große Sträucher mit fast schwarzen Beeren-Rispen gedeihen hier. Nach wenigen Minuten taucht rechter Hand eine Steinmauer auf, hinter der sich ein großer Picknickplatz samt Steinhaus und Grillstellen verbirgt – laut Beschilderung der »Parque de Lazer da Casa da Guarda«. Passiert man das Tor, so kann man sich auf einer Infotafel über Flora und Fauna der Costa Nordeste informieren. Oberhalb des Picknickgeländes sieht man einige Terrassen, die landwirtschaftlich genutzt werden.
Beeren am Wegesrand (Foto: Eichner-Ramm)
Nicht versäumen sollte man aber die Aussicht hinunter auf die Alagoa-Bucht mit ihren Felsinselchen. Die Bucht gilt als Brutrevier für Vögel. So soll es in den Felsinselchen eine Rosenseeschwalben-Kolonie geben. Der Pfad schließlich führt vom Picknickplatz hinunter an den steinigen Strand. Steil ragen links und rechts die Felsen auf, und hinter einen Felsen, der einer Haifischflosse gleich aus dem Meer ragt, ist die Nachbarinsel Corvo zu sehen.
Cedros und Ponta Ruiva
Landschaft bei Ponta Ruiva (Foto: Eichner-Ramm)
Zurück auf der Hauptstraße geht es dann nordwärts durch das Örtchen Cedros, das auf einem Bergkamm steil über dem Meer liegt, zirka 150 Einwohner zählt und mit toller Aussicht aufwartet. Das Gelände ist zerfurcht, die Küste unwegsam, und die Verbindungswege zwischen den Weiden beziehungsweise zwischen Cedros und Ponta Ruiva sind schmal und steil. Nach Ponta Ruiva zweigt auch von der Hauptstraße ein steiler asphaltierter Stichweg ab. In dem von Weiden und terrassierten Gemüsefeldern umgebenen Weiler auf der gleichnamigen Landzunge scheinen sich Hund und Katze Gutenach zu sagen. Verirrt sich einmal ein Touristen-Wagen hierher, wird er bestaunt – von den wenigen Einwohnern ebenso wie von den Schafen, die saftiges Grün knabbern, ohne sich um die schöne Aussicht auf Corvo zu kümmern. Die Menschen hier führen augenscheinlich ein genügsames Leben, das der Landwirtschaft gewidmet ist. Erst in den 80er Jahren bekam der Weiler als letzter der Insel Strom.
Ponta Delgada
Blick auf Ponta Delgada (Foto: Eichner-Ramm)
Über die gut ausgebaute Hauptstraße ist es nun nicht mehr weit bis zum Nordzipfel von Flores. Ein großes weißes Kreuz am Straßenrand in der ersten von zwei Spitzkehren thront am Hang oberhalb von Ponta Delgada und scheint den Ort zu beschützen. Von hier hat man einen guten Blick hinunter auf das Städtchen, die durch Steinmauern voneinander getrennten Felder sowie den Leuchtturm am Ponta do Albarnaz. In zwei Serpentinen führt die Straße hinunter in das im späten 16. Jahrhundert gegründete Ponta Delgada.
Blick auf die Kirche von Ponta Delgada (Foto: Eichner-Ramm)
Ein Kanal durchzieht den Ort. Er leitet das Wasser des Ribeira da Fazenda und seiner Zuläufe ins Meer.Die 1763 erbaute Igreja de Sao Pedro bildet das Zentrum des Ortes. Ihr Inneres ist reich mit Gold verziert. Wie eigentlich in allen Orten der Insel geht es auch in Ponta Delgada beschaulich zu. Mehrere Bars bieten sich für eine Einkehr an. Erstaunlich klein ist der Hafen der nördlichsten Ansiedlung von Flores. Er liegt etwas nördlich des Zentrums.
Ponta do Albarnaz
Ein schmales Sträßchen führt von Ponta Delgada westwärts durch die Felder zum Leuchtturm an der Ponta de Albarnaz. Es handelt sich um einen recht großen Flachbau, an dessen Flanke sich das eigentliche Leuchtfeuer befindet.Das Gebäude ist bewohnt, doch ist es möglich, vom Gelände aus die Aussicht zu genießen. Der Leuchtturm wurde 1911 errichtet und gilt noch heute als das westlichste europäische Navigationshilfsmittel Europas. Sein Leuchtfeuer reicht 22 Seemeilen weit. An der Einfahrt zum Gelände befindet sich eine Infotafel. Die hügelige Landzunge wird überwiegend für Rinderweiden genutzt. Hohe Beton- oder Steinmauern umgeben diese. In der Nähe des Leuchtturms beginnt beziehungsweise endet eine der interessantesten Wanderungen der Insel: entlang der Steilküste im Nordwesten (siehe unten).
Reicht 22 Seemeilen weit: Leuchtfeuer an der Ponta do Albarnaz (Foto: Direcção Regional de Turismo dos Açores)
Wandertouren
Vier offiziell ausgewiesene und markierte Wanderwege gibt es auf Flores. Von Ponta Delgada im Norden führt eine neun Kilometer lange Tour an der einsamen Nordwestküste entlang nach Fajã Grande (PR-1-FLO). In Lajedo beginnt eine ebenfalls neun Kilometer lange Wanderstrecke (PR-2-FLO) nordwärts. Ziel ist auch hier Fajã Grande. Auch Tour Nummer drei (PR-3-FLO) hat Fajã Grande zum Ziel. Start für diese sechs Kilometer lange Wanderung ist am Miradouro das Lagoas. Schließlich führt die mit vier Kilometern kürzeste der Wanderetappen vom Miradouro Fajã de Lopo Vaz zur Fajã de Lopo Vaz (PR-4-FLO). Alle vier Touren werden zwar mit moderatem Schwierigkeitsgrad angegeben, sollten aber nach Regen nicht begangen werden. Gutes Schuhwerk, Trittsicherheit und ausreichend Trinkwasser im Gepäck sollten ebenfalls selbstverständlich sein.
Moose und Flechten, Sträucher und Gräser: Urwüchsige Natur im Inselinnern
(Foto: Eichner-Ramm)
In der Touristinfo in Santa Cruz das Flores kann man darüberhinaus die englischsprachige Beschreibung einer Wanderung auf der Ponta do Ilhéu bekommen, die Miguel Fontes erstellt hat. Die beschriebene Tour wird mit zwei Stunden angegeben. Sie führt in eine reizvolle Landschaft, in der einige der auf den Azoren endemischen Pflanzen wachsen, darunter der Pau-Branco-Baum (Picconia azorica). Der Weg führt vorbei an Naturpools, Wasserläufen und -fällen sowie an Wassermühlen und einer etwa 400 Jahre alten Brücke.
Informationen:
Nähere Informationen über die Azoren und Flores gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:
Azoren Tourismusbüro
Kurzinfos über die Azoren
Ausführliche Infos über die Azoren
Infos über die Azoren-Flora
Azoren-Guide (engl.)
Azores Digital / Internetpräsenzen der Insel-Gemeinden (port.)
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