Erfurt: Krämerbrücke, Kirchen und Klöße

Portrait der Thüringischen Landeshauptstadt / Sightseeing im mittelalterlichen Stadtzentrum

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Eine Landeshauptstadt stellt sich der Städtereisende gemeinhin in stattlicher Größe und mit wenigstens annäherndem Großstadttrubel vor. Nicht so Erfurt. Die Hauptstadt des Freistaates Thüringen zählt gerade mal rund 200.000 Einwohner und mutet eher wie eine idyllische Kleinstadt mit mittelalterlichem Kern an. Langweilig oder gar verschlafen ist Erfurt deshalb aber noch lange nicht. Im Gegenteil: die Stadt hat allerhand Sehenswertes zu bieten und kann es in Sachen Kultur und Gastronomie mit den meisten anderen Städten durchaus aufnehmen.

Bonifatius hat die Stadt im Herzen Deutschlands 742 in einem Brief an Papst Zacharias wegen ihrer prädestinierten Lage in der fruchtbaren Gera-Aue als Sitz eines Bistums empfohlen. Im Lutherdenkmal am AngerSchnittpunkt alter Handelsstraßen wuchs sie im Mittelalter zu einer mächtigen Handels- und Universitätsstadt heran. Luther, Goethe, Bach und sogar Napoleon waren hier, und Rechenmeister Adam Ries verfasste in Erfurt seine ersten beiden Rechenbücher. Sie alle rühmten Erfurt. Der Reformator Martin Luther war zum Beispiel angetan von ihren vielen Türmen und Ludwig Bechstein hielt in seiner Reisebeschreibung von 1858 folgendes fest: »Erfurt bietet soviel des Sehens werten dar, dass ein wochenlanges Verweilen kaum hinreichen würde, die Schaulust zu begrenzen, zumal wenn dieselbe Freude am Altertum hätte.«

Mittelalterlicher Stadtkern

Die vielen liebevoll restaurierten Renaissance- und Fachwerkhäuser zeugen vom einstigen Reichtum der Stadt. Zusammen mit der berühmten Krämerbrücke bilden sie einen der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands von mehr als 150 Hektar Gesamtfläche. Gerade die Geschlossenheit macht die historische Altstadt zu einer der schönsten und sehenswertesten. Das Augustinerkloster, in dem Luther fünf Jahre als Bettelmönch lebte, die Predigerkirche, nach dem Dom zweitgrößtes Gotteshaus der Stadt, und die Festungsanlagen auf der Zitadelle Petersberg, eine der ältesten Stadtfestungen Europas, sind Beispiele mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Baukunst.

Türme und Brücken

Schiefes Haus mit geraden Fenstern an der Krämerbrücke Erfordia turrita«, türmereiches Erfurt, war der Beiname, den Martin Luther einst der Stadt gab. Immerhin ragten die Türme von 25 Pfarrkirchen, 15 Klöstern und Stiften sowie 10 Kapellen in den Himmel. Die meisten davon prägen auch heute noch das Stadtbild – allen voran das beeindruckende Ensemble von Mariendom und Severikirche. Der stattlichen Anzahl an Kirchen wegen (heute sind es noch rund 50) wurde Erfurt auch »thüringisches Rom« genannt. Den Beinamen »Kleinvenedig« erhielt die Stadt dank der zahlreichen Brücken über die Gera – 142 der insgesamt 216 Brücken befinden sich innerhalb der Kernstadt. Berühmteste Erfurter Brücke ist die Krämerbrücke, die längste geschlossene mit Häusern bebaute Brücke Europas.

Geschäfte und Gastlichkeit

Dem Erfurt-Besucher sei empfohlen, nicht nur sein Augenmerk auf die vielen baulichen Sehenswürdigkeiten zu richten. Kam die Stadt einst mit Waidanbau und -handel zu Ruhm und Reichtum, so locken heute in der Innenstadt moderne Einkaufszentren sowie viele kleine Geschäfte die Käufer an. Die Palette reicht dabei vom Holzspielzeug über Kunsthandwerk und Nippes bis hin zu Spezialitätenläden und Boutiquen. Nicht versäumen sollte man, in eine der netten Altstadt-Gaststätten einzukehren und die Thüringer Geschäft in der MichaelisstraßeSpezialitäten zu genießen: Rostbratwurst sowie Klöße.

Gebrutzelt auf dem Holzkohlegrill zieht der Duft der Leibspeise der Einheimischen durch die Straßen und Gassen der Stadt. Die Thüringer Rostbratwurst hat, so ist der Erfurt-Homepage zu entnehmen, eine 600-jährige Tradition und ist seit einigen Jahren sogar EU-weit als Marke geschützt. Eine weitere Spezialität der Freistaatler sind die Klöße: aus rohen und gekochten Kartoffeln zubereitet und, je nach Gutsto des Koches, mit oder ohne gerösteten Weißbrotbröseln im Innern. Das genaue Rezept wird in Thüringen wie ein Geheimnis gehütet und nicht selten werden die Klöße deshalb auch »Hüt-es« genannt. Tipp: Klöße schmecken besonders lecker zu Braten oder Rouladen und viel (Schwarzbier-)Soße.

Stadterkundung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Altstadt Erfurts zu erkunden. Fundierte Informationen zur Geschichte, Anekdoten und den Sehenswürdigkeiten vermitteln die Führungen der Erfurter Tourismusgesellschaft. Tickets bekommt man in der Tourtist-Information am Benediktsplatz, wo die verschiedenen Führungen zumeist auch beginnen. In einem Straßenbahnwagen aus den 60-er Jahren werden Erfurt-Touren in Form einer Stadtrundfahrt angeboten – natürlich ebenfalls mit fachkundiger Stadtführer. Ausgangspunkt für die Stadtführungen mit der Straßenbahn ist eine eigens gekennzeichnete Haltestelle am Domplatz. Detail der Fassade am Haus zum Breiten Herd am FischmarktReseverierungen nimmt ebenfalls die Erfurter Tourismusgesellschaft entgegen. Die individuellste Art, das mittelalterliche Herz der größten und ältesten Stadt Thüringens zu erkunden, ist ein Stadtbummel auf eigene Faust. Dabei sind es oftmals die zunächst unscheinbaren Details, die beim Bummel durch die thüringische Landeshauptstadt auffallen – wer die Stadt mehrfach besucht oder gleich mehrere Tage bleibt, wird viele solcher faszinierender Dinge entdecken. Für einen Stadtbummel sollte man sich einen handlichen, kleinen Stadtplan zulegen. Ausgangspunkt des im folgenden beschriebenen Rundgangs ist der Bahnhof am Willy-Brandt-Platz.

Anger und Ursulinenkloster

Vom Bahnhof am Willy-Brandt-Platz aus führt der Stadtrundgang zunächst vorbei an einigen Geschäften unter Arkaden entlang die Bahnhofstraße in nördlicher Richtung, über den Juri-Gagarin-Ring hinweg in Richtung Anger, einem großen Platz der Schnittpunkt verschiedener Straßenbahnlinien ist und der gesäumt wird von einigen historischen und architektonisch bemerkenswerten Gebäuden. Anger: Rechts das Gebäude der HauptpostNeues und Altes stehen hier dicht beinander, der moderne gläserne Erkerwürfel einer Buchhandlung ragt keck über die Grundfläche des Geschäftshauses hinaus und gegenüber macht sich die prächtige Fassade des stattlichen alten Postgebäudes breit. Am Nordende des Platzes, nahe der Kaufmannskirche, steht die Statue des Reformators Martin Luther. Der Anger war einst Marktplatz für den Waidhandel und wurde in den 70-er Jahren zum Einkaufsboulevard umgebaut. An der Ecke Anger und Trommsdorffstraße befindet sich das Ursulinenkloster, dessen Ordensschwestern noch heute caritativ tätig sind.

Kaisersaal

Von der Johannesstraße zweigt auf Höe des Museums für Stadtgeschichte links die Futterstraße ab. Hier befindet sich der Kaisersaal, der 1994 nach umfangreicher Rekonstruktion als Kultur- und Kongresszentrum wiedereröffnet wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts entstand hier aus drei Patrizierhäusern eine Spielstätte, in der unter anderem Goethe mit dem Weimarer Theater gastierte und 1791 Schillers »Don Carlos« Premiere hatte. Doch der Kaisersaal wurde nicht nur für kulturelle Zwecke genutzt: 1808 etwa nahm auf Einladung von Napoleon der russische Zar Alexander I. an einem europäischen Fürstenkongress teil.

Wenigemarkt und Ägidienkirche

Die Futterstraße mündet auf dem Wenigemarkt, einem angenehmen kleinen Platz mit einigen Cafés und Gaststätten, die in den warmen Monaten ihre Gäste im Freien bewirten. Die Ägidienkirche ist die einzige erhaltene Brückenkopfkirche und bildet mit ihrem begehbaren Tor im Turm den östlichen Zugang zur berühmten Krämerbrücke. Der quadratische Turm ist zugänglich, und wer ihn bis zur Plattform besteigt, wird mit einem herrlichen Blick über die Erfurter Altstadt belohnt. Erstmals erwähnt wurde die Ägidienkirche 1110, zweimal (1292 und 1472) wurde sie durch Stadtbrände zerstört und wieder aufgebaut (1324 und 1582). Der Turm wurde an das Kirchenschiff angebaut. Die 1383 gegossene Glocke ist die zweitälteste in Erfurt.

Krämerbrücke

Erfurts berühmteste Brücke ist die Krämerbrücke. Auch wenn die Längenangaben auf den Erfurt-Seiten im Internet von 79 bis 120 Metern differieren, gilt sie als längste und mit 32 Komplett bebaut: Gasse über die KrämerbrückeFachwerkhäusern als einzig komplett bebaute Brücke nördlich der Alpen. Errichtet wurde die Krämerbrücke um 1117 zunächst als Holzbrücke, 1325 wurde sie aus Stein gebaut. Sie überquert mit sechs Gewölben die Nebenarme der Gera nahe der ehemaligen Furt, die von den Reisenden der königlichen Handelsstraße Via Regia genutzt wurde. Heute befinden sich in den insgesamt 32 Häusern auf der Brücke kleine Südseite der KrämerbrückeAntiquitäten-, Kunsthandwerk-, Musik- oder Wein-Geschäfte sowie Galerien. Meist drängen sich die Touristenscharen auf dem schmalen Kopfsteinpflaster der Brücke. Ein schöner Blick auf die gesamte Krämerbrücke bietet sich von der Nordseite, etwa von der Horngasse aus. Der westlich der Krämerbrücke gelegene Platz, an dem sich auch die Erfurter Tourist-Info befindet, heißt Benediktsplatz.

Die Krämerbrücke ist Erfurts berühmteste Brücke. Links die Ägidienkirche















Mühlen und Augustinerkloster

Bevor der Rundgang in Richtung Westen fortgesetzt wird, lohnt eine Schleife in nördlicher Richtung. Wenige Meter in Fließrichtung des Bachbetts liegen am Ufer des Breitstroms zwei sehenswerte alte Mühlen. Folgt man der Horngasse in Richtung Comthurgasse gelangt man zum Augustinerkloster. Das Renaissancehof des AugustinerklostersKlostergelände ist von der Comthurgasse aus zugänglich. Gleich rechts liegt ein schöner Recaissancehof und vor der Fassade des langgestreckten Hauptgebäudes sind einige Ausgrabungen zu sehen, die auf Schautafeln erklärt werden. In der Klosterkirche, die an der Augustinerstraße liegt, zählen wertvolle Glasfester aus dem 14. Jahrhundert zu den Sehenswürdigkeiten. Das Augustinerkloster beherbergt zudem eine Ausstellung über das Leben von Martin Luther, der hier von 1505 bis 1511 als Mönch gelebt hat.

Michaelisstraße

Portal am Kulturhof zum güldenen Kronbacken in der Michaelisstraße Vom Augustinerkloster geht es nun die Augustinerstraße nach links, an den Überresten eines der vielen alten Türme Erfurts vorbei zur Michaelisstraße, die auch steinerne Chronik Erfurts genannt wird. Sehenswert sind hier die traditionsreichen alten Bürgerhäuser. Hinter der Hausnummer 39 verbirgt sich das Collegium majus, das Hauptgebäude der Alten Universität. Das Gebäude Relief des Rechenmeisters Adam Ries, dessen Bücher in der Michaelisstraße gedruckt wurdenwurde nach seiner Zerstörung durch Bomben im Jahr 1999 wieder aufgebaut. Lohnenswert ist auch ein Blick auf das Tor des Kulturhofs zum güldenen Kronbacken in der Michaelisstraße 10. In dem Innenhof inmitten des so genannten Lateinischen Viertels der Erfurter Altstadt liegt die Galerie Waidspeicher, die zeitgenössische Kunst präsentiert. Kurz bevor der Benediktsplatz erreicht ist, fällt auf der linken Straßenseite ein Relief im Mauerwerk sowie eine reich geschmückte Eingangstür auf. Das Relief zeigt Adam Ries, den berühmten deutschen Rechenmeister – »nach Adam Riese« –, dessen beiden ersten Rechenbücher in diesem Gebäude gedruckt wurden. Ries lebte von 1518 bis etwa 1523 in Erfurt.

Fischmarkt und Rathaus

Vom Benediktsplatz sind es nur wenige Schritte zum Fischmarkt, ein Platz an jener Stelle, an der die Königstraße (Schlösserstraße) den alten Nord-Süd-Handelsweg kreuzt. Etwa in der Mitte des Platzes steht ein Brunnen mit der Figur des heiligen Martin im Gewand eines römischen Kriegers. Diese 1591 errichtete Skulptur wird im Volksmund auch Roland genannt. Besonders reich geschmückt sind die Fassaden zweier Gebäude an der Nordseite des Platzes: das Haus Zum roten Ochsen (1562) sowie der Renaissancebau des Hauses Zum Breiten Herd (1584).

Haus zum Breiten Herd (links) und Haus Zum roten Ochsen (rechts) am Fischmarkt



















Erfurter Weihnachtsmarkt
zum Erfurter Weihnachtsmarkt

Eines der vielen Wandgemälde im Treppenhaus des Rathauses
















Von 1870 bis 1874 wurde das neugotische Rathaus am Fischmarkt errichtet. Obgleich hier die Stadtverwaltung untergebracht ist, kann das stattliche Gebäude besichtigt werden. Normalerweise ist das Treppenhaus Sehenswertes Treppenhaus im Rathaus am Fischmarktmit den sehenswerten Wandgemälden frei zugänglich. Die Bilder zeigen Legenden und Szenen aus dem Leben Luthers sowie der Erfurter und Thüringer Geschichte und Sagenwelt. Nur im Rahmen einer Führung kommt man indes in den Festsaal im hinteren Trakt des Rathauses. Auch hier zieren große Gemälde die Wände. Eine Empore, riesige Leuchter und dunkle Holzvertäfelungen und antikes Mobiliar sind ebenfalls im Festsaal zu sehen.

Im Haus Sonnenborn wird heute geheiratet
















Marktstraße und Nebengassen

Die Marktstraße führt vom Fischmarkt in Richtung Domplatz. Gegenüber der Allerheiligenkirche, an der Einmündung der Allerheiligenstraße gelegen, zweigt eine Gasse namens Große Arche ab. Nach wenigen Schritten fällt ein schön saniertes Gebäude ins Auge, bei dem es sich um das Haus Zum Sonneborn handelt. Hinter der prächtigen Fassade des 1536 erbauten Hauses mit imposantem Portal und Renaissancemalereien befindet sich heute das Standesamt. In der rechts abzweigenden Mettengasse ist der einstige Waidspeicher, in dem früher aus den getrockneten Blättern der weit verbreiteten Waidpflanze blauer Textilfarbstoff gewonnen wurde. Verarbeitung und Handel mit Waid waren es auch, die Erfurt ab dem 13. Jahrhundert zu Wohlstand verhalfen. Der ehemalige Waidspaicher ist heute Kabarett- und Puppentheater-Spielstätte.

Blick von der Zitadelle auf Domplatz (mit Weihnachtsmarkt) sowie Dom und Severikirche















Domplatz

Aus den sanierten Gassen heraustretend öffnet sich dem Besucher der Domplatz. Viele historischer Gebäude säumen diesen und die meisten haben die Kanonade während der französischen Besetzung (1813) und auch zahlreiche Stadtbrände überstanden. Sehenswert sind unter anderem die Grüne Apotheke aus dem 18. Jahrhundert und das Haus Zur Hohen Lilie (1538). Inmitten des Domplatzes steht ein stattlicher Obelisk und etwas weiter südlich hält ein steinerner Ritter Schild und Schwert in die Höhe. Dominiert wird indes der Domplatz von dem beeindruckenden Ensemble aus Mariendom und Severikirche auf dem Domberg – es gilt als Wahrzeichen Erfurts. Beide katholischen Gotteshäuser zählen zu den architektonischen Meisterwerken gotischer Sakralbaukunst. Vom Domplatz aus, auf dem in der Adventszeit ein attraktiver Weihnachtsmarkt stattfindet, führt eine breite Freitreppe hinauf. Wer die 70 Stufen hinter sich gebracht hat, sollte nicht versäumen, einen Blick zurück auf die Altstadt zu werfen.

Figurenschmuck an der Domfassade














Den Türklopfer am Dom-Eingang sollte sich der Besucher genauer ansehen Durch ein schmiedeeisernes Tor geht es dann zum imposanten Portal des Doms, das mit zahlreichen Steinfiguren geschmückt ist. Auch der mächtige Messing-Knauf der schweren Eingangstüre ist einen genaueren Blick wert: eine menschliche Figur wird da gerade von einem frazenhaften Untier verschlungen.

Mariendom

Blick hinauf zum mächtigen Mariendom An Stelle des heutigen Mariendoms soll eine 752 von Bonifatius gegründete Kapelle gestanden haben. Betritt man das Erfurcht gebietende Innere des spätgotischen Doms, stehen den Besuchern für den Rundgang Kladden mit wissenswerten Informationen zur Architektur und Ausstattung zur Verfügung. Links vom Hauptschiff sind einige der Kirchenschätze hinter Glas zu bewundern, darunter ein romanisches Bürstenreliquiar aus der zweiten Hälfte des 12.Jahrhunderts mit Reliquien des Heiligen Bonifatius und des Heiligen Kilian sowie ein gotisches Reliquiar aus Holz und Bein (zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts) mit Reliquien der Heiligen Elisabeth von Thüringen, der Hauptpatronin des Bistums Erfurt.

Im hochgotischen Choranbau beeindrucken vor allem die 13 farbenfrohen und bis zu 18 Meter hohen Glasfenster. Dieser Glasfesterzyklus zählt zu den großartigsten Beständen mittelalterlicher Glaskunst. Nur wenig Licht fällt durch diese in den Chor, sodass man zum Betrachten des Prächtiges Chorgestühl im Mariendommit reichem Schnitzwerk verzierten originalen Chorgestühls aus dem 14. Jahrhundert schon näher herangehen muss. Weiteres »Highlight« des Mariendoms ist die Gloriosa, die angeblich größte frei schwingende mittelalterliche Glocke der Welt. Die Gloriosa, wegen ihres Wohlklangs auch als »Königin der Glocken« gerühmt, befindet sich im mittleren Turm und wurde laut Inschrift im Juli 1497 vom Glockengießer Wou von Kampen gegossen. Sie hat ein Gewicht von 11,5 Tonnen, ist samt Krone 2,5 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 2,57 Metern.

Severikirche

Die unmittelbar neben dem Mariendom gelegene Severikirche entstand 1280 als Stiftskirche der regulierten Augustinerchorherren. Die fünfschiffige frühgotische Hallenkirche beherbergt den Sarkophag desHeiligen Severus, Bischof von Ravenna. Sehenswert ist unter anderem eine 15 Meter hohe Taufe.

Weitgehend erhaltene Stadtfestung: die Zitadelle Petersberg
















Zitadelle Petersberg

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Dom und Severikirche liegt die Zitadelle Petersberg, die einzige weitgehend erhaltene barocke Stadtfestung Mitteleuropas. Sie entstand 1695 auf dem Gelände eines früheren Benediktiner-Klosters und spiegelt die europäische Festungsbaukunst des 17. bis 19. Jahrhundertsauf beeindruckende Weise wider. Lange Jahre führte die Zitadelle Petersberg ein eher stiefmütterliches Dasein, doch seit 1964 wurde die imposante Anlage nach und nach für die Öffentlichkeit erschlossen. Inzwischen sind weite Teile der Kasematten, Kaponnieren und Minengänge im Innern der Anlage zu besichtigen.

Im Übrigen bietet sich auch von hier ein toller Blick auf die Erfurter Altstadt und das markante Kirchenduo am Domplatz. Inmitten des Zitadellenareals liegt die Peterskirche, die 1103 biw 1147 von Hirsauer Benediktiner-Mönchen erbaut wurde. Die Steinmetzarbeit an der südlichen Außenmauer des Chors als erste deutsche Inschrift – »Christ geruhe zu Labine / Die Seele der Begrabine, Amen« stammt aus dem Jahre 1360. Heute beherbergt die Im Krieg beschädigte und teilsanierte Kirche das Forum Konkrete Kunst.

Neue Mühle

Die Neue Mühle ist die einzige noch funktionstüchtige Wassermühle Erfurts Weiter geht der Stadtrundgang am südöstlichen Ende des Domplatzes. Durch die Kettenstraße und die Paulstraße und durch die Predigerstraße vorbei an der Predigerkirche und dem Gustav-Adolf-Denkmal erreicht der Erfurt-Besucher wieder den Fischmarkt. Ein paar Schritte nach rechts gelangt man auf der Schlösserstraße zur Neuen Mühle am Ufer des Breitestroms. Sie ist die letzte noch funktionstüchtige Wassermühle der Stadt. Bis 1982 wurde hier noch Getreide zu Mehl und Futterschrot verarbeitet. Inzwischen ist sie zum Museum umfunktioniert, das den Besuchern die Mühlenfunktion veranschaulicht und anhand historischer Gerätschaften über die Wasserkraftnutzung sowie die Geschichte der einst zahlreichen Erfurter Mühlen informiert.

Barfüßerkirche

Vorbei an der zumeist gut besuchten Imbissbude am gegenüber liegenden Ufer geht es nun zu den Überresten der 1944 größtenteils zerstörten Barfüßerkirche. Und obwohl das einst Ruine der BarfüßerkircheStadtbild prägende lange Satteldach der Kirche des ehemaligen Franziskaner-Klosters verschwunden ist, gilt die Ruine noch heute als ein beeindruckendes Beispiel deutscher Sakralbaukunst des 14. und 15. Jahrhunderts. Zugänglich ist der rekonstruierte Chor, in dem sich eine Außenstelle des Angermuseums befindet. Von Bedeutung sind hier etwa die Grabplatte der Cinna von Vargula, die beiden Altäre und die ältesten erhaltenen Glasmalereien in Erfurt.

Staatskanzlei

Nicht weit von der Barfüßerkirche entfernt befindet sich die thüringische Staatskanzlei. Diese ist zwar der Öffentlichkeit nicht zugänglich, doch zumindest ein Blick auf die eindrucksvolle Fassade mit dem repräsentativen Portal lohnt sich. Die ehemalige kurmainzische Statthalterei wurde 1711 bis 1720 im Renaissancestil erbaut. Zu den prominenten Besuchern zählten unter anderem Schiller, Herder und Humboldt, und Napoleon traf sich hier mit Goethe und Wieland.

Haus Dacheröden

Gegenüber der Front der Staatskanzlei liegt der Hirschgarten, ein kleiner Park, durch den es hindurch auf die Neuwerkstraße geht. Hält man sich links, so beginnt nach wenigen Metern der Anger – eine Einkaufsstraße, die in den gleichnamigen Platz mündet. Imposant wirkt der stattliche Angerbrunnen. Rechter Hand liegt das Haus Dacheröden. Es wurde 1833 aus den Gebäuden Haus zum Goldenen Hecht und Haus zum Großen und Neuen Schiff aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zu einem Gebäude verbunden. Sehenswert ist vor allem das Renaissanceportal, das als eines der schönsten Erfurts gilt. Beim Bummel in östlicher Richtung fallen weitere bemerkenswerte Häuser auf, und auch hier sind es oftmals die Details, die zu beachten es lohnt.

Bartholomäusturm

Zwischend den Einmündungen der Weitergasse und der Grafengasse steht der Bartholomäusturm. Sein Glockenspiel hoch über dem Einkaufstrubel zählt mit seinen 60 Glocken zu den größten Deutschlands. Fünf Oktaven umfasst es und die Glocken haben ein Gewicht von 20 Kilogramm bis zu rund 2,4 Tonnen. In der Adventszeit spielen Bläser vom Bartholomäusturm Fassaden-Detail eines Geschäftshauses am Angerherab gelegentlich weihnachtliche Weisen. Nicht übersehen sollte der Erfurt-Besucher auch den alten Brunnen nahe des Turms. Am Angermuseum an der Ecke Anger und Bahnhofstraße endet der Rundgang durch die Altstadt. Das Museumsgebäude ist mit üppigem plastischen Schmuck verziert. Einst diente das zwischen 1706 und 1712 errichtete, stattliche Gebäude als Pack- und Waagehof.

Erfurt: Daten, Zahlen, Fakten

Erfurt ist seit 1990 Hauptstadt des Freistaates Thüringen und zählt rund 200.000 Einwohner. Mit einer Fläche von 269 Quadratkilometern ist Erfurt größte Stadt im Land. Die Stadt liegt zwischen 158 und 430 Metern über NN.



Informationen:

Nähere Informationen über Erfurt gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:

Homepage der Erfurter Tourismusgesellschaft
Homepage der Stadt Erfurt
Kaisersaal Erfurt
Augustinerkloster
Mariendom Erfurt
Zitadelle Petersberg

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