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Eine Landeshauptstadt stellt sich der Städtereisende gemeinhin in stattlicher Größe und mit wenigstens annäherndem Großstadttrubel vor. Nicht so Erfurt. Die Hauptstadt des Freistaates Thüringen zählt gerade mal rund 200.000 Einwohner und mutet eher wie eine idyllische Kleinstadt mit mittelalterlichem Kern an. Langweilig oder gar verschlafen ist Erfurt deshalb aber noch lange nicht. Im Gegenteil: die Stadt hat allerhand Sehenswertes zu bieten und kann es in Sachen Kultur und Gastronomie mit den meisten anderen Städten durchaus aufnehmen. Bonifatius hat die Stadt im Herzen Deutschlands 742 in einem Brief an Papst Zacharias wegen ihrer prädestinierten Lage in der fruchtbaren Gera-Aue als Sitz eines Bistums empfohlen. Im ![]() Mittelalterlicher StadtkernDie vielen liebevoll restaurierten Renaissance- und Fachwerkhäuser zeugen vom einstigen Reichtum der Stadt. Zusammen mit der berühmten Krämerbrücke bilden sie einen der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands von mehr als 150 Hektar Gesamtfläche. Gerade die Geschlossenheit macht die historische Altstadt zu einer der schönsten und sehenswertesten. Das Augustinerkloster, in dem Luther fünf Jahre als Bettelmönch lebte, die Predigerkirche, nach dem Dom zweitgrößtes Gotteshaus der Stadt, und die Festungsanlagen auf der Zitadelle Petersberg, eine der ältesten Stadtfestungen Europas, sind Beispiele mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Baukunst.
Türme und Brücken![]()
Geschäfte und GastlichkeitDem Erfurt-Besucher sei empfohlen, nicht nur sein Augenmerk auf die vielen baulichen Sehenswürdigkeiten zu richten. Kam die Stadt einst mit Waidanbau und -handel zu Ruhm und Reichtum, so locken heute in der Innenstadt moderne Einkaufszentren sowie viele kleine Geschäfte die Käufer an. Die Palette reicht dabei vom Holzspielzeug über Kunsthandwerk und Nippes bis hin zu Spezialitätenläden und Boutiquen. Nicht versäumen sollte man, in eine der netten Altstadt-Gaststätten einzukehren und die Thüringer![]() Gebrutzelt auf dem Holzkohlegrill zieht der Duft der Leibspeise der Einheimischen durch die Straßen und Gassen der Stadt. Die Thüringer Rostbratwurst hat, so ist der Erfurt-Homepage zu entnehmen, eine 600-jährige Tradition und ist seit einigen Jahren sogar EU-weit als Marke geschützt. Eine weitere Spezialität der Freistaatler sind die Klöße: aus rohen und gekochten Kartoffeln zubereitet und, je nach Gutsto des Koches, mit oder ohne gerösteten Weißbrotbröseln im Innern. Das genaue Rezept wird in Thüringen wie ein Geheimnis gehütet und nicht selten werden die Klöße deshalb auch »Hüt-es« genannt. Tipp: Klöße schmecken besonders lecker zu Braten oder Rouladen und viel (Schwarzbier-)Soße.
StadterkundungEs gibt verschiedene Möglichkeiten, die Altstadt Erfurts zu erkunden. Fundierte Informationen zur Geschichte, Anekdoten und den Sehenswürdigkeiten vermitteln die Führungen der Erfurter Tourismusgesellschaft. Tickets bekommt man in der Tourtist-Information am Benediktsplatz, wo die verschiedenen Führungen zumeist auch beginnen. In einem Straßenbahnwagen aus den 60-er Jahren werden Erfurt-Touren in Form einer Stadtrundfahrt angeboten – natürlich ebenfalls mit fachkundiger Stadtführer. Ausgangspunkt für die Stadtführungen mit der Straßenbahn ist eine eigens gekennzeichnete Haltestelle am Domplatz.![]()
Anger und UrsulinenklosterVom Bahnhof am Willy-Brandt-Platz aus führt der Stadtrundgang zunächst vorbei an einigen Geschäften unter Arkaden entlang die Bahnhofstraße in nördlicher Richtung, über den Juri-Gagarin-Ring hinweg in Richtung Anger, einem großen Platz der Schnittpunkt verschiedener Straßenbahnlinien ist und der gesäumt wird von einigen historischen und architektonisch bemerkenswerten Gebäuden.![]()
KaisersaalVon der Johannesstraße zweigt auf Höe des Museums für Stadtgeschichte links die Futterstraße ab. Hier befindet sich der Kaisersaal, der 1994 nach umfangreicher Rekonstruktion als Kultur- und Kongresszentrum wiedereröffnet wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts entstand hier aus drei Patrizierhäusern eine Spielstätte, in der unter anderem Goethe mit dem Weimarer Theater gastierte und 1791 Schillers »Don Carlos« Premiere hatte. Doch der Kaisersaal wurde nicht nur für kulturelle Zwecke genutzt: 1808 etwa nahm auf Einladung von Napoleon der russische Zar Alexander I. an einem europäischen Fürstenkongress teil.
Wenigemarkt und ÄgidienkircheDie Futterstraße mündet auf dem Wenigemarkt, einem angenehmen kleinen Platz mit einigen Cafés und Gaststätten, die in den warmen Monaten ihre Gäste im Freien bewirten. Die Ägidienkirche ist die einzige erhaltene Brückenkopfkirche und bildet mit ihrem begehbaren Tor im Turm den östlichen Zugang zur berühmten Krämerbrücke. Der quadratische Turm ist zugänglich, und wer ihn bis zur Plattform besteigt, wird mit einem herrlichen Blick über die Erfurter Altstadt belohnt. Erstmals erwähnt wurde die Ägidienkirche 1110, zweimal (1292 und 1472) wurde sie durch Stadtbrände zerstört und wieder aufgebaut (1324 und 1582). Der Turm wurde an das Kirchenschiff angebaut. Die 1383 gegossene Glocke ist die zweitälteste in Erfurt.
KrämerbrückeErfurts berühmteste Brücke ist die Krämerbrücke. Auch wenn die Längenangaben auf den Erfurt-Seiten im Internet von 79 bis 120 Metern differieren, gilt sie als längste und mit 32![]() ![]()
Mühlen und AugustinerklosterBevor der Rundgang in Richtung Westen fortgesetzt wird, lohnt eine Schleife in nördlicher Richtung. Wenige Meter in Fließrichtung des Bachbetts liegen am Ufer des Breitstroms zwei sehenswerte alte Mühlen. Folgt man der Horngasse in Richtung Comthurgasse gelangt man zum Augustinerkloster. Das![]()
Michaelisstraße![]() ![]()
Fischmarkt und RathausVom Benediktsplatz sind es nur wenige Schritte zum Fischmarkt, ein Platz an jener Stelle, an der die Königstraße (Schlösserstraße) den alten Nord-Süd-Handelsweg kreuzt. Etwa in der Mitte des Platzes steht ein Brunnen mit der Figur des heiligen Martin im Gewand eines römischen Kriegers. Diese 1591 errichtete Skulptur wird im Volksmund auch Roland genannt. Besonders reich geschmückt sind die Fassaden zweier Gebäude an der Nordseite des Platzes: das Haus Zum roten Ochsen (1562) sowie der Renaissancebau des Hauses Zum Breiten Herd (1584).![]() ![]() zum Erfurter Weihnachtsmarkt |
![]() Von 1870 bis 1874 wurde das neugotische Rathaus am Fischmarkt errichtet. Obgleich hier die Stadtverwaltung untergebracht ist, kann das stattliche Gebäude besichtigt werden. Normalerweise ist das Treppenhaus ![]()
Marktstraße und NebengassenDie Marktstraße führt vom Fischmarkt in Richtung Domplatz. Gegenüber der Allerheiligenkirche, an der Einmündung der Allerheiligenstraße gelegen, zweigt eine Gasse namens Große Arche ab. Nach wenigen Schritten fällt ein schön saniertes Gebäude ins Auge, bei dem es sich um das Haus Zum Sonneborn handelt. Hinter der prächtigen Fassade des 1536 erbauten Hauses mit imposantem Portal und Renaissancemalereien befindet sich heute das Standesamt. In der rechts abzweigenden Mettengasse ist der einstige Waidspeicher, in dem früher aus den getrockneten Blättern der weit verbreiteten Waidpflanze blauer Textilfarbstoff gewonnen wurde. Verarbeitung und Handel mit Waid waren es auch, die Erfurt ab dem 13. Jahrhundert zu Wohlstand verhalfen. Der ehemalige Waidspaicher ist heute Kabarett- und Puppentheater-Spielstätte.
DomplatzAus den sanierten Gassen heraustretend öffnet sich dem Besucher der Domplatz. Viele historischer Gebäude säumen diesen und die meisten haben die Kanonade während der französischen Besetzung (1813) und auch zahlreiche Stadtbrände überstanden. Sehenswert sind unter anderem die Grüne Apotheke aus dem 18. Jahrhundert und das Haus Zur Hohen Lilie (1538). Inmitten des Domplatzes steht ein stattlicher Obelisk und etwas weiter südlich hält ein steinerner Ritter Schild und Schwert in die Höhe. Dominiert wird indes der Domplatz von dem beeindruckenden Ensemble aus Mariendom und Severikirche auf dem Domberg – es gilt als Wahrzeichen Erfurts. Beide katholischen Gotteshäuser zählen zu den architektonischen Meisterwerken gotischer Sakralbaukunst. Vom Domplatz aus, auf dem in der Adventszeit ein attraktiver Weihnachtsmarkt stattfindet, führt eine breite Freitreppe hinauf. Wer die 70 Stufen hinter sich gebracht hat, sollte nicht versäumen, einen Blick zurück auf die Altstadt zu werfen.
Mariendom![]()
Im hochgotischen Choranbau beeindrucken vor allem die 13 farbenfrohen und bis zu 18 Meter hohen Glasfenster. Dieser Glasfesterzyklus zählt zu den großartigsten Beständen mittelalterlicher Glaskunst. Nur wenig Licht fällt durch diese in den Chor, sodass man zum Betrachten des
SeverikircheDie unmittelbar neben dem Mariendom gelegene Severikirche entstand 1280 als Stiftskirche der regulierten Augustinerchorherren. Die fünfschiffige frühgotische Hallenkirche beherbergt den Sarkophag desHeiligen Severus, Bischof von Ravenna. Sehenswert ist unter anderem eine 15 Meter hohe Taufe.
Zitadelle PetersbergIn unmittelbarer Nachbarschaft zu Dom und Severikirche liegt die Zitadelle Petersberg, die einzige weitgehend erhaltene barocke Stadtfestung Mitteleuropas. Sie entstand 1695 auf dem Gelände eines früheren Benediktiner-Klosters und spiegelt die europäische Festungsbaukunst des 17. bis 19. Jahrhundertsauf beeindruckende Weise wider. Lange Jahre führte die Zitadelle Petersberg ein eher stiefmütterliches Dasein, doch seit 1964 wurde die imposante Anlage nach und nach für die Öffentlichkeit erschlossen. Inzwischen sind weite Teile der Kasematten, Kaponnieren und Minengänge im Innern der Anlage zu besichtigen.Im Übrigen bietet sich auch von hier ein toller Blick auf die Erfurter Altstadt und das markante Kirchenduo am Domplatz. Inmitten des Zitadellenareals liegt die Peterskirche, die 1103 biw 1147 von Hirsauer Benediktiner-Mönchen erbaut wurde. Die Steinmetzarbeit an der südlichen Außenmauer des Chors als erste deutsche Inschrift – »Christ geruhe zu Labine / Die Seele der Begrabine, Amen« stammt aus dem Jahre 1360. Heute beherbergt die Im Krieg beschädigte und teilsanierte Kirche das Forum Konkrete Kunst.
Neue Mühle![]()
BarfüßerkircheVorbei an der zumeist gut besuchten Imbissbude am gegenüber liegenden Ufer geht es nun zu den Überresten der 1944 größtenteils zerstörten Barfüßerkirche. Und obwohl das einst![]()
StaatskanzleiNicht weit von der Barfüßerkirche entfernt befindet sich die thüringische Staatskanzlei. Diese ist zwar der Öffentlichkeit nicht zugänglich, doch zumindest ein Blick auf die eindrucksvolle Fassade mit dem repräsentativen Portal lohnt sich. Die ehemalige kurmainzische Statthalterei wurde 1711 bis 1720 im Renaissancestil erbaut. Zu den prominenten Besuchern zählten unter anderem Schiller, Herder und Humboldt, und Napoleon traf sich hier mit Goethe und Wieland.
Haus DacherödenGegenüber der Front der Staatskanzlei liegt der Hirschgarten, ein kleiner Park, durch den es hindurch auf die Neuwerkstraße geht. Hält man sich links, so beginnt nach wenigen Metern der Anger – eine Einkaufsstraße, die in den gleichnamigen Platz mündet. Imposant wirkt der stattliche Angerbrunnen. Rechter Hand liegt das Haus Dacheröden. Es wurde 1833 aus den Gebäuden Haus zum Goldenen Hecht und Haus zum Großen und Neuen Schiff aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zu einem Gebäude verbunden. Sehenswert ist vor allem das Renaissanceportal, das als eines der schönsten Erfurts gilt. Beim Bummel in östlicher Richtung fallen weitere bemerkenswerte Häuser auf, und auch hier sind es oftmals die Details, die zu beachten es lohnt.
BartholomäusturmZwischend den Einmündungen der Weitergasse und der Grafengasse steht der Bartholomäusturm. Sein Glockenspiel hoch über dem Einkaufstrubel zählt mit seinen 60 Glocken zu den größten Deutschlands. Fünf Oktaven umfasst es und die Glocken haben ein Gewicht von 20 Kilogramm bis zu rund 2,4 Tonnen. In der Adventszeit spielen Bläser vom Bartholomäusturm![]()
Informationen:Nähere Informationen über Erfurt gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
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