Heraklion: Geschäftiges Treiben in der Inselhauptstadt

Die Stadt ist keine Schönheit, dennoch lohnt ein Besuch: zum Shopping und für Kultur-Interessierte

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Nein, als attraktiv kann man die Inselhauptstadt Kretas nicht wirklich bezeichnen: weit hinaus in die hügelige Umgebung reichen die Beton gewordenen Auswüchse der fast 300.000 Einwohner zählenden Metropole – schlichte, mehrstöckige Wohnhäuser, Gewerbebetriebe und Industrie sowie in den Außenbezirken entlang der weiten Bucht Hotelanlagen und touristische Infrastruktur. Eine Raffinerie ziert den westlichen Bereich, der angesichts der jährlich auf Kreta urlaubenden Touristenscharen »vorsintflutliche« Flughafen liegt im Westen. Dennoch sollte man nicht vor einem Besuch Heraklions zurückschrecken, denn die Stadt ist allemal für einen Shopping-Trip gut. Und außerdem sei geschichtlich und kulturell Interessierten der Besuch eines der Museen zu empflehlen – allen voran das Archäologische Museum.

Ankommen und abfahren: Verkehr

Drehscheibe für alle, die mit dem Überlandbus in die Stadt kommen, ist der große Busbahnhof in Hafennähe (Busse von/nach West- und Ostkreta). Hier steigt am besten aus, wer bei einem Stadtbummel die Sehenswürdigkeiten anschauen möchte oder einfach nur durch die geschäftigen Gassen der nicht wirklich alten Altstadt innerhalb der venezianischen Stadtmauer streifen möchte. Sind dagegen Shoppen oder der Besuch des Archäologischen Museums das Ziel, sollte man bereits eine Station zuvor an der Platia Elftherias aussteigen. Die dunkelblauen Stadtbusse verschiedener Linien bedienen den Citybereich. Mit Linie 2 etwa gelangt man vom Busbahnhof am Hafen in ca. 20 Minuten nach Knossos (Hin- und Rückfahrt kosteten im Oktober 2005 zwei Euro). Am Busbahnhof am Chania-Tor, direkt außerhalb der Stadtmauer, fahren die Überlandbusse zur Südküste.

Elftherios Venizelos wacht über den Verkehr am Platz, der seinen Namen trägt













Der internationale Flughafen Kretas »Nikos Kazantzakis« liegt rund acht Kilometer östlich des Zentrums von Heraklion. Irgendwie haben die Verantwortlichen verpasst, den Airport an die permanent wachsende Zahl an Starts und Landungen von Linien- und vor allem von Chartermaschinen anzupassen. Vor allem in der Saison geht es hier recht chaotisch zu, Gepäckausgabe bei Ankunft und Abfertigung beim Abflug erfordern viel Geduld der Reisenden.

Gestern und heute: Geschichte und Gegenwart

Kreta hat eine lange, wechselvolle Geschichte hinter sich. In minoischer Zeit war Amnissos der östlich des heutigen Stadtgebietes gelegene Hafen des Palastes von Knossos. Nach dem Untergang der Minoischen Kultur im 14. Jahrhundert v. Chr. wurde die Stadt Heraklea in griechischer Zeit gegründet. Aus der folgenden römischen und byzantinischen Zeit blieb im Stadtbild indes nicht viel erhalten. Anfang des 13. Jahrhunderts übernehmen die Venezier die Herrschaft. Sie hinterlassen auf der Insel, die sie Candia nannten, und in der Stadt ihre Spuren. Als 1669 die Türken nach 21 Jahre dauernder Belagerung Verfall: Historische Ruine inmitten der Betonwüste Heraklionsder »Großen Festung« Heraklions auf der Insel einmarschieren, verliert die Stadt an Bedeutung, denn Chania wird Verwaltungshauptstadt. Die Türken nennen Heraklion Megalokastro. 1897 ziehen die Türken ab, Kreta wird autonom und Heraklion erhält ein Jahr später seinen Namen wieder. Ihre Bedeutung bekommt die Stadt erst mit dem Anschluss Kretas an Griechenland wieder. Schwere Zerstörungen richteten deutsche und britische Bomben im Zweiten Weltkrieg in der Stadt an, die 1941 bis 1944 von den Deutschen besetzt war.

Seit 1971 ist Heraklion wieder Hauptstadt der Insel. Heute ist zählt Heraklion etwa 150.000 Einwohner im direkten Stadtgebiet und zirka 295.000 zusammen mit den Vororten. Die Stadt gilt als Wirtschafts- und Wissenschafts-Zentrum Kretas. Industrie Werkstatt im Zentrumund Handel prägen das Bild der modernen, geschäftigen Stadt. Im lebendigen und lauten Zentrum wird man Ruhe allenfalls in einem der Parks oder in einer der Kirchen finden, denn rundum pulsiert das alltägliche Treiben der Großstadtbewohner, der Geschäftsleute und der Touristenscharen, die von Frühjahr bis Herbst die Stadt bevölkern.

Festung und Befestigung

Zum beeindruckenden Erbe der Venezianer zählt die Hafenfestung Koules, die trutzig das Hafenbecken bewacht. Immerhin konnten dank dieses zweistöckigen Bauwerks 21 Jahre lang die Türken auf Distanz gehalten werden. Erbaut wurde das Bollwerk mit meterdicken Mauern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts an Stelle einer früheren Festung aus dem 13. Jahrhundert. Es soll sich seinerzeit um die stärkste Festung im gesamten Mittelmeerraum gehandelt haben.

Venezianisches Kastell am Hafen Heraklions
















Koules lohnt eine Besichtigung: auf der unteren Ebene lassen sich dunkle Gewölbe, breite Gänge mit Rundbögen und Räume hinter schweren Holztüren erkunden. Die sparsame elektrische Beleuchtung setzt effektvoll die hohen Lichtschächte in Szene. Gewölbe im Innern des Kastell KoulesÜber eine mit blankgetretenen Steinen gepflasterte Rampe geht es hinauf zum Innenhof. Dieser ist von einer Zinnenmauer umgeben. Wer sie umrundet, kann den Blick über den Fischerhafen hinweg zur City schweifen lassen oder rechter Hand der Hafenmole Fähr- und Kreuzfahrtschiffe im Seehafen betrachten. Von dem von den Türken errichteten Minarett-Turm auf der Mauer ist nur noch der Stumpf erhalten. Die schmale Wendeltreppe im Innern endet allerdings im Nichts.

Aufgang zum Innenhof des Kastell Koules
















Die Hafenfestung ist nur ein Teil der gewaltigen Stadtbefestigung, die die Venezianer angelegt haben. Dabei wurden bestehende Mauern aus arabischer und byzantinischer Zeit verwendet. Von der Hafenfestung Koules aus sieht man etwa die Reste der venezianischen Arsenale – große längliche Gewölbe, in denen die Flotte repariert oder Boote gelagert wurden. Es gab drei Arsenal-Komplexe: die »Arsenali Antichi" als Teil des Hafens, die »Arsenali Vecchi« westlich davon sowie die »Arsenali Nuovi und Nuovissimi« südöstlich des alten venezianischen Hafens. Heute existieren nur noch Teile der letztgenannten und der »Arsenali Vecchi«. In unmittelbarer Nähe zu den Arsenalen hat auch das große Wasserreservoir die Zeit überdauert. Es fasste 20.000 Tonnen Wasser.

Blick vom Kastell auf den Hafen mit den Arsenalen
















Die Befestigungsmauer, die die Altstadt Heraklions umgiebt, wurde Anfang des 16. Jahrhunderts fertiggestellt. Teil der Stadtbefestigung mit dem venezianischen LöwenBegonnen wurde mit der mächtigen Stadtbefestigung bereits Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie hat den Grundriss einer Triangel und erstreckt sich auf etwa fünf Kilometer. Sieben Bastionen wurden angelegt: Sabbionara, Vitturi, Jesus, Martinego, Bethleem, Patocratoras und St. Andreas lauten die Namen von Ost nach West. An zwei Stellen wurden zwischen zwei Bastionen flacher gelegene Plätze angelegt, die der Verteidigung des tiefer gelegenen Grabens und den benachbartenChania-Tor Bastionen mit Kanonen dienten. Auf der südlichsten Martinego-Bastion befindet sich das Grab von Nikos Kazantzakis. Aus der Feder des kretischen Schriftstellers stammt »Alexis Zorbas«. Schließlich ermöglichten verschiedene Stadttore den Weg in und aus der Stadt. Nicht mehr erhalten sind die Tore zum Pier und zu den Arsenalen. Wiedereröffnet für Fußgänger wurde das St. George-Tor im Osten. Der Autoverkehr gelangt heute durch das Jesus-Tor (New Gate) im Süden und das Pantocratoras-Tor (Chania-Tor) im Westen.

In der Venezianischen Loggia arbeitet heute die Stadtverwaltung Heraklions
















Repräsentativ und Repräsentanten

Ein sehenswerter, repräsentativer Bau ist die Venezianische Loggia, wenige Schritte nördlich der lebhaften Platia Venizelou. Erbaut wurde der Renaissance-Palazzo 1626 im Auftrag des damaligen Statthalters Morosini und diente den Adligen als Versammlungs- und Vergnügungsort. Der Bau, der von den türkischen Besatzern dem Verfall preisgegeben worden war, wurde in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts originalgetreu wieder aufgebaut. Heute lassen sich hier die Repräsentanten der Stadtverwaltung bei der Arbeit beobachten, schlendert man durch die Gänge und blickt in die meist geöffneten Türen. Hinter den Säulen an der Straße befindet sich eine Vorhalle mit Holzdecke, dahinter geht es in einen halbrunden Innenhof.

Morosini-Brunnen an der zentralen Patia Venezielou
















Brunnen und Bassins

Zu den Sehenswürdigkeiten Heraklions zählen auch einige Brunnen, die aus venezianischer und türkischer Zeit erhalten geblieben sind. Inmitten der lebhaften Platia Venezielou, die von zahlreichen Restaurants und Cafés umgeben ist, steht der Morosini-Brunnen, wegen seiner vier wasserspeienden Löwenmäuler auch Löwenbrunnen genannt. Der 1628 im Auftrag von Francesco Morosini gebaute Brunnen bildete den zentralen Endpunkt einer Wasserleitung, die das kostbare Nass von der Archanes-Quelle in die trockene Stadt pumpte. Das Wasser floss in die acht Brunnenbecken, die von einem niedrigen Geländer umgeben sind. Das Fundament des Morosini-Brunnens ist mit mythologischen Reliefs verziert, die trotz starker Beschädigungen Delphine, Meerjungfern und Götter – darunter auch Europa auf dem Stier – erkennen lassen. Die Spitze des Brunnens bildete einst die Figur des Poseidon, doch der hielt einem Erdbeben nicht stand. Während der türkischen Zeit war der Brunnen von einem mächtigen Baldachin umgeben.

Das türkische Philantropic-Brunnenhaus ist heute ein Kafenion
















Ein solches Brunnenhaus steht noch heute dort, wo Hadji Ibrahim aga 1776 den Philantropic-Brunnen erbaute – am Kornarou-Platz. Vor jedem der halbrunden Fenster des bis heute erhaltenen Brunnenhauses befindet sich ein Hahn mit einem Steinbecken. Das Brunnenhaus beherbergt heute ein Kaffeehaus. Direkt dahinter steht der Bembo-Brunnen, der zwischen 1552 und 1554 von Capitano Gianmatteo Bembo erbaut wurde. Bembo-Brunnen am Kornarou-PlatzEr ist dekoriert mit Wappen und anderen Renaissance- und gotischen Stilelementen. In der Mitte hat eine große kopflose Statue die römische Zeit überdauert. Weitere Brunnen aus venezianischer Zeit sind der Sagredo-Brunnen in der Nordwestecke der Loggia und der Priuli-Brunnen in der Nähe des venezianischen Dermata-Tors. Weitere türkische Brunnenanlagen sind der Idomenea-Brunnen hinter dem Historischen Museum und der Chaniali-Brunnen am St. George-Tor, unterhalb der Statue von Eleutherios Venizelos.

Kirchen und Kunst

Die Kirchen der Stadt haben eine fast ebenso wechselvolle Geschichte hinter sich, wie die Heraklion selbst. Viele byzantinische, venezianische und türkische Gotteshäuser haben überdauert, wenngleich nicht alle mehr als Kirche sondern als Kunststätten genutzt werden. Die Agios-Titos-Kirche wenige Schritte nördlich der Loggia am gleichnamigen Platz ist eine Basilika mit quadratischem Grundriss, einer Kuppel in der Mitte und einem Glockenturm im südwestlichen Eck. Der Bau, wie er sich heute präsentiert, entstand erst nach 1856, nach dem Wiederaufbau in Folge der Zerstörungen durch ein Erdbeben.

Titos-Kirche
















Die eigentliche Agios-Titos-Kirche ist indes deutlich älter. 59 n. Chr. ließ der Apostel Paulus seinen Begleiter Titos als ersten Bischof von Kreta zurück – in Gortis in der Messara-Ebene. 824 musste der Bischofssitz an die Nordküste verlegt werden, und um die Jahrtausendwende wurde die erste Titos-Kirche errichtet. Mehrfach wurde sie durch Erdbeben oder Feuer zerstört, mehrfach baute man sie wieder auf. Schädel-Reliquie in der Titos-KircheDie Türken nutzten sie schließlich als Moschee, und 1925 wurde sie erneut dem heiligen Titos geweiht. Heute beherbergt der griechisch-orthodoxe Kirchnbau eine reich verzierte Altarwand, bunte Glasfenster und Wandgemälde mit Szenen aus dem Leben des heiligen Titos. In dem kleinen Seitenraum links des Eingangsportals ist zudem der Schädel des ersten Bischofs und Namensgebers der Kirche zu sehen – aufbewahrt in einem goldverzierten Glasbehälter.

Palia Venezielou mit der ehemaligen Markos-Kirche (links) An der östlichen Seite der Platia Venezielou befindet sich die usprünglich 1239 erbaute Agios-Markos-Kirche. Auch sie wurde mehrfach nach Zerstörungen als Basilika wiedererrichtet. Säulen und Rundbögen grenzen die Vorhalle zur Straße hin ab, im Innern sind vor allem die Holzdecke und die Marmorsäulen beachtenswert. Auch Agios Markos wurde zwischenzeitlich zur Mosee umfunktioniert und der einstige Glockenturm musste einem Minarett weichen. Von diesem ist heute nur noch der Stumpf zu sehen. 1956 wurde mit der Restaurierung des Gebäudes begonnen, das inzwischen als Städtische Kunst-Galerie genutzt wird.

Stattlicher Bau: Die Minas-Kathedrale am Ekaterini-Platz ist Kretas größte Kirche


















Aud dem großen Ekaterini-Platz, von Kafenions und umbriebigen Einkaufsstraßen umgeben, stehen gleich drei Kirchen. Die größte von ihnen ist die Kathedrale Agios Minas. Sie ist Bischofssitz, größte Kirche Kretas und eine der beeindruckendsten. Erbaut hat sie der Architekt Athanasios Moussis – 1862 wurde der Grundstein gelegt. Aufgrund der Kretischen Revolution von 1866 ruhten die Bauarbeiten bis Kuppel der Minas-Kathedrale1883 und wurden 1895 abgeschlossen. Der kreuzförmige Bau hat eine stattliche Kuppel, die auf einer hohen Spandrille ruht. Im Innern finden sich Elemente einer dreischiffigen Basilika. Der prächtige Bau verfügt über zwei lockentürme, einen in der nordwestlichen und einen in der südöstlichen Ecke. Das rechte Kirchenschiff ist dem Apostel Titos, das linke den zehn heiligen Märthyrern Kretas geweiht. Deren Gräber sind in Gortis zu sehen.

Die Ausstattung hat im Laufe der Zeit mehrere Veränderungen erfahren bzw. wurde ergänzt. So wurde die von AnastasiosAus Marmor: Bischofsstuhl in der Minas-Kathedrale Orlandos geplante hölzerne Wand mit Heiligenbild durch eine marmorne ersetzt – ebenso der Bischofsstuhl. Die religiösen Darstellungen an den Wänden und in der Kuppel folgen genau den Prinzipien und Motiven der byzantinischen Ikonen-Malerei. Streng blickt etwa der Pantokrator Jesus Christos von der Kuppel herab. Ein optisches Schmuckstück ist auch der riesige Goldleuchter mit byzantinischen Doppeladlern. Auch von Außen betrachtet wirkt die mit etlichen Steinmetzarbeiten versehene Kathedrale imposant.

Deutlich bescheidener nimmt sich dagegen die westlich des Kathedralen-Portals gelegene kleine Minas-Kirche aus. Sie war zum Zeitpunkt Kleine Minas-Kircheder Recherche jedoch leider verschlossen. Weil sie für die konstant wachsende christliche Gemeinde nicht mehr ausreichte, wurde die Kathedrale gebaut, die rund 800 Gläubigen Platz bietet.

Als Ikonenmuseum dient die ehemalige Klosterkirche Agios Ekaterini Sinaiton, auch Kirche der heiligen Katerina von Sinai genannt, am nordöstlichen Eck des Ekaterini-Platzes in direkter Nachbarschaft zur Minos-Kathedrale.Die Kirche Ekaterini Sinaiton beherbergt heute das Ikonenmuseum Es handelt sich um einen mehrfach überkuppelten kleinere Bau mit der Nebenkapelle Agioi Deka, der 1555 errichtet wurde. Das Ikonenmuseum zeigt die Werke kretischer Ikonen-Maler wie Angelos, einem der berühmtesten Maler des 15. Jahrhunderts. Zu den bekanntesten Exponaten zählen im nördlichen Kirchenschiff etwa die Ikone Jesu Geburt (Georgios Kydoniaios) und die Ikone Panayia Galaktotrofousa (Georgios Kastrofylakas) sowie im Südschiff eine Ikone aus St. Titos mit zwölf Darstellungen aus dem Leben der zehn heiligen Märthyrer Kretas. Außerdem ist das Museum bekannt für die Präsentation der Werke von Michail Damaskinos, einem der bedeutendsten VertreterNebenkapelle der Kirche Ekaterini Sinaiton: Agioni Deka der so genannten »Kretischen Schule« des 16. Jahrhunderts. Gezeigt werden schließlich auch mehrere Hundert Jahre alte Fresken verschiedener kretischer Kapellen, liturgische Gerätschaften und bestickte Priestergewänder. Sonntags ist das Ikonenmuseum geschlossen, fotografieren ist nicht gestattet.

Markt und Menschen

Vom zentralsten Altstadtplatz Heraklions, der Platia Venezielou, führt in südwestlicher Richtung die berühmte Basarstraße »Odos 1866«. Bis zur Platia Kornarou wird hier dicht an dicht von Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch über Haushaltswaren, Bekleidung, Lederwaren und Schmuck bis hin zu Souvenirs aller Art feilgeboten. Während der Geschäftszeiten geht es hier recht lebhaft zu, wenn sich Einheimische, Touristen und Mopedfahrer auf der schmalen Straße drängen. Andenkenläden, Modeboutiquen und Schmuckgeschäfte der gehobeneren Art finden sich in der Fußgängern vorbehaltenen Gasse namens Dedalou, die von der Platia Venezielou in östlicher Richtung zum Eleftherias-Platz erstreckt. In den Seitengassen der Dedalou laden In-Cafés mit bequemen, sofaähnlichen Sitzmöbeln zur Einkehr ein. Die Preise sind hier jedoch mindestens ebenso hip, wie das Ambiente.

Marktgasse 1866: Hier gibt es fast alles zu kaufen
















Immer Samstags findet am Hafen der größte Straßenmarkt Kretas statt. An zahllosen Ständen wird ein noch bunteres Allerlei an Waren als in der Marktstraße 1866 angeboten. Im Gegensatz zu den Händlern dort, lohnt sich auf dem Samstagsmarkt oft das Feilschen um den Preis.

Plätze und Parks

Umtriebigster und zentralster Platz ist die Platia Venezielou. Rund um den Morosini-Brunnen liegen diverse Restaurants und Cafés sowie einige Souvenir-Shops. Höflich-aufdringlich wird man als Tourist auf die Speisekarte hingewiesen. Doch nicht nur Heraklion-Besucher nehmen hier eine kleine Auszeit vom Stadtbummel, auch viele Einheimische nehmen gerne Platz und beobachten das Treiben rundum. Nur ein paar Schritte weiter nördlich bildet der kleine El Greco Park eine ruhige Alternative zum Päuschen im Grünen.

Am Ekaterini-Platz kommen beinahe venezianische Gefühle auf, denn mit der imposanten Kulisse der Minas-Kathedrale und den vielen Hundert Tauben fühlt man sich fast nach Venedig versetzt. In einem der Cafés lässte es sich ungestörter und weniger gedrängt sitzen als am Morosini-Brunnen, und die Kulisse mit den drei Kirchen ist schließlich auch nicht ohne. Ein hübsches Plätzchen zur Einkehr bieten übrigens auch die Bars am Titos-Platz vor der gleichnamigen Kirche. Große alte Bäume spenden hier Schatten.

Denkmal von Elftherias Venizelos Wichtiger Verkehrsknoten in der geschäftigen Altstadt Heraklions ist der Eleftherias-Platz. Hier fahren etliche Stadtbusse ab und halten verschiedene Überlandbusse. Nördlich des Platzes liegt das Archäologische Museum und die Tourist-Information (direkt gegenüber). Der großzügige Platz wird beschattet von großen Palmen und mächtigen Eukalyptusbäumen. Hypermoderne Lampen und Fahnenmasten wurden mit der Umgestaltung des Platzes in die hellen Platten integriert. Die Sitzbänke indes sind von Taubenkot meist so verschmutzt, dass sich hier kaum jemand niederlassen mag. Am Südende des Platzes steht auf einer »Zacke« der Stadtbefestigung steht das überlebensgroße Broncedenkmal von Eleftherios Venizelos, der 1910 zum griechischen Premierminister gewählt wurde und dem der Anschluss Kretas zu Griechenland zu verdanken ist.

Schlangengöttin: Exponate im Archäologischen Museum



















Archäologisches Museum

Heraklions und Kretas bedeutendstes Museum ist das Archäologisches Museum. Der hässliche Bau an der Nordseite des Eleftherias-Platzes wurde 1937 bis 1940 an jener Stelle errichtet, an der zu venezianischer Zeit das katholische Kloster St. Francis stand. Dieses wurde bei einem Erdbeben 1856 zerstört. Das Museum beherbergt auf zwei Etagen die bedeutendsten Funde der minoischen Kultur, der frühesten Zivilisation Europas. Die Exponate sind zeitlich chronologisch in 20 Sälen angeordnet – von Funden aus dem Neolithikum (Jungsteinzeit) bis zu griechischen und römischen Stücken von etwa 500 bis 400 vor Christus. Die Ausstellung gibt damit einen umfassenden Überblick über 5500 Jahre kretischer Geschichte. Man sollte sich für den Museumsbesuch ausreichend Zeit nehmen oder besser gleich mehrmals wiederkommen. Und am besten schaut man sich zwischen den Museumsbesuchen Diskos von Festos: Eines der bekanntesten Exponate im Archäologischen Museumdie ein oder andere archäologische Fundstätte an, um einen Bezug zu den Exponaten zu erhalten. Insbesondere aus Knossos sind hier viele Stücke zu sehen.

Da es an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde, die Ausstellungsstücke aller Räume des Museums zu beschreiben, sei die Lektüre eines guten Reiseführers oder eines Museumsführers empfohlen. Deshalb hier in aller notwendigen Kürze die wichtigsten und bekanntesten Exponate sowie solche, die der Redaktion der Globetrotter-Seiten beim Rundgang ins Auge bzw. »vor die Linse« gefallen sind. Im Erdgeschoss sind kretisch-minoische Stücke zu sehen, zu denen etwa der berühmte Diskos von Festos, die Schlangengöttinnen oder der Stierkopf zählen.

Erdgeschoss

Der Diskos von Festos ist eine Tonscheibe, die auf beiden seiten mit Hieroglyphen bedeckt ist. Diese sind bis heute nicht entschlüsselt. Es wird vermutet, dass es sich um einenStierkopf: Exponat im Archäologischen Museum rituellen Text handeln könnte. Die Scheibe stammt aus der Zeit um 1700 bis 1600 v. Chr.. Aus unterirdischen Schatzkammern des Palastes von Knossos stammen die Schlangengöttingen, zierliche Fayence-Figuren mit langem Rock und barem Busen. Wozu wohl der berühmte Stierkopf aus Stealit diente, der im Kleinen Palast von Knossos gefunden wurde? Vermutlich handelte es sich um ein Gefäß für einen Opfertrunk. Der Stierkopf wurde in Teilen rekonstruiert.

Schwer: Bronzewannen aus Tylissos im Archäologischen Museum
















Sehenswert auch das tönerne Modell eines Hauses minoischer Architektur, das in Archanes gefunden wurde. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert v. Chr..Helm aus Wildschweinzähnen im Archäologischen Museum Wohl aus mykenischer Zeit stammt der in Knossos gefundene Helm aus Wildschweinzähnen, und die riesigen Kupfergefäße am Eingang des siebten Ausstellungsraumes stammen aus Tylissos. Aus der jüngeren Palastzeit (1600 bis 1450 v. Chr.) stammen die Funde des erst 1962 entdeckten Palastes von Zakros, darunter das besonders prächtige Trinkrython aus Bergkristall. Ton-Sarkopharge im Archäologischen Museum Es wurde aus hunderten Einzelteilen mühsam wieder zusammengesetzt. Bevor es ins Obergeschoss geht, fallen dem Museumsbesucher noch die minoischen Ton-Sarkopharge (Larnakes) auf, zum Teil schön bemalt mit geometrischen oder Natur-Motiven und zumeist erstaunlich klein für einen Sarg. Zwei offene Sarkopharge zeigen eindrucksvoll, dass die Toten seinerzeit in Hocklage bestattet wurden.

Stierspringer: Wandbild im Archäologischen Museum













Obergeschoss

Fagmente von Wandmalereien aus verschiedenen Palästen und Villen Kretas, darunter auch aus Knossos sind im Obergeschoss des Archäologischen Museums in Heraklion anschaulich rekonstruiert worden, so dass sich der Betrachter die ganze einstige (Farb-)Pracht vorstellen kann. In dem langen Saal sieht man links zunächst Fragmente des Prozessionskorridors von Knossos. Kaum vorstellbar, dass 500 Figuren dasBlaue Damen: Bekanntestes Wandbild im Archäologischen Museum Original geschmückt haben sollen. An der gegenüber liegenden Wand sind drei der bekanntesten Wandmalereien zu sehen: Drei Blauen Damen, ein Stierspringer und der Prinz mit Lilien, der einst das Ende des Prozessionskorridors geziert haben soll. In der Mitte des Saals ist der einzige, je auf Kreta gefundene Steinsarkopharg von Agia Triada zu sehen. Das kostbare Stück stammt etwa von 1400 v. Chr. und ist rundum bemalt. Im hintere Bereich des Längssaals vermittelt ein Modell einen Eindruck von der Größe des Palastes von Knossos.

Informationen:

Weitere Informationen über Heraklion gibt es im Internet zum Beispiel unter folgender Adresse:

Heraklion-City Homepage der Stadtverwaltung (mit ausführlichen Infos zu den Sehenswürdigkeiten und weiterführenden Links)

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