Knossos und Co.: Alte Steine allerorten

Eindrücke vom Touristenmagneten Knossos und anderen ausgewählten archäologischen Stätten Kretas

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Das Plakat zeigt, wie der Palast von Knossos einmal ausgehehen haben könnte






















Das Plakat zeigt,
wie der Palast von Knossos
einmal ausgehehen
haben könnte
  
Es bedarf schon mächtig viel an Vorstellungskraft, will man sich anhand der vielen Steinhaufen, Säulenreste und Mauerfragmente, die allerorten auf der Insel Kreta zu finden sind, ein Bild vom Originalschauplatz vor hunderten oder gar tausenden von Jahren machen. Zumindest einen Reiseführer sollte man im Gepäck haben, will man nicht unbedarft und planlos in den mehr oder weniger großen archäologischen Stätten umherirren. Zusätzlich ist eine gewisse Portion an Interesse für alte Kulturen, Lebensweisen und geschichtliche Zusammenhänge hilfreich. Einige dieser versunkenen Paläste und vergessenen Kultstätten werden auf dieser Globetrotter-Seite kurz vorgestellt. Mit dabei natürlich der Touristenmagnet schlechthin: Knossos.

Knossos: Einleitung

Für die meisten Kreta-Urlauber steht der Besuch von Knossos zwingend auf dem Besichtigungsprogramm. Knossos kennt jeder – zumindest vom Hörensagen. Und von den vielen Postern und Postkarten, die es selbst im kleinsten Bergdorf zu kaufen gibt. Regelrecht bombadiert mit Büchern, Bildern und Abbildern aus dem legendären minoischen Palast, etwa acht Kilometer südlich von der Inselhauptstadt Heraklion, wird man von den vielen Souvenir-Shops, die die Straße rund um das Grabungsgelände säumen. Sogar mehr oder weniger kitschige Nachbildungen der berühmten Funde, die man hier gemacht hat, bekommt man hier – wenn man es denn haben muss – so dass der Besuch der Palastanlage oder des Archäologischen Museums in Heraklion eigentlich garnicht mehr nötig wäre. Doch: Wer sich Knossos anschaut, sollte unbedingt auch das Archäologischen Museum besuchen. Das hilft, sich ein eigenes Bild zu machen.

Knossos: Bekanntestes Fotomotiv der Anlage

















Knossos: Tickets und Bus

Der normale Eintrittspreis lag im Oktober 2005 bei jeweils sechs Euro, das Kombi-Ticket für Knossos und Museum bei zehn Euro. Von Heraklion fahren die Busse der Linie 2 etwa alle zehn bis 15 Minuten nach Knossos. Hin- und Rückfahrt dauern je nach Verkehr jeweils etwa 15 bis 20 Minuten und kosten zusammen zwei Euro. Im Eingangsbereich erden dem Besucher sogleich mehr oder weniger aufdringlich Offerten für Führungen in allerlei Sprachen angeboten.

Blick über das Grabungsgelände von Knossos und in die Umgebung

















Knossos: Übersicht

Die minoische Palastanlage von Knossos gab es schon lange vor der klassischen Antike. Sie gilt als eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Frühgeschichte. Besiedelt war Knossos wohl bereits in der neolitischen Periode (7000 bis 3000 vor Christus). Die erste Palastanlage wurde, vermutlich durch ein Erdbeben, um 1700 vor Christus zerstört. Ein zweiter,Theater von Knossos größerer Palast wurde auf den Ruinen errichtet. In der so genannten mycenäischen Schrift aus dem 14. Jahrhundert vor Christus wurde der Ort »ko-no-so« bezeichnet. Endgültig zerstört wurde die Anlage etwa 1350 vor Christus durch eine gewaltige Feuersbrunst. Um den Palast von Knossos auf den Kephala-Hügeln ranken sich zahlreiche Legenden, etwa die der Mythos des Labyriths des Minotaur und die Story von Daidalos und Ikaros.

Evans‘s »archäologisches Disneyland«

Wiederentdeckt hat die unter kretischer Erde versunkene Stätte 1878 Minos Kalokairinos, der 1894 das Grundstück, auf dem einst die Palastanlage stand, an den britischen Ausgräber Arthur Evans verkaufte. Der deutsche Hobbyarchäologe Heinrich Schliemann habe sich 1886 und noch einmal 1889 nicht mit Kalokairinos über den Kaufpreis geeinigt, heißt es. Ob die Säulen des Palastes einst rot waren?Und so gebührt Evans der Ruhm, den bedeutenden Palast freizulegen und nach seinen Vorstellungen zu rekonstruieren. Dabei ging der Brite nach heutigen Maßstäben nicht gerade zimperlich vor. Sein auf Intuition und Spekulation beruhendes, mitunter »archäologisches Disneyland« bezeichnetes Werk ist bis heute wissenschaftlich umstritten. Er zog Betonzwischendecken ein, ließ Mauern in seiner Kartographierung des Geländes »verschwinden« und malte Räume in knalligen Farben aus. Dennoch leistete er eine wichtige Arbeit: Von 1900 bis 1931 legte er weite Teile des Geländes und mehr als 1200 Räume frei – und investierte einen Großteil seines Privatvermögens in diese Aufgabe.

Knossos: Die Anlage

Die Palastanlage von Knossos hatte von ihrem Nordeingang eine Verbindungsstraße zum Hafen Amnissos nahe dem heutigen Heraklion. Der Gepflasterter Westhof von KnossosNordeingang war flankiert von erhöhten Stoas, von der eine mit dem Fresko einer Jagdszene auf einen Bullen verziert war. Die Palastanlage gruppierte sich in vier Flügeln um einen zentralen Platz herum und hatte eine Größe von rund 20.000 Quadratmetern. Die Gebäude waren aus unterschiedlichen Knossos: Lagerräume des PalastesMaterialien erbaut und waren mit bemaltem Putz, Verkleidungen aus Marmor oder Wandgemälden ausgeschmückt. Zudem zählten Lichtschächte und ein komplexes Drainage- und Wasserversorgungssystem zu den architektonischen und strukturellen Besonderheiten der mehrstöckigen Anlage.

Für eine ausführliche Beschreibung der Palast-Sehenswürdigkeiten sei ein Reiseführer empfohlen. An dieser Stelle seien die wichtigsten nur kurz beschrieben. Vor der einstigen Westfassade des Palastes zweigt rechts der Prozessionskorridor ab, der einst von Wandmalereien mit mehr als 500 Figuren geschmückt war. Teile davon sind im Archäologischen Museum in ausgestellt. Der Südpropylon Knossos: Südpropylonwar der ehemallige Südeingang, Heraklion der von Evans teilweise restauriert wurde, und von dem die Große Treppe ins Obergeschoss des Palastes führte. Ebenfalls im Westflügel der Palastanlage liegen der Thronsaal, die Schatzkammer und die Pfeilerkrypten. Der älteste Herrschersitz Europas, der Thron des Minos, steht immer noch an der ursprünglichen Stelle.

Knossos: Blick in den Thronsaal

















Südlich des Zentralhofes liegt ein weiterer Korridor mit einer Kopie des bekannten Freskos vom Prinzen mit den Lilien. Auch hier befinden sich die Knossos Reste des Originals im Archäologischen Museums in Heraklion. Im Ostflügel sind neben dem Treppenhaus vor allem das Megaron des Königs sowie das Megaron der Königin sehenswert – letzteres wegen des sehenswerten, restaurierten Delphinfreskos. Nördlich der Königssuiten lagen die Werkstätten, das Magazin der Pithoi, ein heute nicht Durch ein Dach vor der Witterung geschützt: Altes Mauerwerk des Palastesmehr erhaltener, freskengeschmückter Saal sowie der Korridor des Schachbretts.

Am Nordende des Zentralhofes hat Evans eine der einst zwei Bastionen rekonstruiert. Hinter den Säulen erkennt man ein Fresko mit Stiermotiv. Überdacht ist das große Kultbecken an der Nordwestseite der Palastanlage. Nicht weit Von hier liegt noch das Theater und verläuft in westlicher Richtung die gepflasterte »Heilige Straße« in einem Graben bis zur heutigen Autostraße am Westzaun des Geländes.

Blick auf das Gelände von Knossos
















Tylissos

Bei den Ruinen von Tylissos, etwa 15 Kilometer südwestlich von Heraklion, handelt es sich um drei große minoische Villen, erbaut zwischen dem 16. und 15. Jahrhundert vor Christus. Die Ruinen liegen inmitten des bäuerlich geprägten Dorfes, und das Interesse der Touristen an der archäologischen Stätte wird von den umliegenden Bauersfrauen genutzt, um Handarbeiten oder Honig feilzubieten. Der Ort war einst eine autonome minoische Stadt, die enge Beziehungen mit Knossos hatte. Sogar eigene Münzen mit den Abbildern der Göttin Hera und dem Got Apollo. Von 1600 bis 1450 v. Chr. existierten hier drei stattliche Gebäude mit vielen Räumen – Paläste en miniature, wie es Antonis Vasilakis in einem Faltblatt zu Tylissos formuliert.

Blick auf die minoischen Villen von Tilisos
















Die größte der drei ausgegrabenen Villen (Haus A) verfügte über einen monumentalen Eingang mit zwei Säulen, eine Halle, eine Säulen-Krypta, ein reinigungs-Bassin sowie Lagerräume. Das rechteckige Haus B hatte 21 Räume, darunter ein Vestibül, ein Wachhaus, ein Treppenhaus, eine Halle sowie einen Innenhof. 23 Räume zählte das den beiden anderen ähnliche Haus C. In der nordwestlichen Ecke ist eine Zisterne erhalten geblieben, die über eine Wasserleitung von der Quelle Agios Mamas versorgt wurde. Bei den Ausgrabungen wurden drei riesige Bronzewannen gefunden, die heute im Archäologischen Museum in Heraklion ausgestellt sind.

Schwer: Bronzewannen aus Tylissos im Archäologischen Museum
















Festos (Phaistos)

Der Palast von Festos (auch Phaistos genannt), in exponierter Lage auf einem Hügel in der Messara-Ebene gelegen, ist der zweitgrößte minoische Palast Kretas und war die wohlhabendste und mächtigste Stadt im Süden der Insel. Aufgrund der prächtigen architektonischen Gestaltung und der nahezu perfekten Anlage gilt Festos als typischster aller minoischen Paläste auf Kreta. Auf die Ruinen eines ersten, um 1900 vor Christus erbauten Palastes wurde um 1600 vor Christus ein neuer Palast errichtet. Doch wie auch Knossos wurde dieser Mitte des 15. Jahrhunderts vor Christus zerstört. Die archäologischen Ausgrabungen begannen hier 1884 durch Federico Halbherr und wurden später durch die Italienische Archäologische Schule Athen fortgeführt. Bis heute wurde hier noch nicht alles zutage gefördert, was an Resten des Palastes und der angrenzenden, bis zum Weiler Agios Ioannis reichenden minoischen Wohnsiedlung noch unter der Erde liegt. Möglicherweise nutzten die damaligen Herrscher auch gar nicht Festos sondern das etwa zwei Kilometer westlich, ebenfalls auf einem Hügel gelegene Agia Triada als Residenz. Dafür würde sprechen, dass in Festos kaum wertvolle Funde gemacht wurden.

Einst zweitgrößter minoischer Palast auf Kreta: Festos















Vom großen Parkplatz auf der Hügelkuppe sind es nur wenige Meter bis zum Kassenhäuschen nebst Bar- und Shop am Eingang zum Grabungsgelände von Festos. Von hier hat man einen guten Blick hinunter auf das unterhalb gelegene Gelände und natürlich auf die weite Messara-Ebene und das Ida-Gebirge. Mittelpunkt des neuen, jüngeren Palastes war ein zentraler Platz mit Säulengängen, um den herum die Gebäude angeordnet waren: Auf der Westseite Lager- und Vorrats- sowie Kulträume, im Norden die königlichen Gemächer sowie im Osten Werkstätten. Westlich der Vorratsräume lag das Theater mit einer großen Schautreppe sowie einem gepflasterten Prozessionsweg. Der westliche Propylon war der monumentale Eingang des Palastes und in seiner beeindruckenden Struktur einmalig. Das Grabungsgelände von Festos ist geöffnet von November bis März täglich von 8 bis 17 Uhr sowie von Juli bis Oktober von 8.30 bis 15 Uhr (montags geschlossen).

Agia Triada

Nur zwei Kilometer westlich von Festos liegt Agia Triada, das einzige bekannte Beispiel eines minoischen Marktdorfes. Es wird vermutet, dass der Ort bereits im frühen dritten Jahrtausend vor Christus besiedelt war. Der Palast von Agia Triada, auch »Royal Villa« genannt, wurde etwa 1600 vor Christus gebaut und verfügt, obwohl er kleiner als die Paläste von Knossos oder das benachbarte Festos ist, über alle typischen Merkmale der minoischen Palastarchitektur: vieltürige Hallen, Höfe, Lichtschächte, Kultstätten, Lager, Werkstätten, Treppenhäuser, Portikus und gepflasterte Straßen. Der Palast hat zwei rechtwinklig zueinander liegende Flügel – einen westlichen mit verschiedenen Räumen, einem Korridor und einer Terrasse sowie einen nördlichen. Letzterer ist durch eine Treppe mit der nordöstlich angrenzenden »Agora« verbunden.

Dieser Marktbereich aus spätminoischer oder mykenischer Zeit gilt als älteste bekannte Agora Griechenlands. Hinter dem Portikus liegen acht große Räume, die vermutlich als Läden genutzt wurden. Westlich des Marktbereiches sind die Überreste einer minoischen Wohnsiedlung zu sehen. Außerhalb des eingezäunten Grabungsgeländes befindet sich die Nekropole, der Friedhof von Agia Triada mit zwei frühminoische (3000 bis 2300 v. Chr.) Grabstätten sowie weiteren Gräbern aus spätminoischer Zeit (14. Jh. v. Chr.). Die Leichen wurden seinerzeit in Ton-Sarkophargen bestattet. Ein reich bemalter Sarkopharg aus Kalkstein ist heute im Archäologischen Museum in Heraklion zu bewundern. Das Grabungsgelände von Agia Triada ist mit Ausnahme einiger Feiertage dienstags bis sonntags von 10 bis 16.30 Uhr geöffnet. Kombitickets für Festos und Agia Triada kosten sechs Euro.

Blick auf das Gelände von Gortis


















Gortis (Gortyn)

Im zentralen Süden Kretas, der Messara-Ebene, lohnen des weiteren die archäologischen Stätten von Gortis (auch Gortyn genannt) einen Besuch. Auf einem riesigen Gelände knapp einen Kilometer westlich der Kleinstadt Aglii Deka wurden seit 1884 einige Ruinen freigelegt. Der Bereich nördlich der Straße nach Mires ist touristisch erschlossen und kostet Eintritt. Im südlich gelegenen Gelände, links und rechts der Straße nach Mitropoli, sind die Archäologen noch zugange, und vieles liegt noch in der Erde unter Olivenbäumen. Gortis wurde gegen Ende der neolitischen Zeit (um 3000 v. Chr.) besiedelt, erlebte seine Blütezeit aber erst viel später in der Titus-Kirche von Gortisspätminoischen Zeit (1600 bis 1100 v. Chr.).

Besondere Bedeutung erlangte Gortis in römischer und hellenischer Zeit als erste Stadt Kretas, die die Christianisierung akzeptierte. Der Apostel Titus hatte hier den ersten Bischofssitz auf Kreta. Außerdem ist Gortis bekannt für seine fortschrittliche Gesetzgebung – die in Stein gehauenen Gesetzestexte der Hellenen datieren aus dem 5. Jh. v. Chr.. Die Römer verwendeten sie später als Dekoration für ihr Odeon. Zu sehen sind die Gesetzestafeln von Gortis an der nördlichen Theaterwand. Das Odeon selbst ist das eindrucksvollste Bauwerk aus römischer Zeit (1. Jahrhundert nach Christus): ein Theater mit Marmorboden und -sitzreihen. Ebenfalls im nördlichen, erschlossenen Grabungsbereich zu sehen ist die Titus-Kirche, eine Kreuzkuppelkirche nur wenige Schritte westlich vom Eingang, sowie die Akropolis auf dem Hügel des Agios Ioannes, einst eine polygonale Befestigungsmauer mit Türmen an den Ecken (10. bis 6. Jh. v. Chr.).

Abgedeckt: Mosaiken in Gortis Spannend ist es, im Gelände südlich, an der Straße nach Mitropoli herumzustreifen. Hier ist man quasi für sich und wird unter knorrigen Olivenbäumen den ein oder anderen Säulenrest oder geschichtsträchtigen Steinbrocken entdecken. Rechter Hand der Straße liegt ein eingezäuntes Grabungsgelände, auf dem Reste einer frühchristlichen Basilika sowie Mosaikböden freigelet wurden. Letztere sind jedoch ebenso wie jene auf der gegenüber liegenden Fläche mit Matten und Kies vor Verwitterung geschützt und leider nicht zu erkennen. Des weiteren sind zwischen Straße und dem Ortsrand von Aglii Deka Reste des Apollo-Tempels (erbaut im 7. Jh. v. Chr.), des Isis-Heiligtums (1. bis 2. Jh. n. Chr.), des Prätorium (2. Jh. n. Chr.) sowie die Märthyrer-Kirche (5. Jh. n. Chr.) mit den Gräbern der zehn Märthyrer zu sehen.

Informationen:

Nähere Informationen über Knossos und weitere archäologische Stätten auf Kreta gibt es im Internet zum Beispiel unter folgender Adresse:

Hellenic Ministry of Culture (Infos über Knossos und weitere archäologische Stätten, alphabetisch sortiert)

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