Valle Gran Rey: Nicht einsam und nicht überlaufen

»Tal des großen Königs«, der Aussteiger, Individualisten und Pauschaltouristen

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Noch in den 70er Jahren galt das Valle Gran Rey als Geheimtipp unter Hippies und Aussteigern. Heute sind viele von denen, die hier geblieben sind, mehr oder weniger etabliert und gehen einem geregelten Alltag und Broterwerb nach. Sie waren die Wegbereiter für jene Reisenden, die nach ihnen kamen, auf der Suche nach einem schönen Fleckchen Erde oder nach dem Sinn des Seins. Und obwohl inzwischen längst auch der Pauschaltourismus in noch verträglichem Maße Einzug ins Valle gehalten hat, machen Individualisten das Gros der Besucher aus. Ein Aufenthalt im Valle Gran Rey bietet eine ganz besondere Atmosphäre – eine herrliche Mischung aus alternativ und abgedreht, exzentrisch und eigenwillig, familiär und freundlich, geruhsam und geschäftstüchtig, relaxed und rummelig. Kurz: hier ist es nicht mehr einsam und noch nicht überlaufen.

Blick über das Valle Gran Rey zum Tafelberg La Fortaleza















Einzige Gemeinde im Südwesen Gomeras ist Valle Gran Rey. Seien Namen bekam das »Tal des Großen Königs« 1950, als der Verwaltungssitz von Arure nach La Calera verlegt wurde. Er erinnert an den Guanchenkönig Hupalupa. Das heutige GemeindegebietVerwaltungssitz der Gemeinde Valle Gran Rey: La Calera erstreckt sich auf einer Fläche von rund 32 Quadratkilometer und zählt etwa 4900 Einwohner. Zum Gemeindegebiet zählen mehrere Ortsteile, darunter die oberhalb des eigentlichen Tals gelegenen Weiler Taguluche, Las Hayas und Arure. Valle Gran Rey ist Touristenziel Nummer eins auf der Insel, was sich in einer in den vergangenen Jahren deutlich ausgebauten Zahl an Betten niederschlägt – von Privatzimmern und Ferienwohnungen über Appartements und hergerichtete Landhäuser bis hin zu klassischen Hotels reicht die Spanne der Übernachtungsmöglichkeiten. Neben Touristen, die hier nur ihren Urlaub verbringen haben sich auch viele eine Immobilie gekauft und leben mehrere Monate im Jahr im Valle.

Die Geschichte

Hupalupa war einst der mächtigste Fürst der Ureinwohner La Gomeras. Zum Herrschaftsbereich ders prähispanischen Stammes von Orone Bewässerungsgraben im Valle Gran Reyzählte auch das Gebiet von Valle Gran Rey. Mit der Eroberung der Insel durch die Spanier begann die Besiedelung im oberen Bereich des Tals. 1812 trennte sich die Gemeinde Arure von Chipude und wurde Verwaltungssitz. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts begann die Besiedelung in den tieferen Teilen des Tals, und man begann mit dem Anbau eingeführter Tomaten und Bananen. Für die Bewässerung nutzte man die Quellen von Guadá.

Ende des 19. Jahrhunderts begann mit dem Export der Produkte der rasche wirtschaftliche Aufschwung und die Bevölkerungszahl stieg auch in den Küstengebieten an – es entwickelten sich die beiden bevölkerungsreichsten Ansiedlungen Vueltas und La Calera. Unteres Valle Gran ReyLetztere wurde 1950 Verwaltungssitz der neuen Gemeinde Valle Gran Rey. Bis zum Ende der 60er Jahre bildeten Ackerbau, Viehzucht und traditioneller Fischfang zu den wirtschaftlichen Grundlagen der Valle-Bewohner. Dann hielt der Fremdenverkehr Einzug im »Tal des großen Königs« und nimmt heute eine bedeutende Rolle ein.

Die Anreise / Fortbewegung

Valle Gran Rey beziehungsweise der Hafenort Vueltas ist von Los Christianos auf Teneriffa aus am bequemsten mit der seit November 2002 verkehrenden Schnellfähre, dem Garajonay Expres, zu erreichen.Mehrmals täglich legen die modernen Katamarane »Garajonay« oder »Orone« hinter der neuen Mole an. Vorteil: Man gelangt fast direkt ans Ziel, ohne sich von der Autofähre zwischen Los Christianos und San Sebastián de La Gomera um einen Bus-, Taxi- oder Mietwagen-Transfer durchs Inselinnere kümmern zu müssen.

Hauptstraße in La Calera
















Auch wer per Flugzeug nach La Gomera anreist – es gibt Direktflüge von Teneriffa Nord (Los Rodeos) und Gando auf Gran Canaria nach Playa Santiago im Süden Gomeras – kann mit dem Garajonay Expres an der einsamen Südküste vorbei nach Vueltas im Valle schippern. Will man von Valle Gran Rey andere Inselorte oder Ausgangs- bzw. Endpunkte von Wanderungen erreichen, ist man in seiner Mobilität einigermaßen eingeschränkt. Die Linienbusverbindungen zwischen den Orten sind in der Hauptsaison recht bescheiden und bei Streckenwanderungen von A nach B ist der eigene Mietwagen auch nicht wirklich hilfreich, da man ja meist irgendwie zu diesem zurück kommen muss. Fazit: In solchen Fällen bleibt in der Regel nur die Fahrt mit dem Taxi. In den drei küstennahen Ortsteilen des Valle Gran Rey sowie in Borbalán und La Calera finden sich Anbieter von Mietwagen, eine Tankstelle gibt es in La Calera am Kreisverkehr.

Die Landschaft im oberen Tal

Erreicht man Valle Gran Rey vom Inselinnern her, geht es zunächst von Arure aus auf gut ausgebauter Straße durch einen ersten Tunnel. Sodann schlängelt sich die Straße immer tiefer hinab und eröffnet erste Ausblicke auf eine hübsche, üppig grüne Landschaft. Diese wird dominiert von zahlreichen Dattelpalmen, kleinen auf mühsam terrassiertem Grund angelegte GärtenEin erster Stopp lohnt am Mirador del Palmarejo in einer Kehre, noch recht weit oben über dem Tal. Hier hat der Künstler César Manrique 1989 einen Aussichtspunkt erbaut, der von einem Restaurant aus durch große Panoramascheiben einen tollen Blick auf das obere Tal verspricht, von weiter unten im Tal betrachtet allerdings eher wie ein Fremdkörper wirkt.

Weiler im oberen Valle Gran Rey
















Nach weiteren Kehren und einer weiteren Tunneldurchquerung umrundet die Straße die auf einer Felsnase stehende Kirche San Antonio, von deren Parkplatz sich ebenfalls eine gute Aussicht bietet. Im Ortsteil El Retamal, unweit der Kirche hat man nun das obere Tal erreicht. Etliche kleine Weiler und Dörfchen, in denen die Uhren scheinbar noch wie vor 50 Jahren ticken, schmiegen sich an die Hänge nördich und südlich des Barranco de Valle Gran Rey: Los Descansaderos, Kirche in La CaleraLomo del Balo, La Vizcaína, Higueras del Llano, Hornillo, Retamal, Chelé, Los Granados und Los Reyes. Nicht immer wird ganz klar, in welchem der Weiler man sich gerade befindet, denn einige gehen direkt ineinander über. Tipp: Nimmt man in der ersten Kehre nach der Kirche San Antonio die Nebenstrecke, so rauscht man nicht am dörflichen Leben vorbei, sondern fährt mit Muße Kurve um Kurve am Südhang des Valle entlang, bekommt Einblicke in kleine Gärten, sieht hübsche alte Steinhäuser oder hört das Wasser eines kleinen Baches inmitten des Grüns plätschern.Die Nebenstrecke stößt bei Chelé und Los Granados wieder auf die Hautstraße.

Die Landschaft im unteren Tal

Üppig: Weihnachtsstern in einem Garten unterhalb von La Meríca Bei Casa de la Seda mündet von Norden der Barranco de Arure, eine Seitenschlucht, ins Valle Gran Rey. Gleich der nächste Ortsteil, den man passiert, ist El Guro, das zusammen mit La Calera, La Playa, La Puntilla, Borbalán und Vueltas die Ortsteile im unteren Valle Gran Rey bildet. In La Calera, dem Verwaltungssitz der Gemeinde Valle Gran Rey, wirken die weiß und bunt getünchten Häuser zu Füßen der mächtigen, felsigen Steilflanke von La Meríca wie angeklebt. Unterhalb des Ortes weitet sich das Tal zur Küste hin in sanft abfallendes Schwemmland, das zu weiten Teilen landwirtschaftlich genutzt wird. Bananen gedeihen hier ebenso wie Auberginen oder Kartoffeln.

Blick auf La Playa












La Calera bietet an Infrastruktur alles, was nötig ist: vom zentralen Taxistandplatz über einen Kiosk der Tourist-Info nahe des Rathauses bis hin zu Lebensmittelgeschäften, Gastronomie, Internetcafé und Tankstelle. Ein Bummel zu Fuß durch die hübschen Gassen und über steile Treppen lohnt allemal. Folgt man am Kreisverkehr von La Calera dem Hinweisschild in Richtung La Playa, sieht man nach wenigen Metern auf der rechten Straßenseite ein kleines, weiß getünchtes Steinhaus. Hier hat ein Schuhmacher seine Werkstatt (Taller de Artesanía). Er lässt sich nicht nur bei der Arbeit über die Schulter schauen sondern verkauft auch diverse Lederschuhe für Sie, Ihn und Kinder.

Die Ortsteile an der Küste
La Playa

Die Verbindungsstraße zwischen La Calera und La Playa führt vorbei an Plantagen sanft hinunter zur Küste. La Playa trägt seinen Namen wegen des schwarzen Sandstrandes, der die Playa de La Calera säumt und nach Süden hin in grobe Kiesel und Steine übergeht. Am nördlichen Ende der Bucht wurde eine kleine Promenade angelegt, entlang derer sich einige Restaurants und Läden befinden. Das Publikum in La Playa ist durchaus bunt gemischt: vom Althippi über den Jungstudent und das Rentnerehepaar bis hin zur jungen Familie mit Kindern. Wie bunt sich das touristische Völkchen ist, das hier ihr Feriendomizil gewählt hat, zeigt sich allabendlich am Strand und vor Marias Bar. Hier treffen sich alle zum Sundowner, Feuerschlucker und Trommler, Liebespärchen, coole Jungs mit langen Haaren und kühlem Bier – der Sonnenuntergang wird wie ein großes Sit-in, wie ein Familienfest, wie eine gemütliche Party mit Freunden zelebriert.

Sundowner am Strand von La Playa
















Einen Charme wie etwa die Gassen von La Calera versprüht La Playa nicht. Vielmehr handelt es sich um einen dem Zweck angepassten Ortsteil, nämlich immer mehr Feriengästen ein Dach über dem Kopf anzubieten. Zumeist sind es Appartements, die sich in funktionalen Gebäuden nördlich an die Promenade anschließen. Es gibt einen großen, gut sortierten und sogar Sonntags geöffneten Supermarkt mit allem, was der Selbstversorger benötigt, einige kleinere Lebensmittelläden, verschiedene Geschäfte und Dienstleister, Internetcafé, Autoverleiher, Touranbieter, Tauschschule, Souvenirshops und eine gut sortierte Tourist-Info. Ferner bietet auch das gastronomische Angebot ausreichend Abwechslung. Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne hat weder La Playa, noch Valle Gran Rey zu bieten. Allenfalls könnte die kleine Ermita San Pedro am kleinen Dorfplatz angrenzend zum Strand genannt werden. Ein Blick hinein bleibt einem aber meist verwehrt, weil sie abgeschlossen ist. Darüber hinaus bieten Glasscherben und überquellende Mülleimer auch nicht gerade ein attraktives Umfeld, was indes durchaus ein Eindruck aus einer Momentaufnahme zum Zeitpunkt der Recherche im Januar 2006 sein könnte.

Überragt wird La Playa von den mächtigen Steilfelsen von La Meríca, die im Abendlicht wunderbar rot erstrahlen. Faszinierend ist übrigens auch das Licht über dem Valle bei Gewitterstimmung: Tiefdunkle Wolken konkurrieren mit Postkartenblau, darunter die diversen Grünschattierungen der Plantagen und die weißen Häuser von La Calera, und im Vordergrund die rotbraunen Felsen und ein Schwarm weißer Vögel.

Abendstimmung im Valle Gran Rey
















La Puntilla

Von La Playa führt eine Straße direkt am Meer entlang über das Bachbett des Barranco Valle Gran Rey zum Ortsteil La Puntilla. Hier befindet sich das bislang (Stand Januar 2006) einzige Hotel von Valle Gran Rey, in dem die meisten größeren Veranstalter ihre Gäste unterbringen. La Puntilla besteht weitgehend aus mehr oder weniger großen Appartementanlagen, Restaurants, Bars, Cafés, Souvenirshops und touristischen Anbietern. Der Ortsteil macht einen gepflegten Eindruck, der sich an der mit Palmen gesäumten Promenade fortsetzt. Zum Baden ist der Küstenstrich hier wegen der vielen Felsen kaum geeignet. Einzig am Charco del Conde, einer kleinen natürlichen Lagune mit flachem Wasserstand trifft man Badegäste – allerdings fast ausschließlich Familien mit Kleinkindern, denn es handelt sich um den als »Baby Beach« bekannten Strand. Einen Hauch ursprünglichen Dorflebens vermitteln die wenigen Seitengässchen parallel von der Hauptstraße.

Blick auf den Hafen von Vueltas














Vueltas

Am südlichen Ende der Promenade von La Puntilla stößt man auf einen Kreisverkehr samt Schiffs-Denkmal. Hier beginnt der Ortsteil Vueltas, dicht unterhalb steil aufragender Felswände. Vueltas ist Fischer- und Hafenort, bietet dem erlebnishungrigen Feriengast aber auch Unterhaltung und Kurzweil. Tagsüber lässt sich typisches Hafentreiben betrachten, abends locken diverse Restaurants in den Gassen und nachts trifft sich die vergnügungssüchtige Szene in Musikbars. Weil die Fischerei sich kaum noch lohnt, vermieten die Fischerfamilien zumeist Zimmer oder Appartements.

Valle Gran Rey: Blick auf die Ortsteile Borbálan, La Puntilla und Vueltas













Im Hafenbecken von Vueltas, das durch eine neu gebaute große Mole vor den Unbillen des Atlantiks geschützt wird, dümpeln tagsüber einige bunte Fischerboote, gelegentlich macht auch einmal eine Selgeljacht fest. Im Hafen und in einigen Agenturen lassen sich Schiffsfahrten entlang der Westküste zu der berühmten Felsformation Los Organos im Norden Gomeras buchen, und auch Whale-Watching-Touren starten im Hafen von Vueltas. Mehrmals täglich macht der Garajonay Expres am Kai fest (siehe Abschnitt Anreise / Fortbewegung). Wer sich vom Bummel durch die hübschen Gässchen von Vueltas entspannen möchte, dem sei die Bar im Hafengebäude empfohlen.

Steilwand über dem Hafen von Vueltas
















Direkt hinter dem Hafenbecken mit dem kleinen Strand ragt steil eine Felswand auf, ein Ausläufer der Bergzunge des Teguerguenche. An ihr führt ein Schotterweg entlang zur nächsten Bucht, die steinige Playa de Argaga. Hier mündet der gleichnamige Bach. Ein Meditationszentrum nimmt weite Teile des Grundstücks an der Küste ein. Über einen Pfad das Argaga-Tal hinauf gelangt man nach kurzer Zeit zum tropischen Fruchtgarten Argaga. Ein deutsches Paar baut hier rund 140 verschiedene Obstsorten an und führt gegen einen recht stolzen Eintrittspreis Besucher durch das Gelände.

Borbalán / El Palmar

Hält man sich von Vueltas in nördlicher Richtung landeinwärts, gelangt man fast nahtlos in den Ortsteil Borbalán. Auch hier finden sich einige Appartementanlagen und entlang der BorbalanHauptstraße eine Reihe von Geschäften sowie eine Post. Augenfällig sind die uniformen Reihenhäuser an der Hauptstraße. Sie wurden einst für die von der Schließung der Fischfabrik in La Rajita betroffenen Familien erbaut, werden heute aber als Appartements genutzt.

Die Hauptstraße weiter in Richtung Norden passiert man fast unmerklich den Ortsteil El Palmar und gelangt von hier aus vorbei an Feldern auf sanft ansteigender Straße wieder nach La Calera. Von El Palmar aus führt ein Verbindungsweg hinunter zur Küste nach La Puntilla.

Die Strände

Wenngleich La Gomera kein klassisches Badereiseziel ist, so bieten sich im Valle Gran Rey doch einige mehr oder weniger gut zum Sonnen und Baden geeigneten Küstenstreifen an. Am südlichsten gelegen ist die so genannte »Schweinebucht«, die Playa de las Arenas. Seit Jahrzehnten ist die Bucht mit schwarzem Sandstrand und den geschützten Felsüberhängen Treffpunkt und Obdach von Alternativen, Freaks und Hippies. Zu erreichen ist die Playa de las Arenas über einen Felspfad oder vom Strand in der Playa de Argada aus. Der Strand hier ist bedeckt von großen Steinen, und Badende sieht man kaum.

Strand von La Playa
















Reger Betrieb herrscht dagegen an der Playa de Vueltas im Hafenbecken. Das relativ kleine Halbrund aus schwarzem Sand zieht vor allem Eltern mit Kindern an, Hafen und Strand von Vueltasweil es recht flach ins Wasser geht und im Schutz der Hafenmole kaum Wellen gibt. Ob man allerdings im Hafen neben Bootsrampen und Außenbordern schwimmen möchte, sei jedem selbst überlassen.

In La Puntilla findet sich der »Baby Beach« in der Lagune Charco del Conde. Neben diesem liegt die Bucht Charco de la Condesa, in der schon einst die Grafen La Gomeras gebadet haben sollen. Zwischen La Puntilla und La Playa erstreckt sich in weitem Bogen die Hauptbucht des Valle Gran Rey. Direkt unterhalb des Dorfplatzes von La Playa liegt die Playa de la Calera, der größte Badestrand mit feinem schwarzen Sand. Zirka anderthalb Kilometer weiter nördlich, vorbei an einigen Appartementanlagen und einem Sportplatz ist schließlich eine attraktiveBaby-Beach von La Puntilla Bucht mit FKK-Strand: Die Playa del Inglés ist ideal zum Sonnenbaden geeignet, Lavafelsen durchsetzen den schwarzen, feinen Sand und bieten Sicht- und Windschutz. Weiteres Plus ist die schöne Lage unterhalb der Steilwand von La Meríca. Wer hier ins Meer will, sollte dies allerdings wirklich nur bei ruhiger See tun und dabei in Strandnähe bleiben. Grund: starke Brandung,gefährliche Unterströmungen und spitze Felsen unter der Wasseroberfläche sind nicht zu unterschätzen.

Playa Inglés bei La Playa
















Landwirtschaft und Natur

Das Valle Gran Rey gilt als gewachsene Kulturlandschaft. Das zerklüftete Gemeindegebiet mit den tiefen Schluchten und den vertikalen Bergklippen von La Meríca war zunächst nur durch steile Zickzackpfade erschlossen. In den oberen Gebieten des Tals wurden Terrassen zum Anbau von Kartoffeln, Hülsenfrüchten und Gemüse für den Eigenbedarf angelegt. Bananen zählen zu den am häufigsten angebauten Produkten im Valle Gran ReyDie Palmen, die auf den terrassenförmig angelegten Feldern wachsen, dienten als Einnahmequelle. Ihre Früchte, die Datteln, wurden geerntet und verkauft, ebenso der Guarapo, der Palmensaft. Später entstanden Plantagen in den küstennahen Bereichen, auf denen noch heute Bananen und Gemüse gedeihen. All dies prägt zusammen mit den verstreut liegenden Gehöften und Steinhäusern die Kulturlandschaft noch heute.

Diese Kulturlandschaft bildet zusammen mit den ökologisch schützenswerten Bereichen den Landwirtschaftlichen Naturpark Valle Gran Rey. Auf einer Fläche von rund 1993 Hektar erstreckt sich dieser von der Küste bis auf eine Höhe von 1020 Metern und umfasst neben den beiden höchsten, das Tal säumenden Bergen La Meríca und Teguerguenche auch den Teil des Tals von La Casa de La Seda bis Risco de Guadá. In diesem Schutzgebiet hat eine der weltweit am meisten bedrohten Wirbeltierarten, die Rieseneidechse von La Gomera, ihren Zufluchtsort. Am Fuße von La Cerca wurde 2002 mit Unterstützung durch die EU eine Wiederaufzuchtstation für diese »lebenden Fossile« gegründet. Das Projekt trägt den Angaben eines Faltblattes zufolge erste Früchte: Mehr als 20 Exemplare wurden in der Einrichtung geboren.

Zwei weitere Schutzgebiete gibt es im Gebiet der Gemeinde Valle Gran Rey. Das wissenschaftliche Schutzgebiet Charco del Conde erstreckt sich auf 10,7 Hektar von Meereshöhe bis in eine Höhe von 18 Metern und ist Lebensraum der kanarischen Tamarisken-Gemeinschaften (tamarix canariensis), Traganum moquini und Salsola opositifolia. Das wissenschaftliche Schutzgebiet Charco del Cieno ist ein Küsten-Ökosystem an der Küste von Valle Gran Rey mit einer halophilen Flora (kanarische Tamarisken) und einer kleine Dünenlandschaft.

Wandern

Valle Gran Rey, insbesondere die höher gelegenen Ortsteile, sind ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen im Gemeindegebiet. Wer nicht auf eigene Faust losziehen Blick auf Aruremöchte, kann eine Tour mit Wanderführer bei einem von verschiedenen Anbietern vor Ort buchen. Individualisten sollten für ihre Wanderungen vernünftiges Kartenmaterial und/oder Tourbeschreibungen dabei haben. Vorschläge für Touren hält die Tourist-Information in La Playa bereit. Eine reizvolle Tour sei von der Redaktion der Globetrotter-Seiten an dieser Stelle empfohlen: Arure via La Meríca hinunter nach La Calera. Diese Variante geht vor allem in der letzten Etappe aufgrund des steilen Abstiegs mächtig in die Knie und dauert bei gemütlichem Gehen rund zweieinhalb bis drei Stunden. Gutes Schuhwerk und Wanderstöcke werden wegen des gerölligen Serpentinenpfades beim Abstieg dringend empfohlen. Wer ausreichend Kondition besitzt, kann die Wanderung auch in umgekehrter Reihenfolge machen, muss dann aber rund eine Stunde mehr Zeit einplanen.

Blick auf das Tal von Taguluche














Ausgangspunkt der Tour ist vom Tal aus kommend am Ortseingang von Arure. Die Anfahrt mit dem Taxi von La Playa kostet etwa 15 Euro (Stand Januar 2006). Zunächst geht es in einer Kurve (Schild) in Richtung Aquädukt an den letzten Häusern vorbei aus dem Ort hinaus. Nach wenigen Metern den Hang hinauf öffnet sich rechts der Blick ins Tal von Taguluche. Rechts, hoch Mini-Drachenbaum am Wegesrandoben im Fels »klebt« die Ermita El Santo. Jetzt geht es immer auf dem breiten Fahrweg südwärts, mal links, mal rechts des Kamms, wobei sich die Aussichten auf Arure und das Meer abwechseln. Interessant die Vegetation am Wegesrand: Mini-Drachenbäume, Agaven, Disteln und vieles mehr lässt das Botanikerherz höher schlagen.

Gipfelsäule auf der La Meríca-Hochebene















Der Fahrweg endet an einer Müllkippe, an der man nun auf schmalerem Pfad leicht aufwärts weitergeht. Der Weg passiert mehrere Ziegenpferche, einer davon in einer großen Höhle im Fels. Kurz darauf ist dann die Hochebene von La Meríca erreicht. Der Pfad führt an Ziegenpferchen vorbeiEinst war das Hochplateau bewaldet, später wurde hier Getreide angebaut, heute ist die Vegetation eher karg. Vom breiten Hauptweg zweigt ein Pfad zum Aussichtspunkt La Meríca, ab. Die Gipfelsäule zieren einige Plaketten und aufgeschichtete Steinhaufen. Wenige Schritte von der Säule entfernt bietet sich dem Wanderer ein atemberaubender Blick die Steilwand hinunter aufs Meer und bei guter Sicht bis zur Nachbarinsel La Palma. An der östlichen Kante der Hochebene blickt man ins Tal des Barranco de Arure.

Blick über das La Meríca-Hochplateau












Weiter geht es nun auf dem breiten Hauptpfad in südlicher Richtung, konstant und leicht bergab, vorbei an brach liegenden, terrassierten Getreidefeldern. Man passiert einige verfallene Gehöfte und eine kreisrunde, gepflasterte und von Steinen eingefasste Fläche. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Dreschplatz. Bevor es am Abstieg von der La Meríca-Hochebene: Einblicke in die Geologiesüdlichen Ende des Hochplateaus an den steilen Abstieg geht, besteht die Möglichkeit, zu einem weiteren Aussichtspunkt an der Steilkante über der Playa del Inglés zu gehen. Jetzt beginnt der schmale Zickzack-Pfad, auf dem es an der Bergflanke hinunter nach La Calera geht. Serpentine um Serpentine, windet sich der geröllige Weg von rund 650 auf 60 Meter hinab und bietet eindrucksvolle Aussichten auf das Valle Gran Rey und bizarre Felsformationen am Wegesrand. Der Pfad endet in einer Treppe oberhalb des Dorfplatzes am Rathaus von La Calera.

Alter Dreschplatz auf der La Meríca-Hochebene















Informationen:

Nähere Informationen über Valle Gran Rey gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:

Gomera Island (Infos zum Valle Gran Rey auf der Website des Tourismusbüros La Gomera)
Gomera Live (Allgemeines über Valle Gran Rey, Infos zu den Ortsteilen, Unterkunftstipps etc.)
Insel La Gomera (Kurz-Infos über Valle Gran Rey)
La Gomera (Infos über Valle Gran Rey)
Ecoturismo Canarias (Infos über Valle Gran Rey und Ökotourismus-Angebote)
Wikitravel (Infos über Valle Gran Rey aus touristischer Sicht)
Gemeinde Valle Gran Rey (Reiseführer der Gemeinde Valle Gran Rey)
Lagarto Gigante De La Gomera (Infos über Schutzprojekt für Rieseneidechse von La Gomera; nur spanisch)
Garajonay Expres (Infos über Strecken, Abfahrts- und Ankunftszeiten, Tarife)

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