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Abgesehen vom touristischen Zentrum Valle Gran Rey und dem Inselhauptort San Sebastián de La Gomera gibt es nicht viele größere Ansiedlungen im Süden Gomeras. Allenfalls Playa Santiago mit dem nahegelegenen Insel-Flughafen und die Gemeinde Alajeró bestehen aus mehr als 30 Häusern. Der Süden ist einsam – begibt man sich auf kleinere Nebensträßchen hat man schnell das Gefühl, alleine unterwegs zu sein. Die zerfurchte Topografie des Inselsüdens mit tiefen Taleinschnitten macht eine klassische Inselumrundung unmöglich. Man muss immer wieder viele Kurven ins Tal hinunter fahren, um an die Küste zu gelangen, und ebenso viele wieder hinauf, um zurück auf die Haupt-Ost-West-Verbindungsstraße im Zentrum Gomeras zu kommen.
Die Redaktion der Globetrotter-Seiten hat dennoch eine reizvolle Rundtour für Entdecker mit Mietwagen zusammengestellt. Ausgangs- und Zielpunkt ist Valle Gran Rey. Einen vollen Tag sollte man dafür an Zeit einkalkulieren. Je nach Vorlieben und Zeitplan lassen sich drei beschriebene Abstecher in die Tour einbauen: in das Örtchen La Dama, von Playa Santiago aus ins Barranco de Santiago bis Pastrana und in die Inselhauptstadt San Sebastián de La Gomera.
ArureVom Valle Gran Rey aus geht es entweder auf der Hauptstraße oder aber mit Schlenker über ein Nebensträßchen im oberen Tal hinauf in Richtung Arure. Das Dorf liegt auf 825 Metern Höhe und ist von Hügeln mit Viehweiden umgeben. Der frühere Lorberwald und die Baumheiden sind fast gänzlich verschwunden. Ganz in der Nähe des Viadukts am südlichen Ortseingang liegt in herrlicher Aussichtslage die Ermita El Santo. Arure selbst ist ein Straßendorf das einst Verwaltungssitz für Valle Gran Rey war. Heute hat der Ort seine Bedeutung verloren, ist aber für Wanderungen, etwa über die Hochebene La Meríca ins Valle, beliebter Ausgangs- oder Endpunkt.Las HayasIn Arureweist ein Hinweisschild die Richtung nach Las Hayas. Am Ortsausgang von Arure sieht man linker Hand noch einige der alten Natursteinhäuser. Das Sträßchen führt die Hügel hinauf und gibt den Blick auf grüne Weiden und Palmen frei. Kurz bevor Las Hayes erreicht ist, passiert man einen Friedhof. Auch wenn das Tor verschlossen sein sollte, lohnt ein Blick in das von einer weiß getünchten Mauer umgebene Gelände. Grabplatten, geschmückt mit Kunstblumen, säumen die Wände. Las Hayas hat nicht wirklich nennenswerte Sehenswürdigkeiten zu bieten. Und dennoch lohnt ein Stopp auf dem von großen alten Eukalyptusbäumen beschatteten Parkplatz der Bar La Montaña. Die Inhaberin Doña Efigenia – und ihr Hausmacher-Gemüseeintopf – ist weithin bekannt. In ihrer herzlichen, unnachahmlichen Art umsorgt sie ihre Gäste und preist später beim Kassieren ihre selbstgemachten Produkte an: Eukalyptushonig, Palmenhonig, süße Stückchen oder Likör. An den Gastraum, in dem diverse Zeitungsartikel über Doña Efigenia hängen, grenzt ein kleiner Laden an, der eher an einen Flohmarktstand denn an ein Geschäft erinnert. El CercadoVon Las Hayas aus geht es kurz hinter dem Ortsausgang an der Kapelle San Nicolás de Tolentino im spitzen Winkel nach rechts ab in Richtung El Cercado. Die Straße schlängelt sich wenige Kilometer am Rande des s entlang bis in den Ort, der für seine Keramikwerkstätten bekannt ist. Ohne Zuhilfenahme einer Töpferscheibe werden hier noch auf traditionelle Art und Weise Kannen, Krüge oder Schalen gearbeitet. Die Technik wird von Generation zu Generation weitergereicht. Der Ort erstreckt sich über mehrere Hügel, die für die landwirtschaftliche Nutzung terrassiert sind. Die traditionellen, einstöckigen Häuser des Dorfes treten durch eine Reihe moderner, mehrstöckiger Bauten optisch ein wenig ins Hintertreffen.ChipudeWenige Kurven und Kilometer weiter in südlicher Richtung erreicht man den auf etwa 1000 Metern Höhe gelegenen Ort Chipude. Es ist ein armes Dorf und das rauhe Klima hat nicht nur die »windschiefen« Bäume am Dorfplatz sondern auch die Einwohner geprägt. Chipude gilt als eine der ältesten Siedlungen im Hochland. Für die Besiedelung und landwirtschaftliche Flächen wurden damals weite Teile des einstigen Lorbeer- und Fayal-Brezal-Waldes gerodet. Erosion und Trockenheit waren die Folge. Auf dem großen, von einigen Bars und kleinen Läden umgebenen Dorfplatz steht eine der ersten Pfarrkirchen der Kanaren. Die dreischiffige, der Jungfrau Virgen de Candelaria geweihte Kirche geht auf eine im 16. Jahrhundert erbaute Kapelle zurück, die später erweitert wurde.La FortalezaBekannt ist Chipude als Ausgangspunkt für Wanderungen zum nahegelegenen Berg La Fortaleza. Der 1243 Meter hohe Tafelberg ist Naturdenkmal und eine von weitem sichtbare Landmarke im Südwesten La Gomeras. Auf seinem Hochplateau und an den steil abfallenden Felswänden wachsen seltene endemische Pflanzen wie die Immortelle. Am Fortaleza wurden bedeutende archäologische Funde gemacht. Diese und einige Steinsetzungen auf dem Berg deuten darauf hin, dass hier einst die Ureinwohner einen Kultplatz hatten.Abstecher: La Dama / La RajitaVon Chipude aus führt eine kurvenreiche Stichstraße hinunter an die Küste in den Ort La Dama, das zusammen mit La Rajita und Chipude zum Gemeindegebiet von Vallehermoso gehört. Die Landschaft ist einsam und doch von Menschenhand geprägt. Terrassierte Felder, zum Teil brach liegend und von zahlreichen Kakteen und Wolfsmilchgewächsen bewachsen, und etliche Mauern und Häuser aus Natursteinen ziehen sich die kargen Hänge bis tief hinunter. Etwa auf halber Strecke steht eine kleine Kapelle oberhalb der steil abfallenden Schlucht des Barranco de Erque. Blickt man zurück, throhnt über allem der Tafelberg La Fortaleza. Der verschlafene Ort La Dama liegt auf einem Bergrücken oberhalb der Steilküste. Umgeben ist La Dama von großen Plantagen, in denen aufgrund von aufwändiger Bewässerung Bananen, Ananas und Avocado, windgeschützt durch hohe Mauern oder unter Folie, gedeihen. Nicht zuletzt deshalb gilt La Dama als eines der landwirtschaftlichen Zentren der Insel.La Dama ist überschaubar: einige einstöckige Wohnhäuser, ein Laden, eine Bar und eine Kirche mit kleinem Dorfplatz. Wer sich hierher verirrt, erregt neugierige Blicke der Einwohner. Mit geländegängigem Fahrzeug oder aber zu Fuß ist es möglich, dem Weg an der Kirche zu folgen und hinunter in die Schlucht zu gelangen. An der Mündung des Barranco de Erque liegt La Rajita. Das Dorf ist jedoch seit Schließung der Fischkonservenfabrik im Jahre 1984 nahezu ausgestorben, und nicht nur die Fabrikhallen sondern auch die Häuser verfallen zusehends. Wer Einsamkeit sucht, findet hier jedoch eine Bucht mit Steinstrand und ruhigem, klaren Meer. Mirador de IgualeroIn Chipude zweigt eine Straße in Richtung Igualero ab. Sie führt hinein in den Nationalpark Garajonay und an dessen Südgrenze entlang. Es geht vorbei an Baumheide und Galgenbäumen, dann passiert man einen Stützpunkt der Nationalpark-Feuerwehr. Wenig später lohnt ein Stopp am Mirador de Igualero. Auf dem gepflasterten Aussichtsplatz steht eine kleine, gelb getünchte Kapelle. Rechts davon führen ein paar Stufen zu jener Position, an der sich die Landschaft im Süden am besten betrachten lässt. Auf Hinweistafeln erfährt man zudem Wissenswertes zur Natur im Nationalpark. Wirft man den Blick über die Schulter, sieht man den von hier recht unspektakulär wirkenden höchsten Berg von La Gomera, den 1487 Meter hohen Alto de Garajonay.Ermita de San LorenzoDie Straße mündet wenige Kilometer nach dem Mirador de Igualero auf einer Hauptroute in Richtung Süden. Hier geht es nun rechts ab in Richtung Alajeró. Schon nach kurzer Zeit zweigt an einer Infotafel mit Hinweisen zur Geologie dieser Gegend rechts ein schmales Sträßchen ab, und es lohnt sich, diesem zumindest bis zur Ermita de San Lorenzo zu folgen. Ein in strahlendem Weiß getünchtes Grab wenige Schritte von der Ermita entfernt gibt ein schönes Fotomotiv ab. Direkt daneben fällt an einer Einkerbung im Fels der Blick tief hinunter auf ein paar einsame Häuser in der Erquito-Schlucht – im Hintergrund posiert ebenso fotogen der Tafelberg La Fortaleza. Zurück auf der Hauptstrecke fallen sodann einige Höhlen im Fels auf, Wasser rinnt am Gestein hinunter, am Wegesrand wachsen Disteln.Drago de AgalánIm weiteren Verlauf führt die Straße auf der Höhe entlang. Wolfsmilchgewächse, Agaven und Kakteen sowie einige terrassierte Felder prägen jetzt das nun recht karge Landschaftsbild. Kurz hinter einer Kurve liegt links oben am Hang die Ermita de Nuestra Señora del Paso, die Mitte September am Namenstag der Schutzheiligen Schauplatz einer großen, traditionellen Romeria, der größten Wallfahrt La Gomeras, ist. Ein paar Kilometer weiter kommt man an den Abzweig in Richtung Imada. Vom dortigen Parkplatz aus ist eine kurze Wanderung ins Tal hinunter zum Drago de Agalán möglich. Dieser botanisch zur Familie der Liliengewächse zählende, stattliche Baum gilt als einzigstes, viele Jahre alte Exemplar der Insel. Wie alt der Drachenbaum mit seinem weitverzweigten Gewirr von Ästen genau ist, ist nicht ganz klar. Die Angaben reichen von 150 bis 300 Jahren. Die Wanderung auf markiertem Weg dauert etwa anderthalb bis zwei Stunden.AlajeróAls nächster Stopp auf der Weiterfahrt in Richtung Süden empfiehlt sich Alajeró. Dazu biegt man am ersten Hinweisschild rechts von der Hauptstraße ab und gelangt direkt zum mit Indischem Lorbeer bestandenen Dorfplatz mit der sehenswerten Pfarrkirche Salvador del Mundo und dem Rathaus. Die Kirche beherbergt eine schöne Innenfassade sowie eine prachtvolle Christusfigur aus dem 17. Jahrhundert. Auf einem Hügel in der Nähe, dem Roque Calvario, ist die Ermita San Isidro zu sehen. Von hier aus bietet sich ein schöner Panoramablick auf die Südküste. Außerdem erinnern Steinsetzungen hier daran, dass bereits die Altkanarier an diesem Ort waren.Die Gemeinde Alajero versucht der in den 1960er und -70er Jahren einsetzenden Landflucht entgegen zu wirken. Neue Siedlungen sind entstanden, die Bausubstanz der alten Häuser im Ortskern wurden schön hergerichtet, die Straßen erneuert und 2003 eröffnete ein 4-Sterne-Hotel. Insgesamt macht Alajeró einen sehr gepflegten, wenn auch nicht gerade betriebsamen Eindruck. Der Ort liegt auf rund 800 Metern Höhe und ist zugleich Verwaltungssitz des 49,42 Quadratmeter großen Gemeindegebietes. Dieses liegt zum Teil auf den ehemaligen Territorien der Ureinwohner Hipalán und Orone, die sich an den Süd- und Westgefällen der Insel befinden. Zurück auf der Hauptstraße geht es nun in zahlreichen Kurven hinunter Richtung Küste. Bald kommt der Flughafen von La Gomera ins Blickfeld. Dieser wurde 1999 gebaut und wird direkt von Teneriffa Nord und Gando auf Gran Canaria angeflogen. Da es aber nur wenige Maschinen am Tag gibt, wirkt das Flughafengebäude meist recht ausgestorben. |
Playa SantiagoVom Inselflughafen aus nach wenigen Kilometern zweigt noch vor dem Tunnel ein Sträßchen in den Ortsteil Las Trincheras ab. Hier wird viel gebaut, und einige größere Apartementanlagen sind bereits fertig. Eine weitere Abzweigung führt von der Hauptstraße vor dem Tunnel ab. Vorbei an einer steilen Felswand kommt man zum Dorfplatz des Ortsteils Playa Santiago, der sich um den Hafen herum entwickelt hat. Links und rechts vom Dorfplatz wurde eine mit Palmen bepflanzte Promenade angelegt und einige Bars und Restaurants haben dort ihre Tische und Stühle aufgestellt. Obwohl es in Playa Santiago eine recht gute touristische Infrastruktur und mit den Jahren eine stetig wachsende Zahl an Touristen gibt, hat der Ortsteil noch einen Hauch von Fischerdorf, der er einst war. An manchem Haus verzieren religiöse Kachelmotive die Fassade und lenken vom blätternden Putz ab.Folgt man der Küstenstraße ostwärts, kommt man zur Mündung des Barranco de Santiago. Der Bach beziehungsweise die Schlucht teilt Playa Santiago nicht nur optisch sondern auch aus Verwaltungssicht. Denn die östlich des Barranco gelegenen Ortsteile gehören zu San Sebastián de La Gomera (Lomada de Tecina), die westlichen zu Alajeró (Laguna de Santiago). Die Bananenplantagen, die einem beim Überqueren des Barranco ins Auge fallen, werden allesamt künstlich bewässert, denn diese Region im Süden La Gomeras ist sehr trocken und wasserarm. Das Olsen-ImperiumZu verdanken haben die Einwohner die bewässerten Felder und etliche Arbeitsplätze im Tourismussektor dem wohl nicht ganz uneigennützigen Engagement des Norwegers Fred Olsen, der in seiner Wahlheimat viel investiert und aufgrund etlicher Landkäufe zum größten Grundbesitzer der Insel aufgestiegen sein soll. Zum Olsen-Imperium zählen nicht nur die gleichnamigen Reedereien und Schiffslinien, der auf der Tecina-Hochfläche oberhalb der Bucht von Playa Santiago gelegene Luxus-Ferienkomplex samt künstlich bewässertem Golfplatz, sondern eben auch eine Vielzahl der Plantagen und Immobilien.Abstecher: Barranco de SantiagoEine Straße zweigt kurz nach dem Tunnel von der Hauptstraße Alajeró – Playa Santiago nordwärts in das Tal des Barranco de Santiago ab. Tief hinein geht es hier in das grüne Tal, das sich nach ein paar Kilometern im Weiler Taco teilt: Links führt ein schmales Sträßchen in den Weiler El Cabezo und zur Ermita de Guarimiar, rechts geht es mit dem Auto noch ein Stückchen weiter bis zum Dörfchen Pastrana, in dem es noch eine Wassermühle gibt. Hier ist Schluss mit der Bequemlichkeit, wer tiefer ins Tal vordringen möchte, muss zu Fuß weitergehen.Das Tal des Barranco de Santiago liegt im Naturschutzgebiet Benchijigua. Eine der beliebtesten Streckenwanderungen der Insel verläuft von der Höhenstraße aus, an den einsamen, fast ausgestorbenen Weilern Benchijigua und Lo de Gato vorbei, hinunter ins Tal und dort bis nach Santiago. Vor allem das hintere Tal verfügt über eine beträchtliche botanische und geomorphologische Vielfalt. Auf dem Weg nach Pastrana sieht man neben einigen Plantagen und Feigenbäumen auch große Agaven und Kandelaberwolfsmilch. Lomada de Tecina und
Fährt man von Playa Santiago hinauf auf den Bergrücken, auf dessen Kuppe in exponierter Lage das Olsen-Hotel Tecina und der Golfplatz liegen, geht es nun nordwärts konstant hinauf in die Berge – zunächst auf dem Bergrücken Lomada de Tecina vorbei an neuen Siedlungen, später durch zwei Tunnels am Südhang entlang bis hoch zur Höhenstraße. Diese Gegend ist recht einsam, nur einzelne Gehöfte und ein paar Ziegen sind entlang der gut ausgebauten Straße zu sehen. Einzige Ansiedlungen in dieser Region sind Jerduñe mit etwa 30 und Vegaipala mit rund einem Dutzend Einwohnern.
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