Gomeras Süden: Einsam und zerfurcht

Mietwagen-Rundtour mit Abstecher in den Inselhauptort San Sebastián de La Gomera

zum Spanien-Inhaltsverzeichnis
zurück zum Spanien-Inhaltsverzeichnis
Spanien-Linkliste
zur Spanien-Linkliste
zur Globetrotter-Startseite
zurück zur Globetrotter-Startseite
 
San Sebastián de La Gomera ist für viele Touristen das Entrée nach La Gomera



















  
Abgesehen vom touristischen Zentrum Valle Gran Rey und dem Inselhauptort San Sebastián de La Gomera gibt es nicht viele größere Ansiedlungen im Süden Gomeras. Allenfalls Playa Santiago mit dem nahegelegenen Insel-Flughafen und die Gemeinde Alajeró bestehen aus mehr als 30 Häusern. Der Süden ist einsam – begibt man sich auf kleinere Nebensträßchen hat man schnell das Gefühl, alleine unterwegs zu sein. Die zerfurchte Topografie des Inselsüdens mit tiefen Taleinschnitten macht eine klassische Inselumrundung unmöglich. Man muss immer wieder viele Kurven ins Tal hinunter fahren, um an die Küste zu gelangen, und ebenso viele wieder hinauf, um zurück auf die Haupt-Ost-West-Verbindungsstraße im Zentrum Gomeras zu kommen.

Die Redaktion der Globetrotter-Seiten hat dennoch eine reizvolle Rundtour für Entdecker mit Mietwagen zusammengestellt. Ausgangs- und Zielpunkt ist Valle Gran Rey. Einen vollen Tag sollte man dafür an Zeit einkalkulieren. Je nach Vorlieben und Zeitplan lassen sich drei beschriebene Abstecher in die Tour einbauen: in das Örtchen La Dama, von Playa Santiago aus ins Barranco de Santiago bis Pastrana und in die Inselhauptstadt San Sebastián de La Gomera.

Blick auf den Weiler Los Granados und die Terrassenfelder im oberen Valle Gran Rey















Arure

Vom Valle Gran Rey aus geht es entweder auf der Hauptstraße oder aber mit Schlenker über ein Nebensträßchen im oberen Tal hinauf in Richtung Arure. Das Dorf liegt auf 825 Metern Höhe und ist von Hügeln mit Viehweiden umgeben. Der frühere Lorberwald und die Baumheiden sind fast gänzlich verschwunden. Ganz in der Nähe des Viadukts am südlichen Ortseingang liegt in herrlicher Aussichtslage Natursteinhäuser und Felder von Aruredie Ermita El Santo. Arure selbst ist ein Straßendorf das einst Verwaltungssitz für Valle Gran Rey war. Heute hat der Ort seine Bedeutung verloren, ist aber für Wanderungen, etwa über die Hochebene La Meríca ins Valle, beliebter Ausgangs- oder Endpunkt.

Las Hayas

Üppiges Grün mit Natursteinhaus bei Las HayasIn Arure
weist ein Hinweisschild die Richtung nach Las Hayas. Am Ortsausgang von Arure sieht man linker Hand noch einige der alten Natursteinhäuser. Das Sträßchen führt die Hügel hinauf und gibt den Blick auf grüne Weiden und Palmen frei. Kurz bevor Las Hayes erreicht ist, passiert man einen Friedhof. Friedhof bei Las HayasAuch wenn das Tor verschlossen sein sollte, lohnt ein Blick in das von einer weiß getünchten Mauer umgebene Gelände. Grabplatten, geschmückt mit Kunstblumen, säumen die Wände.

Doña Efigenia in ihrer Bar Montaña in Las Hayas















Las Hayas hat nicht wirklich nennenswerte Sehenswürdigkeiten zu bieten. Und dennoch lohnt ein Stopp auf dem von großen alten Eukalyptusbäumen beschatteten Parkplatz der Bar La Montaña. Die Inhaberin Doña Efigenia – und ihr Hausmacher-Gemüseeintopf – ist weithin bekannt. In ihrer herzlichen, unnachahmlichen Art umsorgt sie ihre Gäste und preist später beim Kassieren ihre selbstgemachten Produkte an: Eukalyptushonig, Palmenhonig, süße Stückchen oder Likör. An den Gastraum, in dem diverse Zeitungsartikel über Doña Efigenia hängen, grenzt ein kleiner Laden an, der eher an einen Flohmarktstand denn an ein Geschäft erinnert.

El Cercado liegt auf mehreren Hügeln














El Cercado

Von Las Hayas aus geht es kurz hinter dem Ortsausgang an der Kapelle San Nicolás de Tolentino im spitzen Winkel nach rechts ab in Richtung El Cercado. Die Straße schlängelt sich wenige Kilometer am Rande des s entlang bis in den Ort, der für seine Keramikwerkstätten bekannt ist. Ohne Zuhilfenahme einer Töpferscheibe werden hier noch auf traditionelle Art und Weise Kannen, Krüge oder Schalen gearbeitet. Die Technik wird von Generation zu Generation weitergereicht. Der Ort erstreckt sich über mehrere Hügel, die für die landwirtschaftliche Nutzung terrassiert sind. Die traditionellen, einstöckigen Häuser des Dorfes treten durch eine Reihe moderner, mehrstöckiger Bauten optisch ein wenig ins Hintertreffen.

Chipude

Wenige Kurven und Kilometer weiter in südlicher Richtung erreicht man den auf etwa 1000 Metern Höhe gelegenen Ort Chipude. Es ist ein armes Dorf und das rauhe Klima hat nicht nur die »windschiefen« Bäume am Dorfplatz sondern auch die Einwohner geprägt. Chipude gilt als eine der ältesten Siedlungen im Hochland. Für die Besiedelung und landwirtschaftliche Flächen wurden damals weite Teile des einstigen Lorbeer- und Fayal-Brezal-Waldes gerodet. Eine der ersten Pfarrkirchen der Kanaren steht in ChipudeErosion und Trockenheit waren die Folge.

Auf dem großen, von einigen Bars und kleinen Läden umgebenen Dorfplatz steht eine der ersten Pfarrkirchen der Kanaren. Die dreischiffige, der Jungfrau Virgen de Candelaria geweihte Kirche geht auf eine im 16. Jahrhundert erbaute Kapelle zurück, die später erweitert wurde.

Weithin sichtbare Landmarke: La Fortaleza













La Fortaleza

Bekannt ist Chipude als Ausgangspunkt für Wanderungen zum nahegelegenen Berg La Fortaleza. Der 1243 Meter hohe Tafelberg ist Naturdenkmal und eine von weitem sichtbare Landmarke im Südwesten La Gomeras. Auf seinem Hochplateau und an den steil abfallenden Felswänden wachsen seltene endemische Pflanzen wie die Immortelle. Am Fortaleza wurden bedeutende archäologische Funde gemacht. Diese und einige Steinsetzungen auf dem Berg deuten darauf hin, dass hier einst die Ureinwohner einen Kultplatz hatten.

Altes Steinhaus vor der Kulisse des La Fortaleza














Abstecher: La Dama / La Rajita

Von Chipude aus führt eine kurvenreiche Stichstraße hinunter an die Küste in den Ort La Dama, das zusammen Beschaulich: La Damamit La Rajita und Chipude zum Gemeindegebiet von Vallehermoso gehört. Die Landschaft ist einsam und doch von Menschenhand geprägt. Terrassierte Felder, zum Teil brach liegend und von zahlreichen Kakteen und Wolfsmilchgewächsen bewachsen, und etliche Mauern und Häuser aus Natursteinen ziehen sich die kargen Hänge bis tief hinunter. Etwa auf halber Strecke steht eine kleine Kapelle oberhalb der steil abfallenden Schlucht des Barranco de Erque. Imposant: Schlucht des Barranco de ErqueBlickt man zurück, throhnt über allem der Tafelberg La Fortaleza. Der verschlafene Ort La Dama liegt auf einem Bergrücken oberhalb der Steilküste. Umgeben ist La Dama von großen Plantagen, in denen aufgrund von aufwändiger Bewässerung Bananen, Ananas und Avocado, windgeschützt durch hohe Mauern oder unter Folie, gedeihen. Nicht zuletzt deshalb gilt La Dama als eines der landwirtschaftlichen Zentren der Insel.

Natursteinmauern unterhalb des La Fortaleza














La Dama ist überschaubar: einige einstöckige Wohnhäuser, ein Laden, eine Bar und eine Kirche mit kleinem Dorfplatz. Wer sich hierher verirrt, erregt neugierige Blicke der Einwohner. Mit geländegängigem Fahrzeug oder aber zu Fuß ist es möglich, dem Weg an der Blick auf die Ruine der Fischkonservenfabrik von La RajitaKirche zu folgen und hinunter in die Schlucht zu gelangen. An der Mündung des Barranco de Erque liegt La Rajita. Das Dorf ist jedoch seit Schließung der Fischkonservenfabrik im Jahre 1984 nahezu ausgestorben, und nicht nur die Fabrikhallen sondern auch die Häuser verfallen zusehends. Wer Einsamkeit sucht, findet hier jedoch eine Bucht mit Steinstrand und ruhigem, klaren Meer.



Blick vom Mirador de Igualero über die Erque-Schlucht hinweg zum Berg La Fortaleza















Mirador de Igualero

Feuerwehrfahrzeuge im Nationalpark GarajonayIn Chipude zweigt eine Straße in Richtung Igualero ab. Sie führt hinein in den Nationalpark Garajonay und an dessen Südgrenze entlang. Es geht vorbei an Baumheide und Galgenbäumen, dann passiert man einen Stützpunkt der Nationalpark-Feuerwehr. Wenig später lohnt ein Stopp am Mirador de Igualero. Mirador de IgualeroAuf dem gepflasterten Aussichtsplatz steht eine kleine, gelb getünchte Kapelle. Rechts davon führen ein paar Stufen zu jener Position, an der sich die Landschaft im Süden am besten betrachten lässt. Auf Hinweistafeln erfährt man zudem Wissenswertes zur Natur im Nationalpark.Blick vom Mirador de Igualero auf den Alto de Garajonay Wirft man den Blick über die Schulter, sieht man den von hier recht unspektakulär wirkenden höchsten Berg von La Gomera, den 1487 Meter hohen Alto de Garajonay.

Grab nahe der Eremita de San Lorenzo mit Aussicht zum Berg La Fortaleza















Ermita de San Lorenzo

Die Straße mündet wenige Kilometer nach dem Mirador de Igualero auf einer Hauptroute in Richtung Süden. Hier geht es nun rechts ab in Richtung Alajeró. Schon nach kurzer Zeit zweigt an einer Infotafel mit Hinweisen zur Geologie dieser Gegend rechts ein schmales Sträßchen ab, und es lohnt sich, diesem zumindest Höhlen im Fels an der Straße nach Alajeróbis zur Ermita de San Lorenzo zu folgen. Ein in strahlendem Weiß getünchtes Grab wenige Schritte von der Ermita entfernt gibt ein schönes Fotomotiv ab. Direkt daneben fällt an einer Einkerbung im Fels der Blick tief hinunter auf ein paar einsame Häuser in der Erquito-Schlucht – im Hintergrund posiert ebenso fotogen der Tafelberg La Fortaleza. Zurück auf der Hauptstrecke fallen sodann einige Höhlen im Fels auf, Wasser rinnt am Gestein hinunter, am Wegesrand wachsen Disteln.

Landschaft bei Imada













Drago de Agalán

Im weiteren Verlauf führt die Straße auf der Höhe entlang. Wolfsmilchgewächse, Agaven und Kakteen sowie einige terrassierte Felder prägen jetzt das nun recht karge Landschaftsbild. Kurz hinter einer Kurve liegt links oben am Hang die Ermita de Nuestra Señora del Paso, die Mitte September am Namenstag der Schutzheiligen Schauplatz einer großen, traditionellen Romeria, der größten Wallfahrt La Gomeras, ist. Ein paar Kilometer weiter kommt man an den Abzweig in Richtung Imada. Vom dortigen Parkplatz aus ist eine kurze Wanderung ins Tal hinunter zum Drago de Agalán möglich. Dieser botanisch zur Familie der Liliengewächse zählende, stattliche Baum gilt als einzigstes, viele Jahre alte Exemplar der Insel. Wie alt der Drachenbaum mit seinem weitverzweigten Gewirr von Ästen genau ist, ist nicht ganz klar. Die Angaben reichen von 150 bis 300 Jahren. Die Wanderung auf markiertem Weg dauert etwa anderthalb bis zwei Stunden.

Pfarrkirche Salvador del Mundo in Alajeró















Alajeró

Als nächster Stopp auf der Weiterfahrt in Richtung Süden empfiehlt sich Alajeró. Dazu biegt man am ersten Hinweisschild rechts von der Hauptstraße ab und gelangt direkt zum mit Indischem Lorbeer bestandenen Dorfplatz mit der sehenswerten Pfarrkirche Salvador del Mundo und dem Rathaus. Die Kirche beherbergt eine schöne Innenfassade sowie eine prachtvolle Christusfigur aus dem 17. Jahrhundert. Auf einem Hügel in der Nähe, dem Roque Calvario, ist die Ermita San Isidro zu sehen. Von hier aus bietet sich ein schöner Panoramablick auf die Südküste. Außerdem erinnern Steinsetzungen hier daran, dass bereits die Altkanarier an diesem Ort waren.

Hergerichtet: Alte Bausubstanz in Alajeró














Die Gemeinde Alajero versucht der in den 1960er und -70er Jahren einsetzenden Landflucht entgegen zu wirken. Neue Siedlungen sind entstanden, die Bausubstanz der alten Häuser im Ortskern wurden schön hergerichtet, die Straßen erneuert und 2003 eröffnete ein 4-Sterne-Hotel. Insgesamt macht Alajeró einen sehr gepflegten, wenn auch nicht gerade betriebsamen Eindruck. Der Ort liegt auf rund 800 Metern Höhe und ist zugleich Verwaltungssitz des 49,42 Quadratmeter großen Gemeindegebietes. Dieses liegt zum Teil auf den ehemaligen Territorien der Ureinwohner Hipalán und Orone, die sich an den Süd- und Westgefällen der Insel befinden. Zurück auf der Hauptstraße geht es nun in zahlreichen Kurven hinunter Richtung Küste. Bald kommt der Flughafen von La Gomera ins Blickfeld. Dieser wurde 1999 gebaut und wird direkt von Teneriffa Nord und Gando auf Gran Canaria angeflogen. Da es aber nur wenige Maschinen am Tag gibt, wirkt das Flughafengebäude meist recht ausgestorben.

Der Dorfplatz ist das Zentrum von Playa Santiago














Playa Santiago

Vom Inselflughafen aus nach wenigen Kilometern zweigt noch vor dem Tunnel ein Sträßchen in den Ortsteil Las Trincheras ab. Hier wird viel gebaut, und einige größere Apartementanlagen sind bereits fertig. Eine weitere Abzweigung führt von der Hauptstraße vor dem Tunnel ab. Vorbei an einer steilen Felswand kommt man zum Dorfplatz des Ortsteils Playa Santiago, der sich um den Hafen herum entwickelt hat. Links und rechts vom Dorfplatz wurde eine mit Palmen bepflanzte Kachelschmuck an einer Hausfassade in Playa SantiagoPromenade angelegt und einige Bars und Restaurants haben dort ihre Tische und Stühle aufgestellt. Obwohl es in Playa Santiago eine recht gute touristische Infrastruktur und mit den Jahren eine stetig wachsende Zahl an Touristen gibt, hat der Ortsteil noch einen Hauch von Fischerdorf, der er einst war. An manchem Haus verzieren religiöse Kachelmotive die Fassade und lenken vom blätternden Putz ab.

Promenade in Playa Santiago















Folgt man der Küstenstraße ostwärts, kommt man zur Mündung des Barranco de Santiago. Der Bach beziehungsweise die Schlucht teilt Playa Santiago nicht nur optisch sondern auch aus Verwaltungssicht. Barrancomündung in Playa SantiagoDenn die östlich des Barranco gelegenen Ortsteile gehören zu San Sebastián de La Gomera (Lomada de Tecina), die westlichen zu Alajeró (Laguna de Santiago). Die Bananenplantagen, die einem beim Überqueren des Barranco ins Auge fallen, werden allesamt künstlich bewässert, denn diese Region im Süden La Gomeras ist sehr trocken und wasserarm.

Blick über den Barranco auf die Ortsteile Laguna de Santiago und Tecina













Das Olsen-Imperium

Zu verdanken haben die Einwohner die bewässerten Felder und etliche Arbeitsplätze im Tourismussektor dem wohl nicht ganz uneigennützigen Engagement des Norwegers Fred Olsen, der in seiner Wahlheimat viel investiert und aufgrund etlicher Landkäufe zum größten Grundbesitzer der Insel aufgestiegen sein soll. Zum Olsen-Imperium zählen nicht nur die gleichnamigen Reedereien und Schiffslinien, der auf der Tecina-Hochfläche oberhalb der Bucht von Playa Santiago gelegene Luxus-Ferienkomplex samt künstlich bewässertem Golfplatz, sondern eben auch eine Vielzahl der Plantagen und Immobilien.

Blick auf die Bucht von Playa Santiago
















Abstecher: Barranco de Santiago

Eine Straße zweigt kurz nach dem Tunnel von der Hauptstraße Alajeró – Playa Santiago nordwärts in das Blick auf den Weiler Taco im Barranco de SantiagoTal des Barranco de Santiago ab. Tief hinein geht es hier in das grüne Tal, das sich nach ein paar Kilometern im Weiler Taco teilt: Links führt ein schmales Sträßchen in den Weiler El Cabezo und zur Ermita de Guarimiar, rechts geht es mit dem Auto noch ein Stückchen weiter bis zum Dörfchen Pastrana, in dem es noch eine Wassermühle gibt. Hier ist Schluss mit der Bequemlichkeit, wer tiefer ins Tal vordringen möchte, muss zu Fuß weitergehen.

Barranco de Santiago















Das Tal des Barranco de Santiago liegt im Naturschutzgebiet Benchijigua. Eine der beliebtesten Streckenwanderungen der Insel verläuft von der Höhenstraße aus, an den einsamen, fast ausgestorbenen Kandelaberwolfsmilch im Barranco de SantiagoWeilern Benchijigua und Lo de Gato vorbei, hinunter ins Tal und dort bis nach Santiago. Vor allem das hintere Tal verfügt über eine beträchtliche botanische und geomorphologische Vielfalt. Auf dem Weg nach Pastrana sieht man neben einigen Plantagen und Feigenbäumen auch große Agaven und Kandelaberwolfsmilch.



Lomada de Tecina und
Depollada de Peraza

Fährt man von Playa Santiago hinauf auf den Bergrücken, auf dessen Kuppe in exponierter Lage das Olsen-Hotel Tecina und der Golfplatz liegen, geht es nun nordwärts konstant hinauf in die Berge – zunächst auf dem Bergrücken Lomada de Tecina vorbei an neuen Siedlungen, später durch zwei Tunnels am Südhang entlang bis hoch zur Höhenstraße. Diese Gegend ist recht einsam, nur einzelne Gehöfte und ein paar Ziegen sind entlang der gut ausgebauten Straße zu sehen. Einzige Ansiedlungen in dieser Region sind Jerduñe mit etwa 30 und Vegaipala mit rund einem Dutzend Einwohnern.

Begegnung am Straßenrand















Unweit der Einmündung in die Höhenstraße befindet sich auf einem Pass der Aussichtspunkt Depollada de Peraza. Von hier aus bietet sich ein schöner Blick über die Schlucht Barranco de la Villa und ins Tal von La Laja. Der Pass soll Schauplatz eines Inseldramas gewesen sein. Der verhasste Despot, Graf Hernán Peraza, soll in einer nahegelegenen Höhle von einem Ureinwohner erschlagen worden sein. Eine Gedenktafel erinnert daran.


Abstecher:
San Sebastián de La Gomera

Wem auf seiner Süd-Runde noch genügend Zeit bleibt, kann sich nun rechts in Richtung Inselhauptstadt aufmachen. San Sebastián de La Gomera ist für all jene Touristen erste Station auf La Gomera, die mit der Fähre anreisen. Diese legen an der langen Mole an, und bevor es von Bord geht, fällt der Blick des Reisenden auf ein beschaulich anmutendes Städtchen in einer weit geschwungenen Bucht. Der Hafen hat, so heißt es in Inselbroschüre des Tourismus-Büros, auf nationalem Niveau eines der größten Schiffsverkehrsaufkommen in Bezug auf die Passagierzahlen. Am Ende der Mole grenzt die Marina an. Nördlich des Hafengebäudes ist ein Durchgang zum Club Nautico und zur Playa de la Cueva. Oberhalb der markanten Felswand befindet sich das zweite Luxushotel der Insel (neben bereits genanntem Hotel Tecina), das staatliche Parador Nacional. Die Herberge im kanarischen Herrenhausstil gilt als eine der schönsten der gesamten Kanaren.

Beschauliche Inselhauptstadt: San Sebastián de La Gomera













Über den Paseo de Fred Olsen, einer breiten Promenade zwischen Marina und Steilwand gelangt man vom Hafen zur Plaza de Las Americas, dem zentralen Platz der Stadt. Einige Cafés und Bars gruppieren sich um ihn herum, große Bäume spenden Schatten. Rechter Hand fällt ein schön Rathaus von San Sebastián de La Gomera an der Plaza de las Americasrestauriertes, dreistöckiges Gebäude mit Holzbalkonen, Bogengang und Uhrturm ins Auge. Es ist das ehemalige Rathaus (Ayuntamiento) der Stadt und beherbergt heute noch einen Teil der Gemeindeverwaltung.

Von der Plaza de las Americas zweigt die geschäftige Hauptstraße im Zentrum ab. Entlang der Calle Real, dem Königsweg, der damals den Beginn der Inselhauptstraße darstellte, liegen denn auch die meisten Sehenswürdigkeiten der knapp 7000 Einwohner zählenden Stadt San Sebastiáns. Zunächst kommt man Altes Zollhaus von San Sebastián de La Gomeraam kleinen, mit Indischen Lorbeerbäumen beschatteten Plaza de la Costitución vorbei, wo zweimal die Woche Markt abgehalten wird. Direkt dahinter ist das ehemalige Zollhaus, Pozo de La Aguada, zu sehen. Es ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Im Innenhof befindet sich jener Brunnen, aus dem Kolumbus vor seiner Amerika-Reise seine Wasservorräte aufgefüllt haben soll. Weiter auf der Calle Real folgt, ebenfalls rechter Hand, die Tourist-Information.

Pfarrkirche Nuestra Señora de la Asunción













Vorbei an einigen bunt getünchten Fassaden steht leicht zurückversetzt an der Plaza Mayor die Pfarrkirche Nuestra Señora de la Asunción. Sie gilt als wichtigster Sakralbau La Gomeras. Um 1490 stand an ihrer Stelle eine kleine Kapelle. Heute ist das Gotteshaus dreischiffig und verfügt über zwei Seitenportale und ein Mittelportal aus rotem Stein. Über dem Spitzbogen befindet sich ein Glockengiebel. Im Innern der im 16./17. Jahrhundert fast vollständig niedergebrannten Kirche befindet sich ein spätbarocker Hochaltar sowie eine Christusabbildung von Luján Pérez Bunte Fassaden entlang der Calle Realund mit kanarischem Teakholz getäfelte Decken in den Seitenschiffen. Wenige Schritte weiter auf der Calle Real in nördlicher Richtung ist das Museo Casa de Colón, das Kolumbus-Haus – wobei bezweifelt werden darf, dass der berühmte Seefahrer (1451-1506) jemals in dem vermutlich erst im 17. Jahrhundert erbauten Gebäude gewesen ist. Das Museo beherbergt eine bedeutende archäologische Sammlung Nordperuanischer Stücke, die Mehrzahl aus dem 8. bis 16. Jahrhundert.

Die Ermita de San Sebastián ist nur wenige Schritte entfernt. Sie zählt zu den ersten Gebäuden, die Hernán Peraza Senior um 1440 bei Inbesitznahme der heutigen Inselhauptstadt zu Ehren des Schutzheiligen San Sebastián erbauen ließ. Im Original ist lediglich die Seitentür erhalten geblieben. Schließlich zählt der Grafenturm Torre del Conde zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der 1450 von Peraza zur Verteidigung gegen Revolten auf der Insel errichtete Turm steht inmitten eines Parks unweit der Plaza de las Americas und ist der einzige noch fortbestehende mittelalterliche Festungsbau auf den Kanaren.

San Sebastián de La Gomera gehörte mit dem Barranco Santiago zu Hipalán, einem der Siedlungsgebiete der Guanchen-Ureinwohner. 1140 besetzt Hernán Peraza den Ort in der Mündung des Barraco de la Villa und gibt ihr ihren heutigen Namen. Am 6. September 1492 tritt Christoph Kolumbus von La Gomera aus seine Reise nach Indien an – und entdeckt Amerika. Ein weiteres Mal ankert er am 5. Oktober 1493 auf der Insel. Um 1590 zählt die Kleinstadt 625 Einwohner und 125 Häuser. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts beginnt ein langsames aber stetiges Wachstum, und im 19. Jahrhundert dehnt sich die Stadt bis zum Flachland von Traquito aus. Heute ist San Sebastián Sitz der Inselregierung und eine der insgesamt sechs Gemeinden La Gomeras.



Aussichtspunkte im
Nationalpark Garajonay

Stimmungsvoll: Nebel wabert um Los Roques















Die Rundtour durch Gomeras Süden führt vom Aussichtspunkt Depollada de Peraza nun auf der Höhenstraße westwärts. In kurzer Folge heißt es nun gleich mehrfach zu Stoppen, Roque de Agandodenn die ausgewiesenen Aussichtspunkte versprechen reizvolle Blicke in die Landschaft des Nationalparks Garajonay. Besonders eindrucksvoll, fast schon gespenstisch, wirken diese Stopps, wenn langsam Nebelschwaden um die imposanten Felsnadeln ziehen. Ein kleines Hinweisschild weist wenige Kilometer nach Depollada de Peraza auf die Ermita de Las Nieves hin, ein Picknickplatz, zu dem ein Treppenweg rechts von der Straße nahe des La ZarcitaAussichtspunktes Vegaipala abgeht. Kurz darauf liegen gleich drei Parkbuchten dicht beieinander. Unter dem Sammelbegriff Los Roques liegen diese Aussichtspunkte bereits im Nationalpark Garajonay. Diese Naturdenkmale liegen auf der Grenzlinie zwischen den Schluchten La Laja und Benchijigua. Es handelt sich um spektakuläre Gesteinsfinger. WaldbranddenkmalErosion hat die ehemaligen Vulkanschlote zutage gebracht. Es sind dies der Roque de Agando, Ojila, La Zarcita und Carmona. An einem der Los-Roques-Aussichtspunkte befindet sich ein Denkmal, das an den großen Waldbrand von 1984 erinnert. Rund 20 Menschen kamen damals ums Leben.

Farbenfroh: Flechten im Nationalpark Garajonay















Wer sich an Los Roques sattgesehen hat, fährt nun weiter in Richtung Westen und lässt dabei die Kreuzung Cruce de La Zarcita rechts liegen. Vom folgenden Mirador de Tajaqué schweift der Blick über die Landschaft im Süden. Kurz nach der Kreuzung Pajarito liegt der Parkplatz Alto de Contadero, von wo aus man über eine Forstpiste zum höchsten Berg La Gomeras, dem 1486 Meter hohen Alto de Garajonay wandern kann. Die Höhenstraße windet sich nun durch Fayal-Brezal-Wald sowie durch Lorbeerwald, der stellenweise bis dicht an den Straßenrand heranreicht. Auch Moose, Flechten und Farne sieht man zuhauf. Einige Kilometer weiter ist La Laguna Grande ausgeschildert, ein großer Picknick- und Spielplatz samt Gastronomie, der bei schönem Wetter gut besucht ist. Das weitläufige Gelände – eines der größten Erholungsgebiete der Insel – liegt in einem ehemaligen Vulkankrater. Von hier aus lassen sich zahlreiche Wandertouren unternehmen. Der Volksmund erzählt, dass sich dort, tief im Wald verborgen, bei Vollmond die Hexen der Insel zum Tanz trafen und dunkle Pakte mit dem Teufel schlossen. Zurück ins Valle Gran Rey gibt es sodann zwei Möglichkeiten: entweder ab der Kreuzung Cruce de Las Hayas über Las Hayas nach Arure, oder aber auf der Höhenstraße weiter bis zur Kreuzung Apartacaminos und von dort links ab via Arure ins Valle.

Informationen:

Nähere Informationen über Gomeras Süden sowie die Hauptstadt San Sebastián de La Gomera gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:


Gomera Island (Website des Tourismusbüros La Gomera)
Gomera Live (Allgemeines Infos zu den Inselgemeinden, Unterkunftstipps etc.)
Insel La Gomera (Kurz-Infos über La Gomera)
La Gomera (Infos über La Gomera)
Ecoturismo Canarias (Infos über La Gomera und Ökotourismus-Angebote)

nach oben 
zum Spanien-Inhaltsverzeichnis
zurück zum Spanien-Inhaltsverzeichnis
Spanien-Linkliste
zur Spanien-Linkliste
zur Globetrotter-Startseite
zurück zur Globetrotter-Startseite
 
Kostenloser HP Counter