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Provinz, aber ganz und gar nicht provinziell – das ist Quedlinburg am Rande des Nordharzes. Die über 1000-jährige mittelalterliche Stadt besticht den Besucher in erster Linie mit einer beschaulichen Altstadt, die wegen ihres geschlossenen Stadtbildes 1994 in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco aufgenommen wurde. Lange Jahre hat Quedlinburg den Dornröschenschlaf im Schatten Wernigerodes
geträumt. Und ein bisschen ist das immer noch so.
![]() Fachwerk in winkeligen Gassen![]() ![]()
Neben Spruchbändern mit Datierungen an einigen Gebäuden sind es eben diese unterschiedlichen künstlerischen Ausgestaltungen der Ornamente und Balkenköpfe, die Experten die zeitliche Zuordnung der Wer sich beim Bummel durch das Zentrum mittelalterlicher Reichspolitik begleiten lässt, hört viel über die Geschichte der Stadt und des einstigen Damenstifts auf dem Burgberg, aber auch manche Anekdote. In Quedlinburg hatten über viele Jahre die Frauen das Sagen. Äbtissin Anna von Stolberg soll, so heißt es, gar den gesamten Magistrat der Stadt wegen Widerborstigkeit in Arrest genommen haben.
Texanischer KunsträuberQuedlinburg hat neben einer schmucken Altstadt auch einen echten Schatz zu bieten. Die Stiftskirche St. Servatius, hoch oben über der Stadt, beherbergt neben dem Domschatz von Aachen und dem von Halberstadt einen der bedeutendsten und wertvollsten Kirchenschätze des Mittelalters. Der Domschatz, zwölf kostbare Reliquien, verschwand 1945 nach der Besetzung durch US-Truppen und galt 45 Jahre lang als verschollen. Der texanische US-Offizier Joe Meador soll in den Nachkriegswirren Teile des Schatzes gestohlen und in seine Heimat geschafft haben. Erst 1992, als nach seinem Tod verschiedene Stücke auf dem internationalen Kunstmarkt auftauchten, gelang die Rückführung der Kleinodien nach Deutschland. Rund drei Millionen Dollar mussten Privatleute und die Kunststiftung der Länder dafür aufwenden.In der Stiftskirche St. Servatius auf dem Schlossberg (Burgberg) hoch über den Dächern von Altstadt und Westendorf wird heute wieder der Domschatz gehütet. Eines der wertvollsten Stücke ist das Samuhel-Evangeliar, eine karolingische Handschrift des Mönches Samuhel aus dem 9. Jahrhundert in Gold auf Pergament, geschützt durch einen prächtigen vergoldeten und mit Perlen, Edelsteinen und Elfenbeinrelief geschmückten Buchdeckel. Weiteres kostbares Exponat ist der Bartkamm Heinrichs I.. Der Elfenbein aus dem 7./8. Jahrhundert stammt aus Syrien. Äbtissin Agnes von Meißen fügte der Stiftssammlung um 1200 ein textiles Kunstwerk hinzu: die fünf erhaltenen Teile dieses Knüpfteppichs zählen heute zu den ältesten Europas. Reliquienschreine, wertvolle Handschriften und ein mit purpurner Seide überzogener und mit feinster Filigranarbeit bedeckter Hirtenstab aus dem Jahr 999 sind weitere wertvolle Stücke des Quedlinburger Schatzes.
Rund um St. ServatiusÜber den Burgweg gelangt der Quedlinburg-Besucher auf holprigem Kopfsteinpflaster hinauf auf zum Schloss. Nach Durchschreiten des Torbogens der Wehrmauer folgt das innere Burgtor mit Wächterstube. Daran schließt sich die Dechanei an, ein zweigeschossiger, barocker Fachwerkbau, der auf den massiven, spätmittelalterlichen Unterbau aufgesetzt wurde. Direkt im Anschluss befindet sich in einem spitzgiebeligen Fachwerkgebäude![]() Zu den bedeutendsten Bauten der Romanik zählt die Stiftskirche St. Servatius. 936 wurde in der Krypta König Heinrich – und 968 seine Frau Mathilde – beigesetzt. 1021 erhielt die Kirche ihre heutige Größe, doch ein Großfeuer vernichtete 1070 sämtliche Bauten auf dem Burgberg. Der Wiederaufbau war 1079, rechtzeitig zu einem der vielen Reichstage, die in Quedlinburg abgehalten wurden, fertiggestellt. Bis heute ist die lombardische Kirchenbauarchitektur erhalten geblieben. Über der Krypta wurde um 1320 der gotische Hohen Chor errichtet.
Aus der GeschichteDer Burgberg soll um 500 einem thüringischen Edlen namens »Quitilo« gehört haben – der Name Quedlinburg wird daher auf ihn zurückgeführt. Urkundlich erstmals erwähnt wird der Name »Quitilingaburg« indes erst 922. Um 900 erwarb das sächsische Geschlecht der Liudolfinger Ländereien um Quedlinburg. Der Ort wurde Sitz von Otto, einem der mächtigsten Fürsten des damaligen Ostfrankenreiches. Ottos Sohn Heinrich wurde 912 Sachsenherzog und sieben Jahre später in Fritzlar zum deutschen König gewählt. Quedlinburg hat er als seine Lieblingspfalz erkoren, und hier wurde er nach seinem Tode 936 auch beigesetzt – in der Krypta der Stiftskirche.
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Rathaus und Roland![]() ![]()
Der heutige Marktplatz entstand etwa 1230, nachdem Marktkirchhof und Hoken der Vorgängersiedlung zu klein geworden waren. Die imposanten Fachwerkhäuser rund um den Marktplatz waren einst von Kaufleuten als repräsentative Geschäfts- und Wohnhäuser errichtet. Dass einige von ihnen zudem als Speicher genutzt wurden, belegen Luken in den oberen Stockwerken. Innungshaus der Lohgerber war das Gebäude Markt 13 aus dem 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert bewohnte die Kaufmannsfamilie Kranz das
Kunsthoken und KornmarktKunsthoken heißt das reich geschmückte Fachwerkhaus von 1569 in der Marktstraße 2.Die Doppelarkaden und Zahnschnittmotive der Fassade sind eine in Quedlinburg sonst nicht übliche Ornamentik. Das Gebäude wurde an die alte Marktmauer von 1179 angebaut, von der noch Reste im Innern des Hauses sichtbar sind. In der Straße Kornmarkt nördlich der Marktkirche stehen drei weitere sehenswerte Häuser: Hausnummer 5 ist das Palais Salfeld, 1737 vom gleichnamigen Stadtkämmerer errichtet, Hausnummer 7 (erbaut 1690) beherbergte bis 1850 die Ratswaage und am Standort von![]()
Fenster-Läden und Klön-TürenVon der Breiten Straße zweigt der »Stieg« ab. Hier steht das Haus »Alter Klopstock« (Nummer 28), 1580 im niedersächsischen Stil erbaut. Auf Höhe des Rathauses findet der Quedlinburg-Besucher die schmalste Gasse der Stadt mit Namen »Schuhhof«. Es handelt sich um den Hof des Schuhmacherinnungshauses. Hier wohnten und arbeiteten die Schuhflicker der![]()
Unweit des südöstlichen Endes des Marktplatzes befindet sich die Steinbrücke, die zwei Nebenarme der Bode überspannt. Unter dem heutigen Pflaster blieben die 23 Brückenbögen der etwa 85 Meter langen steinernen Brücke von 1229 erhalten geblieben.
Westendorf: Am Fuße des SchlossbergesBeim Gebäude »Weißer Engel« an der Ecke Lange Gasse - Altetopfstraße, im 17. Jahrhundert vermutlich als Stiftsgasthof erbaut, beginnt das Westendorf. Dabei handelt es sich um den Stiftsbezirk, der![]() Der Finkenherd führt den Stadtbummler zum Schlossberg. Auf diesem, zu Füßen des Schlossberges gelegenen Platz, fällt ein stattliches Bürgerhaus an der Nordseite ins Auge. Seine Fassade ist durch reiche Fachwerkornamentik und einem von zwei Säulen getragenen Erker geschmückt. Das Haus wurde um 1560 im niedersächsischen Stil gebaut und befand sich von 1707 bis 1817 im Besitz der Familie Klopstock. Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock wurde hier im Juli 1724 geboren. Heute beherbergt das Klopstockhaus ein literaturhistorisch-biografisches Museum. Sehenswert sind auch die Sandsteinklippen am Schlossberg.
Museen und mehrIn Quedlinburg gibt es für den interessierten Besucher viel zu sehen. Die romanische Stiftskirche St. Servatius beherbergt das Grab König Heinrichs und den berühmten Domschatz. Gleich nebenan steht das Schlossmuseum, das unter anderem die Stadtgeschichte darstellt. Das Klopstockmuseum, Schlossberg 12, erinnert an den Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock. Im wohl ältesten Fachwerkhaus Deutschlands, dem Ständerbau, ist das Fachwerkmuseum,![]() Informationen:Nähere Informationen über Quedlinburg sind nachzulesen in einer der Stadtbroschüren oder in Reiseführern. Wissenswertes über die Weltkulturerbe-Stadt im Tal der Bode gibt es auch im Internet, zum Beispiel unter folgender Adresse:![]() |
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