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Urlauber, die während ihres Aufenthaltes in Bodrum auch einmal etwas anderes sehen wollen, als nur das Innere ihres All-inclusive-Hotels oder Souvenirshops, sollten eine Rundfahrt auf der Halbinsel Bodrum ins Auge fassen. Wenngleich es sicher in der Türkei reizvollere Landschaften gibt, so bietet eine Tour über die Halbinsel doch Abwechslung und interessante Eindrücke. Die Postkarten-Bucht muss man allerdings lange suchen. Stattdessen lässt sich abseits der üblichen Pfade sogar noch unverfälschtes Landleben finden – dort wo noch die Schildkröte den Weg kreuzt und die alten Männer auf dem Dorfplatz Palaver halten.
Die Landschaft wirkt sehr karg und steinig, oft fallen die Felsen schroff zum Meer hin ab und etliche größere und kleinere Buchten säumen die Küstenlinie. Das Prädikat malerisch oder gar verträumt verdienen letztere indes nicht. Allerorten herrscht reger Bauboom, und unzählige Appartementsiedlungen werden scheinbar überall an die Hänge geklatscht. Auf den ersten Blick wirken viele dieser Retortenorte fast verlassen, nur ein Bruchteil der uniformen Häuser scheint bewohnt, der Rest sind fertige oder halbfertige Bauruinen.
Zwar lassen sich die meisten größeren Orte der Halbinsel Bodrum mit dem Dolmusch erreichen, flexibler gestaltet sich dagegen die Rundfahrt mit dem Mietwagen. Die folgenden Ortsbeschreibungen folgen einer Route von Bodrum Stadt aus im Uhrzeigersinn.

Gümbet
Nur zwei bis drei Kilometer von Bodrum Stadt entfernt liegt der Ferienort Gümbet. Der Stadtteil Bodrums hat sich zu einem eigenständigen Ferienort entwickelt, und so scharen sich um die gleichnamige Bucht unzählige Pensionen, Appartementanlagen und Hotels. Dicht an dicht stehen Sonnenliegen und -schirme am Ortsstrand – nichts für Urlauber, die gerne ihre Ruhe haben. Entlang der Hauptstraße des Ortes befinden sich Souvenirshops, Restaurants, Bars und Touranbieter. Angesichts der touristisch orientierten Infrastruktur verwundert es schon fast, dass man in einer der Seitengassen auf so traditionelle Läden wie einen Gewürzhändler stößt.

In Ruhe bummeln ist in Gümbet kaum möglich, denn alle paar Meter wird man vom geschäftstüchtigen Ladenpersonal auf Deutsch (oder Englisch) zum Kauf animiert. Und auch nachts kehrt in Gümbet kaum Ruhe ein, denn in den diversen Bars und Discotheken pulsiert das Nachtleben oft bis in die Morgenstunden. Die Bucht von Gümbet gilt wegen der guten Windverhältnisse als Surferparadies der Türkei. Angeboten werden aber auch viele weitere Wassersportarten.

Einen Abstecher lohnen die auf der Landzunge zwischen der Gümbet- und der Bodrum-Bucht gelegenen, weithin sichtbaren Windmühlen (siehe dazu auch auf der Globetrotter-Seite zu Bodrum-Stadt). Dort auf dem Hügel ist auch eine der insgesamt noch rund 150 Zisternen zu sehen, die im 19. Jahrhundert zur Sicherstellung der Wasserversorgung von Vieh und Feldern errichtet wurden. Markant sind die Kuppeln der kreisrunden, oft weiß getünchten Wasserspeicher, die im türkischen auch Kümbet genannt werden. Der Ortsname Gümbet leitet sich übrigens daher ab.
Bitez
Die nächste Bucht westlich von Gümbet mit dem Ort Bitez wird in einer Broschüre über Bodrums touristische Einrichtungen als »einer der grünsten Flecken der Halbinsel« bezeichnet. Weitläufige Mandarinengärten prägen die Landschaft rund um den kleinen Ferienort acht Kilometer von Bodrum Stadt entfernt. Vor allem Segelsportler zieht es in die Bucht, in der ebenfalls alle Arten der Unterkunft zu finden sind.
Ortakent und Yahsi
Der nicht wirklich sehenswerte Ort Ortakent liegt direkt an der Hauptstraße Bodrum-Turgutreis. Mit dem wenige Kilometer weiter folgenden Ort Yahsi hat Ortakent gemein, dass beide eine zum Gemeindegebiet gehörende Küstensiedlung haben, in denen wie anderswo auf der Halbinsel kräftig gebaut wird. Beide Orte indes liegen etwa vier Kilometer im Hinterland. Im umliegenden bergigen Gelände wachsen Feigen-, Oliven- und Mandarinenbäume. Es wird vermutet, dass die Gegend um Ortakent bereits vor 3500 Jahren besiedelt war.
Ortakent ist übrigens bekannt für die in der Gegend typischen »Tower Houses«, die im 17. Jahrhundert von den Einwohnern zum Schutz vor den Gefahren von See her errichtet wurden. Das älteste dieser Turmhäuser ist der Mustafa Pasa Tower, 1601 über einem Felsen mit drei Etagen gebaut.

Vergessene Ruine von Akyarlar
An der Hauptstraße in Ortakent zweigt eine erst kürzlich ausgebaute Straße zur Küste ab. Auf dieser gelangt man zu einer wenig befahrenen Küstenstraße, die nach einigen Kilometern auf den Ort Akyarlar trifft. Kurz bevor der Ort erreicht ist, sieht man linker Hand am Berghang eine in weiten Teilen verfallene Mauer, die sich zwischen Felsen und lockerem Gebüsch hinauf bis zu einer Ruine zieht. Weder die diversen Reiseführer noch das Internet geben nähere Auskünfte zur Geschichte dieser vergessenen Burganlage, deren Reste hier vor sich hin verwittern. Vermutlich handelt es sich um die Überreste einer ottomanischen Festung auf dem Berg Aspat. An dessen zum ehemaligen Fischerhor hin gelegenen Hang soll es außerdem die Ruine einer alten griechischen Kapelle geben.
Akyarlar war einst ein beliebter Ferienort der Griechen. Einige der alten Strandhäuser sind entlang der Küstenlinie noch erhalten. Bis vor wenigen Jahren lagen im kleinen Hafen des Ortes noch etliche Fischerboote. Heute überwiegen hingegen Boote mit Tagesausflüglern. Akyarlar hat sich seinen dörflichen Charme weitgehend bewahren können. Nicht versäumen sollte man einen Blick hinaus auf das Ägäische Meer mit den vielen vorgelagerten Inseln. Auch die griechische Insel Kos scheint zum Greifen nah – sie ist vom südwestlichsten Zipfel der Halbinsel Bodrum gerade einmal fünf Kilometer entfernt.
Turgutreis
Weiter die Küstenstraße entlang ist nach einigen Kilometern die nach Bodrum zweitgrößte Stadt der Halbinsel erreicht: Turgutreis. Die Stadt wurde nach dem osmanischen Admiral gleichen Namens benannt, der hier im 16. Jahrhundert geboren wurde. Der Seemann ist im Westen unter dem Namen
Dragut bekannt geworden, weil er an der ottomanischen Belagerung Maltas beteiligt war. Die Stadt Turgutreis ist heute wichtiges Handelszentrum im Westen der Halbinsel. Jeden Samstag bieten Bauern und Erzeuger aus der Umgebung auf dem großen Markt ihre Waren an. Dann ist es auch am vollsten in den Gassen, denn viele Touranbieter haben den Samstagsmarkt in ihrem Ausflugsprogramm und bringen Touristen busseweise her.
Obwohl die Stadt auf Touristen eingestellt ist – es gibt viele Boutiquen, Restaurants und Souvenirshops – geht es hier doch sehr viel ruhiger zu als etwa in Gümbet. Eine stattliche Moschee mit zwei Minarett-Türmen bildet das Zentrum des Stadtkerns, unmittelbar davor liegt ein großer Platz direkt am kleinen Hafen. An den Ort schließen sich die mehrere Strände und Buchten an – im Norden etwa bis nach Kadikalesi, wo sich einige bekannte Ferien-Resorts befinden. Die Untiefen des Archipels der vorgelagerten Inseln ist in der Antike übrigens manchem Frachtschiff auf der damals schon bedeutenden Seehandelsroute zum Verhängnis geworden. Einige der ersten unterwasserarchäologischen Funde wurden hier gemacht. Sie bildeten später den Grundstock für das Bodrumer Museum für Unterwasserarchäologie.

Halbinsel Bodrum: Wissenswert
Die Halbinsel Bodrum liegt am südlichen Ende der türkischen Ägäis-Küste und ist geprägt von etlichen Buchten und Landzungen, denen viele kleine Inselchen vorgelagert sind. Das Landesinnere ist überwiegend bergig und felsig. Die griechische Insel Kos liegt nur fünf Kilometer vom Südwestzipfel Bodrums entfernt
Bodrum gehört zur Provinz Mulga. Größte und bedeutendste Stadt der Halbinsel ist die Stadt Bodrum im Südosten, gefolgt von Turgutreis im Westen.
Der Tourismus ist inzwischen Haupterwerbszweig, an den Küsten leben die Menschen außerdem noch vom Fischfang, und im Hinterland wird Landwirtschaft betrieben. Das touristische Angebot befriedigt nahezu alle Wünsche: vom gepflegten All-inclusive-Hotel über Appartementanlagen bis hin zum Campingplatz.
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Über die Dörfer
Als Alternative für die von Turgutreis nach Norden verlaufenden Küstenstraße sei ein Schlenker »über die Dörfer« empfohlen. Auf der Hauptstraße in Richtung Bodrum Stadt zweigt nach etwa acht Kilometern eine Nebenstrecke in Richtung Gümülslük ab. Diese Route führt hinein in das bergige Inland der Halbinsel und gibt einen guten Eindruck vom Leben auf dem Land, das hier vom Tourismus fast noch unberührt und beschaulich scheint. Die landschaftlich reizvolle Strecke durch die Boz-Berge passiert unter anderem auch durch das Dorf Dereköy, in dem ein kurzer Stopp lohnt. Viele getöpferte Amphoren zieren den Straßenrand, und auch lassen sich hier hübsch bemalte Karren bewundern.

Im nächsten Dorf auf dem Weg nach Gümüslük, Peksimet, ist eine der alten Wasserzisternen nahe der Straße zu sehen. Auf der Bergkuppe etwas oberhalb des Dorfes stehen mehrere alte Windmühlen aus Naturstein, die ein schönes Fotomotiv darstellen.
Gümüslük
Eine der ältesten Siedlungen der Halbinsel Bodrum ist das beschauliche Dorf Gümüslük an einer hübschen Bucht an der Westküste gelegen. Der Ort wurde auf den Überbleibseln der antiken karischen Stadt Myndos errichtet. Von dieser ist indes nicht viel zu sehen, denn Myndos wurde nicht ausgegraben. Allerdings findet man im Gelände rund um den Ort einige Relikte vergangener Zeiten. Die strandnahen Gebäude des alten Myndos sind bei einem Erdbeben ins seichte Küstengewässer abgerutscht und bilden für Schnorchler und Unterwasserfotografen eine Attraktion.

Das Auto lässt man auf einem kostenpflichtigen Parkplatz stehen und geht zu Fuß ein paar Meter
hinunter zum Hafen von Gümülslük. Ein Fischrestaurant am anderen locken hier zur Einkehr – allesamt direkt am Wasser gelegen. Der Bucht vorgelagert ist die kleine »Haseninsel« zu der man durch knietiefes Wasser auf den Resten eines antiken, halb versunkenen Damms hinüber waten kann.
Yalikavak
An der Küste entlang windet sich nun die Straße auf und ab, vorbei an einigen namenlosen Retorten-Feriensiedlungen bis nach Yalikavak. Der Ferienort präsentiert sich schick herausgeputzt und gilt laut Tourismusbroschüre als idealer Ort für alle, die sowohl traditionellen Charme als auch modernen Komfort suchen. Im Ortskern wurden viele alte Gebäude restauriert. Die alte osmanische Wasserzisterne im Schatten eines stattlichen Baumes dient heute als Galerie und eine alte Ölfabrik in der Fußgängerzone beherbert nun einen Souvenirladen.

An der Promenade am weitläufigen Hafen stehen die Überreste einer Windmühle, nicht weit davon entfernt strahlen Segelboote mit der Sonne um die Wette. Einst war Yalikavak ein wichtiges Zentrum für Fischer und Schwammtaucher. Und wenngleich heute nicht mehr überwiegend Fischfang, sondern auch der Tourismus zu den Haupterwerbsquellen zählt, kann man unweit des Jachthafens beim Entladen des Fangs zusehen.

Gündogan
Nur wenige Fahrminuten östlich von Yalikavak erstreckt sich das Dorf Gündogan von den mit Pinien bewaldeten Hängen der Kara-Berge bis hinunter zur Küste. Der ehemalige Name des Ortes, »Farilya«, bedeutet soviel wie Sonnenaufgang. Unweit des Ortes wurden in einer Höhle Keramiken, Mühlsteine und polierte Steinäxte aus der Bronzezeit gefunden, so dass der Ort zu den ältesten der Halbinsel zählt. In den umliegenden Buchten schießen Ferienhäuser und Appartementsiedlungen wie Pilze aus dem Boden, die jedoch einen gepflegteren Eindruck machen als anderswo auf der Bodrum-Halbinsel. Es heißt, viele hohe türkische Funktionäre hätten Gündogan zu ihrem Sommerdomizil erkoren.
Im Hafenbereich geht es recht beschaulich zu. Das mag daran liegen, dass britische Kanonenboote im Ersten Weltkrieg die Bewohner veranlassten, und sich mehr ins Hinterland auszudehnen. Rund um das Gemeindegebiet wird heute überwiegend Landwirtschaft betrieben, wobei vor allem Zitrusfrüchte angebaut werden.
Gündogan, so klärt die Tourismus-Info-Broschüre auf, hat auch eine interessante historische Stätte zu bieten. Gegenüber der Bucht liegt Kücük Tavsan, auch Kleine Haseninsel genannt. Auf dem dortigen Hügel ist eine alte griechische Kirche zu sehen. Darüber hinaus befinden sich außerhalb des oberen Ortsteils von Gündogan, nach einem steilen Anstieg in Richtung Bergkamm, 50 in Stein gehauene Stufen, die zu einem kleinen Kloster führen.

Göl Türkbükü
Entlang der kurvigen Küstenlinie und an unzähligen Feriensiedlungen vorbei kommt man in die Doppelgemeinde Göl Türkbükü. Etwas Orientierungssinn ist dabei jedoch gefragt, denn nicht immer findet man Schilder zur Orientierung. Göl Türkbükü ist ein kleiner, ruhiger und recht abgeschiedener Ferienort für die Schönen und Reichen des Landes. Im Ortsteil Türkbükü flankieren einige Restaurants den Strand, zu denen zumeist eine Plattform im Wasser zählt. Tagsüber ist hier Sonnen und Ausspannen angesagt, abends werden Tische und Stühle aufgebaut.
Rückweg
Es bieten sich nun zwei verschiedene Routen für den Rückweg in Richtung Bodrum Stadt an. Entweder man folgt der Straße nach Torba, oder aber man fährt auf der Verbindungsstraße Yalikavak-Ortakent. Auf letzterer Strecke geht es über einen Pass, auf dem man eine herrliche Sicht auf die Küstenlinie hat. Zudem sind hier mehrere alte Windmühlen zu sehen. Bei dem Wind, der einem hier oben auf dem Pass um die Ohren pfeift, wundert man sich nicht über deren Standort.
Informationen:
Weitere Informationen über die Halbinsel Bodrum und die verschiedenen Orte gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:
Bodrum-Bodrum
Bodrum- Pages
Guide Bodrum
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