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Große Wälder mit riesigen Karribäumen, einer Eukalyptusart, die ausschließlich im regenreichen Südwesten Australiens gedeiht, prägen die Region, die daher auch den Namen »Karri-Country« trägt. Landschaftliche Abwechslung bieten etliche kleinere Weingüter und landwirtschaftliche Betriebe. Die Southern Forests mit stillen Tälern und kristallklar dahinplätschernden Bächen erstrecken sich etwa von Nannup über Manjimup und Pemberton zum Frankland River und ziehen sich dann entlang via Walpole etwa bis Denmark. Um die Sehenswürdigkeiten der Southern Forests zu erkunden, bietet sich die Stadt Pemberton als Ausgangspunkt an. Von Augusta kommend ist der Ort über den Vasse Highway zu erreichen, und aus Richtung Perth, das rund 340 Kilometer nördlich liegt, ist der South Western Highway (No. 1) die schnellste Verbindung.
Weihnachtsbäume im SommerEs ist ziemlich einsam, biegt man von Augusta kommend in Karridale auf den Brockman Highway ab. Hier, wie auch auf der Steward Road, der Verbindungsstraße zum Vasse Highway, herrscht kaum Verkehr. Links und rechts reichen dichte Wälder fast bis an die Straße heran. Unter den verschiedenen Eukalypten wachsen stellenweise »Graßbäume« (siehe dazu auch auf der Globetrotter-Seite mit dem Titel »Cape to Cape«). Die vielen orange-farbigen Farbtupfer, die im Frühling und Sommer für Abwechslung im Grün sorgen, sind die Blüten des »Western Australia Christmas Tree«. Diese »Weihnachtsbäume« tragen den botanischen Namen »Nuytsia floribunda« und zählen zur Familie der Misteln. Aber im Gegensatz zu den meisten Mistel-Arten wächst der Christmas Tree als einziger wie ein Strauch oder Baum. Als »Semi-Parasiten« haben ihre Wurzeln Saugnäpfe, mit denen sie Nährstoffe aus den Wurzeln ihrer Wirtspflanzen ziehen. Die Früchte des Christmas Tree fallen herunter, treiben am Boden und nach einigen Jahren entwickelt sich aus einem der Triebe ein eigener Stamm, der dann wiederum Blüten trägt und bis zu acht Meter hoch werden kann.Ausguck in luftiger HöheKlein, fast wie ein Spielzeugauto, nimmt sich das eigene Gefährt auf den Straßen im Karri-Country aus. Immerhin kann so ein Karri-Baum rund 90 Meter hoch werden. Diese stattliche Höhe macht man sich seit vielen Jahren zunutze, um Waldbrände schon früh zu entdecken und bekämpfen zu können. Ein Netzwerk von Türmen und Plattformen in Bäumen durchzieht seit den frühen 70er Jahren die Wälder. Insbesondere wenn wegen starker Winde das Befliegen der Region nicht möglich ist, beziehen noch immer schwindelfreie Zeitgenossen auf einer Plattform in den Wipfeln Position und halten nach verräterischen Rauchzeichen Ausschau, denn vor allem im Sommer, wenn die Wälder trocken sind, herrscht akute Waldbrandgefahr. Der erste »Firelookout-Trees« wurde übrigens bereits 1936/37 nordwestlich von Manjimup angelegt.Von den insgesamt 13 Lookouts in Baumwipfeln sind drei für die Öffentlichkeit zugänglich. Der bekannteste ist der Glouchester Tree im gleichnamigen Nationalpark, etwa drei Kilometer östlich von Pemberton. Über 153 Sprossen geht es hinauf zur 64 Meter hohen Aussichtsplattform. Beim Glouchester Tree herrscht gelegentlich recht viel Andrang. Weniger voll ist es dagegen beim Dave Evans Bicentennial Tree im Warren Nationalpark, etwa elf Kilometer südlich von Pemberton an der unbefestigten Old Vasse Road. Dieser ist kein original Firelookout-Baum. Er wurde 1988 anlässlich der 200-Jahr-Feier zur europäischen Besiedlung Australiens angelegt, so klärt eine Schautafel auf. Die Plattform des Bicentennial Tree liegt rund 75 Meter über Grund. Damit gilt er als höchter Baum-Lookout der Welt. Schließlich gibt es noch den Diamond Tree, am South Western Highway etwa zehn Kilometer südlich von Manjimup gelegen. Dem Besucher der Southern Forests bieten diese »Firelookout-Trees« eine atemberaubende Aussicht über die Karri-, Jarra-, Tingle- und Marri-Wälder und die umliegenden landwirtschaftlich genutzten Flächen. Vor der Aussicht gilt es jedoch sich zunächst Stufe um Stufe nach oben zu begeben, was nicht nur absolute Schwindelfreiheit sondern auch Trittsicherheit erfordert. Das Erklimmen der Stahltrossen ist nicht zu unterschätzen. Weniger das Hinauf als vielmehr das Hinab sorgt bei durchschnittlicher Kondition für ganz schön »wackelige Waden«.
Scenic Drives und Tourist-RadioMan muss ja nicht unbedingt erst auf die höchsten Bäume klettern, um die Southern Forests zu erleben. Es geht auch bodenständiger und bequemer. Auf Wanderpfaden – einer Etappe des Bibbulum Tracks etwa, der auf 930 Kilometern Gesamtlänge von Perth nach Albany führt – oder eigens ausgewiesenen kürzeren Spazierwegen. Ganz bequeme Reisende können sich auch im Auto auf Erkundungstour begeben. Damit man auf den Waldpisten nicht die Orientierung verliert, hat das Department of Conservation an Land Management eine 84-seitige Broschüre mit dem Titel »Great Forest Trees Drive« herausgegeben. Dieser Scenic Drive führt 48 Kilometer durch den Shannon Nationalpark, etwa auf halber Strecke zwischen Walpole und Pemberton. Ein weiterer, recht neuer Tourist Drive nennt sich »Karri Forest Explorer«. Dieser 86 Kilometer lange Rundkurs führt zu den Sehenswürdigkeiten rund um die Stadt Pemberton. Das besondere an diesen Touren: wer sein Autoradio auf eine bestimmte Frequenz einschaltet, bekommt passende Erläuterungen und wissenswerte Informationen dazu. Dieses Tourist-Radio ( www.touristradio.com.au) gibt es auch in einigen weiteren Regionen Westaustraliens.
CascadesNur einen kurzen Abstecher vom »Karri Forest Explorer«-Tourist-Drive ist es zu den Cascades. Eine unbefestigte Straße zweigt wenige Kilometer südlich von Pemberton von der Pemberton-Northcliffe Road in den Wald ab. Kurz darauf ist der Parkplatz erreicht, an dem ein kleiner Rundweg beginnt. Nach etwa 45 Metern taucht ein klarer Bach auf, der munter über ein paar Felsterrassen plätschert und kleine, natürliche Pools bildet. Die Cascades sind zudem ein beliebter Platz zum Picknicken und Angeln.
Big Brook DamWer dem »Karri Forest Explorer«-Tourist-Drive von Pemberton aus entgegen dem Uhrzeigersinn folgt, kommt zunächst an einigen kleineren Weingütern vorbei, bevor die unbefestigte Straße (Mullineaux Road) in den Big Brook Forest führt. Dieser Karri-Wald war in den 20er Jahren nahezu abgeholzt worden und hat sich nach einem Brand 1930 wieder nachgewachsen. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Gebiet zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. 1986 wurde der Big Brook Dam errichtet, der Pemberton mit Wasser versorgt. An dem Stausee liegt eine Forellenzucht sowie ein Arboretum. Vom Parkplatz aus führt ein Rundweg um den See, in dem man übrigens auch baden kann. Besonderheiten sind hier ein schöner Sandstrand und eine rostige Skulptur unweit des Parkplatzes, die ein Ochsengespann beim Abtransport der mächtigen Karri-Stämme zeigt. Weiter geht es auf dem markierten Scenic Drive vorbei an der »Warren River Cedar« und dem »Big Karri«. Vielleicht hopst das ein oder andere Känguru ein Weilchen neben dem Wagen her, um dann plötzlich einen Haken quer über die Piste in die Büsche auf der anderen Seite zu schlagen. Insbesondere am späten Nachmittag sollte der Autofahrer immer auch auf Wild achten. |
Old Vasse RoadDie Rundtour führt sodann durch den Beedelup Nationalpark (Kurzbeschreibung auf der Globetrotter-Seite mit dem Titel »Nationalparks im Südwesten«) mit dem gleichnamigen Wasserfall. Vom Vasse Highway zweigt an der Grenze zum Warren Nationalpark die wiederum unbefestigte Old Vasse Road ab. Heartbreak Trail nennt sich die nur in eine Richtung befahrbare Schleife vorbei an Maiden Bush, Drafty’s Camp, Warren Campsite, Warren Lookout und Blackbutt. Etwa auf halber Strecke zwischen Start- und Endpunkt des Heartbreak Trail liegt an der Old Vasse Road der Bicentennial Tree, in dessen Umgebung einige Wanderwege markiert sind.
PembertonBleibt schließlich noch die Beschreibung der Stadt Pemberton, die nach der Rundfahrt durch die Wälder wieder von Süden her erreicht wird. Schon am Ortseingang wird klar, dass das Holz aus den State Forests rund um Pemberton intensiv genutzt wird. Das riesige Sägewerk gilt als größtes der südlichen Hemisphäre. Eine lautstarke Signalhupe reißt noch in einiger Entfernung nichts ahnende Touristen zu Schichtbeginn gegen 6 Uhr aus dem Schlaf. 150 Festmeter Hartholzstämme werden hier von früh morgens bis spät am Abend zugeschnitten und verarbeitet. Etliche der stolzen Karri-Stämme lagern auf dem Gelände, und pausenlos donnern riesige Lkw, beladen mit frisch gefällten Bäumen oder zugesägten Brettern durch den Ort.
Damals wie heute:
Die Gründung des Ortes Pemberton im Jahr 1913 geht einher mit Eröffnung des Sägewerkes. Damals wie heute macht die Holzwirtschaft einen Großteil der Lebensgrundlage der Menschen hier aus. Hinzu kommen Landwirtschaft und verstärkt auch der Tourismus. Nach und nach werden Waldflächen unter Schutz gestellt, doch gerade in den State Forests wird immer noch intensiv das hochwertige Holz der bis zu 90 Meter hohen Karri-Bäume genutzt.
Diese Eukalyptusart zählt zu den höchsten Bäumen der Welt und zeichnet sich durch gerade, kräftige Stämme und ein hartes, schön gemasertes Holz aus. Einige alte Arbeiter-Cottages stehen wie kleine Hexenhäuschen am Waldrand hinter dem Sägewerk. Informationen über die Geschichte der Holzwirtschaft rund um Pemberton bietet das Karri Visitor Centre im Ort, das zugleich das Pioneer Timber Museum beherbergt und Sitz des Karri Forest Discovery Centre ist. In Pemberton und im Umland leben heute etwa 1200 Einwohner. Ihren Namen erhielt die Stadt in Erinnerung an einen der ersten Europäer, der 1862 versuchte, sich in der Nähe des heutigen Big Brook Dam zu etablieren. Pemberton Walcott scheiterte indes, und er verließ zwei Jahre später wieder die Region. Die Entwicklung der Stadt ging zunächst recht langsam von statten und war eng mit den zwischenzeitlich drei Sägemühlen verbunden. Erst um 1920 stieg die Einwohnerzahl an, als Siedlern Farmland zur Verfügung gestellt wurde. |
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