Elounda-Halbinsel, Lepra-Insel und Lassithi-Hochebene

Abwechslungsreich: Rundfahrt in Kretas zentralem Osten bietet Einsamkeit und Touristenrummel

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Eine der abwechslungsreichsten Auto-Touren, die man auf Kreta unternehmen kann, ist eine Rundfahrt im zentralen Nordosten: auf die »Elounda-Halbinsel« mit Besuch der als Lepra-Insel bekannten Insel Kalidon (meist fälschlich als Spinalonga bezeichnet), eine Stippvisite im Urlauberort Agios Nikolaos sowie die Fahrt auf die Lassithi-Hochebene. Einsamkeit und Touristenrummel sind auf dieser Tour ebenso anzutreffen wie Meerblicke und mystische Orte. Im folgenden seien Sehenswürdigkeiten und Highlights ebenso wie Eindrücke und Entdeckungen am Rande beschrieben. Start- und Zielpunkt könnte etwa Malia an der Nordküste sein.

Einsamkeit: Landschaft auf der Elounda-Halbinsel

















Vrachasi-Schlucht und Selinari-Kloster

Zunächst folgt man von Malia der New Road in Richtung Agios Nikolaos. Die Straße trennt die nördlichen Ausläufer des Dikti-Massivs von der nördlich gelegenen »Elounda-Halbinsel« mit dem Kap Agios Ioannis. Den Begriff »Elounda-Halbinsel« gibt es so offiziell nicht, er sei aber im Folgenden verwendet. Man verlässt also die Küste in die Berge hinein und gelangt in die Vrachasi-Schlucht, die in unterschiedlichen Quellen auch Selinari-Schlucht genannt wird. Zu deren Beginn liegt rechter Hand das Kloster Agios Georgios Selinari, ein für die Kreter beliebter Wallfahrtsort. Die Nationalstraße führt am das Dorf Vrachasi vorbei, über dem sich der Anavlochos mit einem minoischen Gipfelheiligtum erhebt. Es folgt einer von zwei Straßentunnels Kretas, und schon bald ist die ehemalige Bischofsstadt Neapolis erreicht.

Bischofsstadt Neapolis

Neapolis wurde auf dem Gebiet von Karies erbaut, dem Heimatort von Papst Alexander V.. Von 1868 an war Neapolis Bischofssitz und bis 1904 Hauptstadt der Präfekture Lassithi. Heute ist Ruhe eingekehrt in der Kleinstadt am oberen Ende des langsam nach Osten hin abfallenden MirabelloTals. Die Marien-Kathedrale am zentralen Platz ist denn auch schon die einzige Sehenswürdigkeit der von Touristen kaum besuchten Stadt. In Neapolis verlässt die beschriebene Rundtour die New Road.

Traditionelles Limnes und antikes Drios

Am besten folgt man nun dem Hinweisschild auf das Kloster Arethion, hält sich südlich der Nationalstraße und fährt nach kurzer Zeit unter dieser hindurch. Das Sträßchen führt nun mitten durch Olivenplantagen, die den Ort Limnes umgeben. Limnes gibt sich gerne als ein traditionelles Dorf. Vor allem wenn Nachmittags Reisebusse hier einen Stopp einlegen, sind die Schuster, Sattler, Weberinnen und andere Handwerker in ihren Werkstätten und Läden besonders produktiv.

Auf dem Hügel oberhalb liegen die Ruinen des einst mächtigen Driros. Gegründet wurde Driros im 8. Jahrhundert vor Christus von den Dorern. Das Gelände umfasst Reste eines Heiligtums (Apollon-Tempel), eines Marktplatzes (Agora) und ein kleines Kirchlein namens Agios Antonios. Bei Ausgrabungen Mitte der 30-er Jahre wurden drei Götterstatuen aus gehämmertem Bronzeblech gefunden. Apollon, Artemis und Leto sind jetzt im Archäogogischen Museum in Heraklion zu sehen. Sehenswert vor Ort im antiken Driros ist in jedem Falle die Aussicht auf die Hügellandschaft der "Elounda"-Halbinsel und auf die Mirabello-Bucht.

Kastelli-Ebene: Blick auf Fourni

















Einsame Dörfer, karge Landschaft

Hält man sich fortan nordwärts, wird es immer einsamer und ursprünglicher. Trockensteinmauern grenzen die landwirtschaftlich genutzten Flächen hier in der Ebene von Kastelli voneinander ab, hin und wieder sind Zisternen zu sehen und an den umliegenden Hängen bewahren Terrassen das Erdreich vor dem Abrutschen. In den Dörfern Kastelli und Fourni scheint die Zeit beinahe stehengeblieben zu sein. Wohl nur selten verirrt sich ein Tourist in diese ruhigen Dörfer. Fourni zum Beispiel hat seinen traditionellen architektonischen Charakter erhalten. Die schmalen Gässchen führen zur historischen, byzantinischen Kirche. Eine Broschüre für Natur- und Kulturfreunde, herausgegeben vom Komitee für touristische Promotion der Präfektur von Lassithi, empfiehlt zudem den Besuch im Volkskundemuseum und im alten Bischofssitz von Fourni.

Ort der Stille: Kloster Aya Triada (Aretiou)

















Kloster Aretiou (Aya Triada)

Hinter Fourni schraubt sich die schmale Asphaltstraße nun hinauf in die immer karger und steiniger werdende Landschaft. Es herrscht kaum noch Verkehr, und auch die Dörfer Sirmeso, Dories und Karidi wirken verlassen. Kurz hinter Karidi weist ein Hinweisschild auf das einsam auf der Höhe gelegene Kloster Aya Triada hin. Offenbar handelt es sich bei dem nach etwa zehn Metern in den Blick Glocken im Hof des Klosters Aya Triada (Aretiou)kommenden Kloster aber um das Kloster Aretiou und auf dem Schild steht ein (falscher?) Name. Anhand sämtlicher Karten der Gegend ist hier nämlich kein Moni Aya Triada zu finden. Beim Atetiou-Kloster handelt es sich um einen Bau aus dem 15. Jahrhundert, das während der Türkenzeit zu den bedeutendsten der Provinz zählte. Zu der von einer hohen Mauer umgebenen Anlage zählt ein schöner Innenhof und eine Steinkirche, Weinkellerei, Mönchszellen und eine Ölmühle. Rings um das gepflegte, hergerichtete Kloster durchziehen Bruchsteinmauern die einsame Landschaft, Ziegenglöckchen bimmeln zwischen Buschwerk, Olivenbäumen und großen Felsbrocken.

Windmühlen mit Aussicht

Das nächste Dorf, das auf der Weiterfahrt Richtung Norden erreicht wird, ist Vlatos. Hier hält man sich weiter auf der Hauptstrecke und kommt schon nach wenigen Kilometern durch eine einsame, einst landwirtschaftlich geprägte und nun überwiegend brach liegende Hügellandschaft nach Skinias. Zu diesem nordöstlichsten Steinhaus mit Zitronenbaum: bei VlatosDorf des Bezirkes Agios Nikolaos zählen auch die Siedlungen Agios Georgios, Vlatos und Chondrovolakus sowie die Kieselstrände von Vlychadia und Agios Antonius Sfougaras, zu denen jeweils kleine Stichströßchen abzweigen.

Kapelle am Straßenrand nahe Skinias

















Ruinen alter steinerner Windmühlen prägen die folgenden Kilometer und das steinige Gebiet um die Weiler des Dorfes Loumas. Der Wind pfeift und an vielen Stellen der Strecke eröffnen sich tolle Ausblicke aufs Meer. Es folgt das Dorf Selles, von dem ein Stichweg zum Weiler KatosNur noch Ruinen: Windmühlen bei Vrouchas und zum Leuchtturm von Agios Ioannis an der nordöstlichsten Spitze der Elounda-Halbinsel abzweigt. Noch perfekter ist das Panorama der Mirabello-Bucht und der Elounda-Lagune vom nächsten Ort Vrouchas. Am Ortsende, bevor es vom Kamm auf der gut ausgebauten Serpentinenstraße hinunter an die Küste geht, verdienen linker Hand mehrere Windmühlen Beachtung, die sich in Reih und Glied einen Hang hinaufziehen. Mit der Restaurierung einiger von ihnen wurde begonnen.

Bilderbuchblick auf die Bucht von Elounda

















Fischerort Plaka

Die Fahrt von Vrouchas hinunter in den Ort Plaka zählt zu den schönsten Passagen der beschriebenen Rundfahrt. Vrouchas im Rücken erblickt man den in die Mirabello-Bucht hineinragenden »großen Dorn«, die Spinalonga-Halbinsel, an deren Spitze das Inselchen Kalidon liegt, besser bekannt als »Lepra-Insel«. Plaka Vom kleinen Hafenort Plaka aus wurden einst die Leprakranken auf die Insel gebrachtist ein recht beschauliches Örtchen mit einigen Restaurants rund um den kleinen Hafen sowie zwei kleineren Kiesstränden. Traditionell ist Plaka ein Fischerdorf, doch in jener Zeit, als Kalidon noch als Lepra-Station genutzt wurde, war Plaka auch ein Ort des Abschieds. Die Kranken mussten hier von ihren Lieben Abschied nehmen und wurden auf gegenüber liegenden Lepra-Insel von hier aus mit dem Nötigsten versorgt. Heute lassen sich meist Individualtouristen per Boot zum Inselchen herüberschippern. Im Oktober 2005 kostete ein Hin- und Rückfahrt-Ticket sieben Euro.

Kalidon: Lepra-Insel an Spinalongas Spitze

Bis 1957 Heimat von Leprakranken: Kalidon Per Boot von Plaka, Elounda oder Agios Nikolaos aus ist das Inselschen Kalidon an der Spitze der Spinalonga-Halbinsel zu erreichen. Der Besuch des unbewohnten Eilands fehlt in keinem Kreta-Tourprogramm, denn Kalidon ist weniger wegen der imposanten venezianischen Festungsanlage oder seiner strategisch günstigen Lage zu Beginn der Elounda-Bucht sondern hauptsächlich als Lepra-Insel bekannt. Dieses gruselige Kapitel der Geschichte, das dem Besucher noch heute einen Schauer über den Rücken jagt, endete erst 1957, als der griechische Staat 1957 die Lepra-Station auflöste.

Blick auf die »Lepra-Insel« Kalidon













Die Venezianier erkannten die strategisch günstige Lage an der Mündung der Elounda-Bucht für die Verteidigung von Piratenüberfällen und Angriffen durch die Türken und bauten die kleine Felseninsel zur Festung aus und verwendeten Baumaterial aus der alten dorischen Festung. Luca Michiel legte 1579 das Fundament – die Jahreszahl ist an der Türoberschwelle des zentralen Eingangs zu erkennen. 1669 hatten die Türken Kreta erobert, nicht aber die befestigte Felseninsel an der Spinalonga-Spitze. Es dauerte bis 1715, bis Kalidon an die Türken übergeben wurde. Bis 1903 lebten auf dem Eiland moslemische Familien, mussten aber auf Andordnung des inzwischen griechischen Staates ihr Zuhause verlassen, weil hier eine Lepra-Station eingerichtet wurde.

Strategisch günstige Lage: Blick von der Südbastion auf die Mündung der Elounda-Bucht

















Insel der Aussätzigen

Leprakranke aller gesellschaftlichen Schichten von Kreta und aus ganz Griechenland wurden nach Kalidon gebracht und isoliert. Sie richteten sich in den venezianischen und türkischen Hausruinen notdürftig ein, bauten später neue Wohnhäuser und zwei Kirchen und brachten die alten Zisternen wieder in Gang, um auf der wasserlosen Felsinsel wenigstens Regenwasser aufzufangen. Die Lebensverhältnisse waren sehr bescheiden, die medizinische Versorgung war nur unzureichend, und vor allem war die Kolonie isoliert. Die Toten wurden in Sammelgräbern bestattet, nur einzelne erhielten ein eigenes Grab.

Alte venezianische Zisterne

















Geblieben sind die Hausruinen Ende der 30-er Jahre wurde eine große Desinfektionskammer gebaut, so dass fortan zunächst Besuche von Verwandten möglich wurden. Doch mit dem Zweiten Weltkrieg schotteten die deutschen Besatzer die Kolonie aus Furcht vor Ansteckung wieder ab, versorgten deren Bewohner aber offenbar mit Lebensmitteln und Medikamenten. Ende der 40-er Jahre wurde die Lepra-Siedlung ans Stromnetz angeschlossen, die Isolation indes blieb bestehen. Erst mit Entwicklung einer Kirche am zentralen Platz der Lepra-Koloniewirksamen Medizin gegen die Lepra Anfang der 50-er Jahre sollten die Kranken auf Hilfe hoffen können. 1957 wurde die Station aufgelöst und die letzten Bewohner in die Freiheit entlassen.

Besichtigungsrundgang

Seither ist Kalidon unbewohnt, aber nicht menschenleer, denn täglich kommen hunderte Besucher hierher, um die Ruinen der venezianischen Festung und Reger Besucherbetrieb am Bootsanlegerdie Überreste der Lepra-Kolonie zu besichtigen. Gruppen werden zumeist im Schnelldurchgang einmal um das Eiland herumgeführt und verlässt die Lepra-Insel nach einer Stunde wieder. Wer jedoch auf eigene Faust auf der Insel umherstreifen, in die Ruinen hereinschauen und sich in Gedanken in das Leben der Aussätzigen hineinversetzen möchte, sollte etwa anderhalb bis zwei Stunden Aufenthalt einkalkulieren. Im Oktober 2005 kostete der Eintritt zwei Euro. Ein etwa ein Kilometer langer Besichtigungsrundgang beginnt am zentralen Bootsanleger im Süden Kalidons. Nahe der Betonmole befinden sich neben einem Kassenhäuschen und einer Cafeteria auch Toiletten. Durch einen Tunnel geht es an der größten Bastion der Insel ins Festungsinnere.

Mächtige Südbastion des alten venezianischen Forts

















Gleich nach dem Durchgang führt rechts ein schmaler Pfad hinauf zur Südbastion, von wo aus man einen herrlichen Blick hinüber aufs kretische »Festland«, die Halbinsel Spinalonga und das türkis und blau schimmernde Wasser der Elounda-Bucht genießen kann. Wieder hinunter auf dem Hauptweg beginnt die Laden- und Wohnstraße mit den überwiegend verfallenen und vereinzelt restaurierten Hausruinen. Ein Stückchen weiter steht auf einem kleinen Platz die sanierte Kirche Agios Pandeleimon sowie die Zisternen und Waschplätze. An der Kirche zweigt ein steiniger Pfad hinauf zum oberhalb der Häuser liegenden Krankenhaus ab. Folgt man der »Hauptstraße« der einstigen Lepra-Siedlung, erreicht man das große Gebäude, in dem sich der Desinfektionsraum befindet.

Ruine eines WohnhausesWohn- und Ladenstraße















Direkt daneben liegt das venezianische Tor mit lateinischer Inschrift, Säulen und dem venezianischen Löwen. Hier war einst der Anlegeplatz der Boote aus Plaka, die die Kranken mit Lebensmitteln versorgten. Vorbei an weiteren Häuserruinen gelangt man nach etwa 250 schattenlosen Nordbastion der venezianischen FestungMetern zur Nordbastion mit ihren Kanonenöffnungen. Hier fällt das Ufer fast senkrecht ab. Auf der Ostseite der Insel mit den dicken, recht gut erhaltenen Festungsmauern geht der Weg unterhalb steilen, felsigen Geländes zurück. Hier steht die zweischiffige (eines für Katholiken, eines für Orthodoxe) Beerdigungskapelle. Ein Stückchen weiter, an der Südostecke der Insel, liegt der Friedhof der Lepra-Kolonie mit dem Beinhaus.

Ehemaliger Anleger der Lepra-Kolonie

















Der Olous-Damm verbindet das Festland Kretas mit der Halbinsel Spinalonga















Ferienort Elounda und antikes Olous

Verlässt man Plaka auf der Küstenstraße nun südwärts, kommt man an einigen Ferienresorts vorbei. Immerhin rühmt sich der Ort Elounda, der nach wenigen Kilometern erreicht ist, sauberer Strände. Laut Image-Broschüre »Ostkreta« der Stadt Agios Nikolaos werden jährlich neun Strände von der EU mit der blauen Flagge ausgezeichnet. Elounda ist auf den ersten Blick entsprechend touristisch geprägt. Entlang der Hauptstraße reiht sich die auf Feriengäste zugeschnittene Infrastruktur mit Hotels, Restaurants und Souvenirshops aneinander. Das klare Wasser der Bucht lädt nicht nur förmlich zum Baden ein, sondern wurde in den 20-er und 30-er Jahren als Lande- und Versorgungshafen für Wasserflugzeuge der britischen Fluggesellschaft Imperial genutzt.

Seinen Namen verdankt der Ferienort Elounda der alten Olounda-Stadt, etwa einen Kilometer östlich. Seit minoischer Zeit war dieser Platz bewohnt, und zählte mit mehr als 30.000 Einwohnern einst zu den bedeutendsten 100 Städten Kretas. Olous lag auf der Landenge, die die Verbindung zur Spinalonga-Halbinsel bildet. Die Franzosen, unter deren Aufsicht Mirabello damals stand, durchbrachen diese Landenge 1897/98 durch einen Kanal. Wie genau die Stadt Olous verschwand, ist unklar. Eine Theorie besagt, dass sich das Land absenkte und die Stadt im Meer versank, eine andere geht von einem großen Erdbeben 780 n. Chr. aus. Vom Damm aus soll man einige Ruinen unter Wasser sehen können.

Salz und Schleifstein

In einem Dokument von 1376 wird erstmals der Name Elounda verwendet. Seinerzeit hatten die Venezianer das Sagen und bauten jene Salzgewinnungsanlagen, deren Reste bis heute erhalten. 1630 soll es bei Elounda 40 der flachen Sammelbecken und Lagergebäude für das Salz gegeben haben, das durch Verdunstung von Meerwasser gewonnen und sogar exportiert wurde. Erst 1972 wurde die Salzgewinnung eingestellt und die ehemaligen Salzanlagen bilden heute ein Biotop für viele Vogelarten. Leben die Bewohner von Elounda heute hauptsächlich vom Tourismus, so waren sie früher Landwirte und Viehzüchter oder berschäftigten sich mit der Fischerei, der Salz- und der Schleifsteingewinnung. Noch heute wird in den nahe gelegenen Hügeln Schleifstein abgebaut.

Wahrzeichen von Agios Nikolaos ist der Voulismeni-See















Voulismeni-See von Agios Nikolaos

Nach einem letzten wundervollen Blick zurück auf Elounda und die Bucht vom Hügel südlich sind es noch knapp zehn Kilometer bis zur Stadt Agios Nikolaos. Die Göttinnen Athene und Artemis sollen in der Zierde der Stadt einst ihr Bad genommen haben. Heute ist der Voulismeni-See im Herzen von Agios Nikolaos Wahrzeichen und touristischer Anziehungspunkt. Auf der einen Seite ist er durch einen Kanal aus dem Jahr 1870 mit dem Hafen und dem Meer verbunden, auf der anderen erhebt sich ein mächtiger Felsen. Früher glaubte man noch, der See sei bodenlos, doch im 19. Jahrhundert wurde der Grund auf 64 Metern Tiefe gemessen.Der Voulismeni-See und der Kournas-See bei Georgioupolis sind übrigens die einzigen Süßwasserseen der Insel.

Agios Nikolaos, heute Hauptstadt des Bezirks Lassithi, war im Altertum Hafen der dorischen Stadt Lato, etwa zehn Kilometer westlich. Damals noch unter dem Namen Kamara bildete sie gemeinsam mit Lato bis in römische Zeiten einen gemeinsamen Stadtstaat, deren Bewohner, so belegen es Funde antiker Münzen, besonders die Schwangerschaftsgöttin Eleuthia und den Handels-Gott Hermes verehrten. In byzantinischer Zeit war Kamara Bischofssitz, und eine der ältesten byzantinischen Kapellen Kretas wurden hier erbaut: die Kapelle zum Heiligen Nikolaus. Ihm zu Ehren erhielt später der Stadt auch ihren Namen Agios Nikolaos.

Berühmteste Kapelle Kretas: Panagia Kera

















Fresken von Panagia Kera

Verlässt man die Stadt den Hinweisschildern in Richtung Kritsa folgend in südwestlicher Richtung, kommt schon bald die wohl berühmteste Kapelle Kretas erreicht. Etwa einen Kilometer vor Ortseingang Kritsa versteckt sie sich auf einem Hügel hinter einem flachen, offiziellen Gebäude. Vor diesem bieten sich Parkmöglichkeiten, falls nicht gerade ein Schwung Reisebusse die Flächen belegt – zählen die Fresken von Panagia Kera zu den besterhaltensten der Insel. Nach wenigen Schritten sieht man das kleine Kirchlein mit der markanten Architektur zwischen Olivenbäumen. Panagia Kera ist eine mehr als 600 Jahre alte byzantinische Kirche mit drei Schiffen. Die beiden Seitenschiffe wurden später angebaut und mit fast bis zum Boden heruntergezogenen Stützmauern versehen. Diese Bauweise lässt den Bau größer scheinen, Fresken in Panagia Keraals er tatsächlich ist – dennoch: Panagia Kera ist viel breiter als der Kuppelturm über dem mittleren Kirchenschiff hoch ist.

Berühmt ist Panagia Kera aber vor allem wegen der Fresken im Innern. Sie sind besonders kunstvoll und gut erhalten. Ein Aufpasser an der Kasse achtet strengen Blickes darauf, dass die Wandbilder nicht fotografiert werden. Sie zeigen Darstellungen aus dem Leben der Heiligen Anna, Abbildungen weiterer Heiliger und Szenen aus dem Leben Marias.

Krista: Zedernwald und Kritsa-Schlucht

Das Dorf Krista gilt als eines der schönsten der Insel. Seine Bewohner haben bei den Freiheitskämpfen eine große Rolle gespielt. Heute lebt hier, glaubt man der Info-Broschüre der Stadt Agios Nikolaos, trotz des Eindringens des modernen Lebensstils »die originelle lokale Tradition« immer noch weiter, und bewahrt Kritsa »unverändert sein architektonisches Bild«. WanderernLandschaft an den Ausläufern des Dikti-Gebirges bieten sich in der Umgebung zwei Touren an. Eine Tour führt auf einem altem Eselsweg durch eine vielfältige, wilde Natur durch Zedernwald hinauf zur 60.000 Hektar großen und 1150 Meter hoch gelegenen Katharo-Hochebene. Paläontologen haben hier Fossilien kleiner Nilflusspferde und Elefanten entdeckt. Auf halber Strecke zwischen Kritsa und Katharo befindet sich eine der 40 erforschten Grotten Kritsas, das so genannte »Gaidourotrypa« (Eselsloch). Landschaftlich sehr reizvoll soll auch die Wanderung in die Kritsa-Schlucht sein, eine wilde Schlucht von rund 13 Kilometern Länge. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Schlucht zu begehen. Welchen Weg man wählt, entscheidet man am besten anhand eines entsprechenden Wander-Reiseführers und aktueller Informationen vor Ort.

Ausblick auf dem Weg zur Lassithi-Hochebene

















Archäologische Stätte: Lato

Eine der bekanntesten und am besten erhaltenen archäologischen Stätten Kretas ist Lato. Ihre Blütezeit erlebte die etwa drei Kilometer nördlich von Kritsa gelegene Stadt vom 4. bis zum 2. Jahrhundert vor Christus. Die dorische Stadt trug den Namen der Göttin Lito und hatte zusammen mit der Hafenstadt Kamara (heute Agios Nikolaos) eine eigene Währung und einen eigenen Kalender. Das eingezäunte Gelände kann zu bestimmten Zeiten besichtigt werden. Diese erfragt man am besten zuvor in Agios Nikolaos. Zu sehen sind vorwiegend Ruinen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., etwa die Grundmauern ehemaliger Wohnhäuser sowie Reste eines Heiligtums, der Agora (Markt) und einer Zisterne.

Bougainvilla-Pracht: Kafenion in Lakkonia

















Lassithi-Hochebene

Spürsinn und eine einigermaßen genau Straßenkarte sind erforderlich, soll es nun von Lato aus hinauf zur Lassithi-Hochebene gehen. Auf teilweise nicht asphaltierten Nebenstrecken geht es durch mehrere kleinere Dörfer und vorbei an Feldern und Olivenhainen. Irgendwann stößt man auf die Hauptzufahrtsstraße von Neapoli zur Lassithi-Ebene. Diese windet sich in etlichen Kurven immer höher hinauf, wobei die Straße Bergdorf im Dikti-Gebirgegut ausgebaut aber stellenweise sehr eng ist – insbesondere in den kleinen Bergweilern. Wer als Fahrer die tollen Aussichten genießen möchte, sollte tunlichst zuvor anhalten. Nach gut 30 Kilometern ist der letzte Bergkamm erreicht, und es eröffnet sich erstmals der Blick auf die berühmteste Hochebene Kretas. Vom Pass Patera ta Selia auf rund 1100 Metern geht es nun hinunter in die Ebene auf etwa 850 Metern.

Lassithi-Hochebene: Nur noch vereinzelt tragen die Windmühlen ihre weißen Segel

















Lassithi-Hochebene: Windmühlen mit Segel Mancher mag enttäuscht sein, denn von den Postkartenmotiven der Lassithi-Ebene, mit all den bespannten Windmühlen, ist weit und breit nichts zu sehen. Die Mühlen strecken lediglich ihre rostigen Gerippe in die Höhe. Zumeist haben Motorpumpen die Aufgabe der Windmühlen übernommen, das Wasser für die Felder zu fördern. Die Lassithi-Hochebene ist ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. Das rund zehn Kilometer langeLassithi-Hochebene: Windmühlen ohne Segel und sechs Kilometer breite Karstplateau (Polje genannt) ist stark parzelliert, und allenfalls die sie umgebenden schroffen Berghänge wirken eindrucksvoll. Eine Ringstraße führt einmal um Kretas größte Hochebene (die zweitgrößte ist die Nida-Hochebene in Zentralkreta) herum. An den Berghängen liegen auch die insgesamt 21 Dörfer, deren Bewohner hauptsächlich von der Landwirtschaft (Obst- und Gemüseanbau) leben.

Diktaion Antron: Psychro-Höhle

Touristen kommen meist nur für einen Tagestrip auf die Lassithi-Hochebene. Und da stehen auch weniger Dörfer wie Tzermiadon, der Hauptort der Ebene, im Mittelpunkt des Interesses. Besucherhighlight ist die Psychro-Höhle (Diktaion Antron) im Südwesten Kirche von Tzermiadon: Hauptort der Lassithi-Hochebene der Ebene nahe des Ortes Psihro. Die berühmteste Höhle Kretas soll eine uralte Glaubensstätte sein und wird seit ihrer Entdeckung 1883 mit dem Diktaion Antron der antiken Überlieferung identifiziert. Hier soll Rea – geschützt vor dem Kinder mordenden Kronos – Zeus zur Welt gebracht haben. Die meisten Fundstücke aus der Höhle, wie etwa Götzenbilder, Opfergaben, Doppeläxte und Bronzefiguren, befinden sich im Archäologischen Museum in Heraklion sowie im Ashmolean Museum von Oxford.

Lassithi-Hochebene: Hier werden Obst und Gem&uum;se angebaut

















Die Höhle besteht aus einer oberen Höhle, die einem Felsdach ohne Stalaktiten gleicht, und einer unteren Höhle. Letztere besteht aus fünf kleineren und größeren Kammern. In der Tiefe befindet sich ein kleiner, von imposanten Stalagmiten und Stalaktiten umgebenen See. Zum Höhleneingang gelangt man vom Parkplatz am Ortsrand Psihro auf einem relativ steilen, steingepflasterten Pfad durch dichten Wald mit Eichen, kretischem Ahorn, Stecheichen und Buschwerk. Fußfaule Touristen können auf einem Esel zum Eingang reiten. Das Innere der Höhle ist über einen beleuchteten Rundweg zu erkunden.

Homo sapiens am Ambelos-Pass

»Windmühlen-Museum«: Restaurierte Getreidemühlen nahe des Ambelos Passes Verlässt man das Lassithi-Plateau über den Ambelos-Pass im Norden, fallen links und rechts der Straße Ruinen ehemaliger Getreidemühlen ins Auge, die ihre besten Tage lange hinter sich haben. Ihre Windräder hatten einen Durchmesser von fast zehn Metern – pfeift doch hier oben der scharfe Meltemi-Wind ganz ordentlich über den Pass. Wenige Meter weiter Richtung Norden, in einer Kurve, drehen sich die Windräder dreier restaurierter Windmühlen. Wer mag, kann hier ein kleines »Homo sapiens«- und Windmühlen-Museum zu besichtigen.

Kloster Kera Kardiotissas: Ikone in Ketten

Wenige Kilometer bergab, nahe des Ortes Kera, weist ein Hinweisschild auf das Kloster Kera Kardiotissas hin, das nicht nur wegen seiner herrlichen Aussichtslage, sondern auch wegen der Geschichte um die berühmte Gottesmutter-Ikone einen Besichtigungs-Stopp lohnt. Zypressen umrahmen dieses wichtige religiöse Zentrum Kretas, das immer am 8. September – zum Fest der Panagia – zum Wallfahrtsort wird. Berühmt ist das alte byzantinische Kloster wegen seiner angeblich von Lazarus gemalten Gottesmutter-Ikone.

Von Zypressen umgeben: Kloster Kera Kardiotissas

















Um diese rankt sich die Legende, dass sie, obwohl mehrfach geraubt, immer wieder auf wundersame Weise in ihr Heimatkloster zurückkehrte – und das selbst, als die Türken sie in Konstantinopel an eine Marmorsäule ketteten. Während die Säule den Marmorsäule im Innenhof des Klosters Kera Kardiotissashübschen Innenhof des Klosters ziert, sind Kette und Ikone im Kircheninnern zu sehen. Der Kette werden übrigens heilende Kräfte zugeschrieben. Sie kurz zu berühren und auf Heilung zu hoffen, schadet jedenfalls nicht… Auch die Fresken aus dem 14. Jahrhundert lohnen einen Blick.

Stattlich: Platane auf dem Dorfplatz von Krasi

















Krasi: Plätschernde Quelle und Platane

Bei der Weiterfahrt zurück in Richtung Küste sei schließlich noch ein Abstecher in den Ort Krasi empfohlen. Eine riesige Platane beschattet den Dorfplatz. Mit rund 18 Metern Quellbrunnen in KrasiUmfang soll sie nicht nur die größte Kretas sondern eine der größten Europas sein. Der gegenüber liegende, in die Felswand eingefasste venezianische Brunnen sammelt das sprudelnde Quellwasser in große Becken. Das permanente Plätschern hat etwas beruhigendes.

Folgt man der schmalen Hauptstraße des Ortes zurück auf die Hauptroute, führt der kürzeste Weg über eine relativ neue und gut ausgebaute Straße zurück nach Malia. Alternativ fährt man via Avdou und Potamies zur New Road bei Limenas Heronissou.

Informationen:

Nähere Informationen über einige der beschriebenen Orte und Sehenswürdigkeiten gibt es im Internet zum Beispiel unter folgender Adressen (weitere Kreta-Links finden sich in der Griechenland-Linkliste):

Showcaves Web-Blog über Höhlen, u. a. die Psychro-Höhle (Diktaion Antron) – engl.
Crete Tournet Kurz-Info über die Psychro-Höhle (Diktaion Antron) – deutsch
Dilos Infos über die Psychro-Höhle (Diktaion Antron) und Lassithi-Plateau – engl.
Krassanakis ausführl. Infos zur Präfektur Lassithi – engl.

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