Eindrucksvolle Fahrt zum »Dach Kretas«

Nida-Hochebene, Zeus-Höhle und ein »Widerstandsnest«

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Inmitten des Ida-Gebirges: die 1400 Meter hoch gelegene Nida-Hochebene


















Inmitten des
Ida-Gebirges: die
1400 Meter hoch
gelegene
Nida-Hochebene
  
Nicht versäumen sollten Kreta-Urlauber eine Fahrt in das eindrucksvolle Ida-Gebirge. Auf dem »Dach Kretas« bietet sich eine karge Landschaft mit der Nida-Hochebene als grünem Herzen. Darüber hinaus ist hier ein besonderer Ort in der griechischen Mythologie: die Zeus-Höhle (Ideon Andron). Ein geländegängiges Fahrzeug ist nicht erforderlich, aber aufgrund etlicher Kurven und Kehren steht dem Fahrer viel Arbeit am Lenkrad bevor.

Von der New Road bei Heraklion geht es zunächst in Richtung Thylissos, wo ein kurzer Stopp bei den dortigen Ausgrabungen lohnt. Hier sind die Reste zweier minoischer Villen zu sehen, die im Kapitel »Knossos & Co.« der Globetrotter-Seiten näher beschrieben sind. Weiter geht die Fahrt zunächst noch durch Felder und Olivenhaine durch eine imposante Schlucht in die Berge hinein. Bald wechselt die Vegetation, Sträucher und Heidebüsche wachsen auf mittlerer Höhe auf felsigem Grund und ernähren Ziegen und Schafe. Gut ausgebaut, aber immer kurviger windet sich die Straße weiter. Rund sieben Kilometer hinter Thylissos hält man sich links in Richtung Anogia.

Bergstraße















Gonies

Bald ist der Bergort Gonies erreicht. Kurz vor Ortseingang ist rechts ein kleiner Aussichtsparkplatz, an dem ein kurzer Foto-Stopp lohnt. Blick auf die Kirche von GoniesVon hier hat man einen tollen Blick hinauf zum Ort, der aus dieser Perspektive von der großen orthodoxen Kirche dominiert wird. Auf der Hauptstrecke passiert man das langgezogene, terrassenförmig angelegte Dorf und kurvt weiter hinauf. Auf halber Strecke zwischen Gonies und Anogia durchquert man das Dörfchen Sisarha.Kurz drauf ist auch schon Anogia erreicht.

Im Zickzack geht es von Anogia hinauf ins Gebirge













Direkt am Ortseingang von Anogia weist ein Schild den Weg zum Nida-Ski-Resort. Folgt man diesem Wegweiser, geht es sogleich noch tiefer in die zentralkretische Bergwelt hinein. An einem stattlichen Windrad vorbei windet sich die gut ausgebaute Straße in Serpentinen immer höher hinauf. Beim Blick zurück liegt einem nicht nur der Ort Anogia fotogen zu Füßen, auch ein künstlich angelegtes Staubecken fällt ins Auge. Erscheint das Umland des auf rund 800 Metern gelegene Anogia noch recht grün, so wird die Landschaft immer karger und wilder, je höher sich die Straße windet. Nur noch vereinzelt wachsen kleinwüchsige Bäume, ein paar Sträucher und genügsame Kräuter zwischen Felsen und Karstgestein. Die Bergwelt des Ida-Gebirges (Psiloritis-Massiv) ist zudem Heimat wichtiges Rückzugsgebiet für Greifvögel. Wer den Blick schweifen lässt, wird sicher einige über dem steinigen und unwegsamen Gelände beobachten können.

Mitado: Unterstand aus Steinen

















Mitados

Diese einsame und rauhe Landschaft lässt sich wegen ihrer Kargheit einzig als Weide für Ziegen- und Schafsherden nutzen. Deren Hirten hatten früher in den Sommermonaten in den so genannten Mitados ihre Unterkunft. Dabei handelt es sich um einfache, runde aus Steinen und Schieferplatten aufgeschichtete Hütten ohne jeglichen Komfort, dafür aber mit einer an minoische Gräber erinnernden Steinkuppel. Heute suchen allenfalls noch ein paar Ziegen Schutz in den Mitados.

Zominthos

Kurz bevor die auf rund 1500 Metern gelegene Passhöhe erreicht ist, steht rechter Hand das Kirchlein Agia Marina. Ganz in der Nähe befindet sich das Grabungsgelände des minoischen Dorfes Zominthos. Die Kirchlein Agia Marina nahe der Ausgrabungsstätte von ZominthosArchäologen vermuten, dass hier noch viele Aufschlüsse über den offenbar großen Komplex zutage kommen. Erst ein kleiner Teil wurde bisher freigelegt. Bisherige Funde wie etwa geschnittene Kinderknochen stützen die These, es hätten in Zominthos rituelle Opfer stattgefunden. Das Gelände ist eingezäunt und kann nicht besichtigt werden.

Skinakas mit Observatorium

Wenige Kilometer weiter zweigt links eine Straße zum Gipfel des Skinakas ab. Dort steht auf 1752 Metern Höhe ein Observatorium mit zwei Beobachtungskuppeln, die schon von weitem zu sehen sind. Eingerichtet wurde dieses 1995. Seither richten hier Wissenschaftler aus verschiedenen europäischen Ländern ihre Blicke himmelwärts. Zuhilfe nehmen sie dabei unter anderem ein Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 1,3 Metern.

Blick auf die Nida-Hochebene
















Nida-Hochebene

Der erste eindrucksvolle Blick auf die Nida-Hochebene bietet sich wenige Meter hinter dem Bergkamm. Hier wurde eigens eine Haltebucht und eine Hinweistafel unter anderem mit Informationen zum Naturschutzgebiet angelegt. Einen kurzen Stopp sollte man allein schon wegen des Ausblicks auf die selbst Ende Oktober noch recht grüne Ebene einlegen. Wie zum Beispiel die Lassithi-Hochebene fällt auch die Nida-Hochebene in die geologische Kategorie der so genannten Polje –Karg: Vegetation im Gebirge meist tischebene, mehrere Quadratmeter große und fruchtbare Ebenen, die abrupt in teils steil aufragende Hänge der umliegenden Berge übergehen. Weil sie keinen Abfluss haben, staut sich hier im Winter und Frühjahr das mineralienreiche Wasser und sorgt für fruchtbaren Boden in der Senke.

Die Nida-Hochebene misst zirka 2,5 auf 1,5 Kilometer und liegt auf einer Höhe von etwa 1400 Metern. Dieser landschaftlich reizvolle grüne Fleck inmitten der kargen umliegenden Berge wird in den Sommermonaten als Viehweide genutzt. Einige staubige Pisten für die Pickups der Hirten durchziehen die Ebene. Die Asphaltzufahrtsstraße endet an einem großen Parkplatz an einer Taverne, die im Oktober 2005 einen eher baufälligen und verlassenen Eindruck machte. Laut den Angaben in diversen Reiseführern soll hier jedoch über den Sommer geöffnet sein. Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Schritte den markierten Schotterweg hinauf zu der kleinen Kapelle Analipsi, die fotogen auf einem kleinen Plateau steht und von einer weiß getünchten Mauer umgeben ist. Nahebei sind eine Handvoll Gräber zu sehen.

Analipsi-Kapelle oberhalb der Nida-Hochebene
















Psiloritis / Timios Stavros

Der Parkplatz der Taverne ist Ausgangspunkt für eine der bekanntesten Wandertouren auf Kreta: die Besteigung des Psiloritis mit dem höchsten Gipfel Timios Stavros. Laut verschiedener Quellen müssen für den Aufstieg zum 2456 Meter hohen »Dach Kretas« gut vier bis viereinhalb Stunden und für den Rückweg noch einmal dreieinhalb bis vier Stunden Zeit einkalkuliert werden. Immerhin gilt es mehr als 1000 Höhenmeter zu überwinden. Markiert ist die Route mit den Zeichen des Europäischen Fernwanderweges Nr. 4. Am Ziel erwartet den Wanderer die Bruchsteinkapelle Timios Stavros, ein Unterstand sowie eine Zisterne mit Schmelzwasser. Wer die Wanderung unternehmen möchte, sollte unbedingt zuvor die entsprechende Literatur lesen, in der Hinweise zu Ausrüstung sowie Wetter gegeben werden.

Zeus-Höhle (Ideon Andron)

Weniger anstrengend als der Aufstieg zum höchsten Gipfel Kretas ist der Weg zur legendären Zeus-Höhle (Ideon Andron). Folgt man der Schotterpiste an der Analipsi-Kapelle vorbei, kommt man zur 170 Meter über der Ebene gelegenen Höhle. Sie gilt als wichtiger Kultplatz in minoischer und archaischer Zeit. Der Ort steht zudem in enger Verbindung mit der griechischen Mythologie. So wird die Ideon Andron als jener Ort angesehen, Oberhalb der Analipsi-Kapelle liegt die Zeus-Höhlean dem Zeus, das Oberhaupt der Götter, geboren und großgezogen wurde. Die Höhle umfasst drei Kammern, in denen Funde gemacht wurden, die auf den kultischen Hintergrund hindeuten. Anfängliche Forschungen erbrachten griechische und römische Spuren, neuere Grabungen förderten aus dem tieferen Innern der Höhle Hinterlassenschaften ans Licht, die bis in die Neusteinzeit zurückreichen und die Anwesenheit von Menschen in der Höhle belegen. Die Höhle ist, wenn nicht gerade wegen Grabungen geschlossen ist, zu besichtigen (Taschenlampe nicht vergessen). Übrigens: die Schienen gehören zu einer Lorenbahn, mit der bei Ausgrabungen das Geröll abtransportiert wird.

Blick auf Anogia















Anogia

Zurück auf bekannter Strecke lohnt nun ein Stopp in Anogia, dem größten der kretischen Bergdörfer. Der Ort teilt sich in ein Ober- und ein Unterdorf, Haus im Oberdorf von Anogiadie sich an den Hang schmiegen. Bei der Fahrt von Osten her in den Ort hinein fallen sogleich die hübsch gepflegten kleinen Häuschen links und rechts der von adrett gestutzten Bäumchen gesäumten Hauptstraße auf. Anogia macht einen gepflegten, friedlichen Eindruck.

Blumenschmuck in einer Gasse im Oberdorf von Anogia
















Das war nicht immer so, denn der Ort war schon immer bekannt für seine unbeugsamen und freiheitsliebenden Bewohner. Während der türkischen Besatzungszeit galten die Männer aus Anogia als die gefährlichsten Partisanen der ganzen Insel. Stolz sind sie noch immer, die Anogianer. Fast alle Männer des Ortes tragen die traditionelle schwarze Tracht mit Kappe oder Stirnband, Hemd und Stiefeln. Einer von ihnen ist Vassili, den die Redaktion Vassili: ein »echter Partisan« aus Anogiader Globetrotter-Seiten im Oktober 2005 kennengelernt hat. Der alte Mann sitzt wie viele andere gerne vor einem der Kafenions und schaut dem Treiben auf der Straße zu. Sein Tischnachbar Sokrates verrät in gebrochenem Englisch, dass Vassili ein »echter Partisan« sei und etwa 89 Jahre alt ist. Gerne lässt sich Vassili fotografieren. Überhaupt sind die Bewohner von Anogia sehr offen gegenüber dem aufgeschlossenen Touristen – vorausgesetzt dieser bemüht sich um Kontakt. Und so posieren auch die beiden alten Frauen auf der Veranda vor ihrem Haus gerne für ein Bild.

Partisanendenkmal und Agios-Ioannis-Kirche im Oberdorf von Anogia

















Im Oberdorf steht am großen, weiß gepflasterten Dorfplatz ein überlebensgroßes Partisanen-Denkmal. Nicht gleich ins Auge springt dagegen die am Rathaus angebrachte Gedenktafel in Form eines aufgeschlagenen Buches an der Ostseite des Platzes. Sie erinnert an das wohl dunkelste Kapitel der Geschichte des Ortes: am 13. August 1944 wurde Anogia auf Befehl des deutschen WehrmachtkommandeursFresken in der Agios-Ioannis-Kirche im Oberdorf von Anogia Müller zerstört und alle männlichen Einwohner, die nicht in die Berge geflohen waren, hingerichtet. Unmittelbar unterhalb des Dorfplatzes steht die Agios-Ioannis-Kirche. Im Innern der zweischiffigen Bruchsteinkirche aus dem 14./15. Jahrhundert sind neben einer prachtvollen Holz-Ikonostase die vielen Fresken sehenswert. Einige von ihnen sind vom Kerzenruß nur noch schwer zu erkennen.

Unterdorf

Im Unterdorf von Anogia wird schnell deutlich, wofür der Ort heute bekannt ist: Webarbeiten wie Teppiche und Decken aus Schafswolle. Kaum ein Haus Bekannte Souvenirs aus Anogia: Webwarenrund um den zentralen, von großen Bäumen beschatteten Platz, an dem nicht Waren zum Verkauf angeboten werden. Und vor vielen Läden sitzen Frauen und fertigen Handarbeiten an. Bekannt ist Anogia außerdem als eines der Zentren kretischer Volksmusik. Von den Familien Xylouris und Skoulas stammen die bekanntesten Musiker. Als Tourist wird man sie bei den häufig angebotenen »Cretan Nights« kaum zu hören bekommen.

Schwätzchen am Nachmittag: Frauen in Anogia

















Informationen:

Nähere Informationen über die Nida-Hochebene, die Zeus-Höhle (Ideon Andron) und Anogia gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:

Crete Tournet
Online-Guide-Kreta
Kreta-Impressionen

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