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Vor räuberischen Übergriffen durch die Einwohner von Omiš muss sich der Besucher des Städtchens rund 25 Kilometer südlich von Split nicht mehr fürchten als anderswo. Doch das war nicht immer so. Omiš war im Mittelalter wegen seiner angriffslustigen Piraten gefürchtet. Darüber hinaus war die von Festungen bewachte Stadt lange nicht einnehmbar – weder von den Venezianern, noch von den Türken. Heute ist Omiš ein attraktives Ausflugs- und Urlaubsziel an der dalmatinischen Küste.

Reizvoll ist allein schon die Lage des etwa 7000 Einwohner zählenden Städtchens an der Mündung des Flusses Cetina, der sich hier durch die hohen Karstberge des Mosor- und des Omišer Dinara-Gebirges gegraben und einen Zugang zur Adria geschaffen hat. Herausgekommen ist ein eindrucksvoller Canyon, auf den auch der flüchtige Durchreisende von der Cetina-Brücke in Omiš aus einen Blick erhaschen kann. Der Fluss bringt übrigens auch allerlei Sand mit, so dass an der südöstlichen Seite der Mündung ein zirka ein Kilometer langer Sandstrand – an der Dalmatinischen Küste eher ungewöhnlich – lockt.

Die Stadt
Die Stadt Omiš schmiegt sich links und rechts des Flusses zwischen Berge und Meer. Eher uninteressant wirkt der nordwestliche Stadtteil namens Priko. Hier gibt es einen großen Campingplatz, ein Gewerbegebiet sowie einen Busbahnhof. Wer sich für Geschichte interessiert, der kann indes die Kirche des Heiligen Petar besuchen, die in der Straße Glagoljaška nahe des Parks Don F. Bulica steht. Sie legt Zeugnis von den Wurzeln der kroatischen Kultur und Geschichte ab und nimmt einen bedeutenden Platz unter den frühromanischen Kirchen ein, die in der Zeit des mittelalterlichen kroatischen Staates entstanden sind.

Weitere Spuren der Geschichte von Omiš harren der Erkundung, doch leider sind die meisten Reiseführer über die kroatische Adriaküste bzw. Dalmatien nicht wirklich ausführlich, was die Sehenswürdigkeiten der einzelnen Orte angeht. Und so bleibt dem Interessierten meist nur der Gang in die örtliche Tourist-Info, um wenigstens im schöngefärbten Prospektmaterial ein paar Hinweise zu finden. Zu finden ist die Tourist-Info in Omiš übrigens auch recht schlecht, da sie über keinerlei Hinweis am Gebäude verfügt und selbst Einheimische nicht so recht wissen, wo. Grund sei, so erfährt die Redaktion der Globetrotter-Seiten nach beharrlicher Suche, dass es sich nicht um eine offizielle Tourist-Info handle, sondern lediglich um ein Büro. Prospektmaterial für Besucher gebe es auch nicht, weil man sich noch im Aufbau befinde. Schade, denn andere, kleinere Orte an der Küste sind da bereits besser bestückt.

Die Festungen
Doch zurück zu den geschichtlich interessanten Sehenswürdigkeiten von Omiš. Ins Auge fällt hoch über der Altstadt die Ruine der Festung Mirabela, angelegt im 13. Jahrhundert und von den berüchtigten Piraten von Omiš zur Verteidigung der Stadt genutzt. Durch eine schmale Gasse (ausgeschildert) und über zahlreiche Stufen kann sie bestiegen werden. Weil einige der schiefen Steinstufen durch Millionen von Füßen glattpoliert und entsprechend rutschig sind, sollte man geeignetes Schuhwerk anhaben. Die Mühe des Aufstiegs und der Eintritt von 10 Kuna (im Juli 2006) lohnt allemal, denn die Aussicht von oben ist fantastisch. Auf der einen Seite die roten Dächer und verwinkelten Gassen der Altstadt, dahinter die Flussmündung mit dem weißen Strandstreifen vor dem türkisblauen Meer der Adria, und auf der anderen Seite die steilen Felswände des Gebirges, die den Canyon bilden und den Cetina einrahmen.Auf der Spitze des Berges, der Omiš überragt, stehen die Reste der Festung Starigrad. Unklar ist anhand des wenigen Informations-Materials, ob es sich bei der Festung Starigrad um die Festung Fortica handelt, die ebenfalls gelegentlich genannt wird, und von der ein Blick auf Poljice und die Inseln möglich sein soll.
Kirchen und Inschriften
Manch Felsen oder Tafel entdeckt man beim Bummel durch die Altstadtgassen von Omiš, der mit alten, kaum noch zu entziffernden Inschriften verziert ist, so etwa ein fast weißer Stein rechts am Weg zur Mirabela-Festung. Andere namenlose Relikte früherer Zeiten sind Steinreliefs, ebenfalls mit Inschriften oder Gravuren. Am kleinen Poljicki-Platz steht der Schandpfahl und in der Fassade der ziemlich heruntergekommenen, rot gestrichenen alten städtischen Loge (vermutlich) sind weitere Reliefs zu sehen.
Zwei Kirchen in der Altstadt verdienen ebenfalls einen Blick. Geht man vom Poljicki-Platz wenige Schritte in die Hauptgasse der Altstadt, die Knezova Kacica, sieht links ein paar parallel verlaufende und durch ein Geländer getrennte Stufen – die rechten führen hoch zur Festung, die linken zur kleinen Heilig-Geist-Kirche aus dem 16. Jahrhundert. Im Innern wurde ein hölzerner Renaissance-Altar mit einem Gemälde des venezianischen Künstlers J. Palma junior gefunden. Zum Zeitpunkt der Recherche war die Kirche leider verschlossen. Zu sehen ist in diesem Fall aber in jedem Falle Pfarrkirche St. Mihovil mit ihrem das große Wappen an der Frontseite und ein interessantes Relief an der Fassade des gegenüber liegenden Wohnhauses. Weiter durch die Gasse Kenzova Kacica gelangt man auf den Hauptplatz der Altstadt, der von der hohen Turm dominiert wird. Das hölzerne gotische Kreuz im Innern soll von Juraj Petrovic, einem bekannten Künstler aus Split stammen, die beiden Gemälde sollen eine Arbeit des italienischen Malers Matteo Ingolio sein. Die Fassade ist mit einem Rosettenfenster geschmückt, das Portal ist von Säulen und einem Fries eingerahmt und darüber wacht eine Skulptur.

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Und sonst…
Etwas außerhalb der Stadt in Fahrtrichtung Makarska gibt es ein Franziskaner-Kloster, das Ende des 16. Jahrhunderts auf den Grundmauern eines früheren Benediktiner-Klosters erbaut wurde. 1750 wurde hier ein Seminar gegründet. In der Straße Josipa Pupacica an der Ostseite des Cetina befindet sich kurz vor dem Straßentunnel ein Heiligenschrein im Fels.
In den Gassen der Altstadt gibt es neben etlichen Anbietern unter anderem für Boots- und Rafting-Touren auf dem Cetina zahlreiche Restaurants und Cafés sowie Souveniershops und Schmuckgeschäfte. Auch entlang der von Bäumen beschatteten Hauptstraße Fošal herrscht reges Treiben. Marktstände und Souvenier-Buden sorgen für Kurzweil. Im Sommer findet in Omiš ein großes Festival dalmatinischer Gesangsgruppen (Klapa) statt.

Bootstouren auf dem Cetina kann man entweder bei einer der Agenturen buchen, oder aber man geht von der Brücke ein Stückchen die Straße Josipa Pupacica entlang und verhandelt direkt mit den Bootsführern. Mehr als 30 Kuna sollte eine Tour im mit bis zu 15 Personen besetzten Boot nicht kosten. Wer mag, kann auch ein eigenes Boot mieten.
Der Fluss Cetina
Der Cetina ist der längste Fluss Mitteldalmatiens. Von seiner Quelle am Fuße des Dinara-Gebirges, nahe der gleichnamigen Stadt, fließt er auf 105 Kilometern bis zur Mündung in die Adria bei Omiš. Insgesamt acht Zuläufe speisen den ganzjährig wasserreichen Fluss. In den Gebieten, die der Cetina durchquert, wurden reiche archäologische Funde gemacht, so etwa Beile aus der Steinzeit, Schilder sowie persönliche Gegenstände von Bauern aus dem Mittelalter. Die direkte Umgebung der Cetina ist von üppiger Vegetation und eindrucksvoller Landschaft geprägt. Als sehenswert gilt neben dem Canyon bei Omiš auch der Wasserfall Gubavica. Hoch erheben sich die Berge des Mosor- und des Omiš-Dinara-Gebirges über dem grün schimmernden Wasser des Cetina, die fast silbern erscheinenden Felsen bilden dazu einen attraktiven Kontrast.

Vielfältig ist auch das tierische Leben im und am Fluss. In den Schilfgebieten und flachen Uferbereichen haben zahlreiche Enten und Vögel ihr Revier, Schmetterlinge und Wasserschlangen lassen sich beobachten. Der Fluss selbst beschert den Anrainern unter anderem Krebse, Forellen und Aale. Letztere werden von jenen kleinen Bretterverschlägen aus gefangen, die man bei einer Bootstour von Omiš aus direkt nach dem Canyon aus sieht. Etwa eine halbe Stunde dauert der rund sechs Kilometer lange Bootstrip zum beliebten Ausflugsziel Radmanove Milnice. Hier enden übrigens auch Kanu- und Rafting-Touren, im wilderen, flussaufwärts gelegenen Teil des Cetina.

Ausflugsziel Radmanove Milnice
Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden am Cetina eine Reihe von Wassermühlen. Radmanove Milnice ist eine davon. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie von der Familie Radman zur Ausflugsgaststätte umgebaut. Auf dem weitläufigen Gelände steht neben den gastronomischen Angeboten auch ein großer Spielplatz und einige Spazierwege am Ufer des Cetina zur Verfügung. In einer Backstube können Gäste dabei zusehen, wie Brot gebacken wird.

Piraten-Geschichte
Berühmt-berüchtigt war Omiš im Mittelalter als ein für lange Zeit unbezwingbarer Sitz von Piraten. Seinerzeit war Omiš ein wichtiges Zentrum im Fürstentum Neretva, das die heutigen Gemeinden Omiš Poljica und Makarska sowie die Inseln Brac, Hvar, Korcula und Mljet umfasste. Der Piratenstützpunkt an der Cetina-Mündung trotzte der venezianischen Seemacht ebenso wie dem byzantinischen Kaiser Manuel Komven (1120-1180) und dem deutsch-römischen Kaiser Friedrich I., König von Jerusalem und Sizilien (1152-1190). Omiš kam unter Regentschaft von König Petar Kresimirs IV. (1058-1074) zum altkroatischen Staat, 1444 nahm die Republik Venedig Omiš in Besitz. Angriffe der Türken wurden erfolgreich abgewehrt. Nach dem Fall der venezianischen Republik herrschten von 1797 bis 1806 die Österreicher, von 1806 bis 1813 hatten die Franzosen die Verwaltung. Nach dem Fall Napoleons gehörte Omiš wieder zu Österreich (1813-1918).
Die Piraten (Kacics) von Omiš schrieben ein ganz eigenes Kapitel der Seefahrtsgeschichte. Mit ihren Überfällen und Beutezügen machten sie die Adria zum gefährlichen Pflaster für Handelsschiffe. Trotz eines Abkommens zwischen dem venezianischen Dogen Giovanni I Participazio und den Neretvanern, das gegen einen jährlichen Tribut ungehinderte Durchfahrt venezianischer Schiffe garantieren sollte, wurden 834 und 835 zahlreiche venezianische Schiffe angegriffen und deren Besatzungen massakriert, so heißt es. Auch später, zu Beginn des 13. Jahrhunderts, waren die Piraten von Omiš auf Beutezüge aus: Mit Gold beladene Kreuzzugkonvois wurden auf der Rückfahrt aus dem Heiligen Land oder dem Levant überfallen. Akotius, Legat des Papstes rief daraufhin 1221 alle dalmatinischen und kroatischen Bewohner zum Kampf gegen die Piraten auf – es wurden zu diesem Zweck verschiedene Bündnisse geschlossen. Der »Erfolg« der Piraten mag zum einen an der idealen Lage ihres Standortes an der Cetina-Mündung gelegen haben, zum anderen wird in verschiedenen Quellen auch die besondere Bauweise ihrer Schiffe genannt – die »Sagittae« (Pfeiler) war ein bis dahin wenig bekannter Bautyp.

Informationen:
Nähere Informationen über Omiš und den Fluss Cetina gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:
Website der kroatischen Zentrale für Tourismus (allgemeine Infos)
Mein Kroatien (Kroatien-Blog mit allgemeinen Infos)
Website der Touristischen Gespannschaft der Region Split-Dalmatien (allgemeine Kurzinfos / engl.)
Webportal der Tourismus-Zentrale der Stadt Omiš (Infos zu Geschichte, Sehenswürdigkeiten etc / engl.)
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