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Das Weserbergland im Herzen von Deutschland reicht von Hannoversch Münden im Süden bis Minden im Norden und umfasst links und rechts der Weser gelegenene Landstriche wie den Bram- und Reinhardswald, Solling und Vogler. Einige der vielen attraktiven Auflugsziele entlang der Oberweser – zwischen Hann. Münden und Höxter – sollen auf dieser Globetrotter-Seite vorgestellt werden. Die landschaftlich reizvolle Region ist für Erkundungen mit dem Auto oder Motorrad ebenso geeignet, wie für jene, die es gerne etwas sportlicher mögen: So begleitet einer der längsten Radfernwege Europas auf rund 500 Kilometern die Weser bis nach Bremerhaven an der Nordsee. Weite Passagen des Flusses locken Wassersportler zum beschaulichen Dahingleiten auf dem Strom, und wer nicht selbst paddeln möchte, kann die Landschaft jenseits der Ufer an Bord eines Fahrgastschiffes an sich vorbeiziehen sehen.
Das Weserbergland ist wahrlich eine märchenhafte Gegend: Hier sammelten die Gebrüder Grimm viele alte Volksmärchen. Nicht umsonst führen Teile der Deutschen Märchenstraße durch die Region. So soll Dornröschen in der Sababurg im Reinhardswald wachgeküsst worden sein. Bekannt ist das Weserbergland auch durch einen in Deutschland einzigartigen Baustil: Die Weserrenaissance hatte ihre Blütezeit im 16. und 17. Jahrhundert, und noch etliche bauliche Zeugen dieser Zeit sind heute entlang der Straße der Weserrenaissance zu bewundern. Außerdem findet sich entlang der Weser eine Vielzahl großartiger mittelalterlicher Kirchenbauten. Was die Dichte und die künstlerische Bedeutung der Sakralbauten an der Weser angeht, wird diese nur noch vom Rhein übertroffen. Schließlich verdienen auch die Landschaft und der Fluss selbst Beachtung.

Die Landschaft
Weserbergland ist eigentlich ein Sammelbegriff für eine Landschaft, deren Abgrenzung so genau gar nicht erfolgen kann, und der verschiedene eigenständige Bergzüge und Täler links und rechts der Weser bezeichnet. Teile des Weserberglandes zählen zu Niedersachsen, zu Hessen und – im nördlichen Bereich – auch zu Nordrhein-Westfalen. Auf den ersten rund 200 Kilometern schlängelt sich die Weser durch ein vergleichsweise enges Tal, an das Waldhänge und Wiesentäler angrenzen. Rechts des Flusses liegt der Bramwald, an den sich weiter nördlich Solling und Vogler anschließen. Links der Weser erstreckt sich von Hann. Münden bis Bad Karlshafen der Reinhardswald. Südlich von Hann. Münden, im Dreieck von Fulda und Werra, liegt der Kaufunger Wald, der zum Hessischen Bergland zählt. Die Berge entlang der Weser sind mit Ausnahme der Großen Blöße (528 Meter) im Solling keine 500 Meter hoch. Und doch liegen stellenweise zwischen Weser und Höhenzügen bis zu 350 Meter.
Mangels größerer Industrie, Städte und Hauptverkehrsachsen steht das Landschaftserlebnis im Bereich der Oberweser im Vordergrund. Der Naturpark Münden umfasst den Bram-, Reinhards- und Kaufunger Wald, und auch Solling und Vogler sind zu einem gleichnamigen Naturpark zusammengefasst. Beide Naturparks bieten allerlei Erholungsmöglichkeiten und laden zu ausgedehnten Wanderungen ein. Ganz ungetrübt ist der Naturraum Weser indes nicht, denn zu Beginn des Jahrhunderts traten nachhaltige Belastungen des Flusses und der Auen auf. So sorgten die Kaliindustrien in Thüringen und Hessen für eine nachhaltig negative Entwicklung – noch heute ist die Weser durch Salze belastet.

Das Gebiet von Minden bis Bremen nennt sich Mittelweser-Region und ist geprägt von vorwiegend landwirtschaftlichen Strukturen. Aber auch Heide und Moore zählen hier zum Landschaftsbild. Die Unterweser-Landschaft wird von weiten Marschgebieten gekennzeichnet. Deiche schützen die Menschen vor regelmäßigen Hochwassern.
Der Fluss
Wo Werra sich und Fulda küssen, sie ihre Namen büßen müssen. Und hier entsteht durch diesen Kuss, deutsch bis zum Meer, der Weser Fluss« – wenngleich die Rechtschreibung direkt auf dem Weserstein in Hann. Münden nicht korrekt ist, der Inhalt der Inschrift stimmt auf jeden Fall. Die Weser ist von Anfang an ein ausgewachsener Fluss, der aus der Vereinigung von Fulda und Werra entsteht. Und auf ihrer Reise zur Nordsee ist die Weser der einzige deutsche Fluss, dessen sämtliche Zuflüsse (Diemel, Nethe, Emmer und Exter) in Deutschland entspringen. Die Weser hatte es im Laufe der Jahrmillionen nicht leicht: nach heftigen Erdbewegungen in der Tertiärzeit hob sich die bis dahin relativ flache Landschaft zwischen Münden und Bad Karlshafen teilweise um bis zu hundert Meter an. Nachdem sich das Wasser mühsam einen neuen Weg in Richtung Küste gesucht hatte, folgte vor rund 10.000 Jahren die letzte Eiszeit, und Gletscher versperrten der Weser zwischen Hameln und der Porta Westfalica den Weg.

Die Touristenstraßen
Zwei Touristenstraßen führen durch das Weserbergland: die Deutsche Märchenstraße und die Straße der Weserrenaissance. Die Deutsche Märchenstraße ist eine der ältesten und beliebtesten Ferienrouten Deutschlands. 2005 wird ihr 30-jähriges Bestehen mit einer Vielzahl an Festen und Veranstaltungen gefeiert. Mehr als 70 Städte, Gemeinden und Landkreise präsentieren entlang der 600 Kilometer langen Route von Hanau am Main bis Bremen Stationen aus dem Leben der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm – Deutschlands berühmten Sammlern von Sagen, Fabeln, Legenden und Märchen. Im Weserbergland trifft der Reisende etwa auf das Dornröschenschloss, die Sababurg im Reinhardswald, auf den kuriosen Doktor Eisenbart in Hann. Münden, auf den sagenhaften Baron von Münchhausen in Bodenwerder oder auf den Rattenfänger von Hameln.
Die insgesamt rund 400 Kilometer lange Straße der Weserrenaissance gliedert sich in drei Teile: einen südlichen von Hann. Münden bis Höxter und Blomberg, einen mittleren von Blomberg bis Hameln und einen nördlichen von Hameln bis Bremen. Wer dieser Touristenroute folgt, wird Einblicke in einen in Europa einzigartigen Baustil, die Weserrenaissance, bekommen und die zum großen Teil gut erhaltenen Gebäude aus dem 16. und 17. Jahrhundert bestaunen können.
Die Weserrenaissance
Kaum irgendwo sonst wurden im 16. und 17. Jahrhundert so viele Renaissancebauten errichtet, wie im Weserraum. Die wirtschaftliche Blüte dieser Zeit sorgte für eine rege Bautätigkeit zwischen 1520 und 1620. Adel und Landesherren bauten etliche Schlösser, wohlhabende Bürger und Bauern errichteten prachtvolle Rathäuser, Wohngebäude und Gehöfte in Stein oder Fachwerkbauweise, und reiche Kaufleute und Handelsherren demonstrierten ihren Wohlstand mit prächtig verzierten Bauten nach außen. Das Baumaterial, der Sandstein wurde an der Weser abgebaut, und aus den Steinbrüchen im Solling kam das Material für die verwendeten Dachplatten.

Aufgrund der regen Bautätigkeit dieser Zeit wurden auch zahlreiche Bauhandwerker und -meister aus anderen Regionen angezogen. Ihre Meisterzeichen finden sich an vielen Bauten. Die Architektur der Weserrenaissance ist gekennzeichnet durch auffallende Gestaltungsmittel. So findet man etwa die geschwungenen »Welschen Giebel« oder die »Utluchten«, mehrstöckige Erker, die nicht wie anderswo am ersten oder zweiten Geschoss sondern im Erdgeschoss beginnen. Weitere Merkmale dieser Bauform sind die landesüblichen Giebel, die nach niederländischem und italienischem Vorbild dekoriert wurden, sowie Kerbschnitt-Bossensteine (Quader mit kerbenartigen Ornamenten, Fächerrosetten und Streifenputz (Putz mit rautenförmiger Schraffur). Als »Erfinder« der Weserrenaissance gilt der weitgereiste Baumeister Jörg Unkair aus Lustnau bei Tübingen. Der Schwabe entwickelte die schmucke Art, einzelne Steinquader zu bearbeiten.
Der Radweg

Er zählt zu den beliebtesten Radwegen Deutschlands: Laut neuester empirischer Untersuchungen befahren jährlich rund 150.000 Radtouristen den Weser-Radweg. Für die rund 500 Kilometer lange Gesamttour sollten bei Tagesetappen von 50 bis 60 Kilometern etwa sechs bis zehn Tage einkalkuliert werden – dann lässt sich die Weser bequem »erfahren« und erleben. Für die zumeist gut ausgeschilderte Strecke von Hann. Münden bis Bremerhaven – ohne nennenswerte Steigungen – ist am besten mit einem Tourenrad zu bewältigen. Verantwortlich für die Entwicklung und Betreuung des Weser-Radweges ist der Weserbund e.V. in Bremen. Hilfreich bei der Orientierung ist eine 22 Blätter umfassende Karte des Weser-Radweges. Dazu gibt es ein Begleitheft mit Unterkunftstipps und Hinweisen zu Veranstaltungen und radtouristischen Angeboten. Im Buchhandel finden sich darüber hinaus zahlreiche Bücher zum Weser-Radweg.
Die Weserschiffe und -fähren
Seit vielen Jahrhunderten wird entlang der Weser die Fährtradition gepflegt. Auch heute noch stehen zum Teil historische Fähren im Dienst und ermöglichen den Wechsel von hüben nach drüben – auf beschauliche und geruhsame Weise. Oftmals handelt es sich um so genannte Gierseilfähren, die ihren Weg über die Weser von einem Stahlseil gehalten einzig durch die Strömung zurücklegen. Etwa um 1300 wurde die Fähre in Lippoldsberg erstmals erwähnt. Auch die über 650 Jahre belegte Fährstelle zwischen dem hessischen Veckerhagen und dem niedersächsischen Hemeln gilt als eine der ältesten noch betriebenen Anlagen in Deutschland. In Klosterakten wird 1342 die »feyre« neben Mühlenwerken erwähnt. Die Hemelner Weserfähre beförderte in den letzten Jahren durchschnittlich etwa 80.000 bis 100.000 Personen. Seit Dezember 2000 verkehrt auf der bei normalem Wasserstand 82 Meter langen Strecke eine hydraulisch gesteuerte Hochseilfähre zwischen Hemeln und Veckerhagen.

Neben den Fährverbindungen über den Fluss verkehren auf der Weser auch Ausflugs- und Linienschiffe verschiedener Gesellschaften. Angebote gibt es während der Saison zwischen Kassel und Hann. Münden (auf der Fulda), zwischen Hann. Münden und Bad Karlshafen, zwischen Bad Karlshafen und Höxter sowie zwischen Hameln und Bodenwerder. Dort, wo das Weserbergland in die norddeutsche Tiefebene übergeht, an der Porta Westfalica, liegt das größte Wasserstraßenkreuz der Welt. Bei Minden verbindet eine künstliche Kanalüberführung – eine Brücke für Binnenschiffe – die Weser mit dem Mittellandkanal.
Hann. Münden
Einst hieß die Stadt am Zusammenfluss von Fulda und Werra schlicht »Münden«. Doch um Verwechslungen mit dem ehemaligen preußischen Minden an der Nordgrenze des Weserberglandes zu vermeiden, erhielt die Stadt den Zusatz »Hannoversch«. Damit wurde die Zugehörigkeit zum Königreich Hannover signalisiert. Weil mit der Zeit der Name Hannoversch Münden doch recht sperrig war, nennt sich die Stadt heute Hann. Münden und ist damit eine der wenigen Städte, deren Name offiziell abgekürzt wird.
Die Drei-Flüsse-Stadt, wie sie sich selbst gerne auch nennt, ist überschaubar und hat Charme. Vor allem in den Sommermonaten und an Wochenenden herrscht in der kompakten Altstadt lebhaftes Treiben und am Tanzwerder an der Fulda-Mündung geben sich Caravan-Touristen, Reisebus-Reisende, Passagiere der Personenschiffe, Tagesgäste mit dem eigenen Auto, Radfahrer, Paddler und nicht zuletzt Bewohner der umliegenden Stadtteile ein Stelldichein. Während letztere in der Stadt ihren Wochenendeinkauf erledigen, bummeln Ausflügler beim Sightseeing durch die historische Altstadt.

ADie Stadt Hann. Münden hat gleich mehrere touristische Pfunde, mit denen sie wuchern kann. Zum einen ihre attraktive Lage an drei Flüssen und in einer waldreichen Umgebung, die als Naturpark ausgewiesen ist. Der berühmte Weltreisende, Naturforscher und Geograf Alexander von Humboldt soll Hann. Münden einst als »eine der schönst gelegenen Städte der Welt« bezeichnet haben. Zum anderen braucht die Hann. Mündener Altstadt mit mehr als 700 reich verzierten Fachwerkhäusern Vergleiche mit anderen Fachwerkstädten wie Quedlinburg, Wernigerode oder Einbeck nicht zu scheuen. Im Gegenteil: der Stadtkern ist in seiner Gesamtheit als Kulturdenkmal geschützt und von europäischem Rang. In der Vergangenheit wurde das »Fachwerkjuwel im Weserbergland«, wie es in der Eigenwerbung der Stadt heißt, bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Außer den vielen sehenswerten, zum großen Teil sanierten Fachwerkgebäuden schmücken mit dem Rathaus und dem Welfenschloss zwei typische Gebäude im Stil der Weserrenaissance das Stadtbild. Schließlich ist die alte Werrabrücke in Hann. Münden eine der ältesten Steinbrücken Norddeutschlands.

Doktor Eisenbart
Wer an einem Samstag in der Stadt unterwegs ist, wird vielleicht einer schillernden Person namens Doktor Johann Andreas Eisenbart begegnen. In den Sommermonaten hält der seinerzeit wohl zu Unrecht als Quacksalber und Scharlatan verschriene Wanderarzt samstags öffentliche Sprechstunden ab. Mehr über den Operateur, der mit Hilfe einer Komödiantenbühne seine Patienten anlockte, und dessen bizarren Behandlungsmethoden erfahren Hann. Münden-Besucher bei Themenstadtführungen und den Doktor Eisenbart-Spielen, die in der Saison immer sonntags um 11.15 Uhr auf der Bühne vor dem Rathaus aufgeführt werden. Darüber hinaus erinnern die Figuren des Glockenspiels über den markanten Rathausportal täglich um 12, 15 und 17 Uhr an den Wanderarzt, der im ganzen deutschen Sprachgebiet von Markt zu Markt unterwegs war und gar von zehn deutschen Fürstentümern privilegiert worden war. Er behandelte hauptsächlich Augenleiden, Leisten- und Hodenbrüche, Blasensteine und Hasenscharten, und gilt als Erfinder einer Nadel zum Starstechen und eines Hakens zur Polypenoperation. Der Nachwelt war er meist als wenig zimperlicher Doktor in Erinnerung, der seine eigene Art zu kurieren hatte. Johann Andreas Eisenbart starb am 11. November 1727 im Alter von 64 Jahren in Hann. Münden. An seinem Sterbehaus in der Langen Straße 34 ist heute eine geschnitzte Holzfigur zu sehen. Sein Grab befindet sich im Chorraum vor dem Altar in der St. Ägidienkirche.
Egon Hartmann schlüpft seit bereits 45 Jahren in die Rolle des Doktor Eisenbart. Und auch sein Gehilfe Pickelhering alias Horst Winke hat schon jahrzehntelange Erfahrung, wenn er dem berühmten Wanderarzt bei seinen wundersamen wie gleichsam überraschenden Heilmethoden assistiert. Die Gruppe, die gerade im Rathaussaal sitzt, applaudiert begeistert, als eine Dame aus ihren Reihen aus Eisenbart’sche Art von einem schmerzenden Zahn befreit wird. »Ich bin der Doktor Eisenbart, kurier die Leut auf meine Art, kann machen, dass die Blinden gehn und dass die Lahmen wieder sehn«, ruft Hartmann im Eisenbart-Kostüm der Gruppe noch zu, bevor die sich auf eine Themenstadtführung begibt.

mehr Informationen zu Hann. Münden
Gimte und Hemeln
Während links der Weser die Bundesstraße 80 dem Flusslauf folgt, führt am gegenüber liegenden Ufer eine Kreisstraße dicht am Bramwald entlang. Auch der Weserradweg hält sich von Hann. Münden aus zunächst recht der Weser. Kaum beachtet, aber dennoch einen kurzen Blick wert ist im Mündener Ortsteil Gimte die fast 1000-jährige Marienkirche mit dem hoch aufragenden Altar, der drei übereinander angeordnete, spätbarocke Bilder (um 1680) von Johann Daniel Sarrazin zeigt.

Rund zwölf Kilometer weiter liegt das Fachwerkdorf Hemeln. Obwohl hier gerade an Wochenenden und in den Sommerferien reger Betrieb herrscht, versspürt man eine friedliche Dorfidylle. Und selbst, wenn hunderte Ausflügler per Rad, Motorrad oder Auto in den Ort kommen, ist von Hektik keine Spur. Es geht ruhig und beschaulich zu in Hemeln. Fromme Sprüche auf Fachwerkbalken, liebevoll dekorierte und mit üppigen Blumen geschschmückte Vorgärten und nicht zuletzt die gelassene Stimmung an der Weserfähre nach Veckerhagen tragen dazu bei. Einen schönen Blick auf den Ort und das Wesertal hat man, folgt man dem Hinweisschild in Richtung Göttingen. Die Straße windet sich in einigen Kurven an Feldern und friedlich grasenden Kühen vorbei hinauf, und kurz bevor sie im Bramwald verschwindet, lässt sich der Ausblick über die Felder hinab genießen.
Direkt am Fähranleger liegt ein ein der gesamten Region beliebtes Ausflugslokal. Die Gaststätte, die den passenden Namen »Zur Fähre« trägt, befindet sich seit vielen Generationen im Besitz der Familie Bohle. Seit vielen Jahren locken der lauschige Biergarten mit seinen großen, alten Bäumen, ein deftiges, preisgünstiges Vesper oder der leckere selbstgebackene Kuchen Gäste an. »Sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder war schon zwei Mal hier,«, berichtet eine Mitarbeiterin: »einmal während seiner Studienzeit in Göttingen und einmal als Ministerpräsident von Niedersachsen«.
Reinhardshagen
Am gegenüber von Hemeln liegenden Ufer ist Veckerhagen zu sehen, das zusammen mit dem südlich davon gelegenen Ort Vaake die Gemeinde Reinhardshagen bildet. Auch am Veckerhagener Fähranleger gibt es eine Gaststätte mit Biergarten, von dem aus sich das geruhsame Treiben auf und an dem Fluss beobachten lässt. Veckerhagen ist Ausgangspunkt für einen Abstecher in den Reinhardswald, der hier fast bis an die Weserauen heran reicht. Seit vielen Jahren gilt der Reinhardswald als Märchenwald, denn viele der von den Gebrüdern Grimm gesammelten Märchen könnten sich hier abgespielt haben. Zudem sind rund 70 Hektar
Sababurg
Inmitten des Reinhardswaldes liegt das Dornröschenschloss Sababurg. 1334 wurde es als »Zappenbrogk« zum Schutz der Pilger des nahen Wallfahrtsortes Gottsbühren vom Erzbischof von Mainz gegründet. 1429 fiel die Burg an Hessen, und 1455 begann der Verfall. Erst Landgraf Wilhelm I. von Hessen küsste quasi die Burgruine aus ihrem Dornröschenschlaf, indem er auf den Trümmern ein Jagdschloss bauen ließ. Wilhelm IV. erweiterte die Burg, und auch Friedrich II. nutzte sie um 1765 noch als Jagdschloss. Doch dann verfiel die Anlage wiederum in einen Dornröschenschlaf und verwitterte. Erst ab 1961 wurden die Gebäudereste gesichert. Heute ist in der Sababurg ein Hotel nebst Gastronomiebetrieb sowie ein Standesamt untergebracht. Auf Führungen kann man die Anlage besichtigen.

Unterhalb der Sababurg befindet sich der gleichnamige Tierpark (Foto: Tierpark Sababurg) – angeblich einer der ältesten Europas. Landgraf Wilhelm IV. ließ hier 1571 nicht nur zur höfischen Jagd, sondern auch aus naturkundlichen Interessen Gemsen, Elche und Rentiere in den riesigen Mauerring des Schlosses bringen. Und auch heute noch grasen unter mächtigen, 350 Jahre alten Eichen Ure, Wisente, Urwildpferde und seltene Hirsche – insgesamt rund 650 Tiere aus fast 80 verschiedenen Arten. Kaum ein anderer Tierpark bietet den Tieren einen solch artgerechten Lebensraum, so heißt es in einem Faltblatt des Tierparks, der mit 530 Morgen Weideland und Teichen flächenmäßig größer als jeder andere europäische Zoo ist. Heute ist der Tierpark Sababurg nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel für Groß und Klein, sondern dient auch der Arterhaltung und Rückzüchtung von vom Aussterben bedrohten Tierarten wie Wisente, Exmoor- oder Przewalski-Pferden. Geöffnet ist das ganze Jahr über, und den Besuchern werden verschiedene Führungen sowie Flugvorführungen etwa in der Greifvogelanlage geboten.
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Kloster Bursfelde
Zurück auf der östlichen Seite der Weser liegt wenige Kilometer flussabwärts von Hemeln der kleine Ort Bursfelde an der Mündung der Nieme in die Weser. Schon von weitem fallen die beiden Türme des Klosters Bursfelde ins Auge. 1093 wurde es von den Grafen von Northeim als Benediktinische Abtei gegründet und mit Mönchen vom Kloster Corvey besetzt. 1144 erhielt das Kloster das Recht der Münzprägung. Im frühen 15. Jahrhundert stand Bursfelde vor dem Niedergang: die Mönche sollen sich Konkubinen gehalten und die Klostergüter unter sich aufgeteilt haben. Um 1430, so heißt es, habe das Kloster nur noch aus einem Mönch und einer Kuh bestanden. Später in der wechselvollen Geschichte erneuerten Abt Johannes Dederoth und sein Nachfolger Abt Hagen das Klosterleben. Eine klösterliche Reformbewegung begann, in deren Zentrum im 15. Jahrhundert das Kloster Bursfelde stand.
Hier entstand die »Bursfelder Kongregation« mit mehr als 100 Klöstern im mitteleuropäischen Bereich. Und leitende Gedanken dieser einflussreichen Bursfelder Reform waren später auch für die Reformation von Bedeutung. Herzogin Elisabeth von Calenberg-Göttingen führte 1542 eine reformatorische Klostervisitation durch, doch erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 wurde das Kloster Bursfelde endgültig evangelisch. Die letzte Mönchsgemeinschaft lebte bis 1672 in Bursfelde, 1803 wurde das Kloster säkularisiert. Einen Abt gibt es noch heute: Seit 1828 wird der Titel »Abt von Bursfelde« traditionell einem Professor der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Göttingen verliehen.

Vom Kloster Bursfelde ist die 900 Jahre alte romanische Klosterkirche trotz einiger Umbauten weitgehend erhalten geblieben. Der Kirchenbau mit seinen zwei Türmen besteht aus einem dreischiffigen Langhaus und einen dreischiffigen Chor, geteilt durch 1903 eingebaute Trennwände. Im Innern trennen Mauern mit von Pfeilern und Säulen getragene Arkaden die Seitenräume vom Mittelraum. Besonders sehenswert sind die mehrfach restaurierten mittelalterlichen Fresken. Neben dem Kirchengebäude hat nur der Westflügel des Klosters die Zeit bis heute überdauert. In diesem 1722 zum Gutshaus umgebauten Trakt ist heute Sitz eines evangelischen Einkehr- und Tagungshauses des Kirchenkreises Münden. Eigentümer des Klosters ist die Klosterkammer Hannover. Eine kleine Glocke, die einst im Königsberger Dom hing, erklingt übrigens auch heute noch zum Gottesdienst. Die Kirche ist täglich von 8 bis 18.30 Uhr geöffnet.

Kloster Lippoldsberg
Im Hochmittelalter reihten sich an der Oberweser gleich mehrere Klöster wie Perlen an einer Kette entlang der Weser. Das südlichste, kurz hinter Hann. Münden auf der linken Flussseite gelegen, war das Reichskloster Hilwartshausen. Von dem um 960 n. Chr. von Augustinerinnen gegründeten und im Dreißigjährigen Krieges zerstörten Kloster sind nur noch spärliche Reste wie etwa ein gotischer Treppengiebel zu sehen. Nur wenige Kilometer nördlich, rechts der Weser, folgt das Kloster Bursfelde (siehe oben). Folgt man dem Flusslauf von hier weiter nach Norden, gelangt man an der Mündung der Schwülme zum Ort Lippoldsberg.
Vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde hier auf einem natürlichen Schotterhügel die noch heute den Ort dominierende Klosterkirche errichtet. Es handelt sich um eine dreischiffige Gewölbebasilika, die eine für eine Dorfkirche unerwartete Größe aufweist und an den kurz zuvor fertiggestellten Mainzer Dom erinnert. Die Gründung des Klosters Lippoldsberg geht auf den Mainzer Erzbischof Liupold zurück, der Oberhaupt des größten zusammenhängenden Bistums – von der Pfalz, dem Rhein-Main-Gebiet über Hessen bis ins südliche Niedersachsen und nach Thüringen – war. Geblieben vom ehemaligen Benediktinerinnenkloster geblieben ist fast nur noch die Klosterkirche, die als älteste vollständig auf Einwölbung angelegte Großkirche Norddeutschlands gilt. Ein weiteres Kloster befand sich ein weiteres Stück weiter flussabwärts: das Benediktinerkloster Helmharshausen nahe Bad Karlshafen, das für seine Buchkunst bekannt war.

Blick auf das geplante Bad Karlshafen (Foto: Kur- und Tourist-Info Bad Karlshafen)
Bad Karlshafen
Bei Lippoldsberg macht die Weser einen weiten Bogen in einem weiten Talkessel, um sich dann auf Höhe von Wahmbeck und Gewissenruh wieder zwischen dicht an den Flusslauf heranragenden Höhenzügen hindurchzuwinden. Wer sich die Schleife ersparen möchte, kann entweder bei Gieselwerder mit der Fähre ans andere Ufer übersetzen, oder aber die Brücke bei Lippoldsberg nutzen. Folgt man nun dem landschaftlich reizvollen Abschnitt der Bundesstraße 80 nach Norden, kommt nach Bad Karlshafen an der Diemelmündung. Als nördlichste Stadt Hessens grenzt sie zugleich an Nordrhein-Westfalen und an Niedersachsen und ist umgeben von den Waldgebieten Reibhardswald ubd Solling.

Ihren Namen erhielt das einstige »Sieburg« 1717 von ihrem Gründer Landgraf Carl zu Hessen. Der versuchte, nachdem sein Land im Dreißigjährigen Krieg verwüstet war, durch den Bau einer Hafenstadt an der Weser und eines Kanals von der Weser bis zum Rhein, seinem Land zu neuer wirtschaftlicher Blüte zu verhelfen. 1699 wurde der Grundstein für die repräsentative Barockstadt gelegt, deren erste Siedler Hugenotten waren – Glaubensflüchtlinge aus Frankreich. Die Pläne wurden zwar nicht gänzlich vollendet, wie man an dem Stadtmodell im Rathaus sehen kann, doch bis heute ist Bad Karlshafen ein nahezu unverändert erhalten gebliebenes Kleinod bürgerlichen Barocks. Die weißen Häuser-Karrees gruppieren sich beiderseits des Hafenbeckens. Der Kanal, mit dem Carl die Zollzahlungen für den Warentrasport von Kassel aus im niedersächsischen Hann. Münden – die Drei-Flüsse-Stadt hatte das so genannte Stapelrecht – umgehen wollte, wurde nur auf einer Länge von 15 Kilometern fertig. Die weiteren Arbeiten daran wurden mit dem Tod des Landgrafen eingestellt.
Die Hoffnungen auf eine wirschaftliche Blüte der neugegründeten Hafenstadt zerschlugen sich weitgehend mit dem Misserfolg des »im Sande verlaufenen« Kanalbaus. Doch 1730 entdeckte der hugenottische Arzt und Apotheker Jacques Galland eine Solequelle, die zunächst zur Salzgewinnung genutzt wurde. Die Saline fiel später jedoch dem Deutschen Zollverein zum Opfer. Ab 1838 wurde die Solequelle für Badezwecke genutzt, und der Grundstein für die Zukunft der »Stadt der heißen Quellen« als Kurort war gelegt. Seit 1977 ist trägt die Stadt den Zusatz Bad und verspricht Heilkraft durch die Sole unter anderem bei Asthma, Rheuma oder Bronchitis.
Stadtbummel in der Barockstadt
Bad Karlshafens barockes Ambiente mit seiner klaren architektonischen Struktur lässt sich am besten bei einem Blick vom Hugenottenturm 205 Meter oberhalb des Weserknicks und unweit des »Dreiländerecks« betrachten. Empfohlen sei auch ein Stadtbummel in der Stadt. Ausgangspunkt ist das stattliche Rathaus am Hafenbecken. In der dort im Erdgeschoss untergebrachten Tourist-Information gibt es ein Faltblatt, das zu den Sehenswürdigkeiten führt. Das Rathaus diente einst als Pack- und Lagerhaus. Die Buchstaben »CLZH« an der Front erinnern an den Stadtgründer Carl Landgraf zu Hessen. Direkt gegenüber des Rathauses, auf der anderen Seite des Hafenbeckens, befindet sich das Deutsche Hugenotten-Museum. In den Räumlichkeiten einer ehemaligen Tabakwarenfabrik wird die Geschichte der protestantischen Glaubensflüchtlinge aus Frankreich sowie die Historie der Hugenottenstadt Bad Karlshafen auf zwei Etagen umfassend dargestellt. Das Gebäude selbst gilt als bedeutendes Beispiel früherer Industriearchitektur.
Dort wo das Hafenbecken in den Kanal übergeht, steht an der Ecke das ehemalige Zollhaus mit dem Wappen seines Erbauers, Landgraf Friedrich zu Hessen. Ein Stück weiter an Kanal entlang fällt das Invalidenhaus ins Auge. Der imposante Bau wurde als Altersruhesitz für Offiziere und Mannschaften des hessischen Heeres errichtet. Unweit des Invalidenhauses erinnert die Antriebsachse einer Dampflok an die älteste Bahnlinie Hessens, die Friedrich-Wilhelm-Nordbahn. Wer sich nun wieder in Richtung Weser hält, findet auf der Weserstraße das älteste Haus der Stadt. In dem 1699 erbauten Gebäude befindet sich heute der Gasthof »Landgraf Carl«. Wieder auf Höhe des Hafenbeckens geht es an der Kaimauer und der Schleusenanlage vorbei hinunter zur Weser. Am dortigen Pegelhäuschen lassen sich die verschiedenen Hochwasserstände ablesen. Rechter Hand beginnt die lange Kurpromenade an der Weser entlang. Folgt man ihr, gelangt man zum modernen Kurzentrum mit dem Gradierwerk.
Kloster Helmarshausen
Durchaus einen kleinen Abstecher wert ist der wenige Kilometer Diemel-aufwärts gelegene Ortsteil Helmarshausen. 944 wurde die Klosterburgstadt erstmals erwähnt. Der alte Ortskern wurde saniert und verfügt über eine historische Steinstraße sowie gut erhaltene Fachwerkhäuser. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts wurde in Helmarshausen eine Reichsabtei gegründet, deren Mal- und Schreibschule internationalen Rang erreichte. Hier
entstand das von Mönch Herimann und seinen Gehilfen hergestellte Evangeliar Heinrichs des Löwen (Foto der Faksimile-Ausgabe des Evangeliars: Kur- und Tourist-Info Bad Karlshafen). Es gilt als bekannteste und teuerste, denn 1983 erzielte es einen Erlös von 32,5 Millionen Mark. Eine Faksimile-Ausgabe befindet sich im Heimatmuseum Helmarshausen.

Krukenburg
Auf dem Krukenberg oberhalb des Ortes liegt die Ruine der Krukenburg, die einst dem Schutz des Benediktinerklosters diente. Sie kann besichtigt werden. Streift man durch die Anlage, lassen sich schöne Blicke ins Umland genießen. Die mächtigen Mauern und der Bergfried, umgeben von viel Grün, geben prima Fotomotive her. Wer mag, kann auf den Turm steigen und von einem kleinen Balkon aus auf die verfallenen Reste der 1126 geweihten Johanniskapelle blicken. Mit dem Bau des »Paderborner Hauses«, einem Wohnturm mit ungewöhnlichem Halbkreis-Abschluss wurde 1401 begonnen. Etwa ab 1465 wurde die Krukenburg während eines Besitzstreits um Abtei, Burg und Stadt durch die Erzbistümer Köln und Mainz, dem Bistum Paderborn und dem hessischen Landgrafen schwer zerstört. Sie verfiel ab etwa 1600 fast völlig.
 
Fürstenberg
Zurück an der Weser liegt etwa 15 Kilometer flussabwärts die Gemeinde Fürstenberg. Hoch über das rechten Ufer ragt ein Felsmassiv auf, von dem sich einer der schönsten Ausblicke auf das Wesertal bietet. Hier liegt das Wahrzeichen des etwa 1300 Einwohner zählenden Erholungsortes an den westlichen Ausläufern des Sollings, das Schloss. Es wurde auf den Fundamenten einer alten Burg auf dem »Vorstenberg« errichtet. Burg und Schloss lassen sich aufgrund nur spärlich überlieferter Quellen nur schwer datieren. Es wird vermutet, dass es die einstige Burg bereits kurz vor 1350 gab. Der »Vorstenberch« hatte bewegte Geschichte und die verschiedensten Herren hatten hier das Sagen. Im Schmalkaldischen Krieg wurde Fürstenberg 1545 unter Wolrad von Mansfeld und Otto von Malsburg von den Hessen genommen und weitgehend zerstört, heißt es auf der Homepage der Gemeinde. Etwa um 1590 ließ sich auf dem Felsen Herzog Heinrich Julius von Braunschweig ein Jagdschloss errichten, lagen doch die weiten Wälder des Sollig quasi direkt vor der Haustür und boten sich zum adligen Zeitvertreib an.
Das Jagdschloss Heinrichs erhielt eine Fassade im Stil der Weserrenaissance und ein Torhaus mit hohem, reich geschmücktem Giebel, Volunten und Pyramiden. Es heißt zudem, dass in dem reizvollen Treppenhaus vor Jahrhunderten die Schlossherren und -verwalter zu Pferde in die oberen Stockwerke geritten sein sollen.
Weißes Gold der Weser
Herzog Carl I. von Braunschweig gründete 1747 in Fürstenberg eine Porzellanmanufaktur, die seither das »Weiße Gold der Weser« produziert und damit nach Meissen heute die zweitälteste Deutschlands ist. Mehr als zwei Jahrhunderte diente das Fürstenberger Schloss als Produktionsstätte für kostbares Porzellan mit dem Markenzeichen, einem blauen »F«. 1972 wurde die Produktion in einen Neubau ausgelagert. Seither wird das Schloss ausschließlich als Museum genutzt. Das Porzellanmuseum Fürstenberg beherbergt eine kostbare Sammlung aus drei Jahrhunderten Porzellanmanufaktur, darunter Tafelservice mit vielfältigen Formen und einzigartigen Dekoren aus verschiedenen Stilepochen sowie dekorative, wertvolle Kunstwerke (Foto: Christina Hinzmann/Göttinger Tageblatt) wie die »Kaffeehausgesellschaft« von 1770 mit mehr als 100 Einzelteilen. Das Museum gibt Besuchern auch Einblicke in die Herstellung des »Weißen Goldes« und der handwerklichen Kunst des Porzellanmalens. Das Museum ist von April bis Oktober täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr sowie von November bis März samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Höxter
Nur wenige Kilometer vom niedersächsischen Fürstenberg weserabwärts liegt die nordhrein-westfälische Stadt Höxter. Auch wenn in den vergangenen Jahren viel für die Sanierung alter Fachwerksubstanz in der Altstadt getan wurde und einige der schönsten Gebäude aufwändig hergerichtet wurden, so kann Höxter doch nicht mit so nahezu lückenlos geschlossenen Fachwerkstädten wie Hann. Münden am Weserursprung, dem rund 40 Kilometer weiter östlich im Leinetal gelegenen Einbeck, dem hessischen Marburg oder den Harz-Städten Wernigerode und Quedlinburg mithalten. Zu viele Nachkriegsbauten verschandeln den Stadtkern – oder positiver ausgedrückt: bilden zusammen mit der Altsubstanz eine interessante Symbiose.
Sehenswert sind etwa die alte Dechanei, ein Adelshof von 1561, das Tilly-Haus und das Adam- und Eva-Haus. Das historische Rathaus der einstigen Hansestadt stammt aus den Jahren 1608 bis 1618. Im 1783/84 an der Traufseite angebauten Treppenturm befindet sich ein Glockenspiel aus 13 Bronzeglocken, das fünfmal täglich Lieder des Dichters Heinrich Hoffmann von Fallersleben abspielt. Ältestes Gebäude der Stadt ist die Kiliani-Kirche, deren Kern aus dem 12. Jahrhundert stammt. Die zwei Türme des Gotteshauses romanischen Ursprungs sind unterschiedlich hoch.

Schloss Corvey
Eines der imposantesten Bauwerke des Weserberglandes ist das Schloss Corvey, das 822 als Kloster im Auftrag von Ludwig dem Frommen – dem Sohn des im Dom zu Aachen beigesetzten Kaisers Karl des Großen– gegründet wurde. Die Benediktiner-Abtei wurde mit weiten Ländereien und Privilegien wie dem Markt- und Münzrecht (833) ausgestattet und war über mehr als 100 Jahre als einziges Kloster im norddeutschen Raum eine bedeutende Rolle spielte. Deutsche Kaiser und Könige hielten bis 1150 insgesamt 20 Mal ihre Hoftage in Corvey ab. Das Kloster wurde mit verschiedenen wertvollen Reliquien ausgestattet und verfügte über eine der berühmtesten Klosterbibliotheken. Die meisten dieser Schätze sind im 30-Jährigen Krieg verloren gegangen oder geraubt worden. Und auch die Gebäude selbst nahmen bei Überfällen und Brandschatzungen großen Schaden.
Nach der weitgehenden Zerstörung der Anlage – mit Ausnahme des karolingischen Westwerkes – wurde das Kloster um 1699 im prachtvollen Barockstil wieder aufgebaut und 1714 vollendet. Das Eingangsportal zieren Skulpturen von Kaiser Karl dem Großen und Kaiser Ludwig dem Frommen. Die Blütezeit des Klosters war indes vorbei. 1803 wird die Abtei säkularisiert und in eine Staatsdomäne umgewandelt. Seither spricht man vom Schloss Corvey.

Heute ist das Schloss Corvey ein Kultur- und Veranstaltungszentrum und beherbergt neben einem Regionalmuseum eine Ausstellung zur Stadtgeschichte Höxters. Im Rahmen eines Rundgangs gelangt der Besucher auch in die zwischen 1825 und 1833 von Landgraf Victor Amadäus von Hessen-Rothenburg eingerichtete Hofbibliothek von Rothenburg an der Fulda. In den ehemaligen Wohn- und Repräsentationsräumen der Äbte stehen etwa 200 Bücherschränke aus wertvollen Edelhölzern mit insgesamt rund 80.000 Büchern und Schriften.
Einer der berühmtesten Bibliothekare in Corvey war im vorigen Jahrhundert (1798 bis 1847) Heinrich Hoffmann von Fallersleben, dem die Deutschen den Text ihrer National-Hymne verdanken. Er starb 1847 in Corvey. Sein Grab ist auf dem Friedhof hinter der Klosterkirche zu sehen. Ein Rundgang durch die für Besucher freigegebenen Teile der Schlossanlage führt unter anderem auch in die Abteikirche aus der Gründerzeit des Klosters, in die Klosterkirche mit dem mächtigen romanischen Westwerk, durch den Äbtegang mit Porträts aller ehemaligen Äbte und in den Kaisersaal mit den Bildern von 20 deutschen Kaisern. Geöffnet ist Schloss Corvey von April bis Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr.

Informationen:
Nähere Informationen über die vorgestellten Ausflugsziele gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:
Sababurg (Infos zum Dornröschenschloss im Reinhardswald)
Tierpark-Sababurg (Infos zum Tierpark Sababurg)
Klosterkirche Bursfelde (Infos zum Kloster Bursfelde)
Gemeinde Fürstenberg (Infos über die Gemeinde Fürstenberg)
Fürstenberg Porzellanmanufaktur (Infos über Porzellan-Museum und -Manufaktur Fürstenberg)
Höxter (Homepage der Stadt Höxter)
Schloss Corvey(Homepage des Kulturkreises Höxter-Corvey)
Weitere Links über das Weserbergland befinden sich in der Deutschland-Linkliste der Globetrotter-Seiten.
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