zum Australien-Inhaltsverzeichnis |
zurück zum Südaustralien-Inhaltsverzeichnis |
zurück zur Globetrotter-Startseite |
Es ist schon sehr einsam und vor allem sehr staubig in Lyndhurst. In dem Ort, der nicht mehr als aus ein paar Häusern, Pub, Store und Tankstelle besteht, endet die asphaltierte Straße, die von Hawker westlich des Flinders Ranges Nationalparks vorbei via Leigh Creek hierher führt. Der Strzelecki Track zweigt hier nach Nordosten ab und führt durch die gleichnamige Wüste hinauf nach Queensland. Geradeaus geht es tief hinein in das südaustralische Outback – entlang der alten Ghan-Eisenbahn-Route. Und so öde und verlassen die Gegend auf den ersten Blick wirkt, ist sie doch sehenswert und bietet neben Outback-Landschaft pur auch einige interessante Stopps.
Lyndhurst war, wie auch einige andere Orte auf dem Weg nach Norden, Haltepunkt an der ehemaligen Ghan Route auf der Vieh und Waren durch das weite Land trasportiert wurden. Den Zug gibt es hier schon lange nicht mehr. In Lyndhurst leben heute gerade mal etwa 30 Einwohner. Selten kommen hier einmal mehr als 50 Personen zusammen – es sei denn, es ist gerade totale Sonnenfinsternis. So geschehen am 4. Dezember 2002 – schätzungsweise 20.000 Menschen bescherten dem Ort anlässlich des Outback Eclipse Festival Besucherrekord. Schotter und SalzbüscheDen Wagen aufgetankt und die Trinkwasservorräte aufgefüllt geht es nun in Richtung Maree. Man kann schon von viel Verkehr sprechen, wenn einem auf der 80 Kilometer langen Tour mehr als zwei Fahrzeuge begegnen. Meist hat man die breite Schotterpiste für sich alleine, allenfalls eine Emufamilie oder eine dürre Kuh glotzen neugierig herüber. Vielleicht kreuzt auch gerade eine Echse den Track, während man gerade gedankenversunken die Staubfahne im Rückspiegel betrachtet. Die Landschaft ist karg, Schotter, Steine und Salzbüsche dominieren. Nur vereinzelte Sträucher bieten dem Vieh spärliche Nahrung. Dort, wo sich Regenwasser in den ausgetrockneten Flussbetten, den Creeks, etwas gehalten hat, ist sogar Grün zu sehen.
Geisterstadt im roten SandEtwa 25 Kilometer nach Lyndhurst zweigt links eine Piste (Allrad erforderlich) nach Farina ab. Der Ort wurde im März 1878 gegründet und erlebte als Viehverladestation an der alten Ghan-Trasse und als Treffpunkt der Afghanischen Kameltreiber, die mehr als 70 Jahre lang für ein zuverlässiges inneraustralisches Transportsystem sorgten, seine Blütezeit. Es gab zwei Brauereien, zwei Hotels, eine Kirche, ein Hospital, eine Schule und verschiedene Shops für die rund 400 Einwohner. Mit Verlegung der Ghan-Eisenbahn-Strecke nach Westen war das Schicksal Farinas besiegelt: Der Ort wurde zur Geisterstadt. Geblieben sind die Ruinen der Gebäude, die hölzernen Straßenschilder und allerlei Schrott. Die Metallnabe der hölzernen Achse rostet vor sich hin, vor dem ehemaligen Exchange-Hotel wächst dürres braunes Spinnifexgras durch ein altes Bettgestell und vor der einstigen Bäckerei glitzern Glasscherben in der Sonne. Der feine rote Sand deckt nach und nach die Hinterlassenschaften der einstigen Bewohner von Farina zu. Die Geisterstadt Farina gehört heute zur Witchelina Station von Anne und Kevin Dawes, einer der riesigen Rinderfarmen Zentralaustraliens, die flächenmäßig locker mit den Dimensionen größerer deutscher Bundesländer mithalten können.
WüstensiedlungWeitere 50 Kilometer auf fast schnurgerader Piste liegt Marree. Der auf nur 49 Metern über Meereshöhe gelegene Ort ist Ausgangspunkt für den Oodnadatta Track nach Marla (615 Kilometer) und den Birdsville Track nach Birdsville in Queensland (514 Kilometer). Der Standort am Rande der großen zentralaustralischen Wüste macht Marree zu einer isolierten und einsamen Wüstensiedlung – durchschnittlich fallen hier im Jahr nur 155 Millimeter Regen.
|
In Marree pulsiert nicht gerade das Leben. Dafür ist es gerade in den Sommermonaten viel zu heiß – das Thermometer klettert schon mal auf bis zu 50 Grad. Selbst kurze Wege werden von den Einwohnern im Fahrzeug zurückgelegt. Auch in Maree sind etliche Überreste der Bahn zu sehen. Beliebtestes Fotomotiv ist die am Ortsrand abgestellte große Lok mit der endlosen Weite des Nichts im Hintergrund. »For Sale« steht in weißer Farbe an der Frontseite des langsam vor sich hinrostenden Haufens Schrott. Von den alten Gleisen ist nichts mehr zu sehen, aber es gibt in Marree noch einen Bahnübergang. Dass indes ein Zug kommt, ist unwahrscheinlich – die letzte Eisenbahn fuhr 1980. Auch das einstige Bahnhofsgebäude steht noch, wird aber offenbar nicht genutzt. Davor steht ein alter Truck der Royal Mail – platt und ausgeschlachtet. Schaut man sich ein bisschen um, wird man viele solcher technischen Relikte entdecken – anderswo auf der Welt als Schrott entsorgt stellen sie in Marree die Hauptsehenswürdigkeiten des Ortes dar. Na ja, die Reste der ehemaligen Moschee sollen an dieser Stelle nicht unterschlagen werden. Die afghanischen Kameltreiber trafen sich hier einst zum Gebet.
See der SuperlativeRund 90 Kilometer nördlich von Marree bzw. 60 Kilometer westlich von William Creek erstreckt sich die trockenste Region des australischen Kontinents, der Lake Eyre. Temperaturen von bis zu 60 Grad wurden hier schon gemessen, und im Jahr fällt weniger als 125 mm Regen. Der Lake Eyre, der sich aus dem Lake Eyre Nord und dem Lake Eyre Süd bildet, hat eine Gesamtfläche von rund 1,3 Millionen Quadratkilometern, was etwa einem Sechstel des Kontinents entspricht. Nur wenige Male in einem Jahrhundert füllt sich der See mit Wasser, dessen tiefste Stelle etwa 15 Meter unter Meeresspiegel liegt. Zuletzt 1945, 1974 und 1990 hatte der Lake Eyre Wasser und bot einer Vielzahl an Tieren ein seltenes Refugium.Der Lake Eyre hat noch mehr Superlative zu bieten. So gilt er als größte Salzpfanne der Welt. Experten vermuten, dass hier Salzdepots von zirka 500 Millionen Tonnen lagern. Schließlich hat Sir Donald Campbell 1964 auf dem See mit dem Propellerschnellboot »Bluebird« den Geschwindigkeitsrekord an Land mit 645 Stundenkilometern aufgestellt. Kartografiert wurde der See 1860 von G.W. Goyder, der ihm den Namen seines Entdeckers Edward John Eyre benannte. Dieser hatte 20 Jahre zuvor den Lake Eyre Süd erreicht.
Kurioser PubAuf halbem Weg zwischen Marree und Oodnadatta liegt William Creek. Elf Einwohner leben hier, berichtet der Wirt des Pubs im »Zentrum« der Siedlung. Damit korrigiert er die Angaben auf dem Ortsplan vor der Tür, auf dem von neun Einwohnern die Rede ist. Macht ein Tourbus in Australiens kleinster Stadt über Nacht Station – es gibt das William Creek Hotel und einen Campground –, dann kann es an der Theke des kuriosen Pub eng werden. Denn hier muss man einfach einkehren, wenn man auf dem Oodnadatta Track unterwegs ist. Das Innere der urigen Lokalität ist über und über mit Visitenkarten, Studenten- und anderen Ausweisen, Schlappen und Schlüpfern, Käppis, Shirts und allerlei anderen Dingen – sogar ein XXXL-BH baumelt vom Deckenbalken – dekoriert, mit denen sich die Reisenden hier verewigen. Inzwischen hat man es schon schwer, ein freies Plätzchen zu finden...Der Pub in William Creek ist zugleich Post, Laden, Tourbüro, Werkstatt, Tankstelle und Nachrichtenbörse für die Bewohner der Umgebung. William Creek liegt übrigens etwa im Zentrum der Anna Creek Station. Die Rinderfarm ist mit rund 23.000 Quadratkilometern (das ist in etwa die Fläche Israels) eine der größten der Welt. Ach ja, William Creek verfügt außerdem über das erste solarbetriebene Telefon der Welt und auch die Lichter der Landepiste werden mit Solarenergie betrieben, was dem Royal Flying Doctor Service im Notfall eine 24-Stunden-Erreichbarkeit ermöglicht. Von William Creek aus kann man entweder weiter in Richtung Oodnadatta fahren oder auf der William Creek Road durch das riesige Woomera-Gebiet in die Opalstadt Coober Pedy und zum Stuart Highway. Informationen:Nähere Informationen gibt es im Internet zum Beispiel unter folgenden Adressen:Homepage von South Australia Tourism Walkabout Homepage von Coober Pedy (Infos zur Region) zur Globetrotter-Seiten-Linkliste Australien |
nach oben |
zum Australien-Inhaltsverzeichnis |
zurück zum Südaustralien-Inhaltsverzeichnis |
zurück zur Globetrotter-Startseite |